Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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Idee.«

      Dabei blickte er seltsam abwesend zu dem Gotteshaus hinüber, das auf der anderen Straßenseite, auf einer kleinen Erhebung stand.

      Sepp, so schien es, schloß sich ihnen eher widerwillig an. Offenbar hatte er keine rechte Lust, die Kirche zu besichtigen. Allerdings änderte er seine Meinung schnell, als sie durch den kleinen Vorraum in das Kirchenschiff traten.

      »Donnerwetter!« entfuhr es ihm.

      Lisa schmunzelte.

      »Gell, da staunst’, was?«

      Von anderen Gelegenheiten wußte sie, daß es gerade die kleinen Pfarrkirchen waren, die besonders schön ausgestaltet waren. In früheren Zeiten hatten die frommen Dörfler oft ihr Letztes gegeben, wenn es darum ging, die Kirche zum Lobe Got-tes auszustatten. Auch hier in St. Johann waren die Baumeister wirklich verschwenderisch mit Gold und buntem Glas umgegangen.

      Die drei jungen Leute schritten langsam bis zum Altar hinunter, bewunderten jedes Detail.

      »Schad’, daß ich meinen Fotoapparat net dabei hab’«, meinte Sepp.

      »Vielleicht können wir ja noch mal herkommen«, schlug Florian vor.

      Er hatte sich in eine Kirchenbank gesetzt und schaute auf das Kreuz über dem Altar. Sein Freund nickte. Er setzte sich zu ihm, Lisa war inzwischen unter die Galerie gegangen und betrachtete das Bild neben der Tür zur Sakristei.

      »Alles in Ordnung?« fragte Sepp.

      Florian nickte.

      »Ich wollt’ mich bloß einen Moment setzen«, erklärte er.

      »Glaubst’ denn, daß du morgen früh die Bergtour mitmachen kannst, oder soll’n wir absagen. Noch ist’s net zu spät.«

      »Nein, nein, kein Problem. Natürlich werd’ ich mitkommen.«

      Sepp wollte wieder aufstehen und zu Lisa hinübergehen, doch der Freund hielt ihn zurück.

      »Kein Wort zu ihr darüber!« beschwor er den anderen.

      Sepp legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.

      »Natürlich net. Keine Sorge.«

      Er stand auf und stellte sich neben das junge Madel.

      »Hübsches Bild«, sagte er.

      Lisa nickte versonnen. Das Gemälde hieß ›Gethsemane‹ und zeigte Jesus, am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken. Der Gesichtsausdruck des Erlösers ließ erkennen, daß er bereits wußte, welches Leiden am nächsten Tag auf ihn wartete.

      Florian saß immer noch auf der Bank und blickte zu ihnen hinüber. Versunken ruhten seine Augen auf der schlanken Gestalt des Madels.

      Als er am Morgen in den Bus eingestiegen war, zuckte er unwillkürlich zusammen, als er ihrer ansichtig wurde. Wenn es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gab, dann hatte er sie in diesem Moment erlebt. Nie zuvor war ihm ein so unbekümmertes und herzerfrischendes Madel begegnet. Der junge Mann atmete tief durch, während er sich vorstellte, daß Lisa in seinen Armen lag und er sie küßte.

      Doch diese Vorstellung währte nur Sekunden. Es konnte nicht sein, daß er sich verliebte. Durfte nicht sein!

      Nicht unter diesen Umständen...

      Er sah auf die Uhr.

      »Ich glaub’, wir sollten langsam wieder zurück geh’n«, schlug er vor. »Bis zum Abendessen ist’s net mehr lang’.«

      Während sie zum Ausgang schritten, richtete Sepp es so ein, daß er neben Lisa ging. Florian folgte ihnen. Er ahnte, daß der Freund sich ebenfalls in das Madel verguckt hatte.

      Soll ich deswegen eifersüchtig sein?

      Nein! Ich wünsch’ dir Glück, dachte er, auch wenn’s noch so sehr schmerzt.

