PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221257
Скачать книгу
seinen Lehrer Massow erkannt.

      Daneben stand der Apotheker Lincke.

      »O je – –.« Das war alles, was die Kleine zu sagen wußte.

      »Was treibt ihr denn hier?«

      Pommerle wandte sich hilfesuchend um, sah aber nur noch die eiligst davonlaufenden Kameraden, die im Innern der Strohmiete Schutz suchten.

      »Ich bin der Indianerhauptmann,« sagte Pommerle leise.

      Die drei Herren schritten über das Stoppelfeld der Miete zu.

      »Sie kommen,« rief der Späher. Und schon brach der Haufen aus der Miete hervor, um nach rückwärts zu entfliehen.

      Aber der Apotheker und die beiden Lehrer hatten doch mehrere der Kinder erkannt. Man rief sie an, und sehr langsam kamen sie zurück. Kein Heldenmut war mehr an ihnen zu bemerken. Im Gegenteil, sie machten den Eindruck der Besiegten.

      »Schämt ihr euch nicht, solchen Höllenlärm zu machen und ahnungslose Spaziergänger zu erschrecken? – Wer hat denn diesen Unsinn angezettelt?«

      Tiefes Schweigen herrschte.

      »Wartet nur,« sagte der Lehrer Massow, »morgen werde ich der Sache weiter auf den Grund gehen. Ihr könnt das größte Unglück anrichten. Wer hat euch erlaubt, das Stroh so herumzuwerfen?«

      Die Masken mußten abgenommen werden, die beiden Lehrer betrachteten sich die Missetäter eingehend.

      »Da ist ja fast die ganze Klasse dabei,« sagte Herr Massow. »Morgen sprechen wir uns wieder.«

      Damit hatte das herrliche Spiel ein rasches Ende gefunden. Die drei Herren gingen des Weges, nachdem Herr Apotheker Lincke gesagt hatte, daß er es dem Inspektor melden wolle, wie man den Strohschober zugerichtet habe.

      Wortlos kroch ein Kind nach dem anderen in die Höhle hinein.

      »Da kommt wieder eine Frau, eine ganz alte, die tut uns nichts,« sagte einer der Knaben. Aber weder der Räuberhauptmann noch der Indianerhäuptling verspürten noch Lust zu neuen Angriffen.

      »Jetzt schickt er uns noch den Inspektor auf den Hals,« sagte Pommerle nach längerem Schweigen, »nun werden wir nochmals ausgezankt.«

      Alle schauten ängstlich zu Boden.

      Einer der Anwesenden machte den Vorschlag, die Spuren des Spieles zu beseitigen und die Garben in die Höhle zu schaffen.

      »Wenn sie uns mit unseren Larven sehen?«

      Jule war der erste, der seine Maskerade in die Miete legte, viele andere folgten seinem Beispiel, und auch Pommerle trennte sich schließlich von seinem schönen Pappbeil. Dann begann man mit der Arbeit. Die Kinder sammelten das Stroh zusammen, um damit die herrliche Wohnung wieder vollzustopfen. Alle waren eifrig an der Arbeit, dann aber mußte man sich eilen, um heimzukommen, da die Abendbrotstunde herannahte.

      Auf der Landstraße gab es einen neuen Schreck. Um die erste Wegbiegung herum stand ein Wagen. Er hatte ein Rad zerbrochen. Er war anscheinend scharf gegen den Baum geschleudert worden. Einige Säcke lagen neben dem Wagen. Von Pferd und Fuhrmann war nichts zu sehen.

      Einer flüsterte es dem anderen zu, daß das derselbe Wagen sei, den man vorhin überfallen habe. Wahrscheinlich war das Unglück geschehen, weil das Pferd scheu geworden war.

      Eine Weile standen die Kinder stumm um den Wagen herum, dann gingen sie bedrückt weiter. So kam es, daß Pommerle sehr still und verlegen am Abendbrottisch erschien.

      Während des Essens fiel Benders das verstörte Aussehen der Kleinen auf.

      »Nun, Kind, hast du dich mit deinen Spielgefährten veruneinigt?«

      »Nein,« sagte Pommerle, »aber mit dem Lehrer.«

      »Was hast du denn getan?«

      »Wirklich, Onkel, ich wollte ihn mit meinem Beile nicht erschlagen, ganz wirklich nicht – ich hab' nur so getan. Aber er hat geglaubt, ich wollte es tun.«

      »Was wolltest du? Erzähle 'mal vernünftig, Pommerle.«

      »Ich war doch der Indianeroberhäuptling, da mußte ich doch der erste mit dem Beile sein. Dann ist das Pferd durchgegangen, und nun hat der Wagen nur noch drei ganze Räder.«

      Nach längerem Fragen erfuhr man von dem wahrheitsliebenden Kinde, was sich heute nachmittag zugetragen hatte.

