DIVINE - BLICK INS FEUER. Cheryl Kaye Tardif. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Cheryl Kaye Tardif
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350922
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zog ich seinen regungslosen Körper nach oben, bis sein Kopf auf der Kopfstütze lag. Ich beugte mich über ihn, bekam den Hebel zu fassen und brachte den Sessel in die Liegeposition. Schnell fesselte ich seinen Körper und schlang den Schlauch um seinen Hals.

       Dann setzte ich mich auf das abgenutzte Sofa.

       Und wartete.

       Nach ein paar Minuten hörte ich den Doktor stöhnen. Ich lachte, als er mit einem panischen Schrei realisierte, dass er an den Sessel gefesselt war. Die Schläuche fixierten seine Beine, Hüfte, Schultern und seinen Hals.

       »Ich würde die Beine lieber nicht so viel bewegen. Je mehr Sie sich bewegen, desto enger zieht sich der Schlauch um Ihren Hals. Ein toller Trick, den ich mal gelernt habe.«

       Ich griff nach dem Benzinkanister zu meinen Füßen. Die Marke hieß Super Clean. Nur das Beste für die Besten. Ich goss den Diesel auf den Boden um den Sessel und genoss den entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht des Doktors. Die beißenden Dämpfe ließen meine Augen leicht tränen.

       »Warum ich?«, heulte er.

       Ich starrte ihn eine Weile an, forderte ihn heraus, sich an mich zu erinnern.

       »Weil du mich einmal verbrannt hast.«

       Ich griff in die Hosentasche meiner Jeans und zog ein Gemini-Feuerzeug heraus. Während ich mit dem Kanister zur Tür ging, zog ich eine Spur von Diesel hinter mir her.

       Ich schaute dem alten Mann tief in die Augen. Er wimmerte wie ein Kind und ich beobachtete, wie eine Träne an seiner faltigen Wange hinablief.

       »Wer bist du?«, krächzte er und musterte mich mit angsterfüllten Augen.

       Ohne zu antworten, entflammte ich das Feuerzeug mit einer Hand. Ich zündete ein Stück Zeitung an und hörte das Kreischen des alten Doktors, als ich es in seine Richtung warf.

       »Ich weiß nicht, wer Sie sind!«, schrie der alte Mann. »Ich kenne Sie nicht!«

       Die Flammen leckten über die Fußbodendielen und versengten das alte Zedernholz. Sie wanderten gefräßig den Sessel hinauf, über seinen sich windenden Körper, und ein tiefes schmerzverzerrtes Stöhnen war der letzte Laut, den Dr. Norman Washburn jemals von sich geben würde.

       Zufrieden starrte ich auf den Mann, wie er von den Flammen verschlungen wurde.

       Ich schlenderte nach draußen, bis ich einen sicheren Abstand gewonnen hatte. Ich lächelte, als sich die Hütte in ein loderndes Inferno verwandelte und eine kleine Explosion durch die Wände brach. Ich warf das Feuerzeug auf den Boden und wagte einen letzten Blick auf den Trümmerhaufen. Schwere schwarze Rauchwolken quollen aus dem Dach.

       Ich zog die Skimaske aus, um wieder richtig atmen zu können.

       Aus meiner Tasche holte ich meine Liste und strich Dr. Washburns Namen fein säuberlich durch.

       »Du erinnerst dich vielleicht nicht an mich, aber ich kann mich verdammt gut an dich erinnern.«

       Dann machte ich mich auf den langen Weg zurück, vorbei an dem mondhellen Strand. Hinter mir hörte ich den Wind und gelegentlich auch das Knistern des Feuers.

