Dieser Wechsel von Uschi, zu einer aktiven Spielgestalterin, traf mich unvorbereitet. Als wenn es zwei Uschis geben würde, die Stille und die Wilde. Heute zum ersten Mal in Besetzung der Wilden. Danke, lieber Gott! Aber, das schien nicht plausibel und der Grund zu sein. Ich kannte ihre komplette Familie. Bis es mir dämmerte das es am Fehlen der Mitspieler liegen könnte. Bis jetzt dachte ich, dass es in einer kleinen Gruppe einfacher wäre die Grenzen zu verschieben, um dichter ans intime zu gelangen, was alle Spieler suchten und wollten. Darum haben wir das "Wer sucht, der lässt finden Spiel" mit den Mädchen angefangen. Jetzt der Umkehrschluss: Das Fräulein traute sich nur mit mir alleine mehr zu, als wie, wenn Rosi hinter der nächsten Matratze mit Gento spielen würde. Was sie zusätzlich bewegte, in die Offensive zu gehen, erfuhr ich auf dem Nachhauseweg. Ihre Eltern waren gerade auf einem Lehrgang für Konditoren in Süddeutschland. Uschi hatte die Anweisung währenddessen die Räume zu saugen (sagte sie jedenfalls) und dabei stieß sie mit dem Staubsauger, unter dem Bett ihrer Eltern, auf etwas hartes. Es handelte sich um eine Kiste mit offenem Zahlenschloss. Sie zog das Metallding hervor und sah hinein. Eine Sammlung Pornohefte, in Hochglanzformat, fiel ihr in die Hände. Ich denke mir mal, sie hat alle Seiten studiert.>Meine ach so prüden Eltern, die ihrer Tochter Schamhaftigkeit predigen und am liebsten einen Keuschheitsgürtel verpassen würden, wenn das noch erlaubt wäre<, meinte Uschi. >Diese offiziellen Sex Muffel geilen sich an den bunten Seiten auf und treiben es miteinander, während ich mit einer versteckten Kerze spielen muss<, empörte sich Uschi weiter. Ich sagte, >ist doch ganz normal, Eltern sind auch nur Menschen und haben Bedürfnissen im Bett. Pornos finde ich ganz inspirierend. Stell dir vor, Gento will daraus erotische Kunst machen, die die Welt noch nicht gesehen hat. >Typisch für diesen Angeber, aber das mit Pornoheften, Pornofilmen und so was verstehe ich ja<, antwortete Uschi. Da wusste ich, warum sie so talentiert lutschen konnte. Sie hat es sich von den Bildern abgeschaut. Wirklich hoch begabt, dachte ich mir. >Aber ich bin kein kalter Fisch und habe auch schon frauliche Interessen<, sagte Uschi ziemlich trotzig. >Man Alter will, dass seine Tochter unberührt und doof in die Hochzeitsnacht stolpert und bis dahin spielt er den Gefängniswärter, mit allen denkbaren Drohungen. Aber das kann er knicken, ich weiß was ich will und zieh das voll durch. Vor allem terrorisiere ich meine Mutter bis sie die Pille genehmigt. Das bekommt der alte Spielverderber überhaupt nicht mit. Schon aus Angst vor meinem alten muss sie dazu ja sagen, denn wenn ich schwanger würde, hätte natürlich meine Mutter die Schuld. < So informiert freute ich mich auf die kommenden Wochen, küsste sie beim Abschied nochmal zart auf den Mund und versprach ihr zu helfen, dass ihre Eltern es nicht schaffen werden aus ihr eine alte Jungfrau zu machen. Aber es kam anders und ich sah Uschi erst wieder als der Flieder verblüht war und die Schwalben Tiefflüge übten. Ein Auto hatte Uschi samt Fahrrad von der Straße geholt und ins Krankenhaus befördert. Sie war mit ihren Gedanken woanders gewesen, jedenfalls nicht beim Straßenverkehr. Gott sei Dank, wurde sie wieder völlig gesund und konnte an der Klassenfahrt ins Ferienlager teilnehmen. Dort begann der heißeste Teil unserer onanistischen Liebe
Ach, Uschi, du warst ein Pfirsich vor der Ernte, hattest Augen mit Blick auf das Meer. Damals konnte ich es dir nicht sagen, heute weiß ich so was. Jahre später sah ich dich ein letztes Mal, zusammen mit deinen Kindern. Es war ein Werk von Sekunden, dich zu erkennen. Du warst in dem Leben das du führen wolltest angekommen, dass sah ich auch. Also, keine Veranlassung auf die Bremse und aus der Vergangenheit zu treten. Aber einen Stich letzter Sehnsucht gab mir dieser flüchtige Augenblick zurück. Aber ich schweife wieder ab, also zurück zum Thema. Jedenfalls hätte es bis zum Ende der Schulzeit so weitergehen dürfen. Wir versuchten weiterhin die Rosi für Brandos Bude zu begeistern und versprachen ihr Mögliches und Unmögliches. Rosi hielten wir für am leichtesten einzufangen. Von Uschis Talenten erzählte ich kein Wort und außerdem war sie außer Gefecht gesetzt. Rosi war doch schon läufig, nur wusste sie es nicht. Da wollten wir unbedingt nachhelfen, bevor sie sich von anderen aufreißen lassen würde. Aber dann schickte "Eisen Erich", unser siebzigjähriger Klassenlehrer, gleich nachdem er den Klassenraum betreten hatte und man, wie immer, eine Stecknadel fallen hören konnte, uns zum Staffel Führer in den ersten Stock. Der erste Stock war keine gute Adresse, für den Sohn vom Barbesitzer, den Sohn vom Bürgermeister und den Sohn vom Zöllner. Nachdem er uns eine Ewigkeit im Vorzimmer schmoren ließ, brüllte Riester ein wirklich deutsches >reinkommen! Das lange Warten war nicht schlimm gewesen, derweil uns Gento den Besuch seiner Cousine in den Sommerferien ankündigen konnte. Es waren strategische Überlegungen gefragt, denn diesmal war sie fällig! Ansonsten wäre ihre Anwesenheit in diesen Wochen zu einer Unerträglichkeit eskaliert. Wenn sie, nach verstärktem befummeln im letzten Sommer, sich hier wiedersehen lässt: dann weiß auch sie, was passieren muss! Wir betraten den Verhörraum und stellten uns vor seinem gewaltigen Eichenholz Schreibtisch auf. Jeder von uns wusste, dass dieses Monster ein Erbstück war. Vom ersten Weltkrieg Kampfpiloten, dem Stuka Vater. Insgesamt umgab uns eine düstere Eichenholz Landschaft.
