Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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Träume sein kann.«

      Sie sprang auf.

      »Ich muß mal telefonieren«, rief sie und lief in die Hütte.

      Der Apparat stand auf dem Büffet, hinter dem Tresen. Mit fliegenden Fingern suchte sie die Nummer des Hotels in St. Johann heraus. Nachdem es zweimal geklingelt hatte, wurde abgenommen.

      »Ich möcht’ gern’ Herrn Feldmann sprechen«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte.

      »Einen Moment«, antwortete die freundliche Frau am anderen Ende der Leitung. »Ich verbinde Sie sofort.«

      Es knackte, dann war eine Melodie zu hören, und schon Sekunden später meldete er sich.

      »Feldmann…«

      »Hier ist Franzi Burger…, ich wollt’ mich erkundigen, wie’s dem Fuß geht…«

      Im selben Augenblick überlegte sie, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, Robert anzurufen. Gewiß, sie hatte gesagt, daß sie es tun wolle, andererseits sollte er nicht das Gefühl haben, daß sie sich aufdrängte.

      Seine Reaktion jedoch räumte jeden Zweifel aus. Deutlich war zu hören, wie sehr er sich über ihren Anruf freute.

      »Franzi, daß ist aber lieb, daß Sie sich erkundigen«, rief er. »Ich spür’ wirklich nix mehr, und gleich morgen unternehm’ ich eine Tour, zusammen mit Pfarrer Trenker.«

      »Ach, das ist ja schön. Sie haben uns’ren Herrn Pfarrer also kennengelernt.«

      »Ja, ein faszinierender Mann.«

      »Werden S’ denn vielleicht noch mal zu uns heraufkommen…?« fragte sie erwartungsvoll.

      »Auf jeden Fall«, lautete die Antwort. »Überhaupt paßt’s prima, daß Sie anrufen, ich wollt’ Sie nämlich etwas fragen.«

      »Ja…?«

      Robert Feldmann räusperte sich.

      »Also, Sie haben mir ja praktisch das Leben gerettet, und zum Dank möcht’ ich Sie einladen und wollt’ fragen ob Sie net Lust hätten, am Samstag abend mit mir zum Tanz zu gehen?«

      Einen Moment war Stille in der Leitung. Franzis Herz pochte bis zum Hals hinauf.

      Eine Verabredung!

      Er wollte sich tatsächlich mit ihr treffen und sie zum Tanzen ausführen.

      »Wegen dem Fuß müssen S’ keine Bedenken haben«, sagte Robert schnell, weil sie schwieg und er annahm, daß Franzi sich deswegen sorgte. »Und ich werd’ Ihnen bestimmt net auf die Füß’ treten, tanzen kann ich.«

      Sie lachte hell auf.

      »Das hab’ ich auch net befürchtet«, erwiderte sie. »Ich war nur so überrascht…, gern’ geh’ ich mit Ihnen zum Tanz, Robert. Ich freu’ mich sehr über die Einladung.«

      »Aber vorher seh’n wir uns noch oben, bei Ihrem Onkel«, versprach er.

      Sie wechselten noch ein paar Worte, bevor Franzi den Hörer wieder auflegte. Dann tänzelte sie durch die Hütte nach draußen.

      Franz Thurecker schaute sie verwundert an.

      »Was ist denn jetzt los?« wollte er wissen.

      Franzi schlang ihre Arme um seinen Hals.

      »Ich bin nur glücklich, Onkel Franz. Weiter nix«, rief sie aus. »Ich bin der glücklichste Mensch der Welt!«

      *

      Robert Feldmann legte den Hörer auf die Gabel und atmete tief durch. Seit dem Morgen war er in aufgeräumter Stimmung, und Franzis Anruf steigerte seine Laune noch. Er freute sich auf die Verabredung mit Pfarrer Trenker, aber noch mehr auf den Tanzabend, hier im Hotel.

      Noch immer stand er unter dem verblüffenden Eindruck der Wundersalbe des alten Senners. Gestern abend noch hatte er vorsichtig den Knöchel abgetastet, doch weder die kleinste Schwellung, noch einen Schmerz hatte er bemerkt. Dennoch hatte er den Rat Franz Thureckers befolgt und hatte sich den ganzen Vormittag in seinem Zimmer aufgehalten, wo er auf dem Bett lag und las.

      Allerdings merkte er schon sehr bald, daß er sich nicht so recht auf das konzentrieren konnte, was in der Zeitung stand. Auch das Buch, das er von zuhause mitgenommen hatte, und das er schon lange lesen wollte, nur nie dazu gekommen war, klappte er zwischendurch immer wieder zu und schaute zum Fenster hinaus.

