Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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sattelte sein Pferd ab, breitete seine Decke auf dem Boden aus, legte sich nieder, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte in die mattschimmernden Sterne auf.

      Aber er sah nichts von der Schönheit dieser Nacht, der Coltman Hal Flanagan.

      In seinem Hirn gärten Rachegedanken.

      Sicher, er hatte das Geld, mehr als ihm der Job hatte einbringen sollen, aber er hatte in dieser Stadt auch etwas hinnehmen müssen, das ihm keine Ruhe ließ.

      Ich werde zurückreiten! Er ist bestimmt noch im Office. Ich werde die Tür aufstoßen und zwei schnelle Schüsse auf ihn abgeben.

      Vielleicht werden die Leute sagen: Das hat Flanagan getan!

      Aber sie mussten es ihm erst beweisen. Er kannte das Gesetz, da er selbst zeitlebens scharf an dessen Grenze entlanggeritten war. Beweisen mussten sie ihm den Mord. Und dass ihnen das schwerfallen sollte, dafür würde er schon sorgen. Noch war sein Ruf als fairer Coltman unangetastet.

      In Flanagans Schädel jagten sich die Gedanken. Noch kennt ihn kaum jemand, diesen Wyatt Earp. Aber wenn ich ihn leben lasse, wird ihn bald der ganze Westen kennen.

      Der Texaner hatte ein Auge für einen Mann mit einer schnellen Hand. Und wie schnell die Linke des Missouriers zum Colt gezuckt war, das hatte er wohl gesehen. Es war unübertrefflich schnell gewesen. Ganz einerlei, ob der Mann nun Linkshänder war oder gar mit der Rechten ebenso schnell schoss. Dieser kleine Constabler Wyatt Earp war ein ganz gefährlicher Schütze. Das hatte sich in dem Schießerhirn Flanagans ganz klar festgefressen. Er würde entweder ein großer Marshal werden, oder ein Coltman von einzigartigem Format.

      Und beides war schlecht. Ein gefährlicher Marshal war dem Revolvermann Flanagan ebenso unangenehm wie ein so schnell schießender Rivale.

      Das war das Ergebnis seines Nachdenkens unter dem gestirnten Nachthimmel Missouris nahe der Grenze von Kansas.

      Wenn der Panhandle-Mann geahnt hätte, dass eben dieser Wyatt Earp nur zwei Jahre später unweit von hier, drüben in der großen Treiberherdenstadt Wichita, seinem Ruhm im Kampf gegen fünfundsiebzig wilde Kuhtreiber, ein geradezu unverlöschliches Denkmal in der Geschichte der Staaten setzen sollte, hätte er vielleicht jetzt seinen Weg nach Südwesten fortgesetzt.

      Aber wie hätte er das ahnen können …

      Er war blind und gefährlich wie ein Wolf. Um aber ein großer Wolf sein zu können, hatte er doch nicht genug Gehirn, der Töter Hal Flanagan aus Texas.

      Er erhob sich, rollte seine Decke ein, sattelte seinen Rappen und wollte gerade aufsteigen, als er den Hufschlag zweier Pferde vernahm.

      Er blieb hinter den Büschen stehen und lauschte.

      Jetzt waren die beiden Reiter ganz nahe. Als sie vor den Büschen waren, hielten sie an.

      »Flanagan!«, hörte er eine halblaute Stimme.

      »Halt’s Maul«, mischte sich die krächzende Stimme des anderen Reiters in die Wiederholung dieses Rufes. »Willst du das ganze County aufscheuchen!«

      »Er kann doch hier sein! Glaubst du etwa, er sei weitergeritten?«

      »Keine Ahnung? Ich geb’s auf«, versetzte der andere.

      Da trat Flanagan aus den Büschen heraus.

      Die beiden Pferde scheuten.

      »Lasst die Revolver stecken«, schnarrte der Schießer. »Was wollt ihr?«

      »He!«, rief Bing Long und ließ seine Bohnenstangenfigur aus dem Sattel rutschen. »Ich habe doch gesagt, dass er hier lagert. Steig ab, Steve!«

      Die beiden wollten auf den Mann, der vor den Büschen stand, zugehen.

      »Bleibt stehen!«, sagte Flanagan rau. »Was wollt ihr?«

      Bing Long lachte blechern.

