PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221257
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schien aber doch nicht das rechte Vertrauen zu diesen Menschen zu haben, und so verließ man das Indianerdorf bald wieder und ging in eine Konditorei, um Kaffee zu trinken. Bis hierher schallte das laute Jauchzen derjenigen, die die Gebirgsbahn benutzten, und so keimte in Pommerle das Verlangen auf, auch auf dieser Bahn zu fahren.

      Man kehrte daher zur Gebirgsbahn zurück, Frau Wangler bestieg mit den beiden Kindern einen der kleinen Wagen. Hella war voller Übermut, Pommerle hing sich fest in den Arm von Tante Wangler, drückte den Gummifrosch fest an sich und wartete ein wenig ängstlich auf das Abfahrtszeichen. Es war der Kleinen nicht ganz behaglich zumute, doch der Onkel sagte stets, man dürfe nicht feige sein. So nahm Pommerle all seinen Mut zusammen.

      Ein Aufkreischen, – der Wagen fuhr steil hinab.

      »Uh je.« Auch Pommerle schrie laut auf. Die eine Hand krallte es in den Arm Frau Wanglers, die andere in den Gummifrosch. Es ging auf- und abwärts, endlich war die Reise beendet.

      »Nun, Pommerle, war das schön?«

      »Hm,« meinte das Kind, »ich glaube, Tante, der Frosch hat sich gefürchtet.«

      Man kehrte ins Gasthaus zurück. Hella wäre noch gern einmal mit der Wasserrutschbahn gefahren, doch Pommerle schüttelte den Kopf.

      »Dann fällst du wieder ins Wasser, und ich hab' doch jetzt keinen Besen, dich 'rauszuholen.«

      Das viele Neue, das das kleine Mädchen im Lunapark erschaute, machte es bald müde. Wohl riß Pommerle bei allem Neuen, das es noch zu sehen bekam, die Augen weit auf; doch die Eindrücke verwirrten sich in dem Kinderköpfchen, weil eben alles ein noch nie erblicktes Wunder darstellte. So hielt es Frau Wangler für das richtigste, gegen sieben Uhr den Lunapark wieder zu verlassen, heimzufahren, dort noch etwas zu essen, um dann das Kind rechtzeitig im Hotel wieder abzuliefern.

      Auf der Rückfahrt war Pommerle sehr still. Es mußte das Gesehene erst in sich verarbeiten. Hella plauderte hingegen munter drauflos.

      »Hat es dir gefallen, kleines Pommerle?«

      Die Kleine nickte eifrig.

      »Massenhaft.«

      »Das freut mich.«

      »Der Jule hat das alles noch nicht gesehen.«

      »Der Jule wird auch einmal nach Berlin kommen.«

      »Nein, er muß jetzt Tischler lernen, dann kann er nicht weg aus Hirschberg.«

      Man hatte Lichterfelde erreicht, man nahm rasch einen kleinen Imbiß ein, dann verabschiedete sich Hella von ihrer Spielgefährtin. Frau Wangler wollte Pommerle ins Hotel zurückbringen, wie sie es Frau Bender versprochen hatte.

      Zuerst, so lange man durch die Vororte fuhr, gab es für Pommerle nicht viel Neues. Als aber dann wieder Berlin in Sicht kam, hatte das Kind abermals ungezählte Fragen. Und nun sah es auch etwas ganz Neues.

      »Tante Ober Wangler, – was ist denn das?«

      Pommerle wies auf Buchstaben, die auf dem Giebel eines Hauses hin und her liefen. Diese Art Lichtreklame hatte es noch niemals gesehen.

      »Schau doch nur 'mal hin, Tante Ober Wangler!«

      Das Kind las die Reklame und konnte sich nicht genug wundern, daß immer neue Worte erstanden.

      »Sieh doch nur, wie dort oben die Buchstaben laufen!«

      Pommerles Begeisterung steigerte sich ins Riesenhafte.

      »Brrr,« schrie es dem Chauffeur zu, »es kommt noch mehr, halt!«

      Aber man konnte mitten auf dem belebten Platz nicht anhalten. Pommerle sprang im Wagen umher, denn bis zuletzt wollte es dieses wunderbare Schauspiel sehen.

      Dann kam man wieder über den Potsdamer Platz. Man mußte mit den anderen Fahrzeugen anhalten, und in dem erregten Kinde erwachte der Übermut.

