Verrat zwischen den Sternen - Axarabor Apex Band 6 - Sechs Romane in einem Band. Conrad Shepherd. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Conrad Shepherd
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Космическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745211535
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Spielen brauchten?«

       »Da bin ich überfragt«, erwiderte der Kapitän und lächelte unverbindlich. »Aber wenn es so gewesen sein sollte, ist es gehörig schiefgelaufen. Wir werden es wohl nie erfahren.« Dass sich der Kommandant der PENDORA mit dieser Annahme irrte, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen.

       »Es kann natürlich auch ganz anders gewesen sein«, brachte sich Art Jagger zu Gehör.

       »Ja? Wie?« Rykher war ganz Ohr.

       »Vielleicht war der Hauptrechner bereits schon auf dem Planeten, als die Siedler eintrafen ...«

       »Das ist Jahrhunderte her«, unterbrach ihn Tore le Blanc. »Und wozu?«

       »Man hat ihn ausgesetzt, hat ihn verbannt«, ließ sich Leutnant Garry Gard nüchtern vernehmen. »Nicht so ungewöhnlich, wie man denkt. Axarabor hat selbst einige Roboterzivilisationen aufgespürt, die in Ansätzen ihre eigene Jurisdiktion entwickelt hatten und durchaus den Straftatbestand einer Verbannung oder der kompletten Auflösung praktizierten. Ich erinnere nur an das Planetensystem Reach.«

       »Kann man denn überhaupt einen Rechner bestrafen?«, warf Chief Hikowa in die Debatte.

       »Nicht physisch«, erwiderte Beta Lovell, die sich in der Zentrale aufhielt und einen Platz hinter der Kommandokonsole hatte. »Schmerzen kann man einer KI nicht zufügen. Aber es gibt Möglichkeiten ...«

       »Welcher Art?«, wollte der Chief wissen.

       »Zeit«, antwortete die Ärztin. »Auch wenn Zeit möglicherweise keine so große Rolle bei einer physisch unsterblichen Maschine darstellt, kann die Vorstellung, für Jahrhunderte von allem abgeschottet zu sein, zu Zuständen führen, die einer virtuellen Phrenesie, also einer geistigen Verwirrung, nahekommen. Dieser Zustand kursiert unter Kybernetikern auch als ‘Einsamkeits-Syndrom’. Diesem Rechner hier blieb als einziger Ausweg aus seiner Misere nur übrig, sich ein eigenes Spielzenario zu entwerfen. Mit weitreichenden Folgen für die Planetarier/Siedler/Kolonisten, die mit logischer Konsequenz auf der Strecke blieben. So oder so ähnlich musste es sich abgespielt haben.«

       »Möglicherweise, Beta«, erwiderte Rykher. »Möglicherweise wird der verbannte Rechner auch nach einem Weg gesucht haben, diesen Planeten zu verlassen und zurück in den Raum zu gelangen. Was ihm bis jetzt noch nicht gelungen war.«

       »Wie man sehen kann«, bemerkte der Zweite Offizier mit finsterer Miene. Etwas schien an ihm zu nagen.

       »Es beruhigt mich ungemein«, ließ sich Art Jagger vernehmen, »dass keine Möglichkeit für den verbannten Rechner besteht, aus eigener Kraft diesen Planeten zu verlassen und zurückzukehren – wohin auch immer.«

       »Es sei denn«, brachte sich Tore le Blanc wieder zu Gehör, und seine Miene wirkte leicht bitter, »jemand Neugieriges wie beispielsweise ein Forschungskreuzer namens PENDORA begibt sich für eine Rettungsmission freiwillig in den Einflussbereich eines Großrechners mit eigenem Bewusstsein und dem Willen zum Überleben, auf welche Weise auch immer und verschafft ihm so eine Möglichkeit, sich das zu nehmen, was er für seinen Fortbestand benötigt – nämlich ein Raumschiff.«

       Ungläubig musterte der Chief die Nummer Drei.

       »Sie glauben doch nicht etwa ...« Er kniff die Augen zusammen. »Nein, das glauben Sie nicht wirklich, oder doch?«

       Major Jagger zuckte mit den Schultern. »Angefangen hat er ja schon damit ...«

       Bedrückendes Schweigen herrschte plötzlich in der Zentrale.

