Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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sie.

      Nur zu gerne erwiderte sie seine Zärtlichkeiten. Dann lehnte sie sich in seinem Arm zurück und blickte versonnen zu den Bergen hinüber, die sich in der Ferne erhoben.

      Tobias hatte plötzlich eine Idee. Er blickte auf die Uhr und sah dann Kathie an.

      »Weißt, was wir jetzt machen«, rief er unternehmungslustig. »Wir fahren ins Dorf hinunter und gehen zum Tanz.«

      Kathie glaubte nicht richtig zu hören.

      »Ist das dein Ernst?« fragte sie.

      »Ja«, nickte er. »Ich will dich den anderen vorstellen. Alle sollen sehen, daß der Stadlerbauer noch unter den Lebenden weilt und so ausgelassen feiern kann wie früher.«

      Er zog sie mit sich.

      »Komm, wir machen uns fein.«

      Burgl saß immer noch im Wohnzimmer und schaute die Nachrichten. Gleich danach kam eine Volksmusiksendung, die sie sich auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Als die Magd vor dem Wohnzimmer aufgeregte Stimmen hörte, stand sie auf und ging zur Tür. »Was ist denn los?« fragte sie, als sie Tobias und Kathie sah. »Ihr macht ja mehr Krach, als eine Herde Ziegen.«

      Irgendwie kam es ihr merkwürdig vor. Da standen die zwei und strahlten über die Gesichter. Aber das Erstaunen der alten Magd sollte noch größer werden.

      »Du mußt hier die Stellung halten«, rief Tobias übermütig und deutete auf Kathie. »Wir gehen nämlich aus, wir zwei Hübschen.«

      Burgl schlug die Hände über dem Kopf zusammen und stieß einen erstickten Schrei aus.

      »Hach. Ich glaub’, ich hör net recht. Daß ich das noch erleben darf«, rief sie.

      Dann schüttelte sie ungläubig den Kopf.

      »Himmel, das ist ja schnell gegangen mit euch.« Tobias widersprach.

      »Viel zu lang hat’s gedauert, bis ich endlich den Mut hatte, der Kathie zu sagen, was ich für sie fühle«, sagte er. »Gleich am ersten Tag hätt’ ich’s tun sollen. Da hab’ ich’s nämlich schon gewußt.«

      Die junge Magd hatte die ganze Zeit daneben gestanden und das Glück strahlte aus ihren Augen. Burgl nahm sie in den Arm.

      »Endlich«, sagte sie und unterdrückte ihre Tränen. »Ist der Bub doch wieder zur Besinnung gekommen. Ich freu’ mich ja so für euch.«

      »Willst net mitkommen?« fragte Tobias. »Du warst doch auch schon eine Ewigkeit net mehr auf dem Tanzabend.«

      »Nein, nein«, wehrte die alte Magd ab. »Geht ihr nur und amüsiert euch.«

      »Der Schorsch würd’ sich bestimmt freuen, dich da zu sehen«, konnte sich der Bauer nicht zurückhalten, Burgl zu necken. »Der träumt doch schon so lang von einem Tänzchen mit dir«.

      »Von wegen«, lachte die Magd. »Da könnt’ ich dann morgen keinen Fuß mehr vor den anderen setzen, wenn der mir ständig auf den Hühneraugen herumtritt.«

      Kurze Zeit später winkte sie ihnen hinterher, als Kathie und Tobias vom Hof fuhren.

      »Wir kommen genau zur rechten Zeit«, meinte der Bauer, als er das Auto auf dem Parkplatz abstellte. Hand in Hand betraten sie den Saal.

      Dort herrschte das übliche Gedränge. Der samstägliche Tanzabend war eine feste Einrichtung bei den Dörflern und Bauern der Umgebung. Die ganze Woche über mußten sie hart arbeiten und freuten sich schon auf dieses Vergnügen.

      Es mußten wohl an die dreihundert Leute sein, die auf dem Festsaal saßen. Die Tische waren dichtgedrängt besetzt. Auf der Tanzfläche war reges Treiben, und die Wachnertaler Buam spielten, was das Zeug hielt. Saaltöchter drängten sich mit vollen Tabletts durch die Menge, um die Wünsche der Gäste nach Getränken oder einem kleinen Imbiß zu erfüllen.

      Tobias bahnte sich einen Weg und achtete darauf, daß Kathie im Gedränge nicht verloren ging. An einem der Tische schienen noch ein paar Plätze frei zu sein.