      »Nur ein kleines bißchen weiterfahren, liebe Tante!«

      Diese aber sah sofort und sagte es auch dem Kinde, daß solch ein Vorfahren unmöglich sei, weil dadurch leicht die Fußgänger in Gefahr kämen.

      »Dann wollen wir 'ne ganze Weile halten und zuerst die anderen Wagen weiterfahren lassen. Vielleicht rutscht doch einer vor, dann kommt der Mann aus dem Turm.«

      Weiter ging die Fahrt. Pommerle sah die vielen Schaufenster mit den prachtvollen Auslagen, von einer Seite des Wagens sprang es auf die andere, was Frau Wangler lachend gewähren ließ, obgleich ihr das Kind häufig auf die Füße trat. Was gab es nicht alles zu sehen!

      »Ach, Tante,« sagte Pommerle endlich, »in meinem Kopf ist jetzt alles drunter und drüber.«

      »Ja, mein kleines Mädchen, du hast heute gar viel Neues gesehen. Jetzt setze dich einmal ruhig neben mich, wir wollen uns noch etwas unterhalten.«

      Pommerle lehnte sich in die Polster zurück, doch gleich darauf leuchtete wieder ein Schaufenster auf, das voller prächtiger Blumen war. Frau Wangler verzog schmerzhaft das Gesicht, wieder hatte das Kind sie heftig getreten.

      »Sieh nur, sieh!«

      Endlich war das Hotel erreicht. Pommerle stieg aus, machte dem Chauffeur wieder einen artigen Knicks und betrat den Vorraum.

      Der Pförtner in dem schwarzen Rock mit dem Goldbesatz erregte stets des Kindes Bewunderung. Es schaute ehrfurchtsvoll zu ihm auf, während er Frau Wangler mitteilte, daß Herr und Frau Bender vor einer Viertelstunde zurückgekommen seien und oben in ihrem Zimmer wären.

      Man stieg empor. Pommerle stürzte auf seine Pflegeeltern zu, seine Worte überstürzten sich.

      »O Tante, – da sind die Buchstaben auf dem Dache gelaufen, – dann sind wir in einen Tunnel gefahren, wo es ganz finster war, – und dann bin ich 'mal ganz groß geworden, o je, wie komisch habe ich ausgesehen; und die Türen, Onkel, die gehen von ganz allein zu, da braucht keiner zu stehen und sie zuknallen. Dann sind wir an 'ner Bergwand hoch 'raufgefahren, – drei Pfannkuchen habe ich gegessen, – – und richtige Indianer habe ich gesehen. Aber wir sind nicht vorgefahren, weil sonst der Mann aus dem Turme herauskommt. – Bist du auch schon 'mal Gebirgsbahn gefahren, Onkel?«

      Es dauerte längere Zeit, ehe sich das erregte Kind ein wenig beruhigte. Pommerle hatte in Berlin gar zu viel Neues erschaut. Es sprach herzliche Dankesworte zu Frau Wangler, die sich sehr bald wieder verabschiedete.

      Dann brachte die Tante Pommerle zu Bett. Aber der kleine Plaudermund wollte heute gar nicht stillestehen.

      »Onkel – richtige Indianer habe ich gesehen, oh, die sind schlimm!«

      »Jetzt schlafe, mein Pommerle, morgen müssen wir beizeiten aufstehen, denn morgen geht es nach Hirschberg zurück.«

      »Zum Jule,« sagte das Kind mit leuchtenden Augen. »Ob der schon 'mal Gebirgsbahn gefahren ist?«

      »Gute Nacht, mein Kind!«

      »Gute Nacht, lieber Onkel, – gute Nacht, liebe Tante!«

      Fünf Minuten später schlief das Kind fest und süß.

      Von Indianern, Räubern und vom Rübezahl

       Inhaltsverzeichnis

      Anfang August war Jule, der Spielgefährte Pommerles, alltäglich ins Haus des Professors Bender gegangen und hatte bei Anna, dem Hausmädchen, angefragt, ob denn Pommerle noch immer nicht von dem gräßlichen Wasser zurückkäme.

      Obwohl Anna dem fünfzehnjährigen Knaben mitteilte, daß Benders erst am zehnten August zurückkehrten, lief Jule häufig zum Bahnhof, paßte auf, wer mit den Zügen ankam, und ging, wenn er Pommerle nicht sah, enttäuscht heim.

      Anna mußte mehrfach den erregten Knaben beruhigen. Als dann aber am zehnten August der Bescheid kam, daß Benders erst am elften August heimkehrten, wurde Jule geradezu wütend.