Verrat zwischen den Sternen - Axarabor Apex Band 6 - Sechs Romane in einem Band. Conrad Shepherd. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Conrad Shepherd
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Космическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745211535
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und vernichteten, einem altertümlichen Computerszenario nicht unähnlich.

       Er presste die Lippen aufeinander, als er an diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt war. Er spürte, wie etwas in seinem Hinterkopf nagte, das er nicht in Worte fassen konnte, ihn aber auf eine bestimmte Weise beunruhigte. Dann erkannte er plötzlich, dass sie, wie auf den anderen Planeten, auch auf diesem keine Spur organisches Leben mehr finden würden. Was hier ablief, war nichts anderes als ein ausschließlich von kybernetischen Maschinen gesteuertes Schlachtszenario, überwacht beziehungsweise geleitet aus dem Hintergrund von einem überdimensionalen Rechner.

       Vermutlich hatten die Maschinen längst die Bewohner der Planeten besiegt und ausgerottet. Und: Sie würden so lange um vermeintliche Vorherrschaften kämpfen, bis irgendeine Seite die Oberhand gewann – oder die Planeten, inzwischen sämtlicher Ressourcen beraubt, nicht einmal mehr den Maschinen eine Existenzgrundlage zu liefern imstande waren.

       An diesem Punkt seiner Überlegungen gekommen, wusste er, was zu tun war: Er musste zurück an Bord und den Skipper von seinem Verdacht eines von Kybernetiken geführten Krieges berichten.

       Das Karree des im Frontbereich des Gleiter eingelassenen Schirmes zeigte seine Bereitschaft. Janniks Hand griff nach vorn. Seine Hand schwebte über den Kontakt – als sich der Monitor von selbst aktivierte. Auf dem Schirm zeigte sich das Gesicht des Kapitäns.

       »Skipper?«

       »Eli. Neuigkeiten. Die Fernerkunder haben etwas entdeckt, das ihr euch unbedingt ansehen müsst.«

       »Was ist es?«

       »Sieh selbst und lass mich deine Meinung hören. Die Koordinaten sind bereits übermittelt.«

       Eli Jannik sah zur Seite.

       Der Pilot nickte bestätigend.

       »Savvy«, sagte der Oberst. »Wir werden uns darum kümmern.«

       Die Distanz zu den genannten Koordinaten bedurfte eine halbe Stunde Flugzeit mit Höchstgeschwindigkeit. Die Daten aus der Zentrale der PENDORA präsentierte der Gleitercrew eine vollständige telemetrische Darstellung des Annäherungskorridors; der Flugcomputer führte einige Anpassungen durch und steuerte den Gleiter geradewegs auf das Ziel zu.

       Während des Fluges informierte der I. O. seinen Kapitän über das, was sie im Innern des havarierten Tanks entdeckt hatten, und über seine Sicht der Vorkommnisse auf dieser Welt.

       *

       Sie erreichten ohne Zwischenfälle ihr Ziel. Vor der Zwei-Mann-Crew lag eine Hochebene, ein Plateau, das die Form eines annähernd gleichseitigen Dreiecks hatte, dessen Spitze zum planetaren Nordpol zeigte; die abfallenden Verbindungsstrecken zu den Eckpunkten wurden durch tiefe Schluchten gebildet. An der Basislinie, aus der ungefähren Mitte leicht nach Osten versetzt, sahen die Männer genau an der abfallenden Kante eine Ansammlung von Gebäuden, die sich, so hatte es den Anschein, an der Wand entlang nach unten fortsetzte und in den Berg hinein zu erstrecken schienen. Die Scanner orteten hinter der nahezu senkrecht abfallenden Wand ausgedehnte Hohlräume.

       Auf der Hochebene erstreckte sich etwa zweihundert Meter vom Abbruch entfernt ein lang gestrecktes Felsenkliff wie eine rostrote Mauer, ein steinerner Wall, der in der Vorzeit durch eine planetare Verwerfung gebildet worden schien und mehrere hundert Meter in den Himmel ragte.

       Der einzige Fremdkörper darin: ein Portal von einiger Größe.

       »Ein Eingang, Sir«, stellte Oberleutnant Hardt lakonisch, aber überflüssigerweise fest.

       »Ich sehe es.« Der I. O. zog den Atem durch die Zähne.

