BLACK FLAGGED ALPHA. Steven Konkoly. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Steven Konkoly
Издательство: Bookwire
Серия: Black Flagged
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352476
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Geräusche drangen an seine Ohren und jegliche Befürchtungen, sein Angriff könne möglicherweise gescheitert sein, lösten sich augenblicklich auf. Ein Hardcore-Rapsong vibrierte durch die gesamte Hütte. Er verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen, als ein serbisch akzentuiertes »yeah, mothafucka« in den Song eingeworfen wurde.

      Er schlich die Treppe hoch, und sah vorsichtig um die Ecke. Der Wohnraum der Hütte hatte einen offenen Querschnitt und ermöglichte es ihm, durch die Küche hindurch in den großen Raum dahinter sehen zu können.

      Nachdem keine Rauchdetektoren in der Küche zu erkennen waren, drosselte er sein Tempo ein klein wenig. Jenseits der Küche öffnete sich die Decke und schaffte Platz für ein sich über zwei Stockwerke erstreckendes Zimmer, mit Fenstern in der gegenüberliegenden Wand, die vom Boden bis zur Decke reichten. In die Mitte dieser Wand eingelassen waren ein grauer Kamin sowie ein Rauchfang, der sich im Fachwerkgebälk der Decke verlor. Die Männer hatten sich um einen rustikalen, aus dunklem Holz geschnitzten Kaffeetisch verteilt, der in der Nähe der Feuerstelle stand, und auf dem Geldstapel unterschiedlicher Währungen lagen. Ein an einer dicken schwarzen, an der Decke befestigten Kette hängender Kronleuchter schwebte knapp oberhalb des Tisches und spendete ein schwaches Licht.

      Er erkannte sofort Pavle, was keiner schwierigen Aufgabe entsprach, denn dieser war von der Hüfte abwärts gelähmt und somit auf einen Rollstuhl angewiesen, der momentan in Richtung Feuerstelle gedreht war. Mit seinen beiden, über den Kopf ausgestreckten Armen huldigte er dem tiefen Rap-Beat, indem er die Arme von einer Seite zur anderen schwenkte. In jeder Hand hielt er ein dickes Bündel US-amerikanischer Geldscheine.

      Marko maß die Wachen mit einem abwertenden Blick. Ein groß gewachsener stämmiger Mann in einem schwarzen Rollkragenpulli und einer braunen Jacke stand direkt vor Pavle und bewegte sich unbeholfen und ohne Rhythmus zum Takt des Rapsongs. Der zweite Bodyguard saß links neben dem Tisch auf einer dunklen, schweren Couch mit Lederbezug, und schien etwas zu rollen, das Marko für einen Joint hielt. Er sah keine Waffen und konnte über die Fahrlässigkeit der sich vor ihm befindenden Schutztruppe nur den Kopf schütteln.

      Bereit, in Aktion zu treten, nahm er sich die Zeit, die rasiermesserscharfen Schneiden an beiden Enden der Kletteraxt zu berühren. Sie würde den finalen Gewaltausbruch einleiten. Der unausweichliche Krieg zwischen zwei der größten, paramilitärischen Gruppen Slobodan Milosevics würde Belgrad von innen heraus zerstören, und das Chaos Marko die notwendige Deckung verschaffen, um noch einige weitere lose Enden miteinander zu verknüpfen, bevor er endgültig verschwinden würde. Das erste Mal seit Jahren spürte er wieder Hoffnung.

      Seine Zeit in dieser Kloake von einer Region schritt rapide dem Ende entgegen, und er beabsichtigte, mehr mitzunehmen als das befriedigende Gefühl, eine gute Arbeit geliefert zu haben. Pavle besaß nämlich den Schlüssel zum immensen, aus kriminellen Machenschaften angehäuften Reichtum seines Bruders. Bald würde dieser Reichtum der US-Regierung gehören … abzüglich eines kleinen Finderlohns versteht sich. Er strich wiederholt über das Blatt der Axt, bevor er sich hinkauerte, und langsam zur Küche hinüber glitt. Er hatte immer noch einen langen Tag vor sich.

      Back in Black

       25. Mai 2005

      Kapitel 1

       14:35 Uhr, Portland, Maine

      Daniel saß in seiner erweiterten Kabine an einem gestrichenen, modernen Arbeitstisch und starrte ausdruckslos auf einen glatten Flachbildmonitor. Ein MBA-Abschluss an der Bostoner Universität für Management hatte ihm die Möglichkeit verschafft, eine der äußeren Arbeitskabinen beziehen zu können, von der aus er teilweise auf die hinter dem rückwärtigen Parkplatz des Gebäudes stehenden, großen Nadelbäume blicken konnte. Sein hundert Quadratmeter großes Heim bei Zenith Semiconductor orientierte sich weitgehend am Querschnitt eines Eckbüros, zumindest so weit, wie es im Rahmen des zeitgenössischen Designs und der Theorie möglich war. Und er hatte Bekannte, die wie er, ebenfalls einen MBA-Abschluss hatten, die dankbar dafür wären. Wenigstens hatte ihm seine Position eine Schiebetür mit Milchglas eingebracht, die er immer dann schließen konnte, wenn er seinem Bedürfnis nach Ungestörtheit Ausdruck verleihen wollte. Nur wenige Beschäftigte hatten diese Option und waren somit den dauernden und unangemeldeten Belästigungen ausgesetzt.

