Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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ihm leid.

      Nur, was hatte das mit ihm zu tun? Er kannte sie doch kaum.

      Der Journalist hatte geduscht und sich umgezogen. Die Anstrengungen der Bergtour spürte er schon in den Knochen. Auch wenn er nicht unsportlich war, so eine Wanderung war doch etwas ganz anderes als ein kleiner Waldlauf.

      Während er mit dem Kamm durch die Haare fuhr, überlegte er, wie er sich verhalten sollte. Er mußte zu Iris ins Krankenhaus fahren, ganz klar. Aber das hatte Zeit bis morgen. Jetzt war er mit Bianca verabredet.

      Na, die würde staunen, wenn sie die Geschichte hörte!

      Thomas legte nachdenklich den Kamm auf die Ablage unter dem Spiegel.

      Aber was würde Bianca denken, wenn er ihr davon erzählte?

      Auf der Alm hatte sie gesagt, wie es sie enttäuschen würde, wenn sie nur ein Urlaubsflirt für ihn sei.

      Aber mußte sie nicht gerade das annehmen, wenn sie von seiner ›Verlobten‹ erfuhr?

      Thomas war Ria Stubler dankbar, daß sie ihn nicht vor den anderen mit der Nachricht überfallen hatte. Die Frau mußte ein Gespür dafür haben, wann es ratsam war, diskret zu sein. Zum Glück hatte sie ihm geglaubt, als er versicherte, daß es zwischen ihm und Iris keinerlei Verbindung gab.

      Er erinnerte sich an das Telefonat, das sie am Abend vor seiner Abreise geführt hatten.

      Himmel, ja, er hatte sich auf der Party mit ihr verabredet. Sie war ja nun auch wirklich eine attraktive Frau. Allerdings hatte er es gar nicht so ernst genommen. Es hatte ihm Spaß gemacht, daß sie sich so für ihn zu interessieren schien.

      Zum Donnerwetter, er war nun einmal ein Mann!

      Daß er die Verabredung dann schlichtweg vergessen hatte, zeigte doch nur, daß ihm überhaupt nicht daran gelegen hatte, sich mit ihr einzulassen.

      Ihr aber offenbar schon. Iris’ enttäuschte Stimme klang noch in seinen Ohren. Und sie mußte fürchterlich gekränkt gewesen sein, sonst hätte sie das Gespräch nicht so abrupt beendet.

      Thomas schüttelte den Kopf.

      Nein, er konnte Bianca unmöglich davon erzählen. Den falschen Eindruck, den sie dann von ihm bekommen mußte, konnte er unmöglich wieder geraderücken.

      Also, was tun?

      Morgen ins Krankenhaus fahren, Iris zur Rede stellen und ihr unmißverständlich klarmachen, daß er kein Interesse an ihr hatte.

      Der Unfall tat ihm leid, natürlich. Aber vielleicht hätte es gar nicht dazu kommen müssen, wenn sie in Pfarrkirchen geblieben wäre, anstatt ihm hinterherzufahren. Thomas fragte sich ohnehin, wer aus der Redaktion ihr seine Urlaubsanschrift verraten hatte. Nur von dorther konnte Iris sie bekommen haben.

      Nette Kollegen!

      Kopfschüttelnd schlüpfte er in eine leichte Jacke. Gestern hatten sie einen Tisch für heute abend im Kaffeegarten bestellt, wo man herrlich unter den alten Bäumen sitzen konnte. Allerdings würde es mit fortgeschrittener Stunde kühler werden, und da war es angebracht, sich entsprechend anzuziehen.

      Als er die Treppe herunterkam, wartete Bianca schon auf ihn. Sie begrüßte ihn lächelnd und gab ihm einen Kuß.

      »Unser erster Abend, den wir alleine verbringen«, sagte sie voller Vorfreude.

      »Dann viel Spaß«, wünschte Ria, die gerade aus ihrer Küche kam.

      Sie nickte ihnen zu, aber Thomas war der Meinung, daß dieses Nicken besonders ihm gegolten habe.

      Die Sache bleibt unter uns, sollte es heißen.

      »Meine Eltern schlafen schon«, erzählte Bianca. »Wir sind also ungestört.«

      Lachend nahm er ihre Hand.

      Draußen begegneten ihnen andere Gäste der Pension, die entweder auch zum Essen gehen wollten oder schon wieder zurückkamen.

