Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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verschränkte die Arme und blickte dem Davongaloppierenden nach, bis ihn das Dunkel der Nacht verschlungen hatte. Dann schloß er die Augen und lauschte dem dumpf über die Weide da­hinsingenden Hufschlag nach, bis auch der verklang.

      Dann wandte er sich um, ging zurück in die Hütte und kam gleich darauf mit seinem Falben wieder heraus.

      Als er das Tor geschlossen hatte, zog er sich langsam in den Sattel und blickte eine Weile sinnend in die Richtung, in die der texanische Treiber Mannen Clements davongeritten war.

      Da nahm Wyatt die Zügel hoch und ritt auf die Stadt zu.

      Er sollte seine Großmütigkeit sehr bald bitter bereuen müssen…

      *

      Die blutigen Tage von Wichita sollten noch nicht zu Ende sein. Sie waren nur für eine kurze Frist unterbrochen worden.

      Etwa eine Woche später kam Wyatt von der Prärie nordöstlich vor Wichita zurück.

      Draußen hatte es bei einem Rinderverkauf in einem Camp Streit gegeben. Das County von Wichita reichte sehr weit hinaus. Und um alles mußte sich der Marshal kümmern.

      Rooster? Nein, der Alte konnte kaum noch in einen Sattel steigen. Er wäre sicher nicht der rechte Mann gewesen, hier heraus zu reiten. Aber Hal West, Bill Potts? Was war mit denen?

      Nun, Rooster schickte immer wieder Wyatt Earp. Er war sein Aushängeschild, demonstrierte die Stärke des Gesetzes in Wichita, und hielt das Office des alten Jimmy Rooster hoch.

      Deswegen schickte der Marshal immer und überallhin seinen ersten Deputy.

      Es war am späten Nachmittag.

      Wyatt trieb seinen Falben im leichten Trab am Zaun einer Weide längs, auf der eine Herde großer, kräftiger Longhorns stand.

      Plötzlich riß der Reiter den Zügel hoch.

      Wyatt fixierte den Rücken eines braunweißen Rindes. Er starrte verblüfft auf die rechte Hinterhand.

      Das Brandzeichen.

      Es waren zwei dicht nebeneinander stehende Kreuze, die ein großes H bedeuten sollten. Das Brandzeichen Hyanneys.

      Wyatt sprang aus dem Sattel, ließ den Falben stehen, kroch durch den Zaun und ging zwischen die hier sehr dicht stehende Herde.

      Als er die Weide nach fünf Minuten wieder verließ, hatte er allein achtzehn Rinder mit dem Brandzeichen Hyanneys ausgemacht.

      Und die Weide, auf der sie standen, gehörte zum Corral Shanghai-Pierces!

      Ein arger Verdacht stieg in Wyatt auf. Im Galopp ritt er zurück in die Stadt. »Ist Kid Kay in der Nähe?« fragte er den alten Marshal.

      »Yeah – ich habe ihn rüber zu Cooster geschickt. Er holt mir einen Kaffee.«

      Als Kid zurückkam, meinte Wyatt: »Er muß sofort auf die Hyanney-Ranch reiten.«

      »Weshalb?« wollte der Marshal wissen.

      Da berichtete Wyatt von seiner merkwürdigen Entdeckung.

      In diesem Augenblick betrat Hal West das Office. Damit war dessen Schicksal besiegelt, und der Bursche Kid Kay dem sicheren Tod entgangen.

      Hal West wurde nach der HyanneyRanch geschickt. Er sollte den Rancher fragen, ob er Vieh an Shanghai-Pierce verkauft habe. Oder ob er überhaupt Vieh an irgend jemanden in der Gegend verkauft habe. Und nur den Rancher sollte er fragen.

      Der lange Hal West war im Bilde. Er grinste, hob die Hand, und bald sah Wyatt ihn die Mainstreet hinuntertraben.

      Der brave Bursche startete zu seinem letzten Ritt.

      Es wurde schon dunkel, als er die Ranch erreichte. Auf dem Hof begegnete er dem Vormann.

      »He, da ist ja schon wieder ein SternMann bei uns. Was gibt’s denn heute zu schnüffeln?«

      Hal grüßte den klotzigen Cowboy kurz und fragte nach dem Rancher.

      »Kennen Sie ihn?« McIntosh legte den Kopf schräg auf die Seite.

      Da hatte der clevere Hal eine Idee. »No, noch nicht.« Er sagte das, obgleich er den Rancher genau kannte. Er hatte ihn zweimal im Office gesehen.

      Der Vormann nickte. »Warten Sie, Marshal. Ich will sehen, ob ich ihn im Stall finden kann.«

      Er stapfte davon.

      Hal stieg aus dem Sattel und kurbelte sich eine Zigarette.

      Es dauerte ziemlich lange, bis der Vormann drüben in der Tür erschien. Er hatte eine Stallaterne in der Hand und hob sie hoch. »He, Marshal, kommen Sie, der Boß ist hinten im Stall!«

      Hal warf einen Blick auf das Ranchhaus. Es lag ganz im Dunkeln da.

      Weshalb sollte der Rancher also nicht im Stall sein?

      Der Deputy ging hinüber, ließ den Gaul draußen vor der Tür und folgte McIntosh an einer langen Reihe prächtiger Pferde vorbei durch die große Stallung.

      Allenthalben hingen Lampen und warfen doch nur einen schwachen Lichtschein in den Bau. In der letzten Box hämmerte ein kleiner Mann an der Futterkrippe herum. Hier befand sich kein Tier.

      McIntosh ließ die Lampe auf dem Gang.

      »He, Boß – da ist einer von den Leuten des Marshals.«

      »Earp?« fragte der Mann an der Krippe ohne aufzusehen.

      »Nein, Mr. Hyanney«, antwortete Hal. »Ich bin Hal West.«

      »Yeah – was gibt’s?«

      »Kann ich mit Ihnen sprechen?«

      »Natürlich – legen Sie los. Ich bin in ein paar Minuten auch hier fertig. Die Burschen machen mir diese Arbeiten nicht exakt genug – Sie verstehen.«

      »Ich hätte trotzdem lieber einen Augenblick allein mit Ihnen gesprochen.«

      »Good…« Der kleine Mann richtete sich auf.

      Nur undeutlich erkannte der Deputy im Halbdunkel sein Gesicht.

      Eines jedoch stand für Hal fest: Das war nicht der Rancher James Hyanney.

      »Slim – verschwinde einen Augenblick. Du hast gehört, daß der Marshal mit mir allein sprechen will!«

      »Okay – Boß!«

      Knurrend schlenderte der Cowboy davon.

      Hal überlegte blitzschnell. Die Sache war verdammt faul. Was hatte McIntosh vor?

      Wyatts Verdacht gegen ihn schien also nicht unbegründet zu sein. Wie konnte der Mann ihn so an der Nase herumführen?

      Hal nahm sich vor, höllisch auf Draht zu sein.

      Der angebliche Rancher fragte: »Na, West, was gibt’s?«

      »Mr. Hyanney«, begann er, während er noch fieberhaft überlegte, was er dem Mann aufbinden könnte. »Wir… wir haben da von einer unangenehmen Sache gehört.«

      Hal hatte sich entschlossen, hart auf den Busch zu klopfen.

      Und diesen Entschluß sollte er fürchterlich teuer bezahlen müssen.

      »Es ist so, Mister – ein Mann, dessen Namen ich nicht nennen darf, hat eine Anzeige gemacht.«

      »Eine Anzeige?« fragte der andere lauernd.

      »Yeah – gegen einige Ihrer Leute.«

      Der Mann schwieg einen Augenblick und überlegte. »Gegen Leute aus meiner Crew? Ist das nicht ein Hirngespinst?«

      »No, Mister – Sie wissen doch, daß Wyatt Earp nur ganze Fische aus dem Wasser holt…«

      »Er hat es herausgebracht?«

      »Ich sagte Ihnen doch, daß es eine Anzeige war. Der Mann traf Earp im Office an, und der hat ihn natürlich ausgenommen. Da ist dann alles herausgekommen.«

      Nach