Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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der Doktor ihn an. »Ich für meinen Teil wollte schon lange mal feststellen, ob meine alte Winchester überhaupt noch schießt.«

      »Sie sind ein alter Kampfhahn, Doc!« zeterte der Dicke. »Wenn Sie unbedingt sterben wollen, dann gehen Sie vor die Stadt, laufen Sie der Horde entgegen. Wir wollen nicht kämpfen und sterben.«

      »Was heißt wir?« mischte sich da Kid Kay ein. »Ich bin mit dem Doc einer Meinung!«

      »Ich auch!« erklärte ein schmächtiger Mann mit hagerem Ledergesicht und hellen Falkenaugen.

      »Ja, natürlich, Mr. Coppers, der alte Scout, die Indianerzeit sitzt noch in seinen Knochen!« nörgelte der Dicke. »Gut, laßt sie kämpfen, Leute. Wer schießen will, der muß sterben können.«

      Da schob sich Doc Croft vor und blieb kurz vor dem Dicken stehen. »Sie können daheim bleiben, Mann. Und wenn Mannen Clements dann mit seinen Halunken vor Ihrem Laden steht, wird es mir eine besondere Freude sein, zuzusehen, wie er alles zusammenschlägt!«

      »Männer – wir müssen vernünftig beraten!« mahnte der Bürgermeister.

      Da fuhr der Doc herum. »Was heißt hier vernünftig? Wir müssen kämpfen!«

      »Wie in der Indianerzeit!« keifte der Dicke.

      »Jawohl, wie in der Indianerzeit. Und wir werden immer wieder kämpfen müssen, wenn unsere Freiheit und unser Leben bedroht werden. Etwas anderes gibt es doch gar nicht, Männer. Auf, macht eure Waffen fertig. Wir müssen bereit sein.«

      Da hob der Reverend die Hand.

      »Ja?« fragte Hope unbehaglich. »Rev, Sie wollen etwas sagen?«

      Der Geistliche trat vor. »Doktor Crofts Worte kommen auch aus meinem Herzen, Männer von Wichita. Aber sie finden den Weg nicht zu meinem Verstand. Wenn wir kämpfen, müssen wir untergehen. Wir haben den Treibern nichts entgegenzusetzen. Vielleicht bringt Clements diesmal hundert Reiter in die Sättel.«

      »In Wichita wohnen eine Menge Menschen!« maulte der grauköpfige Arzt. »Und jeder zweite hat einen Colt.«

      »Aber sie können nicht kämpfen!« mahnte der Geistliche. »Die Treiber sind blindwütig in ihrer Zerstörungswut, und wenn sie angegriffen werden und Widerstand finden, muß sich ihre Rache verdoppeln.«

      Kid senkte den Kopf. Er sah ein, daß der Rev wahrscheinlich recht hatte.

      Doc Croft schwieg. Er ging langsam zur Tür.

      »Bleiben Sie doch, Doc!« rief ihm der Bürgermeister nach, dem das mutige Auftreten des Arztes imponiert hatte, und der nicht vergessen hatte, daß der Doc gestern allein auf die Straße gegangen war.

      »Ach, was soll ich hier?« knurrte Croft. »Herumsitzen kann ich auch daheim. Das heißt, ich habe mehr Arbeit als sonst was. Mein Wartezimmer sitzt voller Menschen!« Er schnitt dem Dicken eine Grimasse und legte die Hand auf den Türdrücker.

      »Croft!« rief da der Geistliche. »Bleiben Sie bitte noch. Sie müssen ertragen können, daß die Vernunft gegen Ihre Ansicht ist. Deshalb schätzen wir hier weiterhin Ihren Rat.«

      Der Arzt zog die Schultern hoch und lehnte sich mit mürrischem Gesicht neben die Tür an die Wand.

      »Meinen Rat? Ich habe keinen anderen. Clements kommt sicher in die Stadt. Und er wird hausen wie ein wildgewordener Sioux, der eine Flasche Brandy intus hat!«

      »Wenn Wyatt Earp hier wäre, sähe alles anders aus!« rief ein dünnes Männchen mit spitzem Gesicht.

      Der Arzt lachte bitter auf. »Ja, Mister Vaugham, das ist bestimmt wahr. Aber er ist nicht da.«

      Hope kratzte sich den Schädel. Ja, das war es: Das einzige Mittel gegen den texanischen Killer war Wyatt Earp.

