Perlen der heiligen Vorzeit. János László Pyrker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: János László Pyrker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066113636
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mißhandelt,

      Dienen dem Herrscher selbst und dem grausamgesinneten Volk dort;

      Aber ich will mich an ihm verherrlichen; reich an Geschenken

      Werden sie dann auszieh’n mit ihrem erlesenen Führer.[13]

      Doch dir wird in dem spätesten Alter ein Grab in dem Land hier,

      Das ich dir geben will, und den Deinen, nach meiner Verheißung.“

      Als er gesprochen das Wort, da fuhr, wie aus finsteren Essen,

      Qualmender Rauch empor, und die Opferstücke durchbraus’te,

      Flammend, die Gluth. Ich erwacht’, und sah noch den Rauch und die Flamme:

      Mir zum Zeichen des Bund’s, und unendlicher Huld und Erbarmung.

      „Sara, die Gattinn, gebar noch nicht. Nach Kindern verlangend

      Wünschte sie selbst, daß Hagar, ihr’ ägyptische Sklavinn,

      Fruchtbarer etwa denn sie, mir gebe den Sohn der Verheißung.

      Und sie gebar mir nun den Ismael, als sie vertrieben

      Erst von der zürnenden Hausfrau, fern aus den einsamen Wüsten

      Heim von dem Engel geleitet ward mit freundlichem Zuruf.

      Doch der Hehre verkündet’ ihr dort: ein schrecklicher Krieger

      Würd’ er seyn mit allen von ihm abstammenden Völkern.[14]

      D’rauf erscholl mir die Stimme des Herrn von neuem, gebiethend:

      Alle vom Männergeschlecht, nebst mir und Ismael selber,

      Freie und Knecht’, und Jung und Alt der Genossen des Hauses

      Soll ich beschneiden, und dieß sey dann ein heiliges Denkmaal

      Des mit mir geschlossenen Bund’s, auf ewige Zeiten.[15]

      Schnell gehorcht’ ich dem Rufe des Herrn, der jetzt mir den Nahmen

      Abraham gab, daß ich heiss’: „ein erhabener Vater der Völker.“[16]

      Seht, so naht’ ich dem hundertsten Jahr’ des beseligten Lebens!“

      Nun erhob sich der Herr mit den beiden Gefährten, und sagte:

      „Sprich: wo ist Sara, dein Weib?“ Und Jener: „Sie ruhet im Zelt dort.“

      „Wohl,“ so begann dann wieder der Herr, „kehr’ ich nach dem Zeitraum

      Eines Jahres zurück, dann soll dir Sara den Knaben —

      Ihn, den Sohn der Verheißung und Huld, zur Freude gebären!“

      Sara, vernehmend das Wort, dicht hinter der hüllenden Zeltwand,

      Lachte für sich leis’ auf, und dacht’ im zweifelnden Herzen:

      „Meinem bejahrten Gemahl werd’ ich, die bejahrte, gebären?“

      Aber, verweisend, rief der Erhabene jetzt nach dem Zelt hin:

      „Sara lachte? Warum denkt sie, noch zweifelnd: wie könnte

      Solches gescheh’n, da neun- und neunzig der Jahre sie zählet —

      Dir schon hundert entfloh’n? Was wäre vor Gott denn unmöglich?

      Ja, ich betheure es dir, erneut: eh’ im rollenden Lauf noch

      Euch entschwindet ein Jahr, wird sie den Erben dir geben!“

      Jetzo winkt’ er voll Ernst den beiden Gefährten. Sie beugten

      Schweigend das Haupt, und zogen den Pfad g’en Sodomas Mauern,

      Eilenden Schrittes, hinab. Doch Abraham trat in das Zelt ein,

      Warf den Mantel behend’ um beide Schultern und Lenden,

      Faßte den Stab, und kam, nach der Sitte des heiligen Gastrechts,

      Auch das Ehrengeleit dem Fremdling zu geben. Sie schritten

      Langsam erst, dann rasch den Sandpfad fort an dem Berg’ auf,

      Der in das herrliche Land am Jordanstrome hinabschaut.

      Als sie erreichten die Höh’n, da sah die leuchtende Sonne,

      Scheidend, noch einmal mit sanfterglühendem Blick von des Abends

      Goldenem Thore heran, und sank hinunter am Erdrand.

      Röthlicher Duft umhüllte die Erd’; aufwogte des Jordans

      Silberstrom in dem Widerschein des rosigen Aethers;

      Aus den Zweigen umher, aus dem Wolkenreich, und dem Saatfeld

      Tönete jubelnder Ruf der befiederten Lüftebewohner,

      Und unendlicher Staub hob sich aus den weiten Gefilden,

      Wirbelnd, empor: denn heim von der ferneren Weide getrieben,

      Eilte die blöckende Heerd’, im Gebell des muthigen Schafhund’s

      Und im Gesang’ und Schalmeiengetön der fröhlichen Hirten.

      Doch nun saßen sie dort, und ruheten. Plötzlich erhob sich

      Von dem Boden der Herr, und sah auf Abraham nieder.

      Dieser fuhr, erst staunend, und dann von Schauder ergriffen,

      Rasch in die Höh’, er wollt’ aufschreien — vermocht’s nicht, und beugte

      Nun, auf die Kniee gesunken, die Stirn’, erbebend, zum Boden:

      Denn er erkannte den Herrn an dem Blick voll himmlischer Klarheit.

      „Abraham,“ also erscholl des Ewigen Stimme dem Frommen,

      „Richte dich auf, und horch! Was ich zu vollbringen gesonnen

      Bin — wie sollt’ ich es nun vor Abraham bergen, dem Vater

      Eines unzähligen Volk’s, in dem der Erde Bewohner

      Ehren des Retters Stammherrn einst, und auf den ich vertraue,

      Daß er den Seinen mit Ernst einprägen wird: die Gesetz’ all’

      Ihres Gottes zu halten; zu thun, was gut und gerecht ist,

      Und ich erfüllen könn’ an ihm das Wort der Verheißung.

      „Abraham,“ fuhr er dann fort mit erschütternder Stimme, „betrachte

      Sodomas Mauern noch und Gomorras drüben im Blachfeld:

      Wie sie ragen empor, erhellet vom Schimmer des Abends,

      Wie die Gefild umher so schön, so blühend und fruchtbar

      Lächeln, als hätte sich dort die Pracht des einstigen Eden

      Wieder erneut... und morgen soll, zur Strafe, Zerstörung

      Tilgen die beiden Städt’, und die Fluren verwandeln in Wüsten,

      Schrecklich anzuschau’n noch kommenden Menschengeschlechtern:

      Denn laut schrie von jenen die Sünd’ empor zu dem Himmel,

      Und ich gehe nun hin, an den Frevlern Rache zu üben!“

      Abraham fuhr zusammen: ihm bebte das Herz vor Entsetzen

      Ob der unendlichen Schuld der beiden Städte der Frevler;

      Doch in des Frommen Brust wohnt gern versöhnendes Mitleid —

      Solches erfüllet’ auch ihn: er nahte dem furchtbaren Richter,

      Bleich vor inniger Angst, und rief mit flehendem Blick so:

      „Wolltest