Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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verschwunden war.

      Neben dem wieder geschlossenen Tor stieg Wyatt ab und lauschte.

      Er hörte auf dem Hof die laute Stimme Lewts. Er schien sich mit einer Frau zu streiten.

      Wyatt entdeckte zu seiner Freude, daß das Tor nicht dicht verschlossen war. Er schob es einen Spaltbreit auf und blickte in den Farm-Hof.

      Lewt stand vor einer alten Negerin.

      »Nein, Massa!« stieß die anscheinend schwerhörige Alte gerade hervor. »Massa Rob und Missis Clara sein in Wichita. Sie holen Vorräte! Ja, sicher, Massa!«

      Lewt nickte.

      »Soll ich machen Massa Lewt einen schönen, guten, starken Kaffee?« rief die Alte.

      Da sah Wyatt zu seinem Entsetzen, wie Lewt die rechte Faust hochriß und die alte Frau niederschlug.

      Als sie vor ihm auf dem Boden lag, blickte er kurz auf sie nieder und stürmte dann ins Haus.

      Wyatt rannte augenblicklich hinter ihm her.

      Die Haustür stand offen.

      Rechts vom Flur gingen zwei Türen ab. Beide wären geschlossen.

      Aber links stand eine Tür halb auf.

      Wyatt blickte auf die Dielen. Sie waren alt und trocken. Ganz zweifellos würden sie unter seinem Gewicht geräuschvoll ächzen.

      Er wartete also hinter der Haustür und lauschte angestrengt.

      Plötzlich hörte er Gegenstände zu Boden poltern.

      Das gab ihm die Möglichkeit, zu der halboffenen Tür zu springen. Mit angehaltenem Atem lauschte er.

      Aber der Mann drinnen im Wohnraum hatte seine Annäherung nicht bemerkt.

      Wyatt sah, wie Lewt Hope einen schweren, eisenbeschlagenen Holzkasten vom Boden hochriß und gegen die Wand warf.

      Die Bilder schaukelten hin und her.

      Aber die Kassette war unversehrt.

      Da riß Lewt den Colt aus der Jackentasche und wollte einen Schuß auf das Schloß abfeuern.

      »Das würde ich nicht tun«, hörte der Mann da eine harte, metallische Stimme hinter sich.

      Er stand einen Augenblick wie angewachsen da und fuhr dann herum. »Earp! Sie?«

      Lewt hatte den Colt noch in der Hand.

      Erst jetzt bemerkte er es.

      Und augenblicklich wurde ihm klar, daß der Marshal alles beobachtet hatte. Er hob die Waffe, stieß sie vor.

      Wyatt blickte ihn kalt an. »Schießen Sie mich nieder, Lewt. Shanghai-Pierce wird trotzdem sein Geld von Ihnen haben wollen.«

      Lewt zuckte zusammen.

      Wyatt kam auf ihn zu.

      Da riß der Bursche den Revolverhahn zurück. Dicke Schweißperlen standen auf seiner glatten Stirn. »Sie verdammter Schnüffler! Was haben Sie hier zu suchen?«

      Wyatt kam langsam näher. »Bin mal neugierig, wie weit Shanghai-Pierce Sie kriegt. Erst haben Sie Ihr Geld verspielt, und dann haben Sie ihm noch drei Schuldscheine geschrieben, die Sie nicht decken können. Sie sind also am Spieltisch ein Betrüger geworden, Lewt. Vielleicht werden Sie jetzt auch ein Mörder.«

      Der Revolver in der Hand des jungen Mannes begann zu zittern. Plötzlich fiel er polternd zu Boden, der Schuß löste sich, und die Kugel schlug krachend in die Zimmerwand.

      Lewt hatte die Rechte noch erhoben, so, als halte er den Colt noch in der Hand. Aber er zitterte jetzt am ganzen Körper. Und plötzlich riß er den Arm hoch und preßte ihn vor das Gesicht. Ein heiseres Schluchzen entrang sich seiner Kehle.

      Wyatt wartete geduldig.

      Als Lewt den Arm herunternahm, sagte der Marshal ruhig: »Kommen Sie mit hinaus, die Frau ist wieder zu sich gekommen.«

      Wyatt hob den Colt auf und warf ihn dem Burschen zu. Dann eilte er hinaus.

