Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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aus der flachen Schachtel nahm, zwischen die Lippen steckte und anzündete.

      »Leider kann ich Ihnen noch keine anbieten. Sie wissen ja: nur Schnaps. Sonst eine Stunde lang nichts.«

      Wyatt winkte ab. »Ich rauche nicht viel. Und wenn, dann nur schwarze Zigarren. – Wie ist es nun, Doc – haben Sie in Dodge eine Anstellung in Aussicht?«

      Holliday lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kommode und schlug die Füße übereinander.

      »Nein.«

      »Dann könnten Sie also ebensogut hierbleiben?«

      »Yeah – ich könnte. Aber ich will nicht. In Dodge ist mehr Betrieb.«

      »Na, hören Sie, reicht Ihnen das hier nicht?«

      »Hm, für einen Marshal reicht es. Für mich nicht!«

      Wyatt war plötzlich der Ansicht, daß es hier zweifellos eine Menge Leute gab, die einen so guten Zahnarzt hätten brauchen können. Denn der alte Doktor Upton stand mit seinen Holzhammer-Methoden nicht gerade im besten Ansehen bei seinen Patienten. Dieser junge Doktor Holliday hätte in kürzester Zeit einen gewaltigen Zulauf gehabt. Dafür würde er schon sorgen, er, der erste Patient dieses John Holliday.

      Aber das alles dachte Wyatt nur; er sagte es nicht. Es war irgend etwas in dem Wesen und vor allem in den sonderbaren Augen des Fremden, das ihn davon abhielt.

      Vielleicht ahnte Wyatt tief in seinem Inneren etwas von der Tragödie dieses Mannes, der mit den allergrößten Chancen, die ein Mann überhaupt haben kann, vor fünf Jahren nach beendetem Studium seine Laufbahn in Baltimore begonnen hatte und eines Tages mit Entsetzen erkannte, daß er an Tuberkulose litt. Irgendeiner seiner Patienten hatte ihn angesteckt. Ein befreundeter Kollege riet dem beliebten und sehr tüchtigen jungen Arzt, in die trockenen Gegenden des Westens zu ziehen. Da gäbe es für so einen jungen Menschen noch Erholung und nebenbei auch viele Möglichkeiten, den Beruf auszuüben.

      Holliday zog nach Dallas in Texas und eröffnete dort ein Dental-Office. Er war auch dort bald ein beliebter und sehr gefragter Zahnarzt. Aber sein Unstern war über ihm aufgegangen und stieß ihn aus seiner geraden Bahn.

      Erst viele Jahre später sollte Wyatt Earp erfahren, was den Arzt John Holliday auf diesen Weg getrieben hatte, den er jetzt beschritt. Er war ein Spieler geworden. Kein gewöhnlicher, kleiner Spieler, sondern ein gefürchteter und raffinierter Gambler. Und er war noch etwas weitaus Schlimmeres geworden: ein Revolvermann. So befähigt er als Zahnarzt gewesen war, so groß war seine Fertigkeit im Schießen.

      Ja, Wyatt Earp sollte eines Tages erfahren, daß dieser eiskalte Doc Holliday neben ihm selbst der gefährlichste und kaltblütigste Schütze war, der je den Westen durchstreift hatte.

      Aber das erste Zusammentreffen der beiden Männer, die einmal vornan in der Geschichte des amerikanischen Westens stehen sollten, war nur sehr kurz.

      Als Wyatt am nächsten Morgen den Arzt auf dem Korridor traf, verlangte dieser nur kurz, nach der Zahnwunde zu sehen.

      »In Ordnung«, sagte er lakonisch.

      Er sah blaß aus, fand Wyatt. Vielleicht trank er zuviel.

      Der Salooner erzählte später, daß er bis drei Uhr unten am Spieltisch gesessen habe und mit einem geradezu eisigen Nerv gewonnen und verloren habe. Schließlich hatte er mit einem Gewinn von vierhundert Dollar plötzlich aufgehört zu spielen.

      Als seine Partner böse wurden, habe er sie nur einen Augenblick starr angesehen und sei dann hinaufgegangen. Ja, eine Flasche Whisky habe er noch mitgenommen.

      Als Wyatt am Abend noch mal nach ihm sehen wollte, war sein Zimmer leer.

      Grußlos war er weitergezogen, der dämonische Doc Holliday.

