Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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der Wolfgang heimkommt, muß es fertig sein.«

      Die Magd schaute auf die Küchenuhr.

      »Wird schon rechtzeitig fertig sein«, antwortete sie und strich sich eine blonde Locke aus der Stirn.

      Die Altbäuerin nickte zufrieden und stellte den Korb mit den Äpfeln, die sie gerade aufgelesen hatte, auf den Tisch. »Vielleicht sollten wir einen Apfelpfannkuchen zum Nachtisch machen«, schlug sie vor. »Der Wolferl ißt ihn gar zu gern’.«

      Sie nahm ein Messer zur Hand und begann, einen Apfel zu schälen.

      »Es liegt noch mehr auf der Wiese«, fuhr sie fort. »Wird Zeit, daß sie aufgesammelt werden. Sind wirklich sehr viel Äpfel am Baum heuer. Da werden wir jede Menge einlagern müssen.«

      »Ist gut, Bäuerin«, erwiderte Franzi. »Ich mach’ mich nach dem Essen gleich dran.«

      Sie nahm einen Löffel und schmeckte den Eintopf ab. Zehn Minuten noch, dann waren Gemüse und Kartoffeln gar. Die Magd nahm mit einer Gabel das Fleisch heraus, wartete einen Moment, bis er es etwas abgekühlt war, und schnitt es in mundgerechte Würfel.

      Während die beiden Frauen schweigsam vor sich hinarbeiteten, fuhr draußen ein Traktor auf den Hof. Wolfgang Burger, der seit dem Tode des Vaters den Hof zusammen mit seiner Mutter bewirtschaftete, hielt unter dem Vordach der großen Scheune und öffnete die Tür der Fahrerkabine.

      »Komm, Hasso«, rief er. Der Hund, ein Mischling mit braunem Fell und großen Ohren, begleitete den jungen Bauern öfter aufs Feld. Er sprang seinem Herrn hinterher und trollte sich in seine Hütte, die neben der Scheune stand. Wolfgang machte sich indes daran, den Bruch abzuladen, den er aus dem Bergwald geholt hatte. In der letzten Woche hatte es wieder ein heftiges Unwetter über dem Wachnertal gegeben.

      Während er arbeitete, bemerkte der Bauer nicht den sehnsüchtigen Blick, mit dem er aus dem Küchenfenster heraus beobachtet wurde. Franzi blickte zu ihm hinaus und seufzte leise vor sich hin.

      Seit drei Jahren arbeitete sie auf dem Burgerhof, gleich von Anfang an liebte sie den attraktiven Bauern, der, obwohl schon beinahe dreißig Jahre alt, immer noch Junggeselle war.

      Allerdings war es eine einseitige Liebe. Wolfgang schien die kleinen Aufmerksamkeiten, die Franzi ihm zukommen ließ – ein besonders schönes Stück Fleisch zum Mittag oder gar ein Hemd, wenn er Geburtstag hatte – nicht zu bemerken. Mit keiner Silbe gab er zu verstehen, daß ihm etwas an der hübschen Magd lag.

      Indes wurde Franzi des Wartens nicht müde, obgleich sie sich vor Verehrern kaum retten konnte und sie an jedem Finger zehn gehabt hätte, wenn sie denn nur wollte.

      Aber sie wollte eben nicht, weil sie ihr Herz an den Bauern verloren hatte und davon träumte, eines Tages an seiner Seite Herrin auf dem Burgerhof zu sein. Und da waren ihr die anderen Burschen, die ihr auf dem Tanzabend den Hof machten, herzlich egal. Zwar tanzte und flirtete sie mit ihnen, aber ihr Herz, das schlug nur für Wolfgang Burger.

      Der hatte die Äste und Zweige abgeladen und unter das Vordach gebracht. Am Nachmittag würde er daran gehen, das Holz zu zersägen. Anschließend würde er es hinter dem Schuppen im Garten, neben dem Hühnerhof, aufstapeln, damit es trocknete und im übernächsten Winter verheizt werden konnte.

      Wolfgang reckte sich das lahme Kreuz und ging ins Haus. Bevor er die Küche betrat, wusch er sich im Bad die Hände und zog die Arbeitsjacke aus. Der junge Bauer war einsachtzig groß und schlank. Die Arbeit auf dem Hof hatte seine Muskeln gestärkt, die sich unter dem Hemd abzeichneten. Das markante Gesicht besaß eine leichte Bräunung, die blauen Augen darin leuchteten. Wolfgang fuhr sich mit einer Bürste durch das kurze, braune Haar und entfernte ein paar Tannennadeln und Blätter, die sich bei der Arbeit im Wald darin verfangen hatten.