      Bianca und Thomas betraten den Hotelgarten und ließen sich an ihren Tisch führen. Überall saßen Gäste und genossen den wunderbar lauen Abend. Die Bedienung brachte die Speisekarten und erkundigte sich nach den Getränkewünschen.

      Angesichts des reichhaltigen Essens, das sie auf der Alm genossen hatten, entschieden sie sich für einen kleinen Imbiß, etwas Salat, Brot und Käse.

      *

      Während Bianca nur so übersprudelte, wirkte Thomas schweigsamer. Auch wenn er sie aus seinen Gedanken streichen wollte, mußte er doch immer wieder an Iris Heilmann und ihren merkwürdigen Anruf in der Pension denken.

      Ob sie sich tatsächlich in ihn verliebt hatte, oder was war der Grund dafür, daß sie ihm hinterhergefahren war?

      So sehr er auch überlegte, der Journalist fand keine andere Erklärung dafür. Iris war eine seltsame Frau, und während ihrer kurzen Unterhaltung hatte er den Eindruck gewonnen, daß sie im Grunde ganz anders war, als sie sich gab. Vielleicht ist dieses coole Gehabe nur ein Schutzschild, dachte er.

      Aber wie auch immer, ich empfinde nichts für sie!

      Bianca war sein schweigsames Verhalten aufgefallen.

      »Ist was?« fragte sie. »Du bist so still.«

      Thomas sah auf. Er fühlte sich ertappt, und sein schlechtes Gewissen meldete sich.

      Du bist auf dem besten Weg, Bianca etwas zu verheimlichen, dachte er, während er gleichzeitig den Kopf schüttelte.

      »Nein«, antwortete er. »Ich bin nur ein bissel müd’. Der Tag war anstrengend.«

      Aber das war nicht die ganze Wahrheit.

      Also schon eine Lüge, schoß es ihm durch den Kopf. Kaum, daß wir zusammen sind.

      »Das versteh’ ich«, sagte das Madel und streichelte seine Hand. »Auch wenn ich froh bin, daß meine Eltern net dabei sind, sollten wir den Abend net zu lange ausdehnen. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Überhaupt, was wollen wir denn unternehmen? Ich hab’ gelesen, daß es hier in der Nähe einen Reiterhof gibt, auf dem man Pferde ausleihen kann. Hättest’ net Lust, morgen, nach dem Frühstück, ein bissel auszureiten?«

      Ein heißer Schreck durchfuhr ihn. Jetzt mußte er sich eine Ausrede einfallen lassen. Er konnte unmöglich morgen vormittag mit Bianca etwas unternehmen. Schließlich mußte er erst einmal die Sache mit Iris Heilmann aufklären.

      »Du, ich… ich wollt’ morgen früh eigentlich in die Stadt fahren«, antwortete er schnell.?»Irgendwas stimmt mit dem Auto net. Schon auf der Herfahrt klang der Motor so merkwürdig, und als wir an den Achsteinsee gefahren sind, da ist’s mir wieder aufgefallen.«

      Er versuchte zu lächeln und zuckte die Schultern.

      »Ich möcht’ natürlich net unterwegs liegenbleiben, wenn ich nach Pfarrkirchen zurück muß, und deshalb lieber mal nachschauen lassen. Das verstehst’ doch, oder?«

      Die zweite Lüge innerhalb weniger Minuten.

      Doch zu seiner Erleichterung nickte Bianca.

      »Natürlich, Thomas«, sagte sie. »Dann werd’ ich den Vormittag eben mit meinen Eltern verbringen. Die werden sich darüber freuen. Und mal sehen, vielleicht kauft Papa mir ja doch noch ein hübsches Dirndl für den Tanzabend…«

      Thomas winkte der Bedienung und bezahlte die Rechnung.

      »Das wär’ doch toll, wenn die Freundin von dem Max Trenker was für dich tun könnt’, was?« meinte Bianca, während sie Arm in Arm zur Pension zurückschlenderten. »Stell dir vor, dann arbeitest du in München, und wir wären net getrennt.«

      »Eine wunderschöne Vorstellung«, lächelte der Journalist und blieb stehen.

      Er schaute ihr in die Augen.

      »Ich hätt’ nie gedacht, daß es so ein wunderschöner Urlaub werden würd’«, sagte er und gab ihr einen Kuß.

      Bianca schmiegte sich