Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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herrschte der Marshal den noch immer Benommenen an.

      »He?« krächzte der Kreole und rieb sich das Kinn.

      »Wo die Eisenbahner sind?«

      »Ah. Ja, die sitzen im ersten Wagen. Wir – wir mußten sie während des Transportes fesseln und einsperren, weil sie uns sonst gehindert hätten.«

      Der silberne Fünfzack, den der Bandit unter der schwarzen Jacke auf dem Hemd des Fremden blitzen sah, hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Sicherlich glaubte der Mann auch, daß viele Leute mit dem Marshal gekommen waren.

      »Steh auf!«

      Langsam erhob sich der Kreole.

      »Geh voran!«

      Plötzlich kamen dumpfe Schreie aus dem Wagen hinter der Lok.

      Die Eisenbahner hatten durch die Ritzen der Lorenbretter den Stern an der Brust des Fremden gesehen. Sie brüllten auf vor Freude.

      Wyatt befreite sie und fesselte statt ihrer den Kreolen.

      »Wie heißt du?«

      »Timo Billosa.«

      »Und wer waren die anderen?«

      Der Kreole feixte und zog die Schultern hoch.

      »Wer war der Anführer?« herrschte der Lokführer den Rustler an.

      Aber Wyatt wandte sich ab. Er wußte, daß jetzt nichts weiter aus dem Banditen herauszubekommen war.

      »Wir müssen die Tiere sofort wieder von den Wagen bringen!«

      Das war eine harte Arbeit. So ungern die Rinder auf die Loren geklettert waren, so ungern verließen sie sie nun wieder.

      Und da Wyatt nicht daran dachte, mit den gleichen brutalen Methoden zu arbeiten wie die Rustler, dauerte das Abladen über die primitiven Rampen auf den viel zu tiefen Boden ziemlich lange.

      Es war wahnsinnig heiß.

      Die Männer schwitzten.

      Endlich hatte die letzte starrsinnige Longhornkuh den Zug verlassen.

      Wyatt hatte auf den linken Hinterteilen der Rinder das Brandzeichen gesehen. Es war eine Mondsichel, deren Spitzen wieder zu einem Kreis zusammengezogen waren.

      »Die Moon-Ranch«, flüsterte er vor sich hin. »Ich glaube, ich habe schon von ihr gehört...«

      Die Zugleute wollten gleich weiter.

      Wyatt veranlaßte sie, drei der getöteten Tiere mitzunehmen.

      Damit waren die Eisenbahner mit Freuden einverstanden.

      »Und Sie?« fragte der bärtige Lokführer, »was fangen Sie jetzt allein an?«

      »Lassen Sie das nur meine Sorge sein, Mister. Sehen Sie zu, daß Sie Ihr Feuerroß hier wegbringen.«

      »Sie wollen doch nicht etwa mit dem Mann und der Herde die Berge hinauf?«

      »Wahrscheinlich.«

      »Um Himmels willen. Das ist doch Unsinn! Die beiden anderen kommen zurück. Sie selbst kommen nur sehr langsam, wenn überhaupt, vorwärts. Wie wollen Sie die vielen Tiere allein vorwärtsbringen?«

      Ein hintergründiges Lächeln lag um die Lippen des Marshals. »Fahren Sie weiter, Mister...«

      »Wir haben Ihnen gesagt, Marshal, daß wir diesen Mann aufhängen würden. Aber Sie haben uns gerettet, und außerdem tragen Sie einen Stern. Aber ich sage Ihnen, Sie werden es bereuen. Wenn die Rustler bemerken, daß Sie allein sind, kommen sie zurück...«

      »Kann sein«, versetzte Wyatt ungerührt, während er sich eine seiner geliebten schwarzen Zigarren anzündete.

      »Und es ist nicht das erste Mal, daß die Bande den Zug gestoppt hat. Wir haben in Arkansas City erfahren, daß vor einiger Zeit schon einmal die gleiche Schweinerei hier passiert ist.«

      Wyatt nickte. »Yeah – und nun laden Sie das Fleisch auf und dampfen Sie ab. Ich bringe die Herde erst dann zur Ruhe, wenn Ihre Dampfwalze aus der Landschaft verschwunden ist.«

      »All right!« Der Mann tippte an den Rand seines Hutes und ging zur Lok.

