Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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und betrachtete ihn. »Ihren kleinen Bruder werde ich einstweilen mitnehmen. Vielleicht habe ich ihn noch mal nötig. Ich finde sicher eine Gelegenheit, ihn Ihnen wiederzugeben.«

      Damit war er draußen.

      Schnell rannte er über die Veranda hinter das Haus, setzte über den Zaun und lief zu seinem Pferd.

      Im scharfen Trab verließ er die Ranch nach Süden. Er suchte den Weg einzuschlagen, den die Frau am Abend genommen hatte.

      Nach einer Viertelstunde fand er oberhalb der Weide wirklich ein kleines Blockhaus. Er ritt nahe heran, stieg vom Pferd, öffnete die Tür und rief in den dunklen Raum: »Mister Walker...! Sind Sie hier?«

      Ein Jubelschrei scholl ihm entgegen. »Wynn! Menschenskind! Wynn! Wie kommen Sie hierher?«

      »Wo stecken Sie denn?«

      »Hier unterm Fenster. Die Halunken haben mich angebunden!«

      »Cumberland?«

      »Natürlich, Cumberland! Sie haben mich daheim überfallen, aufs Pferd gefesselt und hergeschleppt.«

      »Cumberland selbst?« fragte Wyatt, während er sich zu dem Gefesselten herantastete und ihn losschnitt.

      »Natürlich nicht. Ihn habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Aber Mac Hayley und seine Leute...«

      Die beiden Männer waren kaum aus der Hütte heraus, als sie den Hufschlag eines Pferdes hörten.

      Wyatt zerrte den Schimmel hinter ein Gesträuch und lauschte mit dem Rancher in die Dunkelheit hinein.

      Walker saß am Boden und rieb seine Gelenke.

      »Verdammte Bande, das zahlt Big Bill mir doppelt zurück, das schwöre ich Ihnen, Wynn!«

      »Psst!«, mahnte Wyatt.

      Ein Reiter preschte heran, sprang vom Pferd und rannte auf die Hütte zu. Es war Mary, sie hatte ein Gewehr in der Hand.

      Wyatt trat auf sie zu. »Suchen Sie mich?«

      Sie wollte den Lauf heben, aber der Mann hatte ihn schon gepackt, riß ihr das Gewehr aus der Hand und sagte: »Es ist gut, daß Sie gekommen sind, Mary Cumberland. So wissen wir doch wenigstens, daß Sie von der Verschleppung Harry Walkers wußten. Und nun muß ich Ihnen leider Ihr Pferd wegnehmen, denn Mister Walker kann doch schließlich nicht zu Fuß laufen. Bei Gelegenheit können die Pferde ja ausgetauscht werden, am besten bei der Gerichtssitzung über Ihren Vater. – Kommen Sie, Mister Walker, steigen Sie auf!«

      Die beiden Männer ritten wortlos davon.

      *

      Als Bill Cumberland am Mittag des darauffolgenden Tages an der Spitze seiner Leute mit mürrischem Gesicht in den Ranchhof ritt, sah er keinen Menschen.

      »Jeff!« brüllte er heiser.

      Der blonde Bursche kam langsam aus dem Bunkhaus. Er hatte die rechte Hand verbunden.

      Cumberland starrte ihn an. »Was ist das...?«

      »Er war hier, Boß«, sagte der Mann nur trocken.

      »Wer...?«

      »Der Satteltramp!«

      Cumberland fuhr sich durchs Gesicht, als ob er träume. »Wer? Mann, mach die Zähne auseinander, sonst schlage ich sie dir ein! Wer war hier?«

      »Der Mann, der neulich hier war. Der große schwarze...«

      »Wer?« Es war ein gellender Schrei, der da von den Lippen des Ranchers kam.

      Der blonde Bursche wurde blaß. »Der Mann ohne Colt«, sagte er mit belegter Stimme.

      Cumberland gab seinem schweißbedeckten Fuchs die großen Sporen wild in die Weichen. Das Tier sprengte in einem Riesensatz vorwärts.

      Vor der Veranda rutschte der Rancher aus dem Sattel.

      Hayley war ihm gefolgt.

      Cumberland stampfte die Stufen hinauf. Vor der Tür drehte er sich um und schoß seinem Vormann einen wütenden Blick zu. »Was willst du? Geh an die Arbeit. Bring die Schufte auf Vordermann! An die Arbeit, ihr Tagediebe! Vorwärts!

