Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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warum denn net. Mach’ dir keine Sorgen. Ich wollt’ ohnehin morgen früh aufsteigen. Da spielt’s doch keine Rolle, wenn ich für deine Gäste den Bergführer mach’.«

      »Hochwürden, mir fällt ein Stein vom Herzen«, sagte der Gastwirt mit einem Seufzer.

      »Ich hab’ ihn plumpsen hör’n«, lachte Sebastian Trenker. »Morgen früh komm’ ich rüber, und dann läuft alles, wie’s geplant ist.«

      Er erkundigte sich, woran der Vinger-Loisl erkrankt war.

      »Ja, von diesem Virus hab’ ich schon gehört. Hoffen wir, daß wir davon verschont bleiben. Bis morgen also.«

      Der Geistliche hatte gerade das Gespräch beendet, als Max und Claudia zur Tür herein kamen. Die Journalistin begrüßte den Bruder ihres Liebsten mit einer herzlichen Umarmung.

      »Hm, wie das duftet«, schwärmte der Polizist und rieb sich den Magen. »Jetzt hab’ ich aber auch Hunger!«

      Claudia ging in die Küche und fragte Sophie Tappert, ob sie ihr behilflich sein könne. Die Journalistin hatte bei der Perle des Pfarrhaushalts einen besonderen Stein im Brett, war es ihr doch gelungen, den ›wilden Max‹ zu zähmen. Früher war der Bruder des Bergpfarrers ein rechter Hallodri gewesen, sehr zum Leidwesen Sebastians. Keine Feier, keine Gaudi, an der Max Trenker nicht teilnahm, und die Zahl der Herzen, die der fesche Polizist gebrochen hatte, war unüberschaubar. Das war Sophie auch schon lange ein Dorn im Auge. Als Angestellte des Geistlichen hatte sie den Bruder praktisch mit übernommen. Max war ihren Kochkünsten verfallen, und die Haushälterin sah in ihm immer so etwas, wie einen Sohn.

      Seit er die attraktive Claudia kennen- und liebengelernt hatte, war aus dem ungestümen Max Trenker ein ebenso treuer, wie zuverlässiger Mann geworden.

      »Wenn S’ schon mal den Salat anrichten wollen«, sagte Sophie Tappert, dankbar für das Hilfsangebot.

      Nicht nur weil es Freitag war, gab es im Pfarrhaus Fisch zu essen. Sebastian aß ihn auch an anderen Tagen sehr gerne, und die Pfarrköchin wußte ein paar raffinierte Rezepte und konnte aus einem einfachen Fisch eine Köstlichkeit zaubern, daß den Essern am Tisch schon vorher das Wasser im Mund zusammenlief.

      Am Morgen hatte Ignaz Herrnbacher fangfrische Saiblinge im Angebot gehabt, und Sophie Tappert griff sofort zu. Von den Kräutern aus dem Pfarrgarten stellte sie eine Mischung zusammen, mit der sie die Fische füllte. Zitronensaft kam hinzu, dann wurden die Saiblinge erst einmal beiseite gestellt, damit sich das Aroma entfalten konnte.

      Claudia richtete die verschiedenen Salatzutaten, die natürlich ebenfalls aus dem Garten stammten, auf einer länglichen Glasplatte an.

      »Mit dem Dressing können S’ noch ein bissel warten«, meinte die Haushälterin. »Es gibt ja noch Suppe.«

      Sie füllte eine köstlich duftende Tomatensuppe in die bereitgestellten Teller. Hinzu kamen pro Person zwei Käsenockerl, die Sophie Tappert aus einem Brandteig, mit Parmesankäse, abgestochen, und in Salzwasser hatte garziehen lassen. Schließlich noch ein Klecks geschlagene Sahne, und als Krönung zwei frische Basilikumblätter.

      Während des Essens berichtete Sebastian von der Erkrankung des alten Bergführers.

      »Ich hoff’, daß der Loisl bald wieder auf den Beinen ist«, sagte er. »So einer, wie der, kann doch net einen Tag ruhig im Bett liegen.«

      »Na, da wird die Maria schon ein Aug’ drauf haben«, lachte Max.

      Der Geistliche schmunzelte. Die resolute Maria Vinger würde wohl tatsächlich aufpassen, daß ihr Mann den Anordnungen Dr. Wiesingers folgte.

      Die weitere Unterhaltung drehte sich darum, was Claudia und Max sich für das Wochenende vorgenommen hatten. Durch ihre Arbeit war es der Journalistin nicht immer möglich, so oft nach St. Johann zu kommen, wie sie gerne wollte. Auf der anderen Seite verhinderte Max’ Dienst, daß er sie regelmäßig besuchen konnte. So blieb ihnen meist wirklich nur der Samstag und der Sonntag.