      »Da bist’ ja, Bub«, sagte seine Mutter, als er die Küche betrat. »Hat der Sturm großen Schaden angerichtet?«

      »Hätt’ schlimmer sein können«, winkte der junge Mann ab und hob schnuppernd die Nase. »Was gibt’s denn?«

      »Rindfleischsuppe«, erklärte Franzi, und ihre glänzenden Augen konnten kaum die Freude verbergen, die die Magd empfand. »Und zum Nachtisch Apfelpfannkuchen.«

      »Lecker«, nickte Wolfgang zufrieden und setzte sich auf seinen Platz.

      Während des Essens drehte sich die Unterhaltung um die noch anstehende Arbeit. Zum Burgerhof gehörten nicht nur ein paar Felder und ein Stück vom Bergwald, auch zwanzig Kühe standen auf der Wiese, die tagtäglich versorgt werden mußten. Eine Arbeit, die sich die beiden Frauen teilten.

      »Ich kann dir ja nachher helfen«, schlug Franzi vor, als der Bauer von seiner Arbeit erzählte, am Nachmittag das Holz kleinzumachen.

      Maria Burger schüttelte den Kopf.

      »Das schafft der Wolfgang schon allein«, sagte sie. »Du hast noch genug im Haus zu tun.«

      Dabei warf sie der Magd einen Blick zu, der Bände sprach. Schon lange war der Altbäuerin aufgefallen, daß ihre Magd ein Auge auf den Sohn geworfen hatte. Aber sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, um zu verhindern, daß sich da was anbahnte. Wolfgang hatte etwas besseres verdient als eine Dienstmagd, und für Maria Burger stand fest, daß ihr Sohn eines Tages nur ein Madl heiraten würde, das eine anständige Mitgift mitbrachte!

      *

      Pünktlich zur Mittagszeit trafen die beiden Reisebusse in St. Johann ein. Sie hielten vor dem Hotel ›Zum Löwen‹, und die Fahrer verabschiedeten die Urlauber.

      »Die Firma ›Enzian-Reisen‹ wünscht schöne Ferientage, und in zwei Wochen werden S’ von uns wieder abgeholt.«

      Einige der Reisenden hatten Zimmer im Hotel gebucht, andere waren in den Pensionen und Privatquartieren des Ortes untergebracht. Zusammen mit Regina Werneke wohnten zwei ältere Ehepaare in der Pension Stubler. Das Quartett unternahm schon seit Jahren zusammen Urlaubsreisen, wie die junge Krankenschwester während der Fahrt gehört hatte.

      Die Wirtin erwartete ihre Gäste an der Haltestelle. Sie hielt ein selbstgemachtes Schild in den Händen, auf dem der Name der Pension stand.

      »Herzlich willkommen«, begrüßte Ria Stubler die fünf neuen Gäste. »Ich hoff’, Sie hatten eine schöne Fahrt.«

      Hände wurden geschüttelt und Namen genannt. Die Wirtin hatte einen kleinen Ziehwagen mitgebracht, auf den die Koffer und Reisetaschen geladen wurden.

      »Es ist net weit«, erklärte sie. »Nur um die Ecke.«

      Es dauerte wirklich kaum zwei Minuten, bis sie die Pension erreicht hatten. Ria ging voran und schloß auf. In dem großen Flur gab es eine Rezeption, an der Wand dahinter hingen die Schlüssel für die Zimmer. Gegenüber befand sich der Frühstücksraum.

      »Frühstücken können S’ ab acht Uhr«, erklärte Ria. »Aber die meisten Gäste wollen ausschlafen. Sollten S’ aber mal eine Bergtour unternehmen wollen, dann sagen S’ mir rechtzeitig Bescheid. Ich richt’ Ihnen dann alles her, damit S’ net mit leerem Magen losgeh’n müssen, und eine Brotzeit bekommen S’ natürlich auch.«

      Sie verteilte die Zimmerschlüssel und brachte die Gäste nach oben. Regina betrat erwartungsvoll ihr Zimmer. Es war recht groß, obwohl nur für eine Person gedacht, besaß sogar ein eigenes Bad, Fernseher und Telefon. Es war rustikal eingerichtet, mit sehr viel Holz, an den Wänden hingen Bilder, die Motive aus der Umgebung zeigten. Eine große Glastür führte auf einen Balkon. Die Krankenschwester setzte ihren Koffer ab und ging zum Fenster. Die Vorhänge waren, zum Schutz gegen die Sonne, zugezogen. Regina zog sie beiseite und öffnete das Fenster. Es war ein herrlicher Ausblick, den sie von hier aus hatte. Die Berge schienen zum Greifen nahe.

      Schnell hatte sie den Koffer ausgepackt und sich im Bad erfrischt. Das Buch, das die Kolleginnen ihr geschenkt hatten, legte sie auf den Nachttisch.

      Hunger verspürte sie nicht, unterwegs hatte sie ihren Reiseproviant verzehrt. Aber eine schöne Tasse Kaffee, die würde sie jetzt gerne trinken, überlegte Regina und beschloß, den Gedanken in die Tat umzusetzen.

      Als