      Hayley wandte sich stumm ab und ging in den Hof zurück auf Jeff Lopin zu. Er mußte seine Wut jetzt an jemandem auslassen, und der blessierte Revolverschwinger war gerade der Richtige dazu. Haßte er diesen Burschen doch ohnehin wie den Tod. »Er war also hier und hat dich zusammengeschlagen?«

      »Geschlagen nicht, geschossen hat er.«

      »Er hat geschossen? Auf dich? Und wo hast du ihn begraben?«

      Lopin verzog grämlich den Mund. »Er war schneller«, sagte er, wobei er den Blick senkte. »Viel schneller sogar. Ich kenne keinen Mann, der so schnell schießt und so genau trifft...«

      Schweigend standen die Cowboys um den blonden Burschen herum. Niemand wagte ein Wort zu sagen. Das, was sie da eben gehört hatten, war etwas, worüber man sich verdammt heiße Gedanken machen mußte.

      Cumberland stampfte durch die Halle. »Mary!« rief er dröhnend.

      Das Mädchen kam erst nach seinem dritten Schrei langsam aus ihrem Zimmer in die Halle.

      Cumberland warf ihr einen düsteren Blick zu. »Wo steckst du? Was sind das für Manieren, die hier einreißen? Was war los? Erzähl’ schon! Der blondhaarige Strolch ist mit diesem Kerl zusammengeraten? Wann war er denn hier?«

      »Gestern abend.« Mary berichtete dem Rancher haargenau, was vorgefallen war.

      Dann war es still im Raum.

      Mary stand am Fenster und blickte in den Hof. »Papa«, begann sie nach einer Weile. »Ich hatte dir gesagt, daß es Young Bill Hickok ist.«

      »Laß mich zufrieden!«

      Nach wenigen Minuten begann sie wieder: »Hast du den Brief an Wyatt Earp auch geschrieben, Papa?«

      Cumberland lachte hart auf. »Du bist doch wirklich ein närrischer Kindskopf, Mary!«

      Sie kam schnell auf ihn zu und blieb breitbeinig vor ihm stehen. »Du hast ihm nicht geschrieben?«

      Er schob sie zur Seite. »Verrückt bist du. Total verrückt. Das hast du von deiner Mutter. Die hatte auch manchmal solche verrückten Ideen im Kopf.«

      »Aber, Vater, du hast es doch zu Mister Gleason von der Wells Fargo und auch zu Velton Gregg gesagt, drüben in der Stadt.«

      »Gesagt, gesagt! Was bedeutet das schon. Ich muß den Halunken vieles sagen!«

      Marys Augen wurden groß und rund wie Kinderaugen. »Es... es ist also gar nicht wahr! Du wolltest ihm überhaupt nicht schreiben?«

      Cumberland stand mit einem Ruck auf, ging zum Schrank und goß sich noch einen großen Schluck Whisky ins Glas. »Du bist manchmal sonderbar, Mary! Ich weiß nicht, ob es meine Schuld ist. Vielleicht habe ich dich falsch erzogen. Sei doch nicht so kindisch. Wie kann ich an einen Mann wie Wyatt Earp schreiben. Er ist Marshal, er trägt einen Stern. Glaubst du denn allen Ernstes, so ein Mann würde für uns reiten?«

      Mary stand auf, als habe sie der Schlag getroffen. Ihr sonst so frisches, energisches, sonnenverbranntes Gesicht war wächsern, und die Augen hatten einen matten Glanz. »Es ist also alles nicht wahr?«

      »Was heißt alles?« polterte der Rancher.

      »Wyatt Earp kann nicht für uns reiten? Weil er einen Stern trägt, und weil wir keine gerechte Sache verfechten...«

      *

      Auf dem Heimritt berichtete der geplagte Small-Rancher Walker seinem Befreier, wie sich alles zugetragen hatte. Mac Hayley war am Vormittag plötzlich mit fünf Leuten im Hof gewesen. Er hatte ihn in seiner rauhen Manier aufgefordert, mit zur Cumberland-Ranch zu kommen.

      Walker hatte natürlich abgelehnt. Da hatte der Vormann ihn mit Gewalt zu diesem Ritt gezwungen. Aber es war nicht zur C-Ranch gegangen; sie hatten ihn in das Blockhaus geschleppt.