      Es sollten Jahre vergehen und heiße brennende Stunden sein, in denen Wyatt diesen merkwürdigen Menschen wiedersehen würde…

      *

      Es war fast Mitternacht.

      Die Stille in der Stadt wirkte wohltuend.

      Wyatt saß im Office, hatte sich eine Zigarre angesteckt und machte einen Bericht über die Beerdigung des Cowboys Nat Everson.

      Dann trug er die beiden Toten aus der River-Street in das dicke Buch ein.

      Mannen Clements stand am Gitter und starrte zu ihm herüber. Er hatte bisher keinen Ton gesprochen. Plötzlich riß er den Mund auf. »Earp!«

      Wyatt stand auf, ging zum Gewehrständer, nahm seine Winchester heraus und säuberte sie.

      Der Bandit verging fast vor Zorn.

      »Earp! Vielleicht hörst du mir mal zu!«

      Aber der Marshal kümmerte sich nicht im mindesten um ihn.

      Er nahm nach der Gewehrreinigung seinen Buntline-Revolver hervor und ölte ihn. Auch den Halfterrand fettete er sorgfältig.

      Plötzlich schrie Mannen Clements gellend auf und warf sich auf den Zellenboden.

      Aber die Nerven des Marshals waren stärker. Er ließ sich nicht im mindesten in seiner Beschäftigung stören.

      Mannen Clements versuchte es nun auf die andere Tour. »Marshal!« sagte er halblaut. »Ich muß mit Ihnen sprechen.«

      Jetzt wandte Wyatt ein wenig den Kopf, hob die linke Braue an und fragte: »Was gibt’s?«

      »Was haben Sie mit mir vor?«

      »Richter Jewett ist nach Abilene gefahren. Wenn er zurück ist, wird gegen Sie verhandelt.«

      »Verhandelt?« stieß der Bandit hervor.

      »Yeah, wegen Stadtfriedensbruch, wegen Totschlag, wegen Aufwiegelei und wegen Bandenüberfall.«

      »Sind Sie verrückt?«

      Wyatt hob die Schultern an.

      Clements schluckte. »Was… was wird dabei für mich herauskommen?«

      Wyatt zuckte wieder mit den Schultern. Dann sagte er wie leichthin: »Wahrscheinlich der Strick. Viel mehr wird’s nicht werden.«

      Mannen schluckte trocken und würgte dann hervor: »Der Strick? Aber ich habe niemanden ermordet, bin kein Pferdedieb und habe keinen Sheriff oder Marshal auf dem Gewissen.«

      Wyatt stand auf und kam dicht an das Gitter heran. »Sie sind ein Bandit, Mannen Clements. Sie sind ein Aufwiegler und ein Hohlkopf dazu. Ich bin überzeugt, daß Richter Jewett und die Geschworenen kurzen Prozeß mit Ihnen machen werden.«

      Mannen starrte den Marshal entgeistert an. »Ich werde gehängt? Und mein Bruder?«

      »Ihr Bruder? Das weiß ich nicht. Vielleicht bekommt er Zwangsarbeit – in den Steinbrüchen bei Sescattewa. Kommt ganz darauf an, was der Richter über ihn herausbringt.«

      Da zerrte Mannen gewaltig an den Stäben. »Du verdammter dreckiger Hund. Das alles verdanken wir dir.«

      »Halt jetzt deinen Rand, Clements. Ein Mann, der dem Tod bereits ins Auge sieht, sollte besonnener sein.«

      Es war eine volle Viertelstunde still.

      Da sagte Mannen plötzlich leise: »Earp – ist mit Ihnen nicht zu sprechen?«

      »Was soll das heißen? Wollen Sie mich etwa bestechen?«

      »Nein – ich…« Mannen winkte dem Marshal, näherzukommen. »Ich will für diesen Idioten…, für meinen Bruder will ich etwas tun.«

      Wyatt hob die Brauen. »Und – das wäre?«

      »Er ist ein dummes Schaf. Ich würde mich im Grabe umdrehen, wenn er meinetwegen in Ketten in die Steinbrüche nach Colorado müßte.«

      »Und weiter?«

      »Lassen Sie ihn frei, Earp. Begnügen Sie sich mit mir.«

      Wyatt behielt sein hartes Gesicht. »Wie denken Sie sich das, Mannen? Ich soll ihn loslassen,