Deß sich erfreu’n, so er ihnen zuvor nicht verkündet die Bothschaft
Seines Gebiethers an sie. Man hieß ihn reden, und alsbald
Saßen all’ um ihn her, da er muthig begann zu erzählen:
Wie ihn aus Canaans Fluren heran sein hoher Gebiether,
Abraham, dem der Herr unendlichen Reichthum verliehen,
Sandte, daß er für Isaak, den, erst im Alter mit Sara,
Seiner Gattinn, erzeugten Sohn, begehre zur Hausfrau —
Ihre aus seinem Geschlecht’ entsprossene Tochter, Rebekka;
Wie, fürwahr, nach Abrahams Worten, der Ewige selber
Sandte den Engel vor ihm einher, daß er glücklich nach Charan
Kam; zum frohen, von Gott erbethenen Zeichen, die Jungfrau
Eben am Brunnen erschien; ihn selbst, sein Gefolg’ und die Saumthier’
Labte mit kühlendem Trunk’, und endlich zur freundlichen Herberg
Lud, wo ihm auch von ihnen viel Huld und Liebe geworden!
„Doch,“ so sprach er nun mit bewegterem Herzen, „erklärt euch
Offen noch heut’: ob ihr ihm die blühende Tochter gewähret,
Oder versagt, und ich dann heimkehr’, ein Bothe des Unglücks?“
Sieh’, da rief Laban, der erfahrene Bruder der Jungfrau,
Hebend die Händ’ empor zum Himmel, in freudiger Hast auf:
„Ha, dieß kömmt von Gott: wir können dem Wink nicht entgegen
Handeln, im thörichten Wahn’: als sey ihr ein Bess’res beschieden!
Redlicher, nimm sie denn hin; hier steht Rebekka, die Schwester:
Denn es entraffte der Tod uns jüngst den trefflichen Vater,
Lieblich erblühet vor dir; zieh’ freudiger heim mit der Guten,
Daß sie, wie Gott es gefügt, dort Isaak, als Gattin, vereint sey!“
Sagt’ es, und stellte sie ihm nun dar, bei der Rechten sie fassend;
Doch sie neigte sich sanft, wie die Ros’ in knospender Fülle,
Hold erröthend des Bruders Red’: ein Engel an Unschuld;
Schlug die Augen zur Erd’, und weinete häufige Thränen.
Auch die liebende Mutter umfaßt’ an dem Hals’ und den Schultern,
Heftig, die Tochter jetzt, und drang mit thauenden Wimpern
In Elieser, daß er ihr dreißig der Tage gewähre
Unter den Ihren zu seyn, und dann erst beginne den Heimzug.
Aber als er der Eile gedacht’, und Rebekka befragt ward,
Sprach sie beherzt: „Ich reise mit ihm nach des Ewigen Rathschluß.“
Alsbald langt’ er Geschenk’ an silbern- und gold’nen Gefäßen,
Und an kostbarn Kleidern hervor, und gab sie der Braut hin;
And’re der Mutter dann, und den Brüdern. Nun endlich genossen
Sie des köstlichen Mahls, und eilten zu ruhen die Nacht durch.
Doch kaum färbte das Morgenroth den Saum des Gebirges
Drüben in Osten, so zäumt’ Elieser, vereint mit den Knechten,
Rasch die Kameel’, und hob die verschleierte Braut, mit der Amme
Dann auf die stattlichsten; sprach den tiefbewegten Verwandten
Rührende Worte des Trost’s, und trabte hinaus auf dem Feldweg;
Aber sie riefen ihr dort, lautweinend, noch Segen und Glück nach.
Welch Getümmel der Freud’ erschallt um Abrahams Zelt her?
Siebenzig Pfannen mit Pech und brodelndem Oehle gefüllet,
Tragen die Jüngling’ auf Stäben von Holz, und es leuchtet die Flamme
Hoch empor in die Nacht. Gesang, dem Getöne der Zither
Lieblichvereint, erschallt aus der Ferne; des Zeltes Bewohner
Eilen heraus auf den Rain, die jauchzenden Gäste zu schauen:
Denn vom Gehöft Eliesers führt, hochzeitlichgekleidet,
Isaak die herrliche Braut nach Abrahams, seines Erzeugers,
Wohnung heran. Schon war sie vor zehn entflohenen Tagen
Angelangt dort mit dem Treu’n aus der fernentlegenen Heimath,
Und verweilte bei ihm, der frommen Sitte gehorchend.[25]
Doch nun schritt sie im Kreis’ der Gespielinnen, brautlichgeschmücket
Erst mit der Kron’ auf dem Haupt’ und dem antlitzhüllenden Schleier,
Nach dem Geliebten einher; auch ihn umgab der Gefährten
Blühende Schar, und erblickend am Thor des hellen Gezeltes
Abraham, der schon zitternd vor Freud’ und inniger Sehnsucht,
Ihrer harrete, sank sie vor ihm auf die Knie’, und umfaßte
Sie mit den Armen in glühender Hast und mit thränenden Augen.
Mild erhob der Greis die Weinende; drückte sie zwei Mal
Fest an die Brust, und begann vor den schnell verstummenden Scharen:
„Seht, wie erhaben und groß, barmherzig und gütig der Herr ist!
Jegliches wurd’ erfüllt, was seine unendliche Weisheit
Ueber mich und die Meinen verhängt’ in den Tagen der Prüfung.
Freudig gewahr’ ich vor mir die künftige Mutter der Kinder
Meines Erzeugten — des Sohn’s der himmlischen, hohen Verheißung.
Ach, daß Sara, die sein’, ein solches Glück nicht erlebte!
Doch du, Gute,“ so sprach er zu ihr, „verließest die Mutter,
Von Elieser gedrängt, in Trauer: nicht gönnt’ er im Eifer
Ihr die ersehnete Zeit der Brautausstattung zu denken.
Groß ist der liebenden Mutter Müh’ und Sorg’ um die Tochter,
Von dem Tag der Verlobung zu jenem, wo sie sich auf immer
Mit dem Erwählten vereint. Geschäftig schafft zu dem Haushalt
Sie das Ein’ und das And’re herbei, und rastet, und ruht nicht,
Bis nicht im Ueberfluß ein Jedes, genügend, erscheinet;
Dennoch, kömmt nun die Stunde heran, wo draußen im Hofraum
Laut der Gesang der Hochzeitgäst’ erschallt, und die Tochter,
Noch vor dem einenden Spruch ihr naht mit Thränen des Dankes
Abschied zu nehmen, und dann zu gehören dem Manne für immer:
Wendet sie sich, wie entrüstet, von ihr, und schluchzet im Stillen,
Daß sie von ihr sich trennt, und die weinende Mutter zurückläßt.
Ach, daß Sara für uns solch glücklichen Tag nicht erlebte:
Denn