       Das Schott schimmerte stumpfgrau wie massives Metall oder einem ähnlichen Material. Der Gleiter verharrte mehrere Meter vor und über der Abbruchkante der Mesa. Vor dem Tor selbst zeigten sich keine Spuren von irgendwelchen Kettenfahrzeugen oder anderen Maschinen. Keine Trümmer kündeten von einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen den weiter drunten in der Ebene allgegenwärtigen Robotern und irgendwelchen Verteidigern hier oben.

       »Irgendwelche Waffensysteme oder Verteidigungsanlagen zu orten?«

       Tom Hardt schüttelte den Kopf. »Negativ. Sollte es welche geben, liegen sie bestimmt im Innern, Sir.«

       »Vielleicht.«

       Eli Jannik übermittelte seine Beobachtungen an die PENDORA – der Hyperfunk war ständig aktiviert, die Verbindung mit dem Schiff war wichtig –, während er den Platz vor dem Tor nicht aus den Augen ließ. Aber nichts rührte sich dort.

       »Biozeichen, Tom?«

       Der Pilot verneinte.

       Enno Rykher meldete sich.

       »Seien Sie vorsichtig, Nummer Eins. Sie wissen nicht, was Sie erwartet.«

       »Bin ich doch immer, Skipper«, beschwichtigte der Erste Offizier und seine Miene wurde von einem kurzen, unerwarteten Lächeln erhellt. »Wie Sie schon sagten, Kapitän, wir wissen nicht, was uns erwartet, aber ich bin verflucht neugierig, es herauszufinden.« Dann wandte er sich an den Piloten. »Worauf warten Sie, Oberleutnant? Wollten wir nicht da hinein?«

       »Natürlich, Sir.«

       Hardt flog näher an die metallene Konstruktion heran. Dicht davor hielt er an, zwei Meter über dem Boden schwebend.

       »Und jetzt?«, fragte er. »Ob es sich einfach öffnet, wenn wir anklopfen, Sir?«

       »Seien Sie nicht albern, Oberleutnant. Ich ...« Eli Jannik verstummte mit einem Laut der Überraschung.

       Ein Segment des Portals öffnete sich wie durch Zauberhand vor ihren Augen, glitt zur Seite und blieb einladend offen.

       »Sehen Sie auch, was ich sehe?«, brachte der Pilot mit gepresster Stimme hervor.

       »Natürlich. Machen Sie schon voran, Tom!«

       Hardt bewegte die Steuerung – und der Gleiter glitt ins Innere.

       Hinter ihnen schloss sich das Portal wieder.

       Knapp über dem Boden kam der Gleiter zum Stillstand.

       »Ich fasse nicht, was ich hier sehe«, sagte Hardt völlig überrascht. »Das Ganze scheint eine Fata Morgana zu sein! Ein Trugbild!«

       Die Kaverne im Berg war weiträumig angelegt – ihre tatsächliche Größe ließ sich durch bloßen Augenschein kaum ausloten – und auf das, was die Männer erwartete, war keiner vorbereitet.

       Eli Jannik zog scharf die Luft ein.

       »Sehen Sie sich das an, Tom!«

       »Was ... was ist das, Sir?«

       »Wonach sieht es denn aus!?«, gab der Oberst zu verstehen, selbst über die Maßen verblüfft.

       Darauf gefasst, ein Waffenarsenal von schweren Tanks und autonomen Geschützbatterien vorzufinden, übertraf das, was sie sahen, ihre Erwartungen in jeglicher Hinsicht.

       »Bei den Göttern meiner Ahnen, das ist eine Haupt-Recheneinheit!«, stieß Tom Hardt hervor. »Größer wie die von zwei axaraborischen Schlachtkreuzern zusammengenommen.«

       Die Anlage stand entlang der östlichen Wand und nahm mit einer Größe von etwa sechstausend Kubikmetern einen erheblichen Platz für sich in Anspruch. Bereits auf den ersten Blick wurde deutlich, dass dieser Großrechner keineswegs stillgelegt, noch deaktiviert oder außer Betrieb war.

       Das Gegenteil war der Fall.

       Er arbeitete!

       Und wie er arbeitete!

       In die glatten, tiefschwarzen Außenflächen waren leuchtende Muster und verwirrende Symbole eingelassen.

       Nicht etwa zur Dekoration. Nein, sie waren technischer Natur, wie dem Oberst rasch klar wurde, ausschließlich zweckbestimmt. Winzige, flackernde Funken huschten über die glatte, wie poliert wirkende Oberfläche. Unzählige winzige Lichtpunkte, die sich zu Gruppen sammelten und