Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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      »Ihre Männer bestehlen Sie. Sie haben Vieh genommen und es an Shanghai-Pierce verkauft!«

      »Ah! Und weiß Earp auch, wer das getan haben soll?«

      »Ja, er weiß es.«

      »Aha.« Der Mann blickte auf den Boden.

      Durch das raschelnde Geräusch der Pferde im Stroh konnte der Deputy die Schritte des zurückschleichenden Vormanns nicht hören.

      »Schneiden Sie nicht auf – Mister?« fragte der kleine Mann plötzlich.

      »Nun ja«, versetzte Hal. »Ich wollte es wichtiger machen, als es ist, weil ich weiß, daß Sie nur etwas auf Wyatt Earps Handlungen geben. In Wirklichkeit ist die Sache so, daß der Mann mir vorhin die ganze Geschichte erzählt hat.«

      Mit diesem Fehler hatte der unglückliche Hal West sein eigenes Todesurteil unterzeichnet.

      »Also – weiß Wyatt Earp noch gar nichts von der Sache?« fragte der Mann wie beiläufig.

      »Nein, nichts.«

      »Auch sonst niemand?«

      »Nein, nur ich. Und ich bin gleich gekommen, um Ihnen Bericht zu erstatten.«

      »Das finde ich aber prächtig von Ihnen, West. Sie sind ein tüchtiger Bursche. Ein verdammt tüchtiger Bursche…«

      Zu spät hörte der Deputy das Geräusch hinter sich. Als er herumfuhr, krachte die schwere eiserne Mistforke schon auf seinen Schädel nieder.

      Der Schlag war tödlich.

      Der Deputy-Marshal Halley West, der vor vierundzwanzig Jahren in der damals noch sehr kleinen Siedlung Wichita als Sohn eines Möbelschreiners auf die Welt gekommen war, brach tot zusammen und fiel ins Stroh.

      Sein Mörder sprang hinzu.

      »Los, hol die Lampe, Ed!«

      Der kleine Cowboy sprang auf den Gang, holte die Stallampe und leuchtete dem Erschlagenen ins Gesicht.

      »Er ist tot«, sagte er mit belegter Stimme.

      »Yeah«, knurrte der Vormann. »Was sonst? Hätte ich ihn vielleicht leben lassen sollen?«

      Die Lampe in der Hand des kleinen Cowboys zitterte. »Nein, sicher nicht. Slim, nur…«

      »Was nur?« herrschte ihn der brutale Mann rauh an.

      »Er war ein Marshal.«

      »Na und? Du hohlköpfiger Bursche! Ein Marshal! Kann ich etwas dafür? Du wirst jetzt schnell den leichten Buggy nehmen, den Burschen aufladen, seinen Gaul hinten anbinden und ein paar Meilen stadtwärts rollen, klar?«

      »Ja…«

      »Da, wo der Weg die Biegung macht und der Wegweiser nach Gordolake steht, da läßt du den Gaul zurück. Den Toten wirfst du vor das Gebüsch; ganz nahe an den Wegweiser, so als wäre er gestolpert und gegen den Mast gestürzt…«

      Der kleine Cowboy, der wegen einer gestohlenen Flasche Whisky auf die schiefe Bahn gezwungen worden war, machte sich daran, seinen makabren Auftrag auszuführen.

      *

      Hal West kam nicht zurück.

      Dafür fand Wyatt Earp in der Frühe des nächsten Morgens seine Leiche.

      Er band den Toten auf sein Pferd und brachte ihn mit zurück in die Stadt.

      Diesmal trat Wyatt den Ritt an, den der unglückliche Deputy West nicht zu Ende hatte reiten können.

      Der Rancher war selbst im Hof und beobachtete die Säuberung des Brunnens.

      »Hallo, Marshal…!«

      Nein, Hal West sei nicht hier gewesen. Nein… Was? Tot? Der Rancher begriff kein Wort.

      Wyatt sah den Vormann an. »Hat McIntosh nichts davon erzählt?«

      »Ich?« knurrte der Vormann.

