Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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um Jennys willen hatte er sich in die Familie aufnehmen lassen.

      »Du hast dich abscheulich benommen«, sagte der Major halblaut. »Wir alle müssen uns deinetwegen schämen.«

      Das Blut schoss dem unbeherrschten Mann in den Kopf.

      »Was heißt wir alle? Du brauchst dich meinetwegen nicht zu schämen! Was wollt ihr überhaupt? Ich habe Jenny alles gegeben! Ich habe sogar das Hochzeitsmahl bezahlt …«

      Diese Rücksichtslosigkeit ließ den alten Major erbleichen. Er erhob sich aus seiner Sofaecke.

      »Mister Holyoke, ich bitte Sie, mein Haus zu verlassen!«, sagte er scharf.

      Der Händler blickte den Bürgermeister entgeistert an. Wieder einmal hatte ihn sein heißes Blut in die Hölle geritten.

      Da öffnete sich die Tür zum Nebenzimmer.

      Jenny stand auf der Schwelle.

      Holyoke sah sie an. Und alle Leidenschaft für die schöne junge Frau flammte in ihm wieder auf.

      »Jenny«, stammelte er.

      »Geh!«, sagte sie kalt.

      Er starrte sie an.

      »Geh!«

      Holyoke machte ein paar unsichere Schritte auf sie zu.

      Da glühten ihm die Augen der Frau böse entgegen.

      »Rühr mich nicht an! Geh, und lass dich nie wieder hier sehen!«

      Langsam, wie betäubt, wandte er sich um und ging mit schleppendem Schritt hinaus.

      Draußen war inzwischen die Dunkelheit hereingebrochen.

      Ruhig lag die Mainstreet da.

      Nur vor dem Marshal-Office brannte schaukelnd das Windlicht und warf seinen Lichtschein bis auf die Straße.

      Drüben aus dem großen Eastern-Saloon drang gedämpfte Musik. Es war das Orchestrion, das der Salooner sich vor einem Monat aus St. Louis hatte kommen lassen, dessen Musik Holyoke so hasste – und die Jenny so geliebt hatte. Oft hatte sie verzückt oben an ihrem Fenster gestanden und hinübergelauscht.

      In solchen Minuten hätte er sie erwürgen können, weil er ahnte, dass in ihr der Wunsch brannte, auch hinüberzugehen und zu tanzen, wie die anderen Mädchen auch.

      Es war still im Haus. Die farbige Köchin war längst schlafen gegangen. Und die beiden Pferdeknechte Jim und Freddy hockten höchstwahrscheinlich drüben im Saloon am Spieltisch.

      Holyoke saß in der Wohnstube in einem der schweren Ledersessel und grübelte vor sich hin.

      Mit Schrecken sah er die Ereignisse des verflossenen Tages vor seinem geistigen Auge vorüberziehen.

      Wie hatte er sich nur so gehen lassen können!

      Er konnte es in dieser Stunde selbst nicht begreifen.

      Dem Constabler hatte er in seiner Rage den Colt entgegengehalten. Und der Mann hatte sich nicht gerührt. Keine Miene hatte er verzogen. Ob er so sicher war, dass er seinen eigenen Revolver schneller gezogen hätte, als er, Holyoke, den Hahn hätte spannen können? Ganz bestimmt, sonst hätte er nicht so gelassen dagestanden. Er sollte ja ein verteufelt schneller Schütze sein, dieser Wyatt Earp, sagte man in der Stadt. Wie überhaupt die ganzen Earp-Brüder harte Burschen und gute Schützen waren. Wyatt aber war irgendwie noch aus einem besonderen Holz geschnitzt, wie er im Frühjahr beim Preisschießen auf dreißig Yards mit der Sixgun dem kleinen Tonkrug den Henkel zerschossen hatte, das war schon eine höllische Sache gewesen. Und dann die Geschichte in Ellsworth, wo er die beiden Thompsons gestoppt hatte, wo er gegen eine ganze Horde wilder Treiber allein gestanden hatte. Oh …, das wusste jedermann in der Stadt. So was spricht sich rum in diesem dünn besiedelten Land.

      Und er, der angesehene Holzhändler Edward Holyoke, hält diesem Mann einen Revolver entgegen!

