Der Geisterjäger Staffel 2 – Gruselroman. Andrew Hathaway. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrew Hathaway
Издательство: Bookwire
Серия: Der Geisterjäger Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740936938
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Matrosen hinein und erschienen auf der anderen Seite wieder, ohne die geringste Wirkung zu erzielen.

      »Hoffentlich kommen sie bald zur Vernunft, sonst gibt es Schwierigkeiten für uns alle«, bemerkte Mervin besorgt. »Ich kann nicht mit einer total durchgedrehten und hysterischen Mannschaft eine demolierte Station am Leben erhalten.«

      »Sehr richtig«, stimmte ihm Rick Masters zu. »Außerdem wird irgendwann wieder der Schneesturm einsetzen. Dann müssen alle so schnell wie möglich in ›Charly‹ verschwinden.«

      Die folgende Szene fügte sich in ihrer Unwirklichkeit und in ihrem Entsetzen nahtlos an die anderen. Die Leute des Dampfschiffes blieben ratlos stehen. Offenbar hatten sie erwartet, die Expeditionsmitglieder an dieser Stelle zu treffen. Der Offizier gab einige Befehle. Daraufhin trennten sich die Matrosen und suchten das Gelände ab.

      Es dauerte nicht lange, bis sie den ersten Toten entdeckten. Danach ging es Schlag auf Schlag. Die erschrockenen Ausrufe der Männer schwirrten durch die Luft. Der Offizier hatte Mühe, seine Mannschaft zur Ordnung zu rufen.

      Die Toten wurden eingesammelt. Vom Schiff traf Verstärkung ein. Alle halfen mit, die Leichen zu begraben.

      Rick Masters erkannte die Stelle wieder. Mit bebenden Fingern deutete er auf das Massengrab.

      »Weißt du, was sich dort heute befindet?« fragte er leise seinen Freund, der nicht von seiner Seite wich.

      Mervin Sanders runzelte die Stirn. Er dachte angestrengt nach, kam, jedoch nicht dahinter.

      »Der Eisblock, in dem die Mumie eingefroren ist«, sagte Rick Masters. »Das erklärt einiges.«

      Mervin Sanders sah Rick erwartungsvoll an. »Hilft uns das weiter?«

      Rick Masters Antwort ging im Heulen des Schneesturms unter. Von einer Sekunde auf die andere war die Vision erloschen. Sie befanden sich wieder in der Gegenwart.

      *

      Rick Masters war darauf vorbereitet gewesen, nicht aber die übrigen Männer und Frauen aus ›Charly‹.

      Schlagartig waren die Matrosen, das Dampfschiff und das Massengrab verschwunden. Das Land war von einer ununterbrochenen Eis- und Schneewüste bedeckt. Der Wind heulte und orgelte um ›Charly‹ und trieb den Schnee in so dichten Wolken vor sich her, daß man kaum die Hand vor den Augen sah.

      Wer jetzt einen Schutzanzug gegen die Kälte trug, war relativ gut dran. Die anderen mußten höllische Minuten durchstehen, da die Temperatur innerhalb von Sekunden um mindestens dreißig Grad gesunken war.

      Auch Rick Masters, der sich in seinen Pelz hüllte, rang nach Atem. Der plötzliche Temperaturunterschied ließ ihn fast erstarren.

      Paradoxerweise war die Kälte jedoch gar nicht das größte Problem. Viel schlimmer war das Fehlen jeglicher Sicht. Wer sich weiter als einige Schritte von ›Charly‹ entfernt hatte, konnte die Station nicht mehr sehen. Es bestand die Gefahr, daß sich die meisten Mitglieder der wissenschaftlichen Besatzung verirrte und im Schneesturm erfror.

      Rick hatte eine Idee. Er hielt sich an Mervin, der noch immer neben ihm stand, fest und schrie ihm ins Ohr, um sich überhaupt verständlich zu machen.

      »Das Alarmsystem in der Station!« brüllte er. »Funktioniert es noch?«

      Mervins Gesicht war nicht zu erkennen. Er hatte die Kapuze seines Anzugs vorne zusammengebunden und die Schneebrille aufgesetzt, um sich gegen den Blizzard zu schützen. Von dem Sturm vorangepeitscht, stach der Schnee wie feine Nadeln.

      »Ich weiß es nicht«, erwiderte er auf Ricks Frage nach dem Alarmsystem. »Es hat auf jeden Fall einen eigenen Stromkreis.«

      »Dann komm!«

      Rick zerrte seinen Freund mit sich. Unmittelbar vor dem Einsetzen des Schneesturms hatte er noch einen letzten Blick auf ›Charly‹ geworfen, ehe die Station im Schneechaos versunken war. Daher wußte er jetzt die Richtung. Wenn sie von der geraden Linie nicht abwischen, mußten sie direkt auf die Schleuse stoßen.

