Perlen der heiligen Vorzeit. János László Pyrker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: János László Pyrker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066113636
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führ’ ihn nach der Wüste von Pharan

      Jetzo zuerst; erlies ihm dann, in den reiferen Jahren,

      Selber, nach freier Gewalt, wie die fromme Sitt’ es erheischet,[20]

      Sorgend für ihn mit Mutterhuld, die liebende Gattinn:

      Denn er werd’ als Jäger berühmt, und gepriesen als Vater

      Eines mächtigen Volk’s, das weithin herrscht in den Wüsten!“

      Als die Stimme verscholl, da sah mit frohem Erstaunen

      Hagar die rieselnde Quelle vor sich: ein Wunder der Allmacht,

      Ihr zur Rettung gewährt. Sie labte sogleich den Erzeugten;

      Füllete dann den Schlauch, und sie wallten fort auf des Lebens

      Wechselndem Pfad, geschirmt von des Herrn allmächtiger Rechten;

      Denn alljegliches wurd’ erfüllt nach den Worten des Engels.

      Sieh’, jetzt naht’, ein Tag für Abraham, wo er, im Glauben

      Vor dem Herrn geprüft, der Zukunft herrliches Vorbild

      Weis’ in seinem Geschlecht, zur Rettung der sündigen Menschheit!

      „Abraham, höre!“ so rief ihm der Herr, und mit inniger Demuth

      Sprach er sogleich: „Hier bin ich; gebiethe mir nur: ich gehorche!“

      „Wohl, denn,“ fuhr der Ewige fort, „so nimm den Erzeugten

      Isaak, welchen du liebst, und opf’re ihn mir auf dem Altar

      Von geschichtetem Holz, auf dem Berg’ in Morrias Gefilden.“[21]

      Abraham stand, erschüttert im Geist’, und ihm bebten die Glieder

      All’ im plötzlichen Schreck; doch bald bezwang er des Herzens

      Odemberaubendes Weh’; er warf mit hehrem Vertrauen

      Sich auf die Knie’, und bethete leise die Wege des Herrn an.

      Jetzo, nach schlafloser Nacht, erweckt’ er am dämmernden Morgen

      Isaak mit Vorsicht, daß ihn die liebende Mutter nicht höre;

      Ließ auch das Saumthier schnell von zwei verschwiegenen Knechten

      Satteln; es dann mit gespaltenem Holz zu dem Opfer, beladen,

      Und begab mit dem Sohn’ und den beiden Knechten, verstummend,

      Sich auf die Reis’ in Morrias Gefild zu dem winkenden Ziel hin.

      Dort an dem Fuße des Berg’s, nach drei erschöpfenden Tagen

      Angelangt, ließ er die Knechte zurück mit dem weidenden Saumthier;

      Lud das gespaltene Holz auf die Schultern des Sohnes; ergriff dann

      Schnell das Geräth’: in der Linken die Gluth, in der Rechten das Messer

      Tragend, und stieg mit dem Sohn’ aufwärts zu den ragenden Höhen.

      Immer schwieg er noch still; da begann, tiefathmend im Aufgang

      Unter der Last, der fromm- und mildgesinnete Jüngling:

      „Vater!“ Und er: „Ich höre, mein Sohn!“ „Wohl seh’ ich das Messer,

      Sehe die Gluth,“ fuhr jener noch fort, „doch nirgend ein Opfer?“

      Abraham hielt sich die Brust mit der Rechten, und sagte beklommen:

      „Still, mein Sohn: das wird sich der Herr schon selber erlesen!“

      Und sie erstiegen die Höh’n Morria, des heiligen Berges.

      Dort errichtete nun, mit Thränen im Auge, der Vater

      Einen Altar von dem Holz’, und der Sohn — errathend der Thränen

      Quell’, und, lesend im Auge des Vaters des Ewigen Rathschluß,

      Both nun tief, wie ein Lamm verstummend, das auf der Schlachtbank

      Liegt, und ergeben dem Willen des Herrn, die Hände den Banden,

      Daß er, den Opfern gleich, gebunden, lieg’ auf dem Holz dort.

      Schauernd ruhten die Lüft’ umher; durch Wolken verhüllet

      War das hehre Gezelt des bläulichen Himmels; die Fluren

      Bebten verstummt, und feierlich schwiegen die Hain’ und die Wälder,

      Als der erhabene Augenblick des Opfers genaht war.

      Abraham griff nach dem Stahl’, erhob ihn... da scholl aus den Wolken

      Plötzlich der herzerschütternde Laut auf Abraham nieder:

      „Halte das Messer zurück. Genug ist gethan: denn bewähret

      Hat sich dein Glaub’ an mich in demuthvoller Ergebung,

      Weil du aus Liebe zu mir den eigenen Sohn nicht verschontest.

      Dunkel liegen die Wege des Herrn vor Sterblicher Augen;

      Nicht verschonet er einst des eigenen Sohnes, nur Er kann

      Sühnen unendliche Schuld vor dem Richterstuhle des einen,

      Wahren, unendlichen Gott’s, und erretten die sündige Menschheit.

      Zahllos, wie an dem Strande des Meers gehäufet der Sand liegt,

      Und an dem Himmels-Gewölb die funkelnden Sterne sich weisen,

      Sollen aus dir die Enkeln blüh’n, und Großes vollbringen;

      Doch in dem Einen allein ihr Heil die Völker erlangen.“

      Also der Herr. Da beugte sich Abraham bethend zum Boden,

      Und, ersehend im Strauch den am Horn gefangenen Widder,

      Opfert’ er ihn dem Herrn auf dem erst errichteten Altar;

      Faßte den Sohn an der Hand, und kehrte mit ihm in das Zelt heim.

      Sara erreichte ihr Lebensziel in Arba[22], dem Städtchen

      Canaans. Dort erschien jetzt Abraham, sie, auf dem Boden

      Sitzend im Schmerz, zu beweinen durch sieben Tage der Trauer.

      Dann begrub er die theuere Leich’ an dem Felsen des Haines

      Machpela, bei Hebron, den er von dem Volk der Chetiten

      Kaufte zum Eigenthum, und zum Grabe für sich und die Seinen.[23]

      Doch schon fühlt’ er, gebeugt, des jahrebelasteten Alters

      Schwindende Kraft stets mehr, und sann für den Sohn der Verheißung,

      Isaak, die liebliche Braut, mit väterlichsorgender Weisheit

      Selbst auf Jegliches achtend, zu frei’n. O seliges Bündniß,

      Wenn in der Rosenzeit des blühendentfalteten Lebens,

      Von dem liebenden Herzen gedrängt, der treffliche Jüngling

      Sich die Hold’ erkies’t im Schmucke der Schönheit und Unschuld,

      Und sie auf immer dann zu glücklicher Ehe sich einen!

      Also gedacht’ er, für ihn Rebekka, die Enkelinn Nachors,

      Seines Bruders, zu frei’n, in Chaldäas blühender Landschaft,

      Die er als Knabe geliebt.[24] Er rief in geheim Elieser,

      Seines Gehöft’s Verwalter, herbei, und sprach zu ihm also:

      „Redlicher, horch: du zieh’st in den reichen Gefilden Chaldäas

      Eilig