      »Grüßt euch«, nickte der Bauer den anderen zu. »Darf man sich zu euch setzen?«

      Sein Erscheinen löste schon einiges Erstaunen aus. Aber es war ganz offensichtlich, daß die junge Frau an seiner Seite der Grund dafür war, daß der Stadlerbauer sich seit langer Zeit mal wieder auf dem Tanzabend blicken ließ. Neugierige Blicke musterten die Magd, und hier und da wurden tuschelnde Köpfe zusammengesteckt.

      »Freilich, Tobias«, nickte einer der anderen Bauern und deutete auf zwei freie Stühle. »Hockt euch nur her. Schön, daß du auch mal wieder dabei bist.«

      »Das ist übrigens die Kathie«, stellte Tobias seine Begleiterin vor. »Und um allen Gerüchten vorzubeugen, sie ist net nur Magd, sondern auch bald die Bäuerin auf dem Stadlerhof.«

      »Grüß dich, Kathie«, wurde sie herzlich begrüßt. »Dann haben wir’s also dir zu verdanken, daß der Tobias sein Eremitendasein aufgegeben hat.«

      Sie lächelte verlegen. Aber viel Zeit blieb ihr nicht, denn gleich wurde sie von zwei, drei anderen Frauen mit Beschlag belegt, so daß Tobias kaum dazu kam, sie zu fragen, was sie trinken wollte.

      Es waren Bäuerinnen von Nachbarhöfen. Tobias Ankündigung, daß seine Magd bald selbst Herrin sein sollte, hatte sie veranlaßt, sich um die hübsche Magd zu kümmern und Kathie merkte, wie die Verlegenheit schon bald von ihr abfiel, und sie sich ganz ungezwungen unterhalten konnte.

      »So, jetzt wird aber getanzt«, bestimmte Tobias schließlich, nachdem er geduldig die Fragen nach dem Hof, der zu erwartenden Ernte und dem Befinden von Burgl beantwortet hatte. »Dazu sind wir ja schließlich hergekommen.«

      Das ließ Kathie sich nicht zweimal sagen. Glücklich schmiegte sie sich an ihn, als sie auf der Tanzfläche standen. Und dann drehten sie sich zu den Klängen eines langsamen Walzers und die Welt um sie herum versank.

      *

      »Na, hattet ihr einen schönen Abend?« erkundigte sich Sebastian bei Claudia und Max.

      Die beiden waren eben aus München zurückgekommen. Gerade noch rechtzeitig, zum Mittagessen…

      »Herrlich war’s«, schwärmte die Journalistin und strich ihrem Liebsten über den Kopf. »Und der Max hat wunderbar durchgehalten.«

      »Tatsächtlich? Das ist eine tolle Leistung«, schmunzelte der Bergpfarrer.

      Sophie Tappert bat zu Tisch. Während des Essens drehte sich die Unterhaltung natürlich um den Aufenthalt in München und den Opernbesuch.

      »Ich muß zugeben, ich war auch schon lang net mehr in der Oper«, meinte Sebastian. »Aber dafür fehlt mir auch die Zeit.«

      »Wir haben übrigens eine alte Bekannte getroffen«, warf Max ein.

      »So? Wen denn?«

      Der junge Polizist lächelte.

      »Du wirst’s net glauben, aber genau über die haben wir in der letzten Woche öfters geredet…«

      »Doch net etwa… die Resl Birkner?«

      »Doch«, nickte Max und wurde gleich darauf wieder ernst.

      »Was ist?« fragte Sebastian sofort. »Habt ihr mit ihr gesprochen? Wie geht’s ihr denn?«

      »Nein, gesprochen haben wir net mit ihr«, antwortete sein Bruder. »Dazu ist’s net mehr gekommen: Die Resl ist nämlich gleich fortgelaufen, als sie mich erkannt hat.«

      Der gute Hirte von St. Johann hatte sein Besteck an den Tellerrand gelegt.

      »Was genau ist geschehen?« wollte er wissen. Max berichtete.

      »Ich hatte net den Eindruck, daß es ihr besonders gut geht«, schloß er.

      Sebastian schaute nachdenklich vor sich hin.

      Nein, wahrscheinlich geht es ihr wirklich net besonders gut, wenn sie ihr Dasein als Rosenverkäuferin in Kneipen und Restaurants