      *

      Max Trenker schaute zufrieden aus, als er vor dem Revier hielt. Er reckte die Arme, griff nach der Dienstmütze, auf dem Nebensitz, und stieg aus.

      Freitag abend, Feierabend, Wochenende!

      Und das Schönste war – in ein paar Stunden kam Claudia.

      Der junge Polizist wollte gerade den Streifenwagen ab-schließen und ins Haus gehen, als Karl Häusler, der im Nachbarhaus wohnte, an den Gartenzaun trat.

      »Grüß dich, Max«, rief er. »Feierabend?«

      Der Bruder des Bergpfarrers nickte.

      »Und es scheint ein ausgesprochen schönes Wochenendwetter zu werden«, meinte er.

      Karl winkte ihn heran.

      »Du, Max, sag’ mal – stimmt das, was da über deinen Bruder geredet wird?«

      Der Beamte schaute ihn verdutzt an.

      »Was..., was wird denn geredet?« fragte er ahnungslos.

      »Ich weiß net, was du meinst.«

      Der Nachbar zuckte die Schulter.

      »Na ja, ich hab’s auch bloß von der Thalerin – es heißt, dein Bruder wär’ sehr krank... Heut’ morgen war er beim Arzt, und als er herauskam, habe er sehr schlecht ausgeseh’n...«

      Max Trenker schluckte.

      Sebastian krank?

      Das konnte er sich überhaupt nicht vorstellen. Solange er zurückdenken konnte, hatte sein Bruder nicht einmal einen Schnupfen im Winter gehabt.

      Allerdings – daß er schlecht ausgesehen haben soll, das gab ihm schon zu denken.

      »Ich hab’ ihn heut’ noch net geseh’n«, erklärte er. »An der Landstraße war bis eben eine großangelegte Verkehrskontrolle. Ich hab’s net einmal geschafft, zum Mittagessen nach Haus zu fahren.«

      Er winkte dem Nachbarn zu und wandte sich um. Anstatt hineinzugehen, kehrte der dem Polizeirevier den Rücken und lief zum Pfarrhaus hinüber.

      Sebastian sah ihn verwundert an, als Max in Uniform durch die Tür kam. Normalerweise würde er die Dienstkleidung ausgezogen haben und in Zivil zum Abendessen kommen.

      Dafür war es allerdings noch zu früh.

      »Was hast’ es denn so eilig?« fragte der Bergpfarrer. »Ist was passiert?«

      Irgend etwas im Gesichtsausdruck seines Bruders war anders als sonst.

      »Das will ich von dir wissen!« entgegnete Max. »Wieso weiß ich net, daß du krank bist und beim Doktor warst? Was fehlt dir denn?«

      Es kam äußerst selten vor, daß der gute Hirte von St. Johann verblüfft war, doch in diesem Moment sah er seinen Bruder an, als käme Max aus einer anderen Welt.

      »Sag’ mal, was red’st denn da? Wie kommst’ darauf, daß ich krank wär’?«

      »Warst’ heut’ morgen beim Toni Wiesinger oder net?« verlangte der Polizist zu wissen.

      »Ja, schon...«

      »Und warum weiß ich nix davon?«

      »Weil’s eine reine Routineuntersuchung war. Du weißt doch genau, daß ich einmal im Quartal hingeh’ und prüfen laß, ob alles in Ordnung ist.«

      Max machte ein verdattertes Gesicht.

      »Dann stimmt’s gar net, daß du krank bist?«

      »Natürlich net«, lachte Sebastian. »Wer erzählt denn so einen Unsinn?«

      Sein Bruder druckste herum.

      »Na ja, der Häusler-Karl hat mich eben vorm Revier angesprochen«, erklärte er. »Der hat’s von der Thalerin gehört...«

      »Und die Thalerin hat’s von der Maria Erbling«, nickte der Geistliche.

      Ihm war gerade die kurze Begegnung mit der Klatschtante wieder eingefallen. Max atmete erleichtert