Der Direktor blieb entspannt hinter dem dunklen Stück Holz stehen. Aber in Denkerhaltung, wie er wohl dachte. Er hatte seine "Fliegerbrille" (wir mussten sie einfach so nennen) auf, was kein Signal von Entwarnung darstellte. Sich räuspernd, wie es vermutlich nur große Staatsmänner hinbekommen, ging er zum Fenster. Hinter dem Glas stehend, in die endlose Weite des Himmels sehend, sprach er uns Kinder von Vätern an: >Schüler dieser Schule, für die ich verantwortlich bin. Schüler dieser Zeiten, für die ich nicht verantwortlich bin! Wie ihr wisst, kenne ich eure Väter genügend, um großen Respekt vor ihnen zu haben<.
Dabei fiel mir sofort das Ende vom letzten Trinkgelage ein. Ein Ausflug der Veteranen mit der zweispännigen Kutsche vom Kapitän, zu einer schrägen Kneipe, direkt hinterm alten Flutdeich. Da war es wieder von Vorteil, dass Blondi und Wolf ihren Weg zur Domäne alleine finden konnten. Der Skipper hing am Kutschbock seitlich raus, sichtlich betäubt von Fahrtwind. Ansonsten lag nur noch ein Kamerad am Boden der Sitzbank, andere sind vorher abgestiegen, oder rausgefallen. Wir konnten beim Abfahren der Strecke Kolonialwarenhändler Ohmstedt einsammeln und reaktivieren. Der Rest vom Einsatzkommando blieb aber verschwunden. Der Seemann war nicht fürs Leben an Land bestimmt, das wusste jeder der ihn kannte und er selbst wusste das auch. Vieles verstand er nicht und blieb gegenüber den Regeln auf See, unklar. Ausschließlich allerdings "das weibliche Geschlecht", da verfügte er über einen enormen Erfahrungsschatz und berichtete gern aus diesem. Der Schnaps den der Kapitän von seinen Reisen mitbrachte war Spitzenklasse, sehr begehrt und exotisch. Deswegen (und wegen der Menge) holte Vater den Kapitän gerne selbst von Bord ab und fuhr ihn aus dem Hafen. Vater wurde am Kontrollpunkt immer durch gewunken. Eine Art selbstverständlicher Diplomatenstatus, wirklich sehr vorteilhaft. Schnaps verhalf den Männern dort zu sein, wo sie noch immer mit dem Herzen zuhause waren. Für ein paar Stunden. Mit Kameraden, die auch einen Feuersturm überlebt haben und ihre Erinnerungen sprechen lassen wollten. Ob es eine alte Baumallee in Ostpreußen war, die Winter in Schlesien, oder eine verschollene Braut in Bessarabien. Am Ende führt es immer zu dieser Art von Betäubung der Wunden, die nicht heilen konnten. Aber bei nächster Gelegenheit werden sie es wieder versuchen. Dieses gemeinsame ertränken von Trauer über etwas unersetzliches. Erst Jahre später habe ich gelernt es besser zu verstehen. In der unzweckmäßigen Uniform eines Zivilisten ging der Direktor jetzt weiter ins Detail: >Ihr könnt euch vorstellen warum ihr hier vor mir steht, aber ich bin nicht gewillt darauf weiter einzugehen. Aus gegebenem Anlass möchte ich euch heute von den Hottentotten in Südwest Afrika erzählten, denen unsere Truppen begegneten, als Deutschland in der Welt noch was galt, noch was zu sagen hatte<. Dann begann die schauderhafte Darstellung über Sitten, Kultur und Gebräuche dieses Eingeborenen Stammes. Riester gab sich sogar Mühe ihre Fruchtbarkeitsrituale bildhaft zu erklären. Alle Versuche einer Kultivierung durch unsere überlegenen Rasse, selbst mit Feuer und Schwert, scheiterten an der Uneinsichtigkeit dieser Wilden. Ganz abgesehen vom fehlenden Verständnis für das Christentum. Kurz gesagt: Arbeitsscheu, unzuverlässig, verlogen und mit regellosem, ungezügelten Sexualverhalten, verbunden mit fehlender Hygiene ihrer Körper. Ordnung und Disziplin kämen nur in niedrigsten Formen vor. Schon das Mittelalter wäre für Hottentotten ein Quantensprung in die Zukunft. Dann musste er