DIE KLAUE - Der Kannibale von New York. Robert W. Walker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert W. Walker
Издательство: Bookwire
Серия: Die Fälle der Jessica Coran
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958353800
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gesehen?«

      Die Bemerkung löste bei jedem Cop Gelächter aus, außer bei der Frau in der ersten Reihe mit den kastanienbraunen Haaren. Die meisten Cops in der City weigerten sich, Westen zu tragen, und die meisten FBI-Beamten weigerten sich, keine zu tragen. Sie blieb still und wartete auf ihren Moment.

      »Wie auch immer, das FBI wird uns mit einem Profil des Killers versorgen und auf jede erdenkliche Weise forensisch unterstützen, jetzt wo wir endlich vom Bürgermeister das Okay haben.«

      »Gute Idee«, sagte Jessica Coran und zog ein paar Blicke auf sich. »Und was Sie als Erstes tun sollten …«

      »Was sollte das sein?«, fragte Rychman ein wenig geringschätzig.

      »Jeder Polizeibehörde und jedem Officer ein Redeverbot erteilen; nichts dringt an die Presse außer das, was von hier aus weitergegeben wird.«

      »Gute Idee«, sagte OʼToole und andere stimmten ihm zu.

      Rychman nickte. »Dazu wollte ich noch kommen. Danke, dass Sie uns die Zeit erspart haben. Weiter zum nächsten Problem. Wir müssen unseren Stolz mal runterschlucken und auf allen Ebenen zusammenarbeiten. Darum geht es in diesem Team. Keine Show abziehen, niemand gibt den toughen Cop oder Superschnüffler, einfach nur konzentrierte, anstrengende Polizeiarbeit. Sie alle wurden von Ihren Captains handverlesen, weil Sie zähe, hart arbeitende Cops sind … wie ich.«

      »Weiter so!«

      »Von uns werden Wunder erwartet, wir sollen die Nadel im Heuhaufen finden … einem ziemlich großen Heuhaufen von über acht Millionen Menschen. Wir sollen dieses Rätsel auf eine einzige Person eingrenzen. Wir sind eine Spezialeinheit, die wie beim Ripper-Fall diesen kranken Irren verfolgt, den die Presse die Klaue nennt. Bisher wurde die genaue Waffe, die der Bastard bei den Körpern seiner Opfer einsetzt, nicht ermittelt. Die Forensik hat keine Antwort. Wir stochern also im Dunkeln, was die Waffe angeht, und genauso beim Motiv. Vielleicht gibt es gar keines … vielleicht ist es einfach nur das pure Böse, dasselbe Böse, das seit Anbeginn der Menschheit diese Monster hervorbringt.«

      Rychman ließ das erst mal sacken.

      »Während wir darauf warten, dass dieser FBI-Typ eintrifft«, fuhr er fort, »will ich, dass jeder anwesende Captain uns in Kurzform erzählt, was seine Abteilung bisher hat, und dann will ich die Zusicherung, dass der Computer mit diesen Informationen gefüttert wird.« Er machte eine Pause und zeigte auf den Rechner. »Das ist der Beweismittelraum und es ist der einzige in diesem Fall, Gentlemen. Haben wir uns da verstanden?«

      Alle nickten und die verschiedenen Captains standen nacheinander auf und erzählten von den Brocken an Beweisen, die sie bisher hatten. Der Killer war sehr geschickt darin, nichts von sich am Tatort zurückzulassen. Er schien so schnell und unnachgiebig wie ein Orkan.

      Jessica konnte es nicht fassen, wie jemand für ein menschliches Leben nur so hartherzige Verachtung übrig haben konnte. Einer der Captains sagte: »Sie müssen die Gegend bedenken, um die es hier geht. Da will sich keiner einmischen. Wenn die sehen, wie ein Mann einer Frau mit einem Hammer auf den Kopf schlägt, dann denken die, das ist eine Sache zwischen einem Mann und seiner Frau, und das warʼs.«

      »Der Schlag mit dem Hammer ist erst der Anfang«, sagte Rychman, »um das Opfer wehrlos zu machen. Der tatsächliche Mord geschieht später. Der Kerl schleppt sein Opfer an eine abgelegene Stelle, normalerweise einen Keller, in den er eingebrochen ist, oder unter eine Treppe, hinter ein paar Mülltonnen, egal was, und da lässt er dann seine unheimliche Wut an der Frau aus.«

      »Dieser Kerl ist wirklich krank … schlimmer als … als …«, fing Louis Emmons an.

      »… schlimmer als OʼToole bei der letzten Silvesterparty?«

      Einige lachten.

      »Schlimmer als der irre Vampir, den das FBI letztes Jahr in Chicago gestoppt hat«, beendete die gut aussehende Polizistin.

