bis zum Halse steht. Sau Kerle, die es sich im Gelde wohlergehen lassen. Einen Daumen im Arsch, den anderen im Mund. Den Himmel anbeten, dass es so bleiben möge. Diese Fürsten, die sich anmaßen, dem Willen Gottes zu entsprechen. Wenn das wahr ist, wünsche ich keinem, denen im Himmel zu begegnen. Ja, auch beim Thema Kirche polterte der Oberst, gerne auf feuchten Feiern, Breitseiten von Monologen in Richtung seiner besonderen Freunde ab. Wie das bei Lieblingsthemen passieren kann. Ich erinnere mich an Wortgefechte mit Prediger Pahlke, dem trinkfesten, ehemaligen Feldgeistlichen und aktiven Christen. Wenn man unter aktiven Christen die Kirchenläufer verstehen kann. Es war wieder einmal am 20. April auf einem kleinen Empfang in den Herrenzimmern. Es war ein nasskalter Tag gewesen und abends gab es fettes Essen und steifen Grog. Als Ordonanz durfte ich alles den pegelfesten Gewohnheitstrinkern anrichten. Ab einem mittleren Pegel standen erwartungsgemäß der Oberst und der Prediger beieinander. Hoch motiviert ein paar Wahrheiten "raus zu hauen". >Hör mal zu, Pfaffe<, so begann der Oberst stets ein Gefecht der Monologe. >So von Prediger zu Prediger: In der Suggestion von Massen kennen wir uns aus. Kirchen arbeiten mit Märchen und Mythen von tausend und einem Lagerfeuer. Rituale, Suggestion und Okkultismus, da hat sich die Menschheit immer gerne hinter versteckt und anderen das Denken überlassen. Nur zwei Schwindler mehr, die die Menschheit in Schach hält. Aber einer muss es ja tun, sonst droht schlimmeres. Und ich lasse, heute am 20. April, den Führer auferstehen, wie einen Mann, der wirklich gelebt hat. >Ja, da sind wir gar nichts so verschieden<, entgegnete Pahlke. >Herr Hitler muss ein sehr guter Hypnotiseur gewesen sein, wenn man sich die jubelnden Massen ansieht. Sind Millionen Mitläufer deshalb unschuldig, weil sie vom schreienden Wanderprediger hypnotisiert worden waren? Wir haben wir es doch beide erlebt, mein geschätzter Oberst. Wie man es nimmt, mein lieber Pahlke. Der Pope in Rom ist nicht weniger erfolgreich und das schon seit über tausend Jahren. Hat sicher nicht weniger Leichen auf dem Kerbholz. Das Grundproblem auf dieser Welt ist doch das die wirklich Guten die wirklich Bösen immer böse sein lassen. Weil diese Feiglinge an das Gute in diesen Wölfen appellieren und dann zwangsläufig, auf die eine oder andere Art, zu Opfern mutieren. So wird es irgendwann die Amerikaner erwischen. Nicht heute, oder morgen. Aber eines Tages wird sich eine Diktatur durchsetzen. Die Wölfe endgültig die Kontrolle über die Lämmer übernehmen. Die Diktatur ist weltweit das große Zukunftsmodell. Dann wird dem Christentum mit seiner "auch die andere Wange hinhalten Einstellung" genüge getan sein. Frei nach dem Wahlspruch: Dummheit, lass dir nicht helfen! Die Erde wird immer mehr zu einem Pulverfass und die Pulver Verkäufer erheben sich zum Zünglein an der Waage. Feigheit und Dummheit bleibt eine explosive Mischung, mein Bester. Was ist, wenn alle guten Menschen in die Hölle kommen und alle bösen in den Himmel? Wenn das gewiss wäre, dann würden alle guten Menschen böse werden und die bösen Menschen hätten keine Opfer mehr. Fangen sie an das zu predigen und die Welt wird ein besserer Platz. Pahlke konterte mit einem Spruch: >Wer mit dem Ungeheuer kämpft, der mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird, Herr Oberst. Darauf einen Schnaps von ihrer herrlichen Schmuggelware, sie Teufelskerl. Na ja, man tut, was man kann, sagte der Oberst. >Wie ihr Nietzsche schon glaubte: Wenn Du lange in einem Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in Dich hinein. Viele sind, in jenen Jahren, aus der Kirche ausgetreten und meinten das wäre den Umständen geschuldet und nur äußerlich gewesen. Aber genauso äußerlich ist auch wieder ihr Eintritt. Wir kennen die Menschen. Sie machen nichts, solange sie nicht wirklich müssen. Sie glauben das was man ihnen erzählt und wenn der Tag kommt, dann glauben sie was anderes. Wir wissen beide das ihre Überzeugung schnell brüchig wird. Keine Felsen in der Brandung, eher Blätter im Wind. Viele deiner Leute sind nur Mitgenommene. Das ist es was sie wollen! Deine Kirchen sind Orte der Zusammenkunft von Heuchlern, Blendern, Schwätzern, Domestiken, Ritual Liebhabern, Angsthasen, Verkäufern, Verführern und sicher habe ich Charaktere vergessen. Denken sie müssen sich in Kirchen verkriechen um den Tribut ihrer Anbetung zu entrichten. Falls es das Paradies gibt und die Bibel Recht hat, dürfte es trotzdem schlecht besucht sein, so wie die Menschen sind. Allmählich glaube ich aber, dass ohne diese Buden die Welt noch finsterer ausschauen würde. Überall errichten Menschen ja Steinhaufen und denken dort finden sie Gott. Aber, wenn sie sich dann besser fühlen, soll es mir reicht sein. Um an etwas zu glauben was man nicht beweisen kann muss man wohl verrückt sein. Aber an nichts zu glauben ist noch verrückter. Das sind dann zwei Verrücktheiten. Wenn die im richtigen Maße auf der Welt existieren ist alles im Lot. Ich meine, sie halten sich gegenseitig im Schach. Für mich steht keine Religion höher als die Wahrheit. Die Religionen verharren leider seit Jahrhunderten in Leichenstarre. Ganz meine Meinung. Ob im Schützengraben, oder im Petersdom. Gott ist überall gleich gegenwärtig. Selbst in der Hölle, will man meinen<, entgegnet der Oberst. Er lachte und hob sein Glas zum Porträt vom Führer über dem brennenden Kamin. Ich sehe aber einen Qualitätsunterschied zwischen den purpurnen Bettbrüdern in Rom und meinen Sanitätern im Felde. Denn die braucht man. Die Bettbrüder schwimmen in ihrer eigenen Nutzlosigkeit. Vermitteln Gläubigen den Eindruck, sie seien es Wert und verfügten über ein Wissen, weshalb sie so leben dürfen. Der Teufel betet nicht, er will angebetet werden! Nur wenige besitzen die Phantasie den Teufel im Hause seines Gegners zu vermuten, stimmt´s Pahlke? Natürlich haben die Religionen ganze Kontinente verwüstet und in Würgegriff gehalten, auch heute noch. Es sind die bösen, alten Männer, welche mit Interpretationen untoter Texte das ungebildete Volk verrückt machen. Ich meine auch den Engelsburg Bewohner, den Pontifex Maximus, der erste unter dem Menschen, der Höhepunkt und Gipfel der menschlichen Art, der Unfehlbare! Schon seit finstersten Zeiten versucht der Mensch sich als "Krone der Schöpfung" zu begreifen. Nicht wirklich erfolgreich! Er spricht vom vorhandenen Geist, vergisst aber den wenig vorhandenen Verstand zu erwähnen. Mit der Einführung von Religionen, als Bereicherung von Aufgabenstellungen für die der Mensch erschaffen sei, wurde es noch komplizierter. Es wird seitdem von einer Seele gesprochen die man anderen Kreaturen nicht zubilligt und deshalb der legendäre, heilige Geist sie nicht aufsuchen könne. Alles dummes Geschwätzt blasierter Priester der Einfalt. Seit Jahrhunderten anwendbar zur Ausübung von Macht und Verteilung derselben. So bleibt die größte Geisel auf Erden die Dummheit. Meinetwegen auch Satan und die Dummheit, welche er zu nutzen weiß, wenn das für Sie besser klingt. Der Mensch ist von Natur aus dumm, unmoralisch, ja böse. Besonders wenn man ihm Straffreiheit zusichert. Ich habe mir Berichte von Beteiligten der Sondereinsätzen in den besetzten Gebieten anhören müssen. Immer wenn man in einer Ortschaft die Juden nicht erkennen, oder finden, konnte hat man die Bevölkerung angesprochen. Für eine Tüte Zucker, oder Wodka haben sie die Juden ihrem Schicksal ausgeliefert. Oft haben dann ihre eigenen Nachbarn sie verprügelt und ausgeraubt. Oder denken wir an die Kapos im Lager. Das quälen und morden war nicht nur Sache der Wachmannschaft. Verrohung und Brutalität haben, zu allen Zeiten und auf allen Kontinenten, einen leichten Schlaf unter der dünnen Decke der Zivilisation. Kaufen sie sich ein Geschichtsbuch über Massenmorde, dann haben sie viel zu lesen. Es mag zum Bau von Atombomben, der Herstellung von Arm und Reich, von Hunger und Völlerei reichen, aber einbilden würde ich mir darauf nichts. Ein Kind aus der 5. Klasse kann die zehn Gebote verstehen und versuchen danach zu leben, ob mit oder ohne Existenz der Speckmaden im Petersdom. Überhaupt Moral: Es ist absurd zu denken das der Oberklerus seine Standpunkte in der Sexualmoral überdenken, ändern, oder wenigstens lockern könnte, weil das Volk längst anderen Gewohnheiten nachgeht. Seit den Predigten von Luther hat die Kirche nichts dazu gelernt. Fänge sie damit an, würde die Jugend wieder in die Kirchen strömen, anstatt an ihnen vorbei zu gehen. Gerade wegen der menschenfeindlichen Sittenpolitik habe ich das echte Wort Gottes gelegentlich vernommen, bilde ich mir wenigstens ein. Immer nach heiklem Kriegsgeschehen sagte er zu mir: los nimm dir jetzt ein Mädchen! Ich antwortete dann: Habe ich sowieso vorgehabt und er erwiderte: dann ist ja gut, schließlich habe ich Männer und Frauen erfunden damit ihr Spaß miteinander habt und mir schon deshalb dankbar seid. Dann bestellte er ein ganz bestimmtes Mädchen für mich, das habe ich sofort bemerkt. Ist ihnen das nie passiert, mein Bester? Jedenfalls würde die Religion wieder mehr Geltung in der Welt erlangen, wenn die Kirchen ihre eigenen Teufel zum Teufel jagen würden. Sonst laufen irgendwann alle vor der Hölle davon, die wir uns selbst geschaffen haben. Nur dann ist sie bereits ein Teil von uns und kommt immer mit. Egal auf welchen Planeten wir landen. Doch wir können guter Hoffnung sein. In nicht allzu ferner Zukunft bläst das Bildungsmonster Mensch sich und alle Unschuldigen zurück in die Ursuppe und dann ist wieder Frieden und Weisheit zurück auf der Welt. Dabei fällt mir eine Gravur für die Krone der Schöpfung ein. Es muss natürlich heißen: Ich weiß, dass ich nichts weiß! Das ist das höchste