      Die Tür war gerade mal fünfzehn Minuten geschlossen, und während dieser Zeitspanne hatte er bereits fünf hinter der transparenten Scheibe herschleichende Schatten gesehen. Er fuhr damit fort, lustlos auf die im Bildschirm angezeigte Präsentation hinsichtlich der Marktanalysen zu starren, ohne irgendeine Ambition, in der Sache weiter zu arbeiten. Sein Hallenfußballteam hatte letzte Nacht erst relativ spät eine Spielzeit zugewiesen bekommen, und die drei Stunden Schlafdefizit machten ihm offenbar noch immer zu schaffen. Er schüttelte den Kopf und entschied sich für einen kleinen Spaziergang in dem zehntausend Quadratfuß messenden Arbeits-Nischen-Getto, formal auch ausgewiesen als der dritte Stock.

      Er erhob sich von seinem schicken Arbeitsstuhl und betrachtete das große Büro. Bei einer Größe von knapp 1,90 Meter konnte er problemlos über die übrigen Kabinen sehen. Gerade, als er die Tür aufschieben wollte, läutete sein Telefon.

      »Fast wäre ich entkommen«, murrte er und ließ sich wieder in den weichen Stoff des Stuhls sinken. Er setzte das Headset auf und betätigte eine Taste auf dem grauen Schreibtischtelefon.

      »Daniel Petrovich.«

      »Daniel, hier ist Sandy. Ich habe einen Anruf für dich von Azore Market Solutions.«

      »Weißt du, wer es ist?«, fragte Daniel neugierig und war erstaunt, schon so bald wieder etwas von Azore zu hören.

      »Sie haben nichts gesagt«, antwortete Sandy, eine der Juniorassistentinnen, die der Marketingabteilung zugewiesen waren.

      »Nur, dass sie unbedingt mit dir reden müssten.«

      Er hatte mit Azore Market Solutions einen Vertrag über die Bereitstellung von Daten über die Analyse von regionalen Märkten in Übersee abgeschlossen, und damit gerechnet, jetzt einen Monat lang nichts mehr von ihnen zu hören. Gewöhnlich korrespondierte er mit ihnen nur per E-Mail, daher war er leicht besorgt wegen des Anrufs. Sollte Azore nicht in der Lage sein, die gewünschten Daten zu liefern, müsste er das ganze Prozedere wieder von vorn starten, was wiederum Zeniths geplante Südafrikaexpansion hinter den gesetzten Zeitplan zurückwerfen und seinen Job gefährden würde.

      »Okay. Stell ihn durch, wer immer es auch sein mag. Und Sandy, würdest du bitte beim nächsten Mal nachfragen, wer in der Leitung ist? Ich habe jetzt nämlich keine Ahnung, ob ich mit dem Chef oder mit dem Hausmeister rede«, lamentierte Daniel.

      »Ich glaube nicht, dass es der Hausmeister ist, aber ich bin mir nicht sicher. Möchtest du, dass ich frage, um wen es sich handelt, bevor ich ihn zu dir durchstelle?«

      »Nein, mach dir dieses Mal keine Gedanken deswegen«, sagte er und legte auf. Daniel schloss die Tür zu seiner Kabine und drückte auf die Taste, mit der er den Anruf entgegennehmen konnte.

      »Daniel Petrovich.«

      »Oh, es tut mir leid. Ich hatte gehofft, Marko Resja zu erreichen«, sagte eine männliche Stimme, die keinerlei Emotionen erkennen ließ. Daniel fühlte einen plötzlichen Adrenalinstoß in seinem zentralen Nervensystem und sein Hirn wechselte automatisch zu einem schon seit langem ruhenden Modus und stoppte abrupt seine Funktion als Zenith Semiconductors führenden Marktanalysten hinsichtlich aufstrebender Märkte. Er stand langsam auf und sah auf das Meer unzähliger Arbeitskabinen hinunter.

      »Ich bin gerade nicht im Gebäude, du kannst dich also wieder hinsetzen«, sagte die Stimme. Daniel blieb trotzdem stehen und öffnete vorsichtig die Tür.

      »Sitzt du?«

      »Das tue ich«, antwortete Petrovich.

      »Das ist nämlich auch besser. Habe ich jetzt deine volle Aufmerksamkeit?«, fragte die Stimme und bestätigte Daniels