      Plötzlich kam er noch mal zurück. »Marshal, ich hab’ was vergessen: Im Namen meiner Männer möchte ich mich für Ihre Hilfe bedanken.«

      »Schon gut.«

      »Kann ich Ihren Namen erfahren?«

      »Ich heiße Earp.«

      Der Mann riß die Augen und den Mund auf. »Was denn? – Wyatt Earp?«

      Der Marshal nickte, packte den gefesselten Rustler und schob ihn vorwärts. Um den Lokführer und seine Leute kümmerte er sich nicht mehr.

      Er bemerkte nur nach einigen Minuten zu seiner Zufriedenheit, daß der Zug sich endlich in Bewegung setzte.

      Wyatt fesselte den Mann so, daß er sich nicht vom Fleck bewegen konnte, rannte dann hinunter zum Pferd, holte es und machte sich daran, ein kleines Mahl zu bereiten.

      Dann prüfte er den Huf des Falben und fand, daß die Pause dem Tier ausgezeichnet bekommen war. Es konnte schon wieder richtig auftreten.

      Wyatt entdeckte einen völlig schwarzen Stier, der einen Ring durch die Nase trug. Er fing ihn geschickt mit dem Lasso ein und band das Lassoende den Ring des verhältnismäßig friedlichen, wenn auch ziemlich aufgeregten Tieres.

      Dann band er Billosa so weit los, daß er gehen konnte.

      »Was haben Sie vor?« fragte der Kreole schielend.

      Wyatt würdigte den Banditen keiner Antwort. Er band ihn mit einem ziemlich kurzen Strick an den Falben fest, stieg in den Sattel und ritt einfach vorwärts. Die Lassoleine hatte er in der Rechten.

      Erst gab es einen harten Ruck, dann setzte sich drüben, in acht Yards Entfernung, das massige Tier in Bewegung.

      Wyatt warf einen Blick auf die Rinder. Ja, er hatte richtig kalkuliert; sie folgten dem Stier.

      Sehr langsam ging es vorwärts.

      Den Talhang hinan und hinauf zu den Hügelkämmen, wo Wyatt die gehetzte Herde vor Stunden hatte auftauchen sehen.

      Der Rustler trottete in stummer Verbissenheit neben ihm her.

      Erst bei Einbruch der Dunkelheit hielt Wyatt an. Sie hatten sich den Bergen ein gutes Stück genähert.

      Nachdem die Herde zum stehen gekommen war, schlang der Marshal das Pferdelasso um einen starken Wurzelstock.

      Der Stier war so angepflockt. Die Herde würde also in der Nähe bleiben.

      Wyatt nahm etwas von seinen Vorräten aus den Satteltaschen, band dem Kreolen die Hände los und gab ihm etwas von seinem Proviant ab.

      Der nahm den Kopf zur Seite und rührte weder das Brot noch das Dörrfleisch an.

      Auch den heißen Kaffee ließ er unberührt.

      »Ah, ein stolzer Mexikaner, nicht wahr?« sagte Wyatt spöttisch. »Zu stolz, etwas von einem armen Polizisten anzunehmen, aber dreckig genug, uns hier die Rinder von der Weide zu stehlen.«

      Das Wort dreckig ließ den Gefangenen herumfahren. Seine dunklen Kohlenaugen schimmerten böse.

      »Dreckig? Ich habe heute mittag gehört, wer Sie sind. Sie sind Wyatt Earp. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Aber deswegen brauchen Sie sich nicht einzubilden, daß Sie mich beleidigen können.«

      »Beleidigen?« fragte Wyatt, während er einen trockenen Ast in das kleine Feuer warf. »Kann man einen Rustler überhaupt beleidigen?«

      Der Kreole zischte wütend: »Ich bin kein Rustler!«

      »Hollee! Was denn?«

      »Darüber werde ich schweigen.«

      »Das wird dir nicht viel helfen. Die Rinder gehören