       »Ergehen wir uns nicht in Spekulationen, die weder Hand noch Fuß haben.« Colonel Rykhers ruhige Stimme strahlt Besonnenheit aus. »Vorrangig geht es darum, unsere Männer da herauszuholen. Alles andere wird sich finden.«

       »Sie haben einen Plan, Sir?«

       »Den habe ich, Nummer Drei. Frage: Können wir im Innern der Kaverne ein Störfeld erzeugen, das die Kommunikationsimpulse des Rechners mit seinen Vasallen unterbindet?«

       »Das lässt sich einrichten, Sir.«

       »Wie lange benötigen Sie dazu?«

       Art Jagger trat in Blickkontakt mit seinem Funktechniker. Dann sagte er: «Zwei Minuten, Kapitän.«

       »Dann los!«, befahl Rykher. »Tun Sie es. Legen Sie den Funkverkehr im Berg lahm.«

       Er stand auf. »Nummer Zwei! Sie haben das Schiff.«

       »Aye, Sir.«

       Major Tore le Blanc verließ seinen Platz, um den des Kommandanten einzunehmen.«

       »Ich bin in meinem Raum«, verkündete der Colonel, und fügte beim Hinausgehen hinzu: »Schicken Sie mir Leutnant Garvin, Nummer Zwei.«

       »Aye, Sir.«

       In seinem Arbeitsraum setzte sich Enno Rykher so, dass seine Blickrichtung zur Tür ging. Er stützte die Ellbogen auf die Tischplatte, legte die Fingerspitzen aneinander und wartete. Als der Summer ertönte, sagte er laut: »Kommen Sie herein, Leutnant Garvin.«

       Er blickte dem Mann entgegen, der den Raum betrat und vor dem Schreibtisch verharrte. Er trug die Uniform der Rauminfanterie.

       »Leutnant Matt Garvin, zu Ihren Diensten, Sir«, sagte er laut und erstarrte in Habachtstellung.

       »Stehen Sie bequem, Leutnant.«

       »Sir! Danke, Sir!«

       Garvin stellte die Beine auseinander und verschränkte die Arme auf dem Rücken. Vorschiftsmäßig, wie der Colonel in schweigender Anerkennung registrierte. Laut sagte er: »Ich mache mir Sorgen um Oberst Jannik und Oberleutnant Hardt!«

       »Mit Ihrer Erlaubnis, mir geht es nicht anders, Sir!«erwiderte der junge Offizier.

       »Sie sind der Mann, der mir diese Sorgen nehmen kann«, fuhr Rykher fort.

       »Mit dem größten Vergnügen«, antwortete Tom Hardts Stellvertreter. »Was kann ich dazu beitragen?«

       »Ich habe eine Aufgabe für Sie.«

       »Allzeit bereits, Sir!« Der Leutnant ging wieder in Habachtstellung.

       »Hören Sie zu ...«

       Der Colonel eröffnete dem Offizier, dass er von ihm erwartete, sich mit zwanzig Rauminfanteristen Zugang zu der Kaverne zu verschaffen. Der Zug sollte herausfinden, was aus dem Oberst und Tom Hardt geworden war. Solange nicht eindeutig geklärt war, aus welchen Grund sich der Gleiter nicht mehr meldete, erschien es dem Colonel wenig sinnvoll, noch ein Beiboot n den Berg zu schicken und möglicherweise auch dessen Ausfall zu riskieren.

       »Wie lange werden Sie brauchen, um Stellung zu beziehen, Leutnant?«

       »Vierzig Minuten, Sir.«

       »Geht’s nicht schneller? Die Zeit drängt, wir haben noch immer nichts von den beiden gehört.«

       »Wir werden es in zwanzig Minuten schaffen, Kommandant.«

       »Ausgezeichnet. Nehmen Sie ihre besten Elektronikspezialisten mit nach draußen. Das Portal wird mit Sicherheit elektronisch gesichert sein.«

       Nachdem Leutnant Garvin den Raum verlassen hatte, kehrte auch der Colonel in die Zentrale zurück und nahm wieder seinen Platz ein.

       »Status, Nummer Zwei?«

       »Keine Veränderung, Sir«, ließ ihn der Major wissen. »Keine Kommunikation in der Kaverne. Ich denke ...«

       Der Zweite Offizier wurde jäh unterbrochen, als sich in der Funkzentrale eine Explosion ereignete und jemand laut aufschrie. Weitere Schreie ertönten.

       »Was ist los, Mister le Blanc?« Rykher hatte sich halb aus seinem Sitz erhoben und starrte in Richtung der Funk-Z, die für einen Augenblick zu einem Zentrum von Rauch und Feuer und allgemeinem Durcheinander wurde.

       Feuer an Bord eines Raumschiffes!

       Der schlimmste Fall,