      »Könnte man ihn nicht zurückholen?«

      Irgend jemand hatte es ausgesprochen.

      Kid Kay schüttelte den Kopf. »Nein, er ist ja noch auf dem Weg nach Missouri. Und niemand kennt den genauen Weg, den er reitet.«

      »An einem einzigen Mann hängt eine ganze Stadt!« rief der lange Shyler grimmig. »Ich denke wie der Doc. Wir müssen kämpfen!«

      »Wie gegen die Indianer?« höhnte der dicke Coppers. »Nicht wahr, Mr. Shyler, das meinten Sie doch. Wir können aber nicht kämpfen. Als Sie gegen die roten kämpften, hockten wir noch in Boston. Ich kann mit einem Schießgewehr nicht umgehen.«

      »Ihr Fehler!« knurrte der Arzt dazwischen.

      Der Bürgermeister bat um Ruhe. »Wir müssen besonnen sein, Männer. Jeden Augenblick kann Clements in die Stadt einreiten, dann ist unser Beraten hier nutzlos.«

      »Ist es sowieso!« warf der Arzt störrisch dazwischen.

      Hope fuhr unbeirrt fort. »Wir wollen zunächst einiges regeln. Kid Kay ist der Marshal.«

      Der Bursche reckte seine Gestalt. Plötzlich hatte er das Gefühl, daß der Metallstern links auf seiner Brust nicht nur überhell im Sonnenlicht blitzte, das durch die Fenster brach, sondern daß er auch bleischwer war und mächtig auf sein Herz drückte.

      Kid Kay ist Marshal, hatte der Mayor gesagt.

      Die Männer hatten dazu geschwiegen.

      Er, der bisher nur lächerlicher, kleiner, geduldeter und kaum ernstgenommener vierter Deputy war, er war heute Marshal.

      »Wer will Hilfs-Marshal sein?« rief Hope.

      Der Doc hob rebellisch die Hand.

      »Nein«, mischte sich der Reverend ein. »Der Arzt muß auf seinem Platz bleiben. Bei allem Respekt vor Ihrer Courage, Doc – Sie werden bei Ihren Medikamenten wichtiger gebraucht als mit einer Flinte auf der Straße.«

      »Doc Black und Doc Hennessy sind ja noch da!« maulte Croft. »Und unten der alte Zahnarzt kann all das tun, was ich sonst tun würde.«

      »Nein, eben nicht«, beharrte der Reverend. »Niemand in der Stadt kann das, was Sie können. Sie sind unser bester Arzt. Und vielleicht ist es notwendig, daß ein mutiger Arzt da ist, wie gestern zum Beispiel. Ein Stern auf der Brust hätte Ihnen und Bill Potts da wenig geholfen.«

      »Ist gut«, sagte der alte Feuerkopf. »Ich muß jetzt gehen.« Damit schlug er die Tür krachend hinter sich zu.

      Obwohl Jim Hope noch zweimal fragte meldete sich niemand im Stadtrat.

      Und mit dem Beschluß, abzuwarten, ging man auseinander.

      *

      Gegen drei ging Kid hinüber in Wynn Porters Saloon, wo die Deputies alle saßen und wo Wyatt auch wohnte.

      Die Frau des Salooners lugte durch die Küchentür in den Schankraum. »Kid? Was wollen Sie?«

      »Kann ich mein Essen haben?«

      »Ja, kommen Sie in die Küche.«

      »Nein, bringen Sie es mir bitte her, ich muß die Straße im Auge behalten.«

      Als die Frau mit dem Teller kam, meinte sie mürrisch: »Guten Appetit.«

      »Danke.«

      Dann blieb sie neben ihm stehen und sah ihm zu.

      Schließlich brummte sie: »Wenn Ihr Vater noch lebte, säßen Sie jetzt nicht hier.«

      Kid blickte nicht vom Teller auf.

      »Ja, das ist so«, fuhr die Frau fort. »Wollen Sie für den Stern sterben, he?«

      »Nicht für den Stern, Mrs. Porter.«

      »Für was denn, he?«

      »Für Wichita.«

      Die Frau machte eine wegwischende Handbewegung. »Unsinn, was ist Wichita? Ich bin auch Wichita.«

      »Eben.«

      Der Salooner blickte in den Raum. »Gib ihm einen Brandy, Mutter, und komm aus dem Schankraum