      »Auf jeden Fall geh’n wir morgen abend tanzen«, erklärte Claudia Bachinger. »Das muß sein!«

      Sophie Tappert entschuldigte sich und ging wieder in die Küche. Die Fische wurden in einer Mischung aus wenig Butter und Öl sanft gebraten, kurz bevor sie fertig waren, gab die Haushälterin noch etwas Zitronensaft und eine Handvoll Kapern hinzu. Dann richtete sie die Saiblinge auf einer Platte an. Dazu gab es gekochte Kartoffeln, die mit Dill bestreut wurden. Mit dem bunten Salat aufgetragen, war es ein Augen- und Gaumenschmaus, dem reichlich zugesprochen wurde.

      Nach einem kleinen Dessert, frische Beeren, die mit einem köstlichen Vanilleschaum über-backen worden waren, verabschiedeten Claudia und Max sich. Sebastian zog sich in sein Arbeitszimmer zurück. Aber er setzte sich nicht an den Schreibtisch, sondern in die gemütliche Besucherecke, wo an der Wand ein Regal stand, in dem sich eine ganze Anzahl Bücher befanden. Es waren allesamt Bücher über die Berge, nicht nur der Alpen. Sebastian las immer wieder gerne die abenteuerlichen Berichte von Bergsteigern, wie dem bekannten Südtiroler Reinhold Messner, aber auch die unvergeßlichen Werke seines Namensvetters, Luis Trenker.

      Der Geistliche liebte diese Stunden, in denen er ganz in den berauschenden Bildern und mitreißenden Erzählungen versank, ebenso wie die Touren, die er immer wieder selber unternahm.

      Angesichts des Termins am nächsten Morgen dehnte er heute die Lesestunden allerdings nicht so aus, wie sonst. Nach einem letzten Gebet in der Kirche, legte er sich recht früh schlafen, gespannt darauf, was das für eine Reisegesellschaft war, die ihn im Hotel ›Zum Löwen‹ erwartete.

      *

      Das Abendessen war köstlich gewesen. Sepp Reisinger erkundigte sich persönlich bei seinen Gästen, ob es ihnen geschmeckt hatte.

      Es war noch nicht so lange her, daß er diese Wochenendreisen initiiert hatte und natürlich kam es ihm darauf an, daß die Kundschaft zufrieden war. Wenn die Gäste wieder zu Hause waren und davon schwärmten, wie gut es ihnen gefallen habe, dann war das die beste Reklame, die Sepp sich wünschen konnte.

      Und das auch noch kostenlos!

      Lisa und die beiden Burschen hatten es gerade noch geschafft, den kleinen Eisbecher, den es zum Dessert gab, zu leeren.

      »Hoffentlich geht’s morgen net so weiter«, stöhnte die hübsche Verkäuferin. »Sonst passen mir meine Sachen net mehr, wenn wir am Sonntag wieder zurück fahren.«

      »Keine Sorge«, meinte Sepp Villinger, »das tanzen wir morgen abend wieder ab.«

      Florian Brunner warf ihm einen spöttischen Blick zu.

      »Glaubst’ wirklich, daß das bei dir reicht?«

      In der Tat brachte Sepp etwas mehr Gewicht auf die Waage. Er war nicht unbedingt dick, aber man sah doch, daß er gut und gerne aß.

      Oder lag’s an dem einen oder anderen Bierchen...?

      Sepp gab dem Freund für diese Bemerkung einen gutgemeinten Knuff. Dann klatschte er in die Hände.

      »Was fangen wir denn jetzt mit den angebrochenen Abend an?« fragte er und sah die beiden anderen unternehmungslustig an. »Wie wär’s, wenn wir das Nachtleben von Sankt Johann erkunden?«

      Lisa lachte hell auf.

      »Was willst’ denn da erkunden? Das einzige Lokal, das jetzt noch geöffnet hat, ist das Wirtshaus, das zum Hotel gehört.«

      Sie hatte ausführlich die Prospekte studiert, die auf den Zimmern auslagen, und festgestellt, daß ein Nachtleben in dem Bergdorf so gut wie nicht existierte. Allerdings war das in ihren Augen kein Mangel. Sie ging nicht sehr oft aus, obgleich sie einen großen Bekanntenkreis hatte. Aber wenn sie nach acht Stunden von der Arbeit heimkam, taten ihr die Füße so weh, daß sie überhaupt keine Lust hatte, noch etwas zu unternehmen.

      Schon gar nicht zum Tanz gehen! Das ist bestenfalls ein-, zweimal im Monat.

      »Außerdem habt ihr ja gehört, was der Wirt gesagt hat«, fuhr sie fort. »Morgen geht’s recht früh aus den