Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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beantwortete Sebastian ihre Frage, als sie jetzt in ihrem Wagen unterwegs waren.

      »Siebenundzwanzig Jahre ist er alt, den Hof hat er vom Vater geerbt. Er schafft fleißig mit dem Knecht und der Magd und soviel ich weiß, steht der Hof gut da. Besser, als manch’ anderer im Wachnertal.«

      »Gibt’s denn keine Bäuerin?« fragte Kathie.

      Der Bergpfarrer schüttelte den Kopf.

      »Nein, net einmal eine Freundin hat er, der Tobias.«

      Die Magd wunderte sich. Da machte man sich doch Gedanken. War er so häßlich? Oder war der Bauer vielleicht doch ein Ekelpaket, dem es gelungen war, sich gegenüber Pfarrer Trenker zu verstellen?

      Unsinn, schüttelte Kathie den Kopf, Hochwürden würde sich bestimmt nicht aufs Glatteis führen lassen.

      »Es gab einmal ein Madl«, sagte Sebastian, er ahnte, vorüber Kathie gerade nachdachte. »Aber daraus wurd’ nix, und der Tobias ist allein geblieben.«

      Während die junge Magd noch darüber nachdachte, erinnerte sich der Bergpfarrer an die vielen Gespräche, die er mit Tobias Stadler geführt hatte.

      »Du kannst net alle Madln für dein Unglück verantwortlich machen«, hatte er den jungen Mann getadelt, als dieser pauschal alle Frauen verurteilte. »Daß es net geklappt hat, mit der Resl und dir, das ist schad, aber net zu ändern. Deshalb darfst den Kopf net in den Sand stecken, und auf den Hof gehört nun mal eine Bäuerin.«

      Doch davon hatte Tobias nichts hören wollen. Lieber, erwiderte er, bliebe er sein Leben lang Jungeselle, als sich noch einmal so grausam enttäuschen zu lassen.

      »Den Glauben an die Liebe hab’ ich verloren«, waren seine letzten Worte in dieser Diskussion gewesen.

      Natürlich hatte Sebastian Trenker nicht aufgegeben und bei jeder sich bietenden Möglichkeit versucht, mit Tobias darüber zu sprechen, doch der Bursche blieb stur, bis zum heutigen Tag.

      Allerdings rechnete er nicht mit der Hartnäckigkeit des Geistlichen und natürlich kam es nicht von ungefähr, daß Sebastian Kathie Waldbauer auf dem Hof des jungen Bauern unterbringen wollte…

      Die beiden paßten gut zusammen, befand er.

      Und manchmal mußte man dem Glück eben ein bissel nachhelfen. Daher hatte Sebastian gleich, nachdem er mit der jungen Magd gesprochen hatte, den Stadlerhof aufgesucht und Tobias von Kathie erzählt.

      Natürlich nicht, was er wirklich im Sinn hatte, aber daß die Burgl doch sicher eine Hilfe gebrauchen könne, schließlich wurde sie net jünger, und daß die neue Magd fleißig und anstellig wäre.

      Tobias hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, eine zusätzliche Hilfskraft einzustellen, war aber bisher immer an Burgls Widerstand gescheitert. Doch diesmal setzte er sich durch.

      »Also Hochwürden, wenn S’ meinen, daß sie als Magd was taugt, dann schicken S’ die Frau Waldbauer her, sobald auf dem Greiningerhof alles erledigt ist. Kost und Logis ist natürlich frei, und über den anderen Lohn werden wir uns schon einig.«

      »Da bin ich sicher«, hatte Sebastian frohen Herzens genickt und sich gefreut, daß der erste Teil seines Plans so gut funktioniert hatte.

      Nach einer guten halben Stunde hatten sie ihr Ziel erreicht.

      »Da vorn ist’s«, sagte der Geistliche und deutete auf den Hof.

      Jetzt klopfte Kathies Herz doch vor Aufregung, als sie ihr Auto in die Einfahrt lenkte. Immerhin begann hier und jetzt ein neuer Lebensabschnitt.

      *

      Burgl hatte nur eine Suppe zum Mittag gekocht. Erst abends, wenn Tobias und der Knecht wieder auf dem Hof waren, wollte sie eine richtige Mahlzeit kochen. Aber heute mittag würde ja die neue Magd kommen und ihren Dienst antreten, hatte der Bauer gesagt, und Burgl wollte ihr zumindest eine Kleinigkeit anbieten können.

      Während sie noch in dem Topf rührte, kleingeschnittenes Fleisch und gekochten Reis hinzugab, dachte die alte Magd über das nach, was der Bauer zu ihr gesagt hatte.

