Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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net leicht. Die meisten Almhütten, steh’n in tausend und mehr Metern Höhe. Da muß man erst einmal hinauf. Aber es lohnt sich wirklich. Wie schaut’s denn bei Ihnen mit der Kondition aus, gnädige Frau?«

      Bevor sie antworten konnte, fuhr ihr Mann dazwischen.

      »Ach, Kinder, nun hört doch endlich auf, mit dem ›Sie‹ und ›gnädige Frau‹. Duzt euch doch einfach!«

      Sebastian lächelte.

      »Wenn deine Frau damit einverstanden ist, herzlich gern’.«

      Die Ärztin hob ihr Weinglas und prostete ihm zu.

      »Also, ich heiß Hedda, auf gute Freundschaft, Sebastian.«

      Der Bergpfarrer stieß mit seinem Glas an ihres.

      »Ich freu’ mich, zwei solche Freunde geschenkt bekommen zu haben«, sagte er mit ehrlicher Freude. »Auf daß wir noch recht viele Stunden miteinander verleben.«

      »So ist’s recht«, meinte der Professor und ließ sein Glas erklingen, indem er es an ihrer beider Gläser stieß. »Und wenn’s mal soweit ist, daß wir uns zur Ruhe setzen, dann steht Sankt Johann als Altersruhesitz an erster Stelle!«

      Sie leerten die Gläser, und die Unterhaltung zog sich noch recht lange fort. Die freundliche Bedienung schenkte gerne nach, und es schlug schon Mitternacht, als Sebastian sich auf den Weg ins Pfarrhaus machte.

      Es war ein schöner Abend gewesen, auch wenn er immer wieder von den Gedanken an Robert Feldmann unterbrochen wurde. Noch als er im Bett lag, überlegte Sebastian, wie er es anstellen konnte, den jungen Mann von seinem Schwur zu entbinden. Aber dazu mußte Robert erst einmal einsehen, daß seine Schuld an dem tragischen Unglück nicht so schwer wog, wie er meinte.

      *

      In aller Herrgottsfrühe war Franzi schon aus dem Bett gesprungen. Ihr Onkel schlief noch in seiner Kammer, als sie bereits Kaffee kochte und sich anschließend mit einem dampfenden Becher und einem belegten Brot nach draußen setzte, wo sie den Sonnenaufgang beobachtete.

      Heute war es endlich soweit! Robert würde heraufkommen, und ihr Herz pochte aufgeregt, wenn sie an den Moment dachte, in dem sie sich gegenüber stehen würden.

      Nach dem gestrigen Gespräch mit Iris waren ihre Hochgefühle ein wenig gedämpft gewesen. Sie wußte, daß die Freundin recht hatte. Robert und sie kannten sich ja fast gar nicht, hatten sich erst einmal gesehen. Und doch war Franzi davon überzeugt, daß ihr Zusammentreffen kein Zufall war, sondern vom Schicksal bestimmt.

      »Na, hast’ net mehr schlafen können?« fragte ihr Onkel, der inzwischen aufgestanden war.

      Der Kaffeeduft, der durch die Hütte zog, mußte ihn geweckt haben, denn auch er hielt einen Becher in der Hand, aus dem er genußvoll trank.

      Franzi lächelte ihn an.

      »Guten Morgen, Onkel Franz«, begrüßte sie ihn. »Nein, es wird ein viel zu schöner Tag. Da ist es um jede Stund’ schad’, die man im Bett liegt.«

      Franz Thurecker setzte sich zu ihr.

      »Recht hast’, Madel«, meinte er. »Trotzdem sollt’ man den Tag net ohne ein anständiges Frühstück beginnen.«

      Seine Nichte lachte und sprang auf.

      »Ich bereite alles vor«, rief sie.

      »Dann kümmer’ ich mich erst einmal um die Rindviecher«, nickte der Alte, trank seinen Kaffee aus und ging zum Stall hinüber.

      So war jeden Morgen der Ablauf. Erst einmal wurden die Kühe und Ziegen gemolken und nach draußen gelassen, dann konnten die Menschen sich gemütlich zum Frühstück niederlassen.

      Es dauerte schon seine Zeit, ehe die Tiere alle versorgt waren. Doch als dann das Bimmeln der Kuhglocken durch den anbrechenden Morgen erklang, war auch der Tisch auf der Terrasse gedeckt. Neben dem frischen Brot und der guten Almbutter standen auch Marmelade und Käse darauf, und mittendrin eine Pfanne, in der Eier und Speck brutzelten. Franz Thurecker liebte eine fertige Mahlzeit am Morgen. Dafür hielt er sich am Abend zurück und begnügte sich mit einem Stückchen Bergkäse.

