Die Weiße Rose. Frank Sturms. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Sturms
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843803274
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Arbeitersportvereinen eine demokratische „Eiserne Front“ zum Schutz der Demokratie aufzubauen. Doch gegen die gut organisierten Nationalisten hatte dieser Versuch wenig Aussicht auf Erfolg.

      Zum Ende des Jahres 1931 stieg die Arbeitslosenzahl auf 5,7 Millionen. Der Rückhalt für die demokratischen Parteien schwand immer weiter. Die Lage war schließlich so verzweifelt, dass bei der Reichspräsidentenwahl 1932 die SPD zur Wahl des reaktionären Reichspräsidenten Hindenburg aufrief, um die Wahl Hitlers zu verhindern. Im Februar 1932 erreichte die Arbeitslosigkeit den Höchststand: 6,1 Millionen Arbeitssuchende wurden von der Arbeitslosenversicherung unterstützt.

      Im April 1932 rafften sich die demokratischen Kräfte noch einmal zur Gegenwehr auf: die Bürgerkriegsarmeen SA und SS wurden im ganzen Reichsgebiet verboten. Diese Maßnahme konnte aber nicht verhindern, dass die NSDAP bei verschiedenen Landtagswahlen große Stimmengewinne einfahren konnte. Georg Strasser, ein Nationalsozialist der ersten Stunde und scharfer Kritiker Hitlers, forderte ein Zusammengehen mit den Gewerkschaften, um ein Arbeitsbeschaffungsprogramm auf die Beine zu stellen („Querfront“). Die NSDAP wurde damit auch für linke Wähler zu einer bedenkenswerten Alternative. In Anhalt wurde ein erster Nationalsozialist Ministerpräsident, kurz danach gewann die NSDAP auch in Oldenburg die Wahl. Die Partei gelangte allmählich an die Schalthebel der Macht.

      Im Mai 1932 stürzte das Kabinett Brüning. Franz v. Papen wurde sein Nachfolger. Zusammen mit dem Reichswehrminister Kurt v. Schleicher bildete er ein „Kabinett der Barone“, das nur noch von einer Minderheit gestützt wurde. Hitler hatte v. Papen auf einem Treffen vorher zugesagt, dass er die Regierung tolerierte, wenn das SA-Verbot aufgehoben würde. Am 14. Juni 1932 wurden SA und SS wieder erlaubt. Die NSDAP begann, endgültig die Straßen zu erobern. Beim „Altonaer Blutsonntag“ wurden bei schweren Straßenkämpfen zwischen SA und KPD-Anhängern 18 Menschen getötet. Die sich immer weiter ausbreitenden Straßenkämpfe zwischen den kommunistischen „Thälmannbrigaden“ und der SA brachten v. Papens „Kabinett der Barone“ im Juli 1932 dazu, über Berlin und Brandenburg den Ausnahmezustand zu verhängen. Die Landesregierung wurde durch Reichskommissare ersetzt („Preußenschlag“).

      Die parlamentarische Demokratie wurde Schritt für Schritt außer Kraft gesetzt. Hitlers Gleichschaltungspolitik sollte schließlich einen Prozess beenden, der schon längst begonnen hatte. Bereits seit einiger Zeit wurde die Regierung nicht mehr durch das Parlament kontrolliert. Das Land wurde durch „Notverordnungen“ nach Artikel 48 der Weimarer Verfassung regiert. Die demokratischen Institutionen verloren nach und nach ihre Macht.

      Während sich die Lage weiter verschärfte, stand Hitler kurz vor der Machtübernahme. Mit 37,3% der Stimmen wurde die NSDAP zur stärksten Fraktion im Reichstag. Nur Reichspräsident Paul v. Hindenburg weigerte sich standhaft, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Er hielt den „böhmischen Gefreiten“ für unfähig, eine Regierung zu führen.

      Im September 1932 war das „Kabinett der Barone“ am Ende. Ein Misstrauensvotum hatte die Regierung v. Papen gestürzt. Bei den Neuwahlen im November verlor die NSDAP an Stimmen, blieb jedoch stärkste Kraft. Demokratisch gesinnte Bürger hofften, dass der braune Spuk nun seinen Zenit überschritten hätte.

      Hitler sah sich zum Handeln gedrängt. Entweder gelang es ihm, bald die Macht zu erobern, oder er würde wieder in die Bedeutungslosigkeit zurücksinken. Der NSDAP-Führer ließ seine Kontakte spielen. Industrielle und Großagrarier traten an Hindenburg mit der Forderung heran, Hitler zum Kanzler zu machen. Hindenburg entschied sich erneut dagegen. Statt seiner wurde Reichswehrminister Kurt v. Schleicher zum Reichskanzler ernannt.

      Die von Brüning initiierte strikte Sparpolitik zeigte erste Erfolge. Im Dezember sank die Arbeitslosenzahl überraschend auf 5,8 Millionen. Mit dem Abkommen von Lausanne wurde das Reparationsregime beendet. Die Wirtschaft zeigte erste Anzeichen einer Erholung.

      Hinter den Kulissen verhandelten v. Papen und der NSDAP-Führer über die Bildung eines Kabinetts Hitler. Zu diesen Geheimgesprächen kamen der konservative Medienmogul Hugenberg und enge Mitarbeiter Hindenburgs hinzu. Franz v. Papen überzeugte Paul v. Hindenburg, Reichskanzler v. Schleicher die Unterstützung zu entziehen. Am 28. Januar 1933 trat dieser zurück.

      Zwei Tage später wurde Hitler zum Reichskanzler eines Präsidialkabinetts ernannt. Mit Hitler als Gallionsfigur, so glaubten die Kreise um v. Papen, würde man eine Politik durchführen können, die vorrangig die Interessen der Industrie und der ostelbischen Junker bediente. Mit einem überwiegend konservativen Kabinett hofften sie, den „Führer“ zähmen zu können. Von v. Papen stammt angeblich der Ausspruch: „Wir drücken den Hitler an die Wand, bis dass er quietscht!“

      Auch die sozialdemokratische Opposition setzte darauf, dass Hitler sich nicht lange an der Macht würde halten können. Die Abgrenzung zur KPD war wichtiger. Als die KPD einen Generalstreik forderte, wurde dies von der SPD und von der Eisernen Front abgelehnt. Am Abend des 30. Januars 1933 marschierten siegestrunkene SA-Kolonnen mit Fackeln durch das Brandenburger Tor.

      Die Probleme der Zeit ließen auch die Familie Scholl nicht unberührt. Das politische Erdbeben, das die Republik erschütterte, war bis in das idyllische Forchtenberg zu spüren. 1930 hatte man dort genug von Robert Scholl und von seinen „modernen“ Ideen. Er wurde als Bürgermeister abgewählt.

      Mitten in der Weltwirtschaftskrise war es nicht leicht für Scholl, eine neue Betätigung zu finden. Sein untadeliger Ruf als Verwaltungsfachmann scheint ihm aber bald weitergeholfen zu haben. Noch im selben Jahr wurde ihm eine Stelle in Stuttgart angeboten. Er sollte die örtliche Handelskammer leiten. Zusammen mit seiner Familie blieb er zwei Jahre dort.

      1932 zog die Familie schließlich nach Ulm. Robert Scholl konnte dort ein Büro für Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung übernehmen. Das unstete Leben der Familie hatte ein Ende. In Ulm erlebten die fünf Kinder von Robert und Magdalena Scholl ihre Jugendjahre. Sie wuchsen auf im Schatten des Hakenkreuzes.

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