»Krieg!«, stellte Oberleutnant Hardt fest.
»Sie haben recht«, antwortete der Oberst. »Das ist ein gewaltiger, organisierter Krieg.«
Vor den Dünen, einem etwa fünf Klix breiten Streifen, sahen sie ein System ausgebauter Stellungen. Es existierten Laufgräben, Wälle aus Steinen und schweren Platten und Bollwerke. In diesen offenen Anlagen bewegten sich Gestalten, die zunächst wie humanoide Wesen aussahen, bis die Frontkamera des Gleiters sie in der Vergrößerung auf den Schirm der Mittelkonsole projizierten. Es waren wiederum Maschinen, irgendwie unfertig aussehende Roboter.
Oberst Jannik runzelte die Stirn. Etwas begann an ihm zu nagen. Woran waren sie hier?
Schließlich überflog der Gleiter die Dünenkante. Vor den Insassen öffnete sich der Talkessel. Am jenseitigen Ende sahen sie im Licht der Sonne eine zweite, ebenfalls zerstörte Stadt, die an mehreren Stellen brannte.
Auf Geheiß Janniks landete Hardt den Gleiter auf einem kleinen Felsabbruch an der östlichen Seite des Talkessels. Hinter ihnen ragten weiße, von schwarzen Adern durchzogene Felsen in die rauch- und stauberfüllte Luft. Von ihrem Standpunkt aus sahen sie die Schäden und Zerstörungen sehr deutlich. Bis zu den ersten, bis zur Unkenntlichkeit zerschundenen Ruinen dieser Stadt und zu der breiten Brücke, die noch immer intakt schien, obwohl sie sich über ein ausgetrocknetes Flussbett spannte, waren es rund 3000 Meter Entfernung
Links von ihnen befanden sich unterhalb ihres Standpunktes mehrere Schuttberge, die die Straße bedeckten. Am tiefsten Punkt des Einschnitts aus schob sich eine wuchtige, gelb-braun und rot gefärbte Maschine heran. Hinter und über ihr erhob sich eine immense Staubwolke, und aus dieser tauchten noch mehr dieser Kolosse auf. Insgesamt fünfzehn konnte man zählen.
Die Detektoren im Gleiter schlugen wie wild aus.
»Ah«, sagte der Pilot mit schmalen Augen, als er die Anzeigen bemerkte. »Ich sehe schon! Hier haben wir einen Teil der Echos. Die Dinger haben ein verdammt hohes Energieniveau.«
Die fünfzehn Kolosse rollte an dem unsichtbaren Gleiter vorbei auf die Stadt zu. Sie unterschieden sich von jener Konstruktion, die sie vor Kurzem in der ersten Ruinenstadt beobachtet hatten. Diese hier bewegten sich auf einer einzigen, sehr breiten Kette voran, die in der Mitte der riesigen Mechanismen angebracht war. N-Gravfelder oder extrem effektive Stabilisierungskreisel hielten die Giganten in waagerechter Position. Die Panzer boten den Anblick von riesigen Käfern, die mit Stacheln und Batterien von Projektoren in dreh- und schwenkbaren Kuppeln ausgerüstet waren. Dort, wo bei einem Koleopter die Augen saßen, streckten sich langrohrige Kanonen nach vorn. An den Flanken waren massive, runde Luken zu sehen, die mit schweren Verschlüssen gesichert waren.
Möglicherweise handelte es sich um Mannlöcher oder Fluchtwege der Besatzung.
Noch ein Rätsel mehr.
Aus den Projektoren fuhren hin und wieder Blitze und rissen einen Kilometer weiter vorn den Erdboden auf, verwandelten ihn in riesige Fontänen aus Sand und geschmolzenem Gestein.
»Das ist ein gezielter Angriff«, sagte Hardt halblaut. »Vermutlich ist diese sehr strapazierte Brücke das strategische Ziel. Wie es wohl weitergeht?«
»Erst einmal abwarten, Oberleutnant«, gab Oberst Jannik zu verstehen und konzentrierte sich auf weitere Einzelheiten des Vorstoßes.
Die schweren Kampfmaschinen bildeten einen spitzem Keil. Er schob sich nun aus dem Schutz von zerschlagenen Felsen hervor, durchquerte die tiefe Senke eines riesigen Kraters, ebnete einen Teil des Ringwalls ein und kletterte über das zernarbte Land nach vorn, der Sonne entgegen. Die Panzer waren zwar aus Metall, aber offensichtlich hatten die bislang unsichtbaren Angreifer sie mit einer Schicht klebrigen Lacks versehen. Darauf befand sich Sand, der die Formen der Maschinen mit der Umgebung verschmelzen ließ.
