Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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wird halt net jünger«, meinte sie und ging an ihm vorbei.

      In der Tür drehte sie sich um.

      »Und Sie?« wollte sie wissen. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«

      Der gute Hirte von St. Johann nickte. In den Augen der Klatschtante blitzte es dennoch auf.

      Hochwürden beim Arzt – das kam doch nur alle Jubeljahre vor! Gewiß sagte er ihr nicht ganz die Wahrheit...?

      Maria wurde plötzlich ganz aufgeregt. Hoffentlich dauerte es nicht zu lang’ beim Doktor. Diese Neuigkeit mußte sie unbedingt sofort ihrer Freundin erzählen.

      Wenn Hochwürden zum Arzt ging, dann war er auch krank!

      Sebastian hatte ihr noch einmal grüßend zugewunken und war weitergegangen. Als er nach einiger Zeit zum Pfarrhaus zurückkam, hatte er die Begegnung mit Maria Erbling längst vergessen.

      *

      Zwanzig gut gelaunte Wochenendurlauber saßen in dem Reisebus, der von Regensburg auf dem Weg nach St. Johann unterwegs war. Eine gemischte Gesellschaft, die sich vor der Abfahrt nicht gekannt, aber ein gemeinsames Ziel hatte – ein paar unbeschwerte Tage in den Bergen zu verbringen.

      Initiator dieser Kurzreisen war Sepp Reisinger, der Wirt und Chef vom Hotel ›Zum Löwen‹. Um auch in den weniger starken Monaten, wenn das Tourismusgeschäft langsam schwächer wurde, seine Zimmer nicht leerstehen zu haben, war Sepp auf die Idee gekommen, ein besonderes Wochenendarrangement anzubieten. In Zusammenarbeit mit einem Reisebüro offerierte der drei Übernachtungen mit Vollpension und einem Unterhaltungsprogramm zu einem geradezu sensationellen Preis. Neben einer Bergwanderung gehörte dazu natürlich auch die Teilnahme am samstäglichen Tanzver-gnügen auf dem Saal des Löwen. Zwischen der Anreise am späten Freitagnachmittag und der Abreise am Sonntagmittag sollten vergnügliche und unvergeßliche Stunden liegen. Gaudi und Musik wurden garantiert.

      In der letzten Sitzreihe saß Lisa Kramer. Die zweiundzwanzigjährige Verkäuferin aus der Domstadt hatte die Reise von ihren Eltern geschenkt bekommen. Sie waren der Meinung gewesen, die Tochter müsse endlich einmal ausspannen, auch wenn es nur für ein Wochenende sein würde. Neben ihr, auf der rechten Seite, saßen zwei junge Burschen, die sich ihr gleich zu Beginn der Fahrt vorgestellt hatten. Florian Brunner und Joseph Villinger.

      »Kannst Sepp zu mir sagen«, hatte er lächelnd angeboten und ihr dabei tief in die Augen geschaut.

      Während der Fahrt flirtete er unverhohlen mit der hübschen Verkäuferin, während sein Freund eher teilnahmslos daneben saß und aus dem Fenster schaute.

      »Lang’ kann’s net mehr dauern, bis wir da sind«, meinte Sepp und sah auf seine Uhr.

      Im gleichen Augenblick passierten sie das Ortschild. Schon vor geraumer Zeit hatte Lisa auf die Berge gesehen, die sich in der Ferne abzeichneten. Je näher sie kamen, um so gößer wurden sie, und jetzt zeigten sie sich in geradezu majestätischer Größe.

      Der Bus hielt auf dem Parkplatz des Hotels, und die Türen öffneten sich mit dem typischen, schnaufenden Geräusch. Drau-ßen standen Sepp Reisinger und auch etliche Hotelangestellte, die beim Tragen der Koffer und Reisetaschen behilflich sein sollten. Der Gastwirt begrüßte die Reisegesellschaft und hieß sie willkommen. Dann ging es im Gänsemarsch zur Rezeption, wo die Zimmerschlüssel ausgehändigt wurden.

      Lisa bekam ein Einzelzimmer, das im zweiten Stock lag. Sie wartete mit dem Kofferauspacken, eilte gleich an das Fenster und schaute auf das herrliche Panorama, das sich ihr bot. Dankbar dachte sie an die Eltern, die ihr diese schöne Reise ermöglicht hatten. Natürlich mußte sie gleich zuhause anrufen und berichten, daß sie gut angekommen waren.

      Nachdem alles erledigt war, erfrischte Lisa sich in dem kleinen Badezimmer und zog sich um. Dann trat sie hinaus auf den Flur. Die Reisenden waren gebeten worden, sich in dem kleinen Clubraum zu versammeln, um darüber informiert zu werden, wie der Ablauf ihres Aufenthalts geplant war.

      Als Lisa den Raum betrat, saßen einige ihrer Mitreisenden bereits dort. Auf den Tischen standen Kaffeekannen und Teller mit Kuchen. Die junge Frau suchte sich einen Platz und lächelte, als Sepp Villinger und Florian Brunner sich wenig später zu ihr setzten.

      »Das nenn’ ich Service!« meinte Sepp und bediente sich von dem Apfelkuchen.

      Lisa hatte sich Kaffee genommen und sah Florian fragend an, der irgendwie blaß und müde wirkte.

      »Du net?«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Dank’ schön«, antwortete er.

      Zum ersten Mal hatte die Verkäuferin Gelegenheit ihn richtig anzusehen. Und was sie sah, gefiel ihr. Florian hatte dunkles Haar und ein gut geschnittenes Gesicht. Vielleicht war er ein wenig von der Fahrt erschöpft, aber das tat seinem guten Aussehen keinen Abbruch. Lisa bemerkte, wie sie ihn immer wieder verstohlen beobachtete, während Sepp Reisinger seine kleine Ansprache hielt.

      Der Wirt hatte noch einmal ein herzliches Willkommen ausgesprochen und erläuterte nun, was geplant war.

      »Um neunzehn Uhr gibt’s Abendessen«, sagte er. »Danach haben S’ Zeit, sich ausgiebig in Sankt Johann umzuschau’n. Aber ich rat’ Ihnen, zeitig schlafen zu geh’n, wenn S’ morgen früh an der Bergtour teilnehmen wollen. Denn dann müssen S’ früh aufsteh’n.

      Der Bergführer heißt Alois Vinger und ist ein erfahrener Mann. Sie können ihm also bedenkenlos vertrau’n. Damit S’ unterwegs net verhungern, bekommen S’ von uns Vesperpakete und Getränke mit. Darum möchte’ ich diejenigen, die an der Tour teilnehmen wollen, bitten, sich auf der Liste einzutragen, die ich gleich herumgehen laß, damit wir entsprechend planen können. Der Vinger-Loisl wird Sie zur Kandereralm führen, wo Sie eine deftige Mahlzeit erwartet. Franz Thurecker ist net nur ein guter Senner, sondern auch ein ausgezeichneter Koch. Natürlich haben S’ da oben die Möglichkeit, zuzuschau’n, wie der Franz seinen Bergkäs’ herstellt und davon zu kosten. Wer mag, nimmt sich ein Stückl davon mit. Bis zur Abreise am Sonntag bewahren wir ihn hier, im Hotel, im Kühlraum

      auf.

      Damit der Tag net zu anstrengend wird, bringt der Loisl sie über den kürzeren Wirtschaftsweg wieder herunter, so daß noch Zeit ist, sich für den Höhepunkt dieser kleinen Reise auszuruh’n – dem Tanzvergnügen, drüben im Saal.

      Nach einem festlichen Dreigängemenü ist dort ein Tisch für Sie reserviert, und bis zum frühen Morgen spielt die Musi’. So, ich glaub’, jetzt wär’ alles gesagt. Wenn’s noch irgendwelche Fragen gibt, dann wenden S’ sich einfach an mich oder eine meiner Mitarbeiterinnen.«

      *

      Die anderen Mitreisenden waren unterschiedlichen Alters, meist Ehepaare, Lisa und die beiden Burschen schienen die jüngsten Teilnehmer an der Veranstaltung zu sein. Daher ergab es sich von selbst, daß die drei sich dazu entschlossen, gemeinsam einen ersten Spaziergang durch das Bergdorf zu machen. Schon auf der Fahrt hierher hatten sie sich unterhalten, und auf jegli-

      che Förmlichkeiten verzichtet. Gleich nachdem sie sich bekannt gemacht hatten, duzten sie sich auch.

      Besonders Sepp Villinger freute sich, daß Lisa sich ihnen anschloß. Von Anfang an hatte er ein Auge auf das hübsche Madel, mit den langen blonden Haaren geworfen.

      Zusammen mit seinem Freund hatte er die Reise gebucht. Florian und er waren, trotz ihrer Jugend, bereits gestandene Geschäftsleute. Aus ihrem Hobby heraus, der Beschäftigung mit Computern, hatte sich eine Firma gegründet. Sie erarbeiteten Programme, die sie mit viel Erfolg verkauften. Nachdem sich dieser Erfolg abzeichnete, hängten sie ihr Studium an den Nagel und stellten das kleine Unternehmen auf die Beine. Inzwischen beschäftigten sie sogar drei Angestellte.

      »Schaut mal«, rief Lisa begeistert und deutete auf die Lüftlmalereien an den Häusergiebeln. »Schön, net?«

      Die beiden nickten. St. Johann gefiel ihnen auf Anhieb. Das Dorf schien seinen alten Charakter bewahrt zu haben. Es gab kaum moderne Neubauten, von dem kleinen Einkaufszentrum abgesehen.

      »Ich