Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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Enden ab. »Die Resl«, sagte er nachdenklich, während er die Zigarette in den Mund steckte und anzündete. »Es hat net lang gehalten, zwischen uns.«

      Er zuckte die Achseln. »Leider. Ein hübsches Madl.«

      Sebastian hörte geduldig zu. Ihn drängte nichts, Resl Birkner würde er kaum vor dem Abend aufspüren, wenn überhaupt…«

      »Ja, das war so«, fuhr Günther Wohlers fort. »Sie hat geglaubt, ich wär der reiche Prinz, der sie auf sein Schloß heimführt. Aber als wir dann in München ankamen, und sie meine eher bescheidene Behausung sah, da gab’s schon den ersten Krach. Am liebsten hätte sie auf der Stelle wieder kehrtgemacht, und wär’ nach Hause gefahren. Aber dazu fehlte ihr wohl der Mut, weil sie ja vorher so sang- und klanglos abgehauen war. Also ist sie geblieben.

      Naja, und ganz so arm war ich ja nun auch net wieder. Ich hatte noch ein bissel Geld auf der Kante, sie ja auch… Allerdings reichte das dann auch keine Ewigkeit.« Er pustete den Rauch in die Luft.

      »Machen wir’s kurz. Das Geld war alle, es gab immer öfter Streit zwischen uns. Resl suchte sich irgendeine Arbeit, und dann…, tja dann lief mir diese Frau über den Weg, die mich gleich wiedererkannt hat und Anzeige erstattete. Als ich festgenommen wurde, und die ganze Sache an die große Glocke gehängt wurde, da hat Resl die Konsequenzen gezogen und mich verlassen.«

      »Und Sie wissen net, wohin sie gegangen ist?« fragte Sebastian Trenker.

      »Beim besten Willen net, Hochwürden«, antwortete Günther Wohlers. »Wenn ich’s wüßt, würd’ ich’s Ihnen sagen.«

      »Sie erwähnten eine Arbeit, die die Resl sich gesucht habe. Können Sie mir sagen, wo das gewesen ist?«

      Der Strafgefangene hob die Hände und ließ sie wieder fallen.

      »In einer Klinik, da ist sie putzen gegangen«, sagte er. »Aber fragen S’ mich net, in welcher.«

      Eine Klinik also, das konnte vielleicht ein Hinweis sein, wenn er Resl sonst nicht fand, dachte Sebastian.

      Allerdings gab es einige davon in München, und wer konnte schon sagen, ob Resl überhaupt noch dort arbeitete, wenn sie inzwischen diesen dubiosen Job als Rosenverkäuferin angenommen hatte.

      Notfalls mußte er eben alle Klinken abklappern und nachfragen.

      Der gute Hirte von St. Johann erhob sich. Er reichte dem Mann die Hand, der diese Geste mit Erstaunen zur Kenntnis nahm.

      »Vielen Dank, daß Sie mir so bereitwillig Auskunft gegeben haben«, sagte er.

      »Tut mir leid, Hochwürden, wenn ich Ihnen net wirklich helfen konnte, erwiderte Günther Wohlers. »Jedenfalls wünsch’ ich Ihnen Glück bei der Suche. Und wenn S’ die Resl gefunden haben, dann grüßen S’ sie von mir. Ich habe sie wirklich lieb gehabt.«

      Die beiden Männer sahen sich in die Augen und für einen Moment war Sebastian Trenker sogar gewillt, den Worten zu glauben. Doch dann dachte er, daß Resl Birkner wohl nicht so wild darauf sein würde, ausgerechnet von diesem Mann gegrüßt zu werden.

      Trotzdem nickte er.

      »Mach ich, Herr Wohlers«, sagte er zum Abschied. »Und Ihnen wünsch ich eine bessere Zukunft, wenn S’ erstmal Ihre Strafe abgesessen haben.«

      *

      Das Klingeln des Weckers riß sie aus dem Schlaf. Resl drehte sich auf die andere Seite und vergrub ihren Kopf unter dem Kissen. Allerdings nur für einen Moment, dann sprang sie auf, schaltete den Wecker aus und reckte sich. Sieben Uhr abends, Zeit zum Aufstehen für sie, wenn andere daran dachten, bald ins Bett zu gehen. Aber so war es eben. Die junge Frau war heilfroh, daß der Chef gestern wohl seinen gnädigen Tag gehabt hatte. Mit einer großzügigen Geste hatte er darüber hinweggesehen, als sie ihm beichtete, am Vorabend früher Feierabend gemacht zu haben, ohne daß die Rosen alle verkauft worden waren.

      »Daß mir das aber net jeden Abend vorkommt«, hatte Josef Birchler gesagt.

      Er saß hinter einem ganz normalen Tisch, auf dem sich Berge von Papier stapelten und eine Geldkassette stand. Das Büro befand sich in einer Lagerhalle, dahinter war der Kühlraum, in dem Tausende von Rosen standen. Birchler beschäftigte eine ganze Anzahl von Verkäufern, und das eingenommene Geld wanderte in die Kassette auf dem Tisch.