      Es gelang. Schon wenige Minuten später stolperten sie in den Vorraum, in dem sich bereits Schnee sammelte.

      »Der nächste Schalter, schnell!« keuchte Rick und riß sich die Kapuze vom Kopf, um beweglicher zu sein. »Wo ist er?«

      Mervin lief voran. Er deutete auf einen roten Druckschalter an der Wand. Rick hämmerte mit der Faust darauf.

      Einen Moment schien es so, als würde gar nichts geschehen, doch dann heulte die Sirene auf. Neben der Eingangstür entdeckte Rick ein Megaphon. Es wurde über Batterien betrieben, hatte also nicht unter dem allgemeinen Zusammenbruch der Station gelitten. Er schaltete es auf volle Lautstärke und befestigte es in unmittelbarer Nähe jener Sirene, die sich der Schleuse am nächsten befand. Mehrfach verstärkt hallte der Heulton ins Freie hinaus.

      Rick konnte nur hoffen, daß die draußen verstreuten Wissenschaftler trotz des Sturms die Sirene hörten und zur Schleuse fanden.

      Wenn nicht, erhielten die Eisdämonen schon jetzt reiche Beute.

      Mervin Sanders machte dem Geisterdetektiv heftige Zeichen. »Schnell, Rick, hilf mir!« rief er. »Nimm das Seil!«

      Er lief in einen kleinen Lagerraum, der dicht neben der Schleuse eingerichtet war, und deutete auf eine Seilrolle. Es war eine dünne, praktisch unzerreißbare Nylonschnur, die vermutlich zu Meßzwecken gedient hatte. Rick begriff, was sein Freund beabsichtigte.

      Er band sich ein Ende der Schnur um die Körpermitte und schelppte die Seilrolle zum Eingang. Dort befestigte er das andere Ende und sorgte dafür, daß die Schnur ohne Schwierigkeiten abrollen konnte.

      Mervin machte inzwischen eine andere, kleinere Seilrolle. Damit verband er Rick mit sich selbst. Sie nickten einander zu und boten gemeinsam dem Schneesturm die Stirn.

      Zehn Schritte vor der Station stießen sie auf eine Gruppe von drei Frauen, die einander an den Händen hielten und mit letzter Kraft auf die Schleuse zuwankten.

      »Sorgt dafür, daß das Seil richtig abläuft!« schrie Rick ihnen zu und stapfte weiter.

      Die Sirene war hier draußen weit schwächer zu hören. Der Wind riß den Schall mit sich. Trotzdem konnte man sich nach ihrem Klang orientieren. Die drei Frauen verdankten ihr jedenfalls bereits ihr Leben.

      Dennoch waren noch viel zu viele Wissenschaftler in dem Schneegestöber. Wenn sie sich verirrten…

      Rick beeilte sich. Er schonte weder sich noch Mervin. Sie konnten einander nicht verlieren, solange die Stricke hielten.

      Sie fanden fünf Mitglieder des Forschungsteams. Diese hatten zwar die Sirene gehört, konnten jedoch nicht mehr feststellen, woher der Schall kam.

      Zwei von ihnen trugen keine Schutzanzüge. Sie waren vor Kälte kaum noch imstande, sich zu bewegen. Die anderen mußten sie mehr tragen, als sie selbst gingen.

      »Haltet euch immer an dem Seil fest, dann findet ihr den Eingang!« rief Mervin ihnen zu.

      Jetzt bewährte sich seine Idee glänzend. Während sich die völlig erschöpfen Wissenschaftler zu ›Charly‹ schleppten, wühlten sich Rick Masters und Mervin Sanders förmlich durch den tiefer werdenden Schnee. Zwei Frauen waren zusammengebrochen und lagen reglos im Schnee. Als sie jedoch von Rick und Mervin hörten, wie nahe die rettende Station war und wie sie diese finden konnten, faßten sie neuen Mut und machten sich auf den Rückweg.

      Die beiden Männer gingen nicht nur in gerader Linie von ›Charly‹ weg, sondern beschrieben einen Bogen. Hielt sich jemand zwischen ihnen und der Station auf, berührte ihn die Nylonschnur. Auch dann hatte er eine Überlebenschance.

      Sie zählten mit. Nach zwanzig Minuten fehlten nur mehr fünf Mitglieder der Besatzung. Die Schnur war zu Ende, sie konnten nicht mehr weiter weg.

      »Kehren wir um!« schrie Mervin. »Die anderen sind hoffentlich schon in der Station.«

      Rick stimmte zu. Es hatte keinen Sinn, länger hier draußen zu bleiben. Wen sie bisher nicht gefunden hatten, konnten