      Frau Bender schaute ihren kleinen Schützling sehr ernst an.

      »Wer ersetzt jetzt dem Fuhrmanne den Schaden, mein Kind? War es recht, daß ihr die alte Frau so erschreckt habt und daß der Fuhrmann das Pferd nicht mehr halten konnte? Ist der Mann vielleicht selbst zu Schaden gekommen? – Hast du dir das alles überlegt, mein Kind?«

      »Wir wollten doch unseren Spaß haben.«

      »Das war ein schlimmer Spaß, Pommerle! Du siehst, was daraus geworden ist. Herr Massow wird euch morgen noch tüchtig bestrafen, und das mit Recht. Du darfst spielen, so viel du willst, mein Kind, aber Spiele, die andere schädigen, sind Unarten, und du solltest das nicht mitmachen.«

      Dem kleinen Mädchen war das Herz heute recht schwer. An die üblen Folgen dieses schönen Spieles hatte es gar nicht gedacht. Der Wagen war entzwei, der arme Mann mußte ihn wieder ganz machen lassen. Es tat Pommerle bitter leid, derart gespielt zu haben.

      »Was machen wir nun, Tante?«

      »Das überlege dir selbst, mein Kind.«

      »Kann ich mir zu Weihnachten was wünschen?«

      »Das wird darauf ankommen, ob du artig oder unartig gewesen bist.«

      »Wenn ich artig gewesen bin, dann schenke mir ein neues Wagenrad, aber schon recht bald, das machen wir dem Manne an den Wagen.«

      »Du wirst heute sogleich nach dem Abendbrot zu Bett gehen, und morgen kannst du dir in der Schule die verdiente Strafe holen. Inzwischen wird sich der Onkel erkundigen, wer der Mann ist, den ihr so erschreckt habt.«

      Von Herrn Apotheker Lincke erfuhr Professor Bender am Abend alles Nähere. Der Apotheker lachte allerdings herzlich über die übermütige Schar, bedauerte es freilich, daß der Überfall für den Fuhrmann und für die alte Frau Schauder schlimme Folgen gehabt habe. Frau Schauder sei so erschrocken gewesen, daß sie sich habe ins Bett legen müssen, die Tochter habe ihr Baldrian zur Beruhigung aus der Apotheke geholt.

      »Der Fuhrmann hat allerdings größeren Schaden. Er hat es der Polizei gemeldet. Da werden Sie wohl in die Kasse greifen müssen, verehrter Herr Professor.«

      »Es wird meinem Pommerle eine gute Lehre sein.«

      Am nächsten Tage gab es in der Klasse eine Strafarbeit, ferner mußten die Kinder eine volle Stunde nachsitzen.

      Das schmerzte Pommerle, denn es war das erstemal, daß ihm solch eine Strafe zudiktiert wurde. Darüber schämte es sich sehr.

      Auch der Lehrer sagte den Kindern, daß der Fuhrmann die Polizei benachrichtigt habe.

      Da wurden die Gesichter der Kleinen sehr blaß. Pommerle sah sich in Gedanken bereits im Gefängnis sitzen, und eine Träne tropfte aus seinen Augen.

      Während des Nachsitzens schweiften Pommerles Gedanken hin zu Jule. Der war nicht mehr in der Schule, er hatte die Strafpredigt nicht mit angehört. Er würde nun sicherlich von der Polizei geholt werden. Vielleicht steckte man ihn schon jetzt ins Gefängnis. Das Herz der Kleinen schlug bis zum Halse hinauf.

      Und nun geschah noch ganz etwas Schlimmes. Der Herr Direktor kam, Pommerle kauerte sich ganz zusammen. Es war doch schrecklich, daß der Direktor sah, daß es nachsitzen mußte. Das Kind hatte den größten Respekt vor dem Manne mit der goldenen Brille.

      Er begann zu reden, sprach von dem Unfug, von dem angerichteten Schaden, den die Kinder dem Fuhrmanne und jener alten Frau zugefügt hatten.

      »Der Fuhrmann verlangt, daß ihr ihm den Schaden ersetzt. Ihr werdet daheim den Eltern sagen, daß ihr