      Vermutlich war das der Reingewinn, hatte Resl einmal gedacht. Sie nahm nicht an, daß der Mann davon Steuern bezahlte.

      Nachdem sie aufgestanden war und sich in dem kleinen Badezimmer am Ende des Flurs erfrischt hatte, kochte sie sich einen Tee. In ihrem Zimmer stand ein Wasserkocher auf dem Tisch, Becher und Tasse waren in einem Regal an der Wand. Ein schmales Holzbrett, das Resl ohne Wissens ihres Vermieters dort angebracht hatte. Dazu aß sie eine Reiswaffel, die sie dünn mit Butter bestrichen hatte. In Ermangelung eines Kühlschranks, lagerte sie diese, fest in Papier gewickelt, in einem Gefäß, das sie mit kaltem Wasser gefüllt hatte. So hielt sie sich einigermaßen frisch. Allerdings kaufte Resl immer nur ein kleines Stück ein.

      Sie beendete ihr karges Mahl und zog wieder den Mantel über. Er war alt und abgetragen, aber immerhin wärmte er, wenn sie abends und nachts ihre Runden drehte. Resl hatte ihn vor schon langer Zeit bei einem Trödler gekauft.

      Sie verließ ihr Zimmer und machte sich auf den Weg zum Lagerhaus. Dort holte sie die Rosen ab und begann ihre Tour.

      Leicht würde es heute nicht werden. Montags waren die Lokale nicht so gut besucht. Wahrscheinlich dauerte es bis spät in die Nacht, bis alle Blumen verkauft waren. Resl hatte da so ihre Erfahrungen gemacht, und tatsächlich verlief das Geschäft eher schleppend. Zuerst lief sie durch unzählige Kneipen und Bistros, kleine Restaurants und einfache Wirtshäuser, bis sie schließlich vor dem Hotel stand. Unschlüssig ging sie auf der Straße auf und ab. Konnte sie es wagen hineinzugehen, oder bestand die Gefahr, daß sie Max Trenker und seiner Begleiterin wieder begegnete? Das war nämlich das Letzte, was sie wollte. Als er sie am späten Samstagabend ansprach, war Resl in Panik geraten und noch viel schlimmer war es, daß er ihr hinterher gelaufen war. Er hatte sie also wirklich erkannt, ansonsten hätte sie ja einfach so tun können, als verwechsele er sie mit einer anderen. Resl schaute zu dem großen Gebäude hinüber. Acht Stockwerke hatte das Hotel, die Fenster waren fast alle beleuchtet, und im Restaurant, das sie von der Straße aus sehen konnte, saßen nicht wenige Gäste. Wahrscheinlich wohnten sie in dem Hotel. Irgendwo fand in München immer eine Messe, eine Gala oder sonst eine Veranstaltung statt, die zahlreiche Besucher anlockte. Hier würde es sich wahrscheinlich lohnen, doch noch zögerte Resl. Es dauerte geraume Zeit, bis sie sich einen Ruck gab, und die Straße überquerte.

      Der Portier, der vor dem Eingang seinen Dienst versah, war ein anderer als am Samstag. Aber Resl kannte natürlich die Männer, die meistens freundlich zu ihr waren. Ohnehin mußte sie dankbar sein, das sie hier ihre Rosen verkaufen durfte. Nicht in jedem Hotel war sie gern gesehen, oft wurde sie eher als Belästigung der vornehmen Gäste empfunden.

      Resl begrüßte den Portier durch ein Kopfnicken, und er grüßte zurück. Mit klopfendem Herzen trat sie durch die Tür in die Halle. Hier wimmelte es nur so von Leuten, daß sie in dem Gedränge gar nicht auffiel. Die junge Frau wandte sich nach rechts, die Tür zum Restaurant öffnete sich automatisch. Sie blieb stehen und sah sich um. Das Restaurant hatte mehrere Ecken und Nischen, die man vom Eingang aus nicht einsehen konnte. Aber an den anderen Tischen konnte sie kein ihr bekanntes Gesicht entdecken. Resl trat langsam vor und begann ihre Runde. Leise ansprechen, freundlich lächeln und höflich abwarten. Wenn jemand ablehnte, einen schönen Abend wünschen und weiter zum nächsten Tisch gehen.

      Sie hatte großes Glück. Nicht einmal wurde sie abgewiesen, und fast immer legten sie Leute noch etwas drauf. Der Strauß nahm schneller ab, als sie gehofft hatte. Inzwischen hatte sie die Tische in den Nischen erreicht. Hier saßen allerdings weniger Gäste, aber der Verkauf klappte dennoch gut. Schließlich war nur noch eine einzige Rose übrig.

      Neben dem Tisch, an dem sie gerade verkauft hatte, stand ein anderer, vom ersteren durch eine Stellwand getrennt, so daß die Gäste sich nicht einander störten. Resl entdeckte dort einen einzelnen Mann sitzen, der die Abendzeitung hochhielt und