Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775193
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Waffe. »Du sollst ihn aufheben!«, schrie der Schießer.

      Der alte Mann spürte, dass ihm plötzlich der Schweiß vom Nacken hinunter über den Rücken rann. Seine Beine zitterten, er glaubte, er müsse schwanken.

      Wie in Trance bückte er sich und hob den schweren Revolver auf.

      »Sieh nach, ob die anderen Trommelkammern noch gefüllt sind!«

      Chesterton hob den Colt und ließ die Trommel mechanisch rotieren, man sah, dass er es noch nicht oft getan hatte.

      »Lass den Arm sinken, so, dass der Lauf auf die Erde zeigt!«, gebot der Texaner.

      Mechanisch führte der greise Mann auch diesen Befehl aus.

      Ein scharfer Beobachter konnte unschwer aus der Art, in der der Revolvermann diese Befehle gab, heraushören, dass Flanagan diese Dinge gewohnt war. Sicher hatte es vor Jim Chesterton schon andere Männer gegeben, die das Gleiche hatten durchmachen müssen, die auch keinen Colt an der Hüfte trugen. Und die auch nicht sonderlich geschickt im Umgang mit Schusswaffen waren.

      Aber jetzt war es der neunundfünfzigjährige Sägemüller Jim Chesterton, der an der Reihe war. Völlig verstört, fassungslos, immer noch nicht begreifend, was ihm widerfuhr, hob er den Kopf und sah den Revolvermann an. Seine Augen schienen aus den Höhlen treten zu wollen, sein Mund stand offen. Sein ganzer Körper war schweißnass.

      »Du bist im Vorteil!«, rief der Texaner. »Du brauchst den Colt nur zu heben. Ich muss ihn erst ziehen.«

      Mary, schoss es durch den Kopf des Sägemüllers. Mary –! Sie sitzt drüben im Haus hinter der Werkstatt und weiß von nichts. Sie ahnt nicht, was hier geschieht. Sie sitzt vielleicht in der Küche über dem Salat für das Mittagessen, während ich hier in den Staub falle, mit einem glühenden Stück Blei in der Brust.

      »Mister …«

      »Flanagan!«, sagte der Schießer rau. »Was gibt’s noch?«

      »Mister Flanagan!«, stotterte Chesterton. »Ich verstehe das alles nicht! Was soll das bedeuten? Es ist doch nicht Ihr Ernst …«

      »Es ist tödlicher Ernst, Chesterton!«

      »Wie sprechen Sie mit mir? Ich habe Ihnen niemals etwas getan, das Sie berechtigt, mich so verächtlich zu behandeln. Sie sind also ein Mann, den einer hergeschickt hat. Ich weiß nicht, wer das sein könnte …«

      Chesterton schnappte nach Luft. Bloß jetzt nicht schlappmachen! Er fühlte, wie sein Herz wild in der Brust hämmerte und wie es in seinem Schädel dröhnte, als er die kalten Augen des Schießers vor sich sah. Nur bei klarem Kopf bleiben! Nur das konnte ihn vor diesem berufsmäßigen Mörder retten. Hier gab es keinen Mann, der ihm sonst hätte beistehen können.

      Jack, ja – einen Augenblick dachte der alte Mann an seinen Sohn, der vor vier Jahren im Kampf gegen die Texaner gefallen war. Im großen Kriege. Ach, Jack war ein großer und starker Mann gewesen, und er hätte bestimmt nicht gezögert, den Vater gegen diesen vertierten Menschen da zu verteidigen.

      »Ich rufe: Zieh! Dann nimmst du den Colt hoch und schießt, Chesterton!«, befahl der Texaner.

      Der Sägemüller machte einen hilflosen Schritt nach vorn. Seine letzte Minute hatte begonnen, er fühlte es. Er wusste plötzlich genau, dass sein Leben zu Ende war. Jäh und deutlich stand es vor seinem Bewusstsein.

      Tausend verrückte Gedanken durchgeisterten sein Hirn. Es musste doch jetzt dunkel werden, stockfinster, damit er mich nicht mehr sieht! Ein Blitz muss aus heiterem Morgenhimmel niederfahren und diesen furchtbaren Spuk wegfegen.

      Der Sheriff müsste kommen, und … Der Sheriff!

      Letzter Rettungsgedanke eines gequälten Hirns.

      Chesterton wandte sich zur Seite, blickte da hin, wo neben dem Tor zur großen Werkstatt mit bleichen bangen Gesichtern seine Arbeiter standen.

      »Holt den Sheriff! Schnell, holt doch den Sheriff!«

      Die Männer rührten sich nicht. Sie waren keine Helden und keine Selbstmörder. Alle hatten sie Kinder daheim.

      Natürlich, es gab keinen unter ihnen, der dem Boss das Unglück gewünscht hätte. Im Gegenteil, es gab auch keinen unter ihnen, der Jim Chesterton nicht zu Dank verpflichtet war. Er war ein außergewöhnlicher Mann, der Boss, und hatte mit offener Hand geholfen, wo er helfen konnte. Daran gab es nichts zu rütteln.

      Aber weshalb war der Revolvermann aus Texas gekommen?

      Wer hatte ihn geschickt?

      Da musste es doch irgendwo einen Menschen geben, der dem Boss nicht wohl wollte, der ihn hasste, seinen Tod wünschte und sogar so sehnlich herbeiwünschte, dass er den berüchtigten Schießer Flanagan aus Texas herbestellt hatte!

      Sollte es im Leben des angesehenen Jim Chesterton also auch einen dunklen Punkt geben?

      Es musste so sein!

      Aus reiner Schießwut war der Texaner nicht hergekommen, um Chesterton zu fordern. Denn dass der weißhaarige Sägerei-Besitzer kein Revolverschütze war, das wusste jeder.

      Aber jetzt, in dieser bitteren Stunde, hatten sie alle vergessen, dass er ihr Wohltäter war, der unglückliche Mann, der da mit wachsbleichem Gesicht stand und nach dem Sheriff rief.

      Ein Mensch bat in höchster Not um Hilfe.

      Die Männer mühten sich an ihm vorbeizusehen, auf die Erde, auf den festgestampften braunen Boden des Hofes.

      In dieser letzten Minute war Jim Chesterton der einsamste Mensch der Welt. Er starrte mit glasigen Augen und offenen Lippen zu seinen Leuten hinüber.

      Keinen Ton brachte er mehr durch die würgend zugeschnürte Kehle.

      Sie hatten ihn verlassen.

      Es war Hal Flanagans raue Stimme, die den Unglücklichen aus seinem betäubungsähnlichen Zustand in die grausame Wirklichkeit riss.

      »Chesterton, sieh hierher! Ich stehe hier!«

      Da wankte der unglückliche Mann mit dem weißen Haar und den schlotternden Beinen einen Schritt zur Seite.

      »Ich …, kann nicht … Ich kann …«

      Niemand verstand seine Worte. Es war nur ein zusammenhangloses heiseres Gegurgel, ein Röcheln fast.

      »Du sollst stehen bleiben, Chesterton! Ich stehe hier. Keine unfairen Bewegungen und Finten. Hier wird ein Duell ausgetragen.«

      Chesterton ließ den Kopf auf die Brust fallen. Er war bleischwer, sein Kopf, eine Zentnerlast schien ihn nach unten zu ziehen. Es rauschte in seinen Ohren, und das Herz hatte sein wildes Hämmern jäh eingestellt.

      »Zieh!«, brüllte der Texaner in diese grausame Sekunde.

      Chesterton rührte sich nicht.

      »Zieh endlich, du Feigling!«, schrie der Schießer.

      Die Männer vor dem Werkstatttor starrten auf den Mann, der bis vor wenigen Minuten noch ihr verehrter Boss gewesen war, der ihr Leben, ihr Glück und ihre Sicherheit bedeutet hatte. Einige unter ihnen, vor allem die Jüngeren, fanden jetzt, dass er sich tatsächlich wie ein Feigling benahm.

      Sie ahnten ja nicht, was in dem unglücklichen Mann vorging, der kaum in seinem Leben eine Schusswaffe in seiner Hand gehabt hatte.

      Niemand ahnte es.

      Nur Sekunden bevor diese fürchterliche Minute abgelaufen war, schob sich ein graubärtiger Hüne aus der Mauer der Männer vor. Er machte nur einen Schritt. Dann warf er den Kopf hoch. Sein Gesicht war aschfahl. »Flanagan!«, sagte er heiser und hohl. »Lassen Sie ihn bitte …«

      Da geschah es.

      Jim Chesterton brach jäh nach vorn in die Knie, fiel mit dem Gesicht hart und schwer in den Staub.

      Er hatte Hal Flanagans Colt noch in der Hand, die hatte sich um die Schusswaffe gekrampft.

      Im Hof herrschte eisiges