Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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aber viel wollten sie net sagen. Ich hab’ den Eindruck, daß sie net glücklich darüber sind.«

      Max blickte auf die Uhr und erhob sich.

      »Tja, ich muß dann mal wieder«, verabschiedete er sich. »Der Dienst ruft.«

      »Bis heut’ abend«, nickte Sebastian ihm zu.

      Dann stand der Geistliche ebenfalls auf und ging in den Pfarrgarten. Seine Haushälterin brachte ihm eine Tasse Kaffee.

      »Dank schön, Frau Tappert«, sagte Sebastian und setzte sich auf die Terrasse.

      Während er den Kaffee genoß, dachte er wieder an Resl Birkner, die junge Frau, die aus dem Wachnertal fortgegangen war, ohne ein Wort zu sagen.

      Er hoffte, daß es ihr gutgehen möge, und daß alles, was sie sich erträumt hatte, in Erfüllung gegangen war.

      *

      Nach dem Mittagessen fuhren sie zur Kandereralm hinauf. Zum Stadlerhof gehörte ein kleiner Transporter, den sie dafür benutzten. Kathie saß neben Tobias, der den Wagen fuhr.

      Zuvor hatte sie ihm ihre Arbeitspapiere überreicht, den Ausweis für die Rentenversicherung, die Lohnsteuerkarte. »Ein Arbeitszeugnis hab’ ich leider net«, bemerkte die Magd. »Der Greiningerbauer ist ja ganz überraschend gestorben.«

      »Net so wichtig«, winkte Tobias ab. »Du wärst ja bestimmt net sieben Jahre lang dort gewesen, wenn du net anständig gearbeitet hättest.«

      Unterwegs handelten sie den Lohn aus. Das heißt, der Bauer machte einen Vorschlag und Kathie nickte nur dazu. Es war mehr, als sie erwartet hatte, außerdem Kost und Logis frei – besser hätte sie es wirklich nicht treffen können.

      »Auf dem Greiningerhof habt ihr selber Käse gemacht?« meinte Tobias. »Der Schorsch hat sowas erzählt.«

      Die Magd registrierte, daß Tobias sich also mit dem Knecht über sie unterhalten hatte.

      »Ja«, antwortete sie, »natürlich net solche Mengen wie in der Sennerei produziert wird. Aber wir hatten einen festen Kundenstamm, der uns bis zuletzt treu war.«

      Tobias war beeindruckt.

      »Aber das, was er Thurecker-Franz herstellt, ist auch net zu verachten«, sagte er. »Net umsonst haben vier Bauern ihre Küh’ bei ihm stehen. Na, du wirst ihn ja bald kennenlernen.«

      Kathie Waldbauer nickte und schaute aus dem Fenster. Sie fuhren über den Wirtschaftsweg zur Hütte hinaus und erreichten ihr Ziel nach einer knappen halben Stunde.

      »Die Kandererhütte ist ein beliebtes Ausflugsziel«, hatte der junge Bauer erzählt. »Wer beim Franz einkehrt, wird hervorragend beköstigt.«

      Inzwischen war es aber schon später Mittag und als sie ankamen, waren die meisten Wanderer schon wieder auf dem Weg ins Tal. Kathie stieg aus und schaute sich um. Die Hütte lag malerisch in eine Senke eingebettet. Sie mußte uralt sein, aus dunklem Holz und einem Dach aus Schindeln. Hier und da war sie ausgebessert worden. Es gab einen Schuppen, als Anbau, und einen großen Stall, in dem auch gemolken wurde, wie Tobias erklärte.

      Franz hatte das Auto gehört und kam heraus.

      »Grüß dich, Stadlerbauer«, sagte er und reichte Tobias die Hand.

      »Das ist die Kathie Waldbauer, die neue Magd bei uns auf dem Hof.«

      Wenn Franz nicht ab und zu von seinen Gästen ein paar Neuigkeiten erfuhr, dann mußte er warten, bis Pfarrer Trenker mal wieder heraufkam, um ihm zu erzählen, was sich im Tal erreignet hatte.

      »Ist die Burgl etwa…?« entfuhr es dem Senner.

      »Gott bewahre, nein«, beruhigte Tobias ihn. »Die ist gesund und munter. Aber du weißt ja, wie’s ist – man wird net jünger. Und weil die Kathie gerad’ eine neue Stelle suchte, hat Hochwürden sie vorgeschlagen.«

      Er schaute die Magd von der Seite her an.

      »Eine gute Wahl«, fügte er hinzu und lächelte, als Kathie errötete.