»Geschickt, diese Tarnung, aber nahezu überflüssig«, erklärte Oberleutnant Hardt. »Detektoren sehen mehr als die Augen intelligenter Wesen.«
Hitze begann sich auszubreiten, und aus der Richtung der vorwärtsdrängenden Panzer kamen dicke Wolken glühender Sand und kochende Luft herangetrieben.
»Sicher haben Sie recht, Tom«, gab der Oberst zu. »Aber einen Grund muss diese Verkleidung schließlich haben. Sehen wir weiter ...«
»Sehen Sie die runden Schotten an den Flanken, Sir?«, machte sich Hardt Minuten später bemerkbar. »Könnte interessant sein herauszufinden, wer oder was sich im Innern befindet. Ich denke, wir sollten uns vergewissern.«
»Sie meinen, uns vergewissern, wer diese Ungetüme steuert?«
»Ob wir damit die Geduld des Skippers nicht zu sehr strapazieren?« Der I. O. wiegte zweifelnd den Kopf. »Obwohl uns, wenn ich es recht bedenke, etwas mehr Kenntnisse über Sinn und Zweck dieses gegenseitigen Vernichtens möglicherweise in die Lage versetzen könnte, dem Abschlachten ein Ende zu setzen. Warum bekämpfen sich die Bewohner dieser Welt, von denen wir nicht einmal genau wissen, ob es sich um eine frühe terranische Kolonie handelt? Es gibt augenscheinlich nichts zu gewinnen außer Ruinen und verwüstetem Land!«
»Das könnten wir in Erfahrung bringen«, ließ der Pilot mit drängender Stimme verlauten. »Mit einer gründlichen Prüfung, Sir.«
»Mal sehen«, entschied Eli Jannik, während unter ihnen der Krieg – zwischen wem auch immer – erneut an Stärke wuchs.
Der Panzerkeil zu ihrer Linken hatte inzwischen den Kessel verlassen und drang schräg über annähernd ebenes Gelände auf einen Hügel vor, der die rechte Seite der Brücke flankierte.
»Dort, Sir!«, machte Tom Hardt seinen Oberst aufmerksam »Die Verteidiger!«
Von jenseits der Brücke schwebte auf Energiekissen eine Batterie doppelläufiger Ferngeschütze heran, bildeten eine weit auseinandergezogene Kette und hatten ihre Rohre gesenkt.
Gerade, als Eli Jannik etwas sagen wollte, begannen sie zu feuern, während sie vorwärtsschwebten. Plattformen mit stumpfkegeligen Geschütztürmen an den Ecken, die drehbar waren.
Ein infernalischer Lärm tobte durch den Kessel.
Rund um die Brücke, an ihrem diesseitigen Ende, schlugen die Energieblitze ein. Sie zerschmolzen Sand und Felsen und buken Trümmer zu einer glasigen, lavaartigen Masse zusammen. Sowohl an der Stelle, an der sie sich nach vorn bewegten, als auch an der linken Seite der Brücke und direkt auf der zerbombten und aufgesprengten Fahrbahn, breitete sich in der Luft eine gewaltige Wolke aus Sand, Staub und kochenden Gasen aus und trieben mit dem leichten Wind nach Westen.
Hardt fragte: »Sollen wir uns nicht einen besseren Platz verschaffen, Sir?«
Obwohl die Abschirmung des Gleiters das meiste der Außengeräusche dämpfte, war das Donnern der Maschinenwaffen, sowohl derjenigen der Panzer als auch derjenigen der Langrohrbatterien, immer noch übermäßig laut. Die beiden Männer führten deshalb schon länger ihre Konversation über die im Helm integrierten Headsets.
»Unbedingt. Hinüber zu den Panzern?«
»Aye, Sir.«
»Aber mit größter Vorsicht.«
»Wir nehmen uns den Letzten in der Reihe vor!«
»Dann los!«
Tom Hardt bugsierte den Gleiter ans Ende des Panzerkeils und flog hinter der Staubwolke und der Masse vorrückenden Metalls den Tanks nach. Obwohl die Kolosse den Eindruck von Schnelligkeit machten, waren sie in Wirklichkeit langsam.
Als sie die große Staubschleppe durchflogen hatten, die der Konvoi hinter sich herzog, befanden sie sich keine fünfzig Meter hinter dem letzten Panzer, der schräg versetzt mit einer Reihe von zehn anderen das Ende der Formation bildete.
Sie folgten dem letzten Panzer, der unvermittelt die Fahrt erhöhte und mit knirschend Ketten eine Reihe