Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen. Diogenes Laertius. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diogenes Laertius
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783843800181
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       Diodor

      1. Diodor, Ameinias Sohn, der Iasier, hat auch den Beinamen Kronos gehabt, von welchem Kallimach in den Inschriften sagt:

      Momus selber schrieb: Ein Weiser ist Kronos! an die Wände.

      Er war auch ein Dialektiker, und man glaubt, dass er den versteckten und gehörnten Vortrag zuerst erfunden habe. Als er sich bei Ptolemäus Soter aufhielt, legte ihm Stilpon einige dialektische Fragen vor, und da er diese nicht gleich auf der Stelle auflösen konnte, wurde er vom König nicht nur auf andere Art bestraft, sondern auch zum Spott Kronos genannt. (112) Er ging aber aus der Trinkgesellschaft weg, schrieb eine Abhandlung über die vorgelegte Frage und starb aus Betrübnis. Unsere Inschrift auf ihn ist diese:

      Welche bose Gottheit, Kronos,

       Riss zu traurigem Unmut dich fort,

       Dass du selber dich in den Tartarus

       Stürzest, unvermögend zu lösen

       Stilpons Rätselwort?

       Hierdurch zeigtest du als einen Kronos dich,

       den man ohne das K und R Spricht: Onos [0 Esel)].

      2. Zur Partei Euklids gehört auch Ichthyas, ein Sohn Mesalls, ein edler Mann, an welchen der Kyniker Diogenes eine Unterredung gerichtet hat.

      3. Ferner der Thurier Klitomach, der zuerst von den Axiomen und Kategoremen und ähnlichen Materien geschrieben hat.

      4. Desgleichen Stilpon der Megaräer, ein sehr ausgezeichneter Philosoph, wovon jetzt gehandelt werden soll.

       Stilpon

      1. (113) Stilpon von Megarä in Griechenland hörte einige Schüler Euklids. Einige sagen, er habe auch Euklides selbst gehört, aber auch noch den Korinther Thrasimach, einen Freund des Ichthyas, wie Heraklides berichtet.

      2. In der Geschicklichkeit, die Worte zum Beweis gleich zu finden und in Gelehrsamkeit übertraf er andere so sehr, dass wenig fehlte, dass nicht ganz Griechenland seine Augen auf ihn richtete, und die megarische Philosophie annahm. Der megarische Philosoph Philipp schreibt wirklich so von ihm: von Theophrast zog er Metrodoren den Theorematiker und den Timagoras von Gola ab, vom kyrenäischen Philosophen Aristoteles aber den Klitarch und Simmias. Von den Dialektikern zog er den Päonius vom Aristides ab; den Bosporaner Disil aber, Euphants, und Myrmex Exänets Sohn, die gekommen waren, um ihn zu widerlegen, machte er beide zu seinen eifrigen Anhängern. (114) Außer diesen zog er auch den Peripatetiker Phrasidem, der ein erfahrener Naturkundiger war, und den Redekünstler Alxim, der von allen Redekünstlern in Griechenland den Vorzug behauptete, Krates und viele andere mehr, auf welche er nur Jagd machte, an sich. Ja, auch den Phöniker Zenon zog er in der Folge noch an sich.

      3. Er war auch in Staatssachen sehr erfahren. Er nahm zwar eine Frau, hatte aber neben ihr noch Umgang mit der Buhlerin Nikareta, wie Onetor irgendwo sagt. Er zeugte eine sehr ausschweifende Tochter, die einer seiner Freunde, der Syrakuser Simmias, heiratete. Da nun diese keine züchtige Lebensart führte, sagte einer zu Stilpon, sie mache ihm Schande. – Nicht mehr, erwiderte er, als ich ihr Ehre mache.

      4. (115) Ihn soll auch Ptolemäus Soter geschätzt haben, der nach der Einnahme von Megarä ihm Geld schenkte und ihn einlud, mit nach Ägypten zu schiffen. Er nahm aber nur einen geringen Teil des Geldes an, schlug auch die Reise ab und begab sich nach Ägina, bis jener abgesegelt war. Auch Demetrius, Antigons Sohn, nahm Megarä ein und ließ ihm sein Haus bewachen und alles Geraubte wieder zurückgeben. Wie dieser von ihm einen Aufsatz über das ihm Entwendete verlangte, sagte er, er habe nichts von seinem Eigentum verloren, denn seine Kenntnisse habe ihm niemand genommen. Verstand und Vernunft habe er noch. (116) Da er sich mit ihm über die Wohltätigkeit gegen die Menschen unterredete, nahm er ihn so ein, dass er ihn zu seinem Anhänger machte.