      Die Frau sah ihn, sah den Stern auf seiner Brust und kreischte laut auf: »Marshal! Help! Help! Ich bin niedergeschlagen worden von… von…«

      Wyatt lief zum Hoftor und stieß es auf. Dann wandte er sich um. »Sie sind weg!« rief er laut.

      »Wer?«

      »Die beiden Banditen, die Sie und Lewt überfallen haben!«

      »Mich… mich und…«

      Lewt stand in der Tür und blickte zu Wyatt hinüber. Langsam wischte er sich durch das Gesicht und kam in den Hof.

      »So. Es scheint ja noch mal glimpflich abgegangen zu sein, die Sache. Kommen Sie, Lewt, wir reiten hinter den Burschen her! Und Sie, Miß – Sie sperren das Tor gut ab!«

      Die Alte nickte und verriegelte das Tor hinter den beiden Männern.

      Stumm und mit gesenktem Kopf saß Lewt im Sattel.

      Wyatt blickte geradeaus.

      Endlich brach Lewt das Schweigen. »Was passiert jetzt?«

      »Was soll passieren?« versetzte Wyatt, ohne den jungen Mann anzusehen.

      »Ich meine mit mir?«

      »Mit Ihnen?« Wyatt blickte ihn jetzt an. »Wie soll ich das denn wissen.«

      »Sie – Sie sperren mich nicht ein?«

      Wyatt schüttelte den Kopf.

      Da griff der Mann nach dem Unterarm des Marshals und spannte seine Hand darum. »Mr. Earp – das werde ich Ihnen nie vergessen. Ich… ich muß verrückt gewesen sein. Ja, Sie haben recht. Pierce hat mich im Spiel fertiggemacht. Er hat drei Schuldscheine über je zweihundert Dollar von mir…«

      »So viel?« entfuhr es Wyatt.

      »Ja, so viel! Und ich wäre deshalb zum Dieb geworden, zum Banditen, um ein Haar sogar zum Mörder!«

      Wyatt lächelte schwach. »Wenn Sie nur einsehen, daß es sich nicht gelohnt hätte.«

      »Ich sehe es ein. Onkel Rob hat selbst kein Geld. Wenn in der Truhe 300 Dollar gewesen wären, wäre es ein Wunder gewesen. Und das Märchen mit dem Banditenüberfall hatte mir allein niemand geglaubt.«

      »Kann Ihr Vater Ihnen nichts geben?«

      »Nein. Selbst wenn er es könnte, würde er es nicht tun. Aber abgesehen davon: Er kann es nicht. Sechshundert Dollar kann er nicht entbehren. Mutter war doch so lange krank. Über ein halbes Jahr hat sie oben in Baltimore im Hospital gelegen. Die vielen An- und Abreisen und der Hospital-Aufenthalt haben Vaters Ersparnisse aufgesaugt.«

      »Und Sie? Anstatt etwas Vernünftiges zu arbeiten, setzen Sie sich nach Mitternacht mit Shanghai-Pierce an den Kartentisch!«

      Lewt senkte den Kopf.

      Wyatt sann unentwegt über etwas nach. Plötzlich hatte er es. »Hören Sie zu, Lewt. Ich gebe Ihnen eine Chance. Ich habe fünfhundert Dollar gespart, die restlichen hundert treibe ich schon auf. Sie gehen heute abend wieder ins Keno­House und sorgen dafür, daß das mittlere Fenster etwas geöffnet ist. Sie können es leicht tun, weil der Raum immer ziemlich verqualmt ist…«

      *

      Es war kurz nach Mitternacht.

      Leider regnete es. Wyatt war schon nach einer Viertelstunde naß bis auf die Haut. Den schweren Wetter-Umhang hatte er nicht mit auf das Dach schleppen wollen. Der hätte ihn behindert.

      Als die Männer in das Spielzimmer kamen, sah Shanghai-Pierce Lewt Hope höhnisch an.

      »Nanu, old fellow – haben Sie etwa die 600 Bucks inzwischen selbst fabriziert?«

      »Wo denken Sie hin, Mr. Pierce. Schließlich haben wir große Ersparnisse im Haus.«

      Pierce hob lauernd den Kopf. »Soso!«

      Lewt