      Die Berge schienen zum Greifen nahe, und irgendwo da oben stand die Hütte.

      Robert fühlte immer stärker, daß Franzi Burger einen breiten Platz in seinem Herzen einnahm, und er fragte sich, ob er das zulassen durfte. Immerhin hatte er sich geschworen, daß es nach dem tragischen Ereignis um Melanie Wehmann kein persönliches Glück mehr für ihn geben dürfe.

      Aber konnte man dem Schicksal wirklich dazwischenpfuschen, wenn es anders bestimmte, als der Mensch? Oder mußte man sich ihm beugen und hinnehmen, was es für einen vorsah.

      Wahrscheinlich würde Pfarrer Trenker eine Antwort auf diese Frage wissen. Robert überlegte, ob er den Geistlichen morgen, während ihrer gemeinsamen Tour, darauf ansprechen sollte.

      Warum nicht?

      So, wie er den Gottesmann kennengelernt hatte, schien es ihm durchaus möglich. Ganz zu Anfang, als er in ein bodenloses Loch zu fallen schien, hatte Robert überlegt, ob er sich an einen Therapeuten wenden sollte, der ihm bei der Lösung seiner Probleme zur Seite stehen konnte. Doch schon bald verwarf er diesen Gedanken. Er hatte eine Scheu, sich Fremden gegenüber zu offenbaren, und es fiel ihm schon schwer genug, mit seinen engsten Freunden darüber zu reden. Immerhin, Wolfgang hatte es geschafft, Zugang zu Robert Feldmann zu finden und mit manchem Rat zur Seite zu stehen. Dafür war der junge Werbefachmann dem Freund auch dankbar. Aber mehr als eine Hilfestellung konnte Wolfgang auch nicht leisten, Robert war voller Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, und nur dadurch, daß er sich in die Arbeit stürzte, wurde er zeitweise davon abgelenkt.

      Bei Pfarrer Trenker hingegen hatte er ein ganz anderes Gefühl. Bei diesem Mann war Robert sicher, sich ihm öffnen zu können. Das hatte keineswegs etwas mit Religion zu tun, und dem Amt, das der Seelsorger bekleidete. Es war vielmehr der Mensch Sebastian Trenker, der ihn ansprach. Die offene und freundliche Art, mit der er ihm gegenüber getreten war, dieses unaufdringliche und doch interessierte Wesen, das der Geistliche zeigte. Wahrscheinlich hatte er im Laufe seines Lebens viele Schicksale kennengelernt und konnte aus seinem reichen Erfahrungsschatz heraus helfen.

      Und vielleicht konnte er ihm einen Weg zeigen, daß er seine Schuldgefühle nicht mehr so schwer empfand und wieder das Leben lieben lernte.

      Der junge Mann stand auf. Ihm war danach, spazieren zu gehen, andere Menschen zu sehen und zu erfahren, daß er dazugehörte.

      Eines Tages mußte diese selbstgewählte Isolation doch ein Ende haben!

      *

      »Grüß dich, Sebastian.«

      Ulrich Bernhard hatte die Tür des Privatflugzeuges geöffnet und winkte heraus. Leichtfüßig sprang er herunter und wandte sich um. Hinter ihm erschien eine weitere Person. Der berühmte Internist reichte ihr seine Hand. Hedda Bernhard kletterte hinter ihrem Mann aus der Maschine.

      »Darf ich dir meine Frau vorstellen«, sagte der Arzt. »Hedda, das ist Pfarrer Trenker, der gute Hirt von Sankt Johann. Und das, Sebastian, ist der wertvollste Schatz in meinem Leben – meine Frau.«

      Der Seelsorger reichte ihr die Hand. Hedda Bernhard hatte, wie ihr Mann, ebenfalls Medizin studiert. Sie war etwas jünger als er. Sebastian sah eine elegante Erscheinung. Auf dem sympathischen Gesicht lag ein Lächeln, als sie ihn begrüßte.

      »Herzlich willkommen im Wachnertal, gnädige Frau. Ich freu’ mich, Sie kennenzulernen.«

      »Und ich erst mal, Hochwürden«, antwortete die Ärztin mit einer wohlklingenden Stimme. »Mein Mann hat mir soviel von Ihnen erzählt. Er schwärmt geradezu von Ihnen.«

      Sebastian war zu dem kleinen Flughafen