      »Ja, Sie, Slim!«

      »Wieso ich?«

      »Weil Sie doch mit dem Schmied über ihn gesprochen haben, als Sie die zwanzig Hufeisen-Rohlinge für Ihre Schmiede hier abgeholt haben, die Sie so dringend brauchten.«

      Der Rancher warf den Kopf zu seinem Vormann herum. »Zwanzig Rohlinge? Was ist das? Sind Sie verrückt, Slim? Ich habe vor zwei Wochen siebzig Rohlinge von Clint in der Schmiede holen lassen.«

      Die Augen des grobschlächtigen Vormannes schienen aus ihren Höhlen quellen zu wollen.

      Und plötzlich fuhr seine Hand zum Colt.

      Er hatte ihn aus dem Halfter und riß ihn hoch.

      Da brüllte der schwere Buntline-Revolver in der Faust des Marshals auf.

      McIntosh schrie auf wie ein Tier.

      Das glühende Blei saß in seinem rechten Oberarm.

      Da zerrte der blindwütige Mann einen kleinen Cloverleaf aus seiner linken Hosentasche.

      »Stop!« fuhr ihn der Marshal an. »Lassen Sie den Colt stecken, McIntosh! Sie haben sich selbst verraten.«

      »Was wollen Sie von mir?« keifte der Mann mit glimmenden Augen.

      »Sie haben Hal West erschlagen!«

      Da stieß der Cowboy den vierschüssigen Colt in die Tasche nach vorn und drückte ab.

      Die Kugel schlug zwei Yard vor Wyatts linker Stiefelspitze in den Boden. Höher hatte der Mörder den Lauf nicht mehr bekommen.

      Die zweite Kugel aus dem Bunt­line­Revolver hatte dessen linke Schulter getroffen und riß ihn wie von einem Lasso gezerrt herum.

      Slim McIntosh taumelte zurück.

      Plötzlich sackte er in die Knie.

      Mit bebenden Lippen sah ein kleiner Mann im verschmutzten Lederzeug von der Stalltür her dem Drama zu.

      Da geschah etwas so Grauenhaftes, wie Wyatt es nie vorher in seinem Leben hatte mit ansehen müssen.

      Wild aufschreiend wie ein Tier sprang der verwundete Vormann auf, taumelte zurück und rannte mit weit vorgestrecktem Schädel gegen die Steinwand des Stalles, dicht neben der Tür, in der Ed Fenner stand und ihn mit entsetzten Blicken beobachtete.

      Mit einem krachenden Laut prallte der Vormann gegen die Mauer, taumelte zurück und rannte erneut gegen sie an.

      Mit blutüberströmtem Gesicht wandte er sich um und schrie: »Ja, ich… ich…!« Ganz langsam, wie eine plötzlich fadenlos gewordene Marionette, rutschte er an der Mauer herunter in sich zusammen.

      Es dauerte noch eine halbe Stunde, ehe er starb. Er hatte sich selbst die Schädeldecke zertrümmert.

      Stumm blickten die Männer einander an.

      Hyanney gab schließlich Eddie einen Wink. »Holen Sie die anderen, Ed!«

      »Yeah, Boß!« Er rannte in den Stall und holte sein Pferd. Dann preschte er aus dem Hof.

      Als er mit den anderen zurückkam, blieb er hinter ihnen stehen.

      Wyatt musterte die Cowboys unauffällig. Auf einmal hob er den linken Arm und deutete nach vorn.

      Er hatte auf keinen bestimmten Mann gezeigt.

      Aber Ed Fenner zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb, so hatte sein Gewissen ihn geplagt.

      Wyatts scharfes Auge hatte es bemerkt. »He, kommen Sie doch mal her!«

      Fenner kam auf weichen Knien heran.

      »Haben Sie mir nicht etwas zu sagen?«

      »Fenner?« stieß der Rancher hervor.

      Der Cowboy war aschfahl geworden.

      Und dann sprudelte es plötzlich aus ihm heraus. Alles. Alles, was er zu gestehen