      »Wir sind dir nachgeritten, Flanagan.«

      »Das habe ich bereits gemerkt. Was wollt ihr?«

      »Wir haben dir einen Vorschlag zu machen.«

      Der Schießer hatte die Hände auf den Revolverkolben. »Verzichte!«

      Bing Long schob sich heran.

      »Du hast eben bei uns am Tisch gesessen, im Eastern Saloon, als Wyatt Earp hereinkam!«

      »Halt’s Maul. Ich will den Namen nicht hören!«, fauchte der Texaner.

      Steve Hopkins kam langsam näher.

      »Bing hat recht. Der Vorschlag ist gut und wird dir gefallen. Auch wir mögen den Namen nicht hören. Aber garantiert hören werden wir ihn erst dann nicht mehr, wenn er auf einem Grabstein stehen wird.«

      Bing Long lächelte hämisch zu den Worten seines Freundes.

      »Yeah – Steve hat recht, Hal. Das musst du zugeben.«

      Die beiden gefielen dem Revolverschwinger nicht, aber er knurrte nur mürrisch: »Raus mit der Sprache! Was wollt ihr?« Bing Long stemmte seine langen Arme hinten in den Waffengurt.

      »Wir alleine wollen nichts, Hal. Mit dir zusammen wüssten wir genau, was wir wollen.«

      »Schieß endlich los!«, mahnte Steve Hopkins.

      »Yeah …« Long lachte wieder blechern. »Das ist schnell getan. Ich bin Bing Long und komme aus Kentucky, Steve Hopkins kommt aus Arkansas, und du kommst aus Texas. Jeder aus einer anderen Himmelsrichtung …«

      »Was soll der Blödsinn?«, fauchte Flanagan. »Wenn ihr gekommen seid, mir das zu offenbaren, hättet ihr euch die Mühe sparen können. Ich habe zu albernen Späßen weder Zeit noch Lust! Verschwindet, aber schnell!«

      Hopkins hustete und sagte: »Bing ist ein Schwätzer, Hal. Lass dir die Sache erklären. Es ist so: Wir sind Reisende, verstehst du? Wir haben uns oben in Quincy getroffen, als eine Gittertür hinter uns zuschlug …«

      Bing Long lachte scheppernd.

      »Yeah – und ein Sheriff kühlte sich die Beulen, die Steve ihm besorgt hatte! Wir sind Reisende …«

      »Tramps!«, verbesserte der Revolvermann verächtlich.

      »Wie du es nennen willst, ist uns egal«, maulte Long weinerlich.

      Flanagans Stimme klirrte vor Kälte. »Verschwindet, Boys, ehe die Luft zu bleihaltig für euch wird! Ich habe heute schon Ärger genug in dieser verdammten Gegend gehabt.«

      »Wir auch«, warf Steve Hopkins unbeirrt ein. »Lass dich durch das Gewäsch dieses Kamels nicht aufbringen, Hal. Hör zu! – Wir kamen hier an als Reisende, du verstehst schon. Und irgendwie hatte der Constabler was gegen uns …«

      »Als ihr falschspieltet!«, unterbrach ihn der Schießer rau.

      »Du siehst es falsch«, versetzte Hopkins. »Schließlich müssen wir ja leben. Nicht jeder hat eine so einträglich schnelle Hand wie du.«

      Bing Long lachte wieder. Er merkte nicht, wie er den Texaner mit dieser albernen Lache verärgerte.

      Dafür merkte Hopkins es. Er sagte schroff: »Hör zu, Bing. Du hast zwar den Einfall gehabt mit Hal, aber wenn du ihn mir jetzt vergraulst, schlage ich dir die Zähne ein. Ist das klar?«

      »Völlig klar«, räumte Bing gemütvoll ein.

      »Also«, Hopkins hüstelte wieder und nahm eine selbst gedrehte Zigarette aus der Tasche. Während das Zündholz kurz aufflammte, fuhr er fort: »Wir haben hier drei Tage im Jail gesessen. Wyatt Earp ließ uns heute Nachmittag raus mit dem Bemerken: Morgen früh seid ihr verschwunden.«

      Bing lachte und fand: »Im Grunde war das sanft von ihm, denn schließlich hat er uns beim Falschspiel erwischt und eine dicke Schießerei verhütet.«

      Flanagan wischte sich mit der Rechten übers Kinn. »Und?«

      »Wir wollen ihm zu einem schnellen und leichten Abgang verhelfen, Old Boy. Dagegen wirst du schwerlich