      »Ich war vorher auf dem Greiningerhof«, erklärte sie.

      »Aber dann ist der Bauer verstorben, und die Erben wollten den Hof net weiter bewirtschaften. Sie leben in Australien und haben alles verkauft.«

      »Ja, das hab’ ich gehört, daß der Josef seinen letzten Weg gegangen ist«, nickte Franz nachdenklich. »Eigentlich viel zu früh.«

      Der Meinung waren alle, die den Greiningerbauern gekannt hatten.

      Nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten, gingen sie in die Hütte. Franz führte den Bauern und die Magd in die hinteren Räume. In dem einen standen zwei große Kessel, in denen die Milch dickgelegt wurde, der andere Raum diente als Reifelager. Dort standen Regale, bis unter die Decke, in denen die Laiber ihrer Vollendung harrten. Der Senner führte gewissenhaft Buch über die Anzahl der Käse, die er für jeden Bauern herstellte. Außerdem war genau aufgelistet, welche Sorten wann abgeholt wurden. Daher war er natürlich auf den heutigen Besuch vorbereitet gewesen und hatte die Laiber schon auf einem Rollwagen bereitgelegt.

      Nachdem die beiden Männer die Käse verstaut hatten, lud Franz Tobias und Kathie zum Kaffee ein. Die junge Magd hatte sich überall umgesehen und gestaunt. Sie ahnte, wieviel Arbeit der Senner tagtäglich zu bewältigen hatte und fragte sich, wie er das bloß schaffte. Der Jüngste war der Thurecker-Franz wahrlich nicht mehr. Es war ja nicht nur das tägliche Melken und Käsemachen, wie sie gehört hatte, kamen in der Saison jeden Tag zahlreiche Wandergruppen herauf, die beköstigt werden wollten. Franz mußte also auch noch kochen, backen und Gastwirt sein. Das alles nötigte ihr eine Menge Respekt für den Alten ab.

      Sie saßen draußen auf der Sonnenterrasse und ließen sich Kuchen und Kaffee schmecken. Franz hatte immer irgendeinen Kuchen gebacken, meistens mit Obst oder aus Rührteig. Heute war es ein saftiger Apfelkuchen, mit Streuseln obendrauf.

      Während sie aßen, fiel es Kathie auf, daß der alte Senner sie immer wieder musterte, wenn er sicher war, daß sie es nicht bemerkte und sie fragte sich, was für einen Grund diese Musterung wohl haben mochte.

      Aber auch der junge Bauer war Ziel der Blicke. Franz sagte jedoch nichts, nur ab und zu schien er vor sich hinzulächeln.

      Kathie erschrak, als ihr ein Gedanke durch den Kopf ging.

      Sah man es ihr etwa an, daß sie sich in Tobias Stadler verliebt hatte?

      Daß es so war, ließ sich nicht mehr abstreiten. Liebe auf den ersten Blick, sogar auch, wenn sie sich noch so sehr dagegen wehrte. Kathie konnte nicht gegen ihre Gefühle ankämpfen. Nur unter Kontrolle halten wollte sie sie, doch gerade das schien ihr nicht zu gelingen, wenn es offenbar einem Außenstehenden schon aufgefallen war, daß ihr der Bauer mehr als nur sympathisch war.

      Sie trank ihren Kaffee aus und räusperte sich.

      »Ich glaub, wir müssen langsam wieder los«, meinte sie.

      Tobias sah auf die Uhr.

      »Recht hast, man merkt gar net, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man plaudert. Wenn wir uns beeilen, kommen wir grad’ noch rechtzeitig zum Melken heim.«

      Franz schüttelte den Kopf.

      »Ich versteh’ net, daß die Leut’ keine Zeit mehr haben«, schmunzelte er. »Immer nur hetzen und Eile. Was bin ich froh, daß ich hier oben davon verschont bin.«

      Er brachte sie zum Auto und wünschte eine gute Heimfahrt.

      »Was geschieht eigentlich mit dem ganzen Käse?« erkundigte sich Kathie während der Fahrt.

      Daß ein Teil davon auf dem Hof blieb, hatte sie ja schon erfahren, der andere wurde verkauft. Sie fragte indes auch nur, um das Schweigen zu überbrücken.

      »Der Käse vom Franz ist bei den Gastronomen sehr beliebt«, erklärte Tobias. »Der Sepp Reisinger vom Löwen kauft welchen, und andere Gastwirte, vor allem in der Kreisstadt. Aber sogar auch aus München kommen’s und holen ihn ab.«

      Nach