      »Du bist und bleibst die Herrin auf dem Hof.«

      Nicht, daß Burgl diese Funktion unangenehm wäre. Seit ewigen Zeiten arbeitete sie schon auf dem Stadlerhof und hatte hier viel erlebt.

      Die Geburt Tobias’, den frühen Tod der Mutter und schließlich hatte sie auch den alten Stadlerbauern auf seinem letzten Weg begleitet. Und vor allem hatte sie das Drama um Resl Birkner miterlebt. Immer noch schüttelte Burgl traurig den Kopf, wenn sie an die Geschichte dachte.

      Ja, die Resi, die wäre genau die Richtige für den Tobias gewesen. Weiß der Himmel, warum nichts daraus geworden ist. Wenn Burgl mal den zaghaften Versuch machte, den jungen Bauern danach zu fragen, wurde er sogleich unwirsch und wechselte das Thema. So ein Dickkopf. Indes mußte es schon Spuren in ihm hinterlassen haben, ansonsten hätte er wohl nicht so reagiert, und eine Äußerung die er, kurz nachdem die Beziehung gescheitert war, gemacht hatte, gab der Magd heute noch zu denken:

      »Mir kommt jedenfalls keine Frau mehr ins Haus.« Nun, diesen Vorsatz hatte Tobias zumindest im Falle von Frau Waldbauer gebrochen. Allerdings sollte die ja auch nicht als seine Braut einziehen, sondern als zusätzliche Magd.

      Dabei, überlegte Burgl und legte den Deckel auf den Topf, wäre es gar nicht schlecht, wenn es vielleicht eine junge, hübsche Frau wäre, die da auf den Hof kam. Und wenn die zwei sich dann noch verlieben täten…

      Die Magd war mit einem Mal auch gar nicht mehr eifersüchtig auf die Unbekannte, in der sie bislang eine Konkurrentin vermutet hatte, eine, die ihr die Stellung auf dem Hof streitig machen wollte. Als Tobias Stadler beim Abendessen erzählte, daß er auf Empfehlung Pfarrer Trenkers eine zweite Magd einstellen wollte, hatte Burgl gar geargwöhnt, der Bauer wolle sie aufs Altenteil abschieben. Dementsprechend war die Stimmung auf dem Hof gewesen.

      Bis heute.

      Burgl konnte nicht sagen woher es kam, aber das Gefühl, daß sich mit dem heutigen Tag einiges ändern würde, auf dem Stadlerhof, das war einfach da.

      Sie schaute aus dem Fenster, als sie draußen ein Auto vorfahren hörte. Burgl strich die Schürze glatt, fuhr sich noch einmal durch das Haar und lief zur Tür.

      Noch auf der Schwelle blieb sie stehen und stutzte. Das ist die neue Magd?

      »Grüß dich, Burgl«, rief Sebastian Trenker und winkte herüber. »Ich bring euch die Kathie Waldbauer.«

      »Grüß Gott, Hochwürden«, antwortete sie und blickte immer noch verwundert auf die junge Frau, die aus dem Auto gestiegen war und sich umsah.

      Kathies Aufregung hatte sich ein wenig gelegt. Sie lächelte, als sie auf Burgl zuging und ihr die Hand reichte. »Herzlich willkommen«, sagte die Magd. »Ich hoff’, daß du dich bei uns wohlfühlst.«

      »Vielen Dank« freute sich Kathie über die herzliche Begrüßung. »Wenn alle so nett sind wie du, dann ganz bestimmt.«

      Aus der Scheune kam der Hofhund gelaufen und beschnüffelte die Ankömmlinge neugierig.

      »Ist der Tobias net daheim?« fragte der Bergpfarrer.

      »Nein, der ist mit dem Schorsch droben, im Wald, zum Holzschlagen. Vorm Abend wird er net zurücksein, er hat noch was im Dorf zu erledigen, hat er gesagt.«

      »Na, net weiter schlimm«, meinte Sebastian an Kathie gewandt. »Dann lernst den Bauern eben am Abend kennen.«

      »Und solang kümmer ich mich um dich«, sagte Burgl. »Ich hab’ eine Suppe auf dem Herd stehen, Hochwürden, möchten S’ einen Teller mitessen?«

      Der Geistliche bedankte sich.

      »Ein ander’mal gern«, erwiderte er. »Aber heut’ hat die Frau Tappert schon alles vorbereitet. Sie wär mir bös’, wenn ich net zum Essen käme.«

      Er gab Kathie die Hand.

      »Dann wünsch ich dir viel Glück auf deiner neuen Arbeitsstelle«, sagte