Perlen der heiligen Vorzeit. János László Pyrker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: János László Pyrker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066113636
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ein schwarzes Gewittergewölk, verhüllte der Sonne

      Strahlende Bahn, und umnachtete rings die Städt’ und die Fluren!

      Sieh’, und alsbald fuhr, wie im Sommer der prasselnde Hagel

      Dicht aus dem Luftraum stürzt, und die Aehrengefilde vernichtet,

      Blitz auf Blitz’, im Donnergetümmel, auf jene herunter —

      Nimmer rastend, bis sie nicht allein zerstöret im Schutte

      Lagen mit allem Volk, das sie bewohnete, sondern

      Unterirdische Glut, genährt von Schwefel und Erdharz,

      Aus der berstenden Erde herauf, gleich Fluthen getrieben,

      Sich auf die Felder ergoß, und rings Verderben zu schau’n war!

      Abraham stand, an den Stamm der Eiche gelehnt, vor Erstaunen

      Starr, und an jeglicher Nerv’ erbebend vor Angst und Entsetzen;

      Hob die Hände zum Himmel empor, und wollte noch einmal

      Fleh’n um Erbarmen — umsonst, ihm erstarb der Laut auf den Lippen.

      Als er hinab auf den Jammer starrete, wogte der Flamme

      Bläulicher Widerschein, erzeugt von des brennenden Schwefels

      Odemerstickendem Qualm, auf seinen erblasseten Wangen.

      Heiße Thränen umhüllten sie schon: denn Lot’s und der Seinen

      Schrecklicher Tod schwebt’ ihm vor den Augen; nicht war ihm die Rettung

      Seines Verwandten bekannt, er wähnt’ ihn verloren im Gluthmeer.

      Jetzt verstummte der Sturm; die Wolken entschwanden; der Donner

      Schwieg. Vom bläulichen Aether herab sah wieder die Sonne

      Strahlenden Blick’s; doch ach, sie erhellt’ auf Sodomas Fluren

      Und Gomorras nur qualerregende Schau der Zerstörung!

      Dort, wo sonst die goldenen Halm’ im Hauche des Lüftchens

      Wogten im Feld, die Gärten, mit Edens Reizen geschmücket,

      Voll fruchttragender Bäum’ und gewürzreichduftender Blumen

      Schimmerten, und auf der Weid’ unzählige Heerden, dem Eigner

      Inner den Mauern der Städte zur Lust, sich letzten, bedeckte

      Jetzt ein schwärzlicher See die Gefild’, um welchen sich rings her,

      Völlig verödet und kahl, die versengeten Ufer erhoben.

      Nie durchschwimmt die muntere Schar von gleitenden Fischen

      Sein Gewässer: ein todtes Meer[18] genennet der Nachwelt

      Noch, wo, bebend, der Wanderer einst die Spuren der Strafen

      Gottes: am seichteren Strand aufragende Mauern und Pfeiler

      Jener versunkenen Stadt’, umhüllt von harzigem Salzschlamm,

      Schaut; im dürren Gefild von kränklichen Zweigen die Frucht bricht,

      Die in der Hand alsbald in Staub und Asche zerstiebet,

      Und nicht weilet daselbst in der weitumherrschenden Stille:

      Denn er fühlt sich ergriffen von Angst und heimlichem Schauder,

      Denkend der schrecklichen Schuld und der schweren Gerichte des Himmels.

      Schon gedachte der Greis der Heimkehr, als er, verwundert,

      Einen ergrauten Mann im Gefolg zwo blühender Mädchen,

      Gegen sich kommen sah auf dem Seitenpfade der Felshöh’n.

      „Wie,“ so begann er, und rieb sich noch mit den Fingern die Augen,

      Klarer zu schau’n, da jen’ ihm naheten, „Lot — und die Töchter

      Lot’s, errettet vom Herrn? O, Preis ihm auf immer und ewig!“

      Sagt’ es, und ließ sich dann, vor Freude zitternd, im Sandstaub

      Nieder, sie dort zu erwarten, bereit, mit Gruß und Umarmung.

      Doch nun setzten auch sie, mit zögernden Schritten genahet,

      Sich vor ihm hin, und Lot, ergriffen von schrecklichem Herzleid,

      Streuete Staub auf sein grauendes Haupt, und weinte; die Töchter

      Weinten mit ihm, ihr Aug’ im erhobenen Schleier verbergend.

      Aber nach dauerndem Schweigen begann jetzt Abraham also:

      „Jammer und Noth ist das Los des Sterblichen hier auf des Lebens

      Dornenpfad’. Wohl ihm, so er schuldlos duldet — und dennoch

      Muß er obsiegen dem Schmerz mit gottergebenem Herzen:

      Dann ist der Trost ihm gewiß, und sicher des Ewigen Beifall.

      Zwar ereilte vor uns die sündigen Städtebewohner

      Dort entsetzliche Straf’; doch laßt uns gebeugt in dem Staub hier

      Ehren die hohen Gerichte des Herrn, und rein uns bewahren

      Von Vergehung und Schuld, daß uns nicht ein Gleiches geschehe.

      Seine Macht errettete dich mit den Töchtern; nur seh’ ich

      Deine Gattinn noch nicht: wird sie mit den Eidamen folgen?“

      Furchtbarer schwieg nun Lot; doch endlich kündet’ er, schluchzend

      Erst, dann, steigenden Grimm’s, dem Abraham Alles und Jedes,

      Was sich mit ihm begab vor Sodoma’s grauser Zerstörung

      Wie er die Fremden (die Bothen des Herrn: sie erschienen als Engel

      Später ihm erst) gastfreundlich auf, in sein räumiges Haus nahm;

      Wie die unendliche Schmach an ihnen das Volk zu verüben

      Droht’, und er muthig sie schirmt’ in der Nacht, bis selbes geblendet

      Heimzog; wie sie ihn mahnten, dem Gottesgericht zu entfliehen,

      Schnell mit der Gattinn vereint, mit den Töchtern und ihren Verlobten,

      Und ihn d’rauf, als dies’, ungläubig, verhöhnten die Mahnung,

      Faßten am Arm, und die Gattinn zugleich mit den weinenden Töchtern,

      Führten hinaus auf das Feld, und dort urplötzlich verschwanden.

      „Doch, eh’ solches gescheh’n,“ so sprach er nach einigem Zögern,

      „Warnten sie uns zwei Mal mit tieferschütterndem Laut noch,

      Daß wir, fliehend, die Blicke nicht mehr zurück nach den Mauern

      Wenden, an welchen der Herr, mit all den frechen Bewohnern

      Sich zu rächen beschloß, schon jetzt, ob schändlichem Frevel.

      Glücklich erreichten wir bald, Zoars, des sicheren Städtchens,

      Marken auf eiliger Flucht: ach, da gedachte die Mutter

      Meiner Kinder der Eidame noch, und des Goldes und Silbers

      Das sie zu retten vergaß, und wandte die Schritte zur Stadt hin!

      Plötzlich fuhr im brausenden Sturm ein Donnergewitter

      Von dem Himmel herab: der Erd’ entströmte des Schwefels

      Feuriger Brodem, vermengt der trübaufschäumenden Salzfluth;

      Ueberall