      Jessica hatte das Gefühl, es sei an der Zeit, sich zu offenbaren, als Rychman gerade wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit der versammelten Männer und Frauen zuteilwurde.

      »Ich bin Agent Coran, Dr. Jessica Coran vom FBI-Kriminallabor«, sagte sie.

      Rychmans tiefliegende Augen verengten sich und zeigten sein Missfallen, weil sie bis zu diesem Zeitpunkt im Meeting gesessen hatte, ohne zu verraten, wer sie war. Sie konnte außerdem sehen, dass er mental alles durchging, was er in Bezug auf das FBI gesagt hatte.

      »Eine fehlgeleitete Annahme, zu denken, der FBI-Agent wäre ein Mann«, erwiderte sie. »Wer haben Sie denn gedacht, dass ich bin? Die Putzfrau?«

      »Verdammt, ich kenne doch nicht jeden in der gesamten Abteilung. Ich dachte … na ja, egal, was ich dachte. Wollen Sie, äh … irgendwas hinzufügen zu dem, was gesagt wurde?«

      Sie wandte sich an die versammelten Detectives und stützte sich auf ihren Stock. »Wir haben vor kurzem Gerald Ray Sims inhaftiert und Sie haben vielleicht gelesen, dass er sich in seiner Gefängniszelle umgebracht hat. Ich … ich hatte ihn nur Tage vorher im Gefängnis besucht. Sims und Ihre Klaue haben eine Menge gemeinsam.« Ihre Augen schweiften durch den Raum voller stiller Detectives.

      »Sein Arzt – und ich stimme ihm zu – glaubt, sein zweites Ich, die mörderische Seite seiner Persönlichkeit, hat ihn dazu überredet, sich umzubringen.«

      »Wir können nur beten, dass die Klaue dasselbe macht«, sagte OʼToole.

      »Nicht sehr wahrscheinlich, solange er nicht geschnappt wird.«

      Sie ließ das einen Moment wirken, bevor sie ruhig hinzufügte: »Mein Team hat außerdem Matthew Matisak verhaftet.«

      Das rief eine Menge Gemurmel hervor, da vielen jetzt klar wurde, wer genau Dr. Jessica Coran war. Sie hatten alle von dem spektakulären Durchbruch im Vampir-Killer-Fall gelesen und dass sie von Matisak bei der Jagd auf ihn verwundet worden war.

      »Ich kann Ihnen also versichern, dass mein Team und ich nicht gerade Amateure sind. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich ausgewählt wurde, um Ihnen zu helfen. Wir haben das beste forensische Labor weltweit. Wenn es auch nur ein Fitzelchen an Informationen gibt, das übersehen wurde, dann wird unser Labor es finden. Ansonsten stimme ich mit allem – oder fast allem – überein, was Captain Rychman Ihnen gesagt hat. Es ist entscheidend, dass alle verschiedenen Behörden eng zusammenarbeiten gegen diese … Kreatur.«

      Kapitel 5

      Nachdem sich das Meeting aufgelöst hatte, bat Alan Rychman Jessica Coran in das angrenzende Büro, das ihm Eldritch zugewiesen hatte. Sobald sie allein waren, sagte er: »Ihre kleine Maskerade da drin hat mir nicht gefallen, Dr. Coran.«

      »Man hat mir gesagt, Sie seien informiert worden …«

      »Ich denke doch, es war ziemlich offensichtlich, dass mir Ihre Anwesenheit nicht bewusst war. Wie lange sind Sie schon in der Stadt?«

      »Ich bin gestern am späten Nachmittag angekommen und habe den Abend genutzt, um mich mit dem Fall vertraut zu machen – soweit wie möglich, angesichts des Mangels an Informationen. Ich hatte ein Meeting mit Commissioner Eldritch und er bat mich, heute Morgen hier zu sein. Niemand hat mich über den Mord gestern Nacht unterrichtet.«

      Rychman kommentierte mit einem: »Verstehe.«

      »Für die Zukunft würde ich gern auf der Liste von Personen stehen, die bei so was angerufen werden«, fügte sie hinzu.

      »Wie Sie wollen, Doktor.«

      »Ich würde gern auf jede erdenkliche Weise helfen.«

      »Ich nehme an, Sie haben so etwas schon gesehen.«

      »Ein Killer, dessen Zahnabdrücke von den Innereien seiner Opfer genommen wurden? Nicht ganz, zumindest habe ich schon genug mit Leichenschändern zu tun gehabt, um nicht in Ohnmacht zu fallen.«

      Sie wirkt tough, dachte er, als er sie taxierte. Sie war eine atemberaubende Frau, selbst mit dem Stock.

      »Matisaks