      »Heut’ wird’s wieder voll«, meinte er, während des Essens. »Hoffentlich reicht der Braten.«

      Schon am Vorabend hatte er drei große Schweinebraten angesetzt. Dazu sollte es Kraut und Kartoffeln geben.

      »Im Kühlschrank sind noch reichlich Fleischreste«, sagte Franzi. »Da könnten wir noch ein schönes G’röschtl daraus machen.«

      »Eine gute Idee«, nickte der Senner.

      Die Fleischreste und Kartoffeln wurden dafür mit Zwiebeln in der Pfanne gebraten und herzhaft gewürzt. Dazu gab es einen Salat. Dieses einfache aber schmackhafte Gericht kam bei den Gästen immer an.

      Nach dem Frühstück machten sie sich an die Arbeit. Franz Thurecker kümmerte sich zuerst um seinen Käse. Einen Teil der Morgenmilch hatte er bereits auf das Feuer gesetzt. Daraus machte er Frischkäse. Die Kräuter dafür hackte er mit einem riesigen Messer auf einem Holzbrett, während er darauf wartete, daß die Milch dickgelegt wurde.

      Franzi hatte das Frühstück abgeräumt. Sie deckte die Tische auf der Terrasse ein und kümmerte sich anschließend um die Kartoffeln. Zwei große Eimer schälte sie, eine Arbeit, die ihr flott von der Hand ging.

      Im Garten schnitt sie Salatköpfe ab und brachte sie in die Küche.

      Während sie all diese Tätigkeiten verrichtete, wartete sie ungeduldig darauf, daß Robert endlich heraufkäme. Als er dann endlich da war, nahm sie es kaum wahr. Es schien, als hätten sich alle Touristen, die in St. Johann weilten, heute verabredet, auf die Kandereralm zu wandern. Franzi eilte zwischen Küche, Tresen und Terrasse hin und her, und in der Hütte selbst war kaum noch ein Tisch frei. Auch wenn die Gäste es vorzogen, draußen zu sitzen, so mußten heute auch drinnen welche Platz nehmen, weil auf der Terrasse keiner mehr frei war.

      Robert stand unvermittelt vor ihr. Franzi war hinter dem Tresen mit dem Einschenken der Getränke beschäftigt, als er hereinkam.

      Zuerst dachte sie, er wäre ein weiterer Gast und schenkte ihm weiter keine Aufmerksamkeit. Sie hatte alle Hände voll zu tun, und er würde sich eben einen freien Tisch suchen müssen. Erst als er sie ansprach, blickte Franzi auf.

      »Kann ich ’was helfen?« fragte er.

      Ein freudiges Lächeln glitt über ihre Lippen. »Robert! Das wär’ wirklich nett.«

      Sie drückte ihm ein volles Tablett in die Hand und erklärte, an welchen Tisch er es bringen sollte.

      So ging es Schlag auf Schlag. Nach den Getränken servierten sie zusammen das Mittagessen, und Franz Thurecker, der schwitzend in der Küche stand, wunderte sich nicht über die zusätzliche Hilfskraft.

      Im Gegenteil, er war heilfroh darüber.

      Nach drei Stunden war die Schlacht geschlagen. Erschöpft ließen sie sich auf einer Bank nieder.

      »Mensch, Herr Feldmann, das war Hilfe in letzter Sekunde«, japste der Senner. »Ohne Sie hätten wir’s kaum geschafft.«

      »Net der Rede wert«, winkte der Werbefachmann ab. »Es hat mir Spaß gemacht.«

      Er zog ein Geldstück aus der Hosentasche.

      »Ich hab’ sogar ein Trinkgeld bekommen«, lachte er.

      Die Braten waren aufgebraucht, und selbst die Fleischreste waren restlos verkauft worden, so daß die Gäste auf Pellkartoffeln mit dem Kräuterfrischkäse hatten ausweichen müssen. Vom Frischkäse war ebenfalls nichts mehr da.

      »Ich fürcht’, wir müssen heut’ mittag mit einem kalten Imbiß vorliebnehmen«, sagte Franzi.

      Sie eilte in die Küche und richtete rasch einen Salat her. Dazu stellte sie aufgeschnittenen Schinken, Käse und Brot auf ein Tablett und trug es nach draußen.

      Franz Thurecker und Robert hatten sich derweil unterhalten.