      Irrsinn.

      Er hätte sich jetzt selbst dafür ohrfeigen können.

      Aber was ging ihn schließlich dieser Wyatt Earp an? Viel schlimmer war das, was er Jenny angetan hatte. Er spürte in dieser Minute genau und grausam deutlich, dass er sie verloren hatte. Für immer verloren!

      Dieser Gedanke zermarterte sein Gehirn, nagte in seiner Brust und quälte ihn scheußlich. Er konnte nicht mehr ohne sie leben. Wie hatte er dieses unschätzbare Glück so leichtfertig verspielen können.

      Aus seinen Gedanken schreckte ihn das leise Knarren der Zimmertür hoch.

      Holyoke fuhr herum.

      Hinter ihm, kaum vier Yards entfernt, stand ein Mann.

      Hal Flanagan!

      Der Händler saß steif vor Schreck da und starrte den Eindringling an wie ein Gespenst.

      Der Texaner machte drei sporenklirrende Schritte in den Raum.

      »Hier bin ich, Holyoke«, sagte er mit seiner hohlen Stimme. »Wo ist das Geld?«

      Vielleicht wäre der schwere Mann nicht so schnell aus dem Sessel hochgekommen, wenn er nicht diesen aufregenden Tag hinter sich gehabt hätte. Jetzt fuhr er hoch, der Cloverleaf lag in seiner Hand. Ein Flimmern stand in seinen Augen.

      Aber auch der Revolvermann hatte einen Colt in der Faust.

      »Du hast keine Chance, Holyoke. Ich drücke eher ab. Das weißt du selbst. Und das kannst du haben, aber vorher rückst du die fünfhundert Bucks raus!«

      Holyoke blitzte den Schießer böse an.

      »Ich habe diesen Colt heute schon einmal auf einen Mann gerichtet, Flanagan! Dieser Mann war ein Marshal. Und er sprach von dir und von Jim Chesterton …«

      Flanagan hechtete vor, ein Faustschlag beförderte den Cloverleaf gegen die Zimmerdecke.

      Der Händler sah in die kaltglänzenden Augen des Texaners.

      »Was hast du da eben gesagt?«, zischte Flanagan.

      Holyoke zitterte am ganzen Leib. Aber in seinem Rattenhirn war noch ein Gedanke, von dem er sich Rettung versprach.

      »Verschwinden Sie, Flanagan – schnell, machen Sie, dass Sie wegkommen. Der Marshal hier weiß von der Sache!«

      Flanagan blickte ihn aus engen Augen an. »Du sitzt im falschen Sattel, Holyoke. Ich habe keine Kugel abgeschickt.«

      »Ich weiß, Chesterton hat einen Herzschlag bekommen. Deswegen hast du auch keinen Anspruch auf das Geld. Sei froh, dass ich die ersten fünfhundert Bucks nicht zurückverlange!«

      Blitzschnell zuckte der linke Arm des Schießers hoch.

      Ein krachender Faustschlag prallte gegen den Schädel des Händlers.

      Holyoke fiel sofort um.

      Aber Flanagan riss ihn wieder hoch, krallte seine Finger in die Jacke des anderen.

      »Hör genau zu!«, zischte er den Ächzenden an. »Leg die Bucks auf den Tisch, und zwar runde tausend!«

      Holyoke öffnete die Lippen, ein dünner Blutfaden zog sich aus seinem rechten Mundwinkel.

      »Tausend«, stöhnte er. »Sind Sie wahnsinnig?«

      Da warf ihn der nächste Faustschlag wieder von den Beinen. Und wieder riss der Texaner ihn hoch.

      »Du bist an den Falschen geraten, Holyoke. Spuck die tausend Bucks aus. Wenn es länger als eine halbe Minute dauert, brauche ich zweitausend!«

      Er ließ den Keuchenden los.

      Holyoke knickte wieder in sich zusammen.

      In Flanagans rechter Hand lag der Colt. »Beeile dich, Holyoke. Ich habe wenig Zeit!«

      Da kroch der Holzhändler wie ein geprügelter Hund auf allen vieren zu einem Schrank, griff hinein, kramte darin herum und warf sich plötzlich herum.

      Ein Schuss krachte.

      Das