      Eine hohle Dunkelheit umhüllte Jasi, blendete sie. »Ben! Sie ist fast nicht mehr bei Bewusstsein«, erklang die besorgte Stimme einer Frau. Ich kann mich verdammt gut an dich erinnern! Jasi zwang sich, die Augen zu öffnen. »Sie kommt zu sich«, hörte sie Ben sagen. »Alles in Ordnung.« »Hier. Ich sehe sie mir mal an.« Die Stimme war tief und überheblich. Jasi öffnete ihre Augen einen Spalt. Ein plötzlicher, stechender Schmerz in ihrem Kopf ließ sie zusammenzucken. Benebelt sah sie sich um. Sie war in Sicherheit, im Innenraum des Vans. Dann beugte sich Brandon Walsh über sie. Er grinste, als ihre Blicke sich trafen. Behutsam drehte er ihren Kopf und betrachtete den kleinen Kratzer auf ihrer Stirn. »Sie sind ohnmächtig geworden«, spöttelte er. »Und sind auf Ihrem Kopf gelandet.« Verärgert über sein Gehabe, stieß sie seine Hand weg. »Das ist nur eine Beule.« »Schade, Agent McLellan, anscheinend hat der Schlag Ihnen keine guten Manieren verpasst.« Walsh beugte sich nach vorne und tupfte Peroxid auf die Wunde. »Aua! Verdammt noch mal, Walsh!«, zischte sie. Sein Blick war selbstgefällig, frech. »Oh, Entschuldigung. Ich habe vergessen, Sie zu warnen. Das kann jetzt ein wenig brennen.« »Walsh«, knurrte Ben leise. Er beugte sich über sie und legte die Oxy-Maske über ihr Gesicht. Als Jasi seine bloßen Hände bemerkte, fragte sie: »Solltest du nicht deine Handschuhe tragen?« Ben warf ihr einen warnenden Blick zu. »Ich zieh sie an, wenn ich aus dem Wagen steige.« Walsh schaute die beiden an – verwundert, misstrauisch. Dann riss er eine Packung mit Verbandszeug auf und verarztete vorsichtig den Schnitt an ihrer Stirn. Jasi ließ seine Berührungen zu, hauptsächlich wegen der brutalen Kopfschmerzen, die sich anfühlten, als würden ihr jeden Augenblick die Augen aus dem Kopf springen. Es war, als würde ihr jemand mit einem Bolzenschussgerät in den Schädel hämmern. Langsam setzte sie sich auf und musterte Walsh argwöhnisch. »Was machen Sie hier? Dachte, wir hätten Sie beim Zelt zurückgelassen.« »Meine Güte, vielen Dank auch für die herzliche Begrüßung«, bemerkte Walsh sarkastisch. »Wer hat denn gesagt, dass man Sie hier begrüßen würde?«, gab sie zurück. Mit einem breiten Grinsen drehte Natassia ihren Kopf hin und her, als würde sie ein Tennisturnier verfolgen. Dem Ausdruck auf ihrem Gesicht nach zu urteilen, war es ein durch und durch unterhaltsames Spiel. »Agent Prushenko, haben Sie nichts zu arbeiten?«, brummte Jasi. An Ben gerichtet sagte sie: »Mir geht's gut. Gib mir nur ein paar Minuten, um wieder auf die Beine zu kommen.« Dann funkelte sie Walsh an. »Alleine!«

      Kapitel 5

      Benjamin Roberts packte Walsh fest mit seiner bloßen Hand am Arm. Leise fluchend führte er den Chief vom Wagen weg. Walsh hatte zu viele Schichten Kleidung an. Ben konnte ihn nicht genau lesen, doch seine tiefe Frustration und Skepsis waren deutlich zu spüren.

       »Oh Mann, die Frau hat Temperament«, grinste Walsh und riss seinen Kopf herum zu dem Van.

       Ben hob die Hand von seinem Arm. »Agent McLellan ist eine der besten PSIs in Kanada. Unterschätzen Sie sie nicht, Walsh. Sie macht ihre Arbeit sehr gut.«

       »Das gilt auch für mich, Roberts.«

       Walsh schritt über das Feld und steuerte direkt auf Natassia zu. Schmunzelnd warf er Ben über seine Schulter hinweg einen vielsagenden Blick zu, bevor er Natassia in den Schatten eines Baums führte.

       Verärgert biss Ben die Zähne zusammen.

       So langsam ging ihm Walsh gehörig auf die Nerven. Etwas an diesem Kerl konnte Ben einfach nicht ausstehen. Vielleicht lag es an seinem so offensichtlich unverschämten Verhalten. Oder der Art, wie er bewusst sowohl mit Jasi als auch mit Natassia flirtete.

       Ben riskierte einen schnellen Blick zu Natassia, die Walsh bereits gründlich nach Informationen abklopfte. Er musste fast laut darüber lachen, wie der Chief unbeholfen versuchte, manche Fakten zurückzuhalten. Tja, Chief Walsh würde schon bald Hören und Sehen vergehen – wenn Natassia erst mal mit ihm fertig war.

       Ben klopfte zögerlich an die Tür des Wagens. Er schob sie auf und Jasi winkte ihn zu sich herein. Sie kauerte auf der Sitzbank, eingehüllt in eine Decke. Ihr Gesicht war blass und das machte ihm Sorgen.

       »Bist du so weit?«, fragte er.

       »Los geht's.«

       »Agent Prushenko!«, rief Ben.

       Eine Minute später tauchte Natassias Kopf auf, ein Schmunzeln noch auf den Lippen. »Sie haben gebrüllt?«

       Ben stieß einen Seufzer aus. »Komm einfach rein.«

       »Lasst uns erst mal die Aufnahme abspielen«, schlug Natassia vor.

       »Was ist mit mir?«, erkundigte sich Brandon Walsh unschuldig und steckte den Kopf durch die Tür.

       »Sorry«, konterte Ben selbstzufrieden. »Exklusives CFBI-Meeting.«

       Er schlug die Tür des Vans zu, ohne sich groß zu bemühen, sein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken.

       Walsh ist auf jeden Fall eine Nervensäge, dachte er.

       »Danke, Ben«, lächelte Jasi.

       Sein Blick wanderte zu der geschlossenen Tür.