      5. Man sagt von ihm, dass er wegen der Athenäa des Phidias folgende Fragen getan habe: Ist Athenäa, Zeus Tochter, ein Gott? Auf die Antwort ja sagte er: Diese hier ist aber nicht von Zeus, sondern von Phidias! Als ihm das zugestanden wurde, fuhr er fort: So ist diese also auch kein Gott! Als man ihn deswegen vor den Areopag forderte, leugnete er’s nicht und sagte, er habe sich ganz richtig ausgedrückt, denn diese sei kein Gott, sondern eine Göttin, die Götter wären männlich. Indes sei ihm doch von den Areopagiten angedeutet worden, die Stadt sogleich zu verlassen. Theodor (mit dem Beinamen der Gott) soll damals gesagt haben: Woher wusste denn das Stilpon? Hat er ihr etwa den Busen entblößt und zugesehen? – Dieser nämlich war in der Tat sehr frech, Stilpon aber sehr artig und fein. (117) Als ihn Krates fragte, ob die Götter am Kniebeugen und an Gebeten eine Freude hätten, antwortete er: Danach frage nicht, unverständiger Mensch, wenn ich auf der Straße, sondern wenn ich allein bin. Ebenso soll auch Bion auf die Frage, ob Götter wären, geantwortet haben: Willst du die Leute da nicht erst von mir scheuchen, du Alter?

      6. Stilpon war übrigens ganz einfach und zeigte sich immer, wie er war, ohne Verstellung, gleich einem gemeinen Menschen. Als der Kyniker Krates einst auf eine Frage nicht antwortete, sondern einen Wind streichen ließ, sagte er: Ich wusste wohl, dass du eher jeden anderen Laut würdest hören lassen, als den du solltest. (118) Als eben demselben eine getrocknete Feige und eine Frage von ihm vorgelegt wurde, nahm er jene an und aß sie auf; und da jener sagte: O Herakles! Ich habe meine Feige verloren! antwortete er: Die nicht allein, sondern auch die Frage, wozu die Feige das Handgeld war. Als er zu anderer Zeit den Krates im Winter vor Kälte starren sah, sagte er: Krates, du scheinst mir einen neuen2 Mantel nötig zu haben! Dies konnte auch heißen: Verstand und einen Mantel. Wie jener nun rot wurde, soll er folgende Verse auf ihn gemacht haben:

      Auch ich habe den Stilpon gesehen in großer Betrübnis,

       Zu Megarä, wo sich das Lager Typhoeus’ befindet,

       Hier hat er gestritten vor viel versammelten Freunden,

       Um buchstäblich Tugend zu haschen, die sie zertraten.

      (119) Man sagt, er habe zu Athen die Leute so aufmerksam auf sich gemacht, dass sie aus den Werkstätten zusammengelaufen wären, um ihn nur zu sehen. Als aber einer zu ihm sagte: Stilpon, sie staunen dich an als ein Wundertier! antwortete er: O nein, wie einen wahren Menschen.

      7. Er war sehr furchtbar in Streitigkeiten, er leugnete die äußere Gestalt weg und sagte, der redende Mensch sei niemand, und weder der eine rede, noch der andere; denn warum sollte der eine mehr als der andere sein? Also nicht der eine. Und wiederum: das Gemüse ist nicht das, was gezeugt wird, denn Gemüse war schon vor vielen tausend Jahren. Also ist dies nicht Gemüse. Man sagte, bei seiner Unterredung mit Krates sei er mitten im Gespräch fortgeeilt, um Fische zu kaufen, und da dieser ihm nachging und sagte: Du lässest das Wort im Stiche! habe er gesagt: Das tu ich nicht, denn ich habe das Wort, dich aber lasse ich im Stiche. – Das Wort bleibt, das Gemüse aber würde verkauft werden.

      8. (120) Es gehen von ihm neun kalte Gespräche herum: Moschus, Aristipp oder Kallias, Ptolomäus, Chärekrat, Metrokles, Anaximen, Epigen, An seine Tochter, Aristotel.

      9. Heraklides schreibt, dass auch Zenon, der Stifter der Stoa, sein Zuhörer gewesen sei.

      10. Hermipp schreibt, dass er im hohen Alter gestorben sei und Wein getrunken habe, um desto schneller zu sterben. Unsere Inschrift auf ihn lautet so:

      Stilpon, der Megaräer (du kennst ihn wahrlich)

       Hat das Alter, ihm eine Krankheit, getötet,

       Ein Joch, das er nicht zu tragen stark war.

       Er fand im Wein den stärkeren Lenker des bösen

       Zweigespanns, das trinkend er forttrieb.

      Auf ihn spöttelte der Komiker Sophil in seinem Schauspiel Die Hochzeit: