Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman. Britta Winckler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Britta Winckler
Издательство: Bookwire
Серия: Die Klinik am See Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912307
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Blick traf sich mit dem ihres neuen Bekannten, der ihr auf wundersame Weise so ungemein sympathisch war.

      »Wenn Sie mir erlauben, so fahre ich Sie nach Hause«, erklärte Dr. Mertens. »Mein Wagen steht in der Flughafengarage.«

      Astrids Augen wurden rund. »Sie wollen… wollen… mich nach Auefelden fahren«, brachte sie stockend über die Lippen. Ihr Herz schlug plötzlich rascher.

      »Ja«, bestätigte Alexander Mertens.

      »Aber was ist mit Ihrem Flug in den Urlaub?« fragte Astrid leise.

      Dr. Mertens winkte lässig ab. »Vergessen Sie es!« erwiderte er. »An die Nordsee kann ich immer noch kommen. Vielleicht gefällt es mir da unten, wo Sie zu Hause sind, sogar besser«, fügte er hinzu. Bestimmt sogar, dachte er und sah Astrid an.

      Die zögerte noch ein wenig. Einerseits freute sie sich unbändig über das Angebot Alexander Mertens’, hatte andererseits aber noch einige Hemmungen es anzunehmen, weil sie seine Urlaubspläne ungern durcheinanderbringen wollte.

      Dr. Mertens schien Gedanken lesen zu können. »Zerbrechen Sie sich bitte nicht Ihr hübsches Köpfchen, Astrid«, sagte er lächelnd. »Das Zusammensein mit Ihnen entschädigt mich mehr als genug für das Rauschen der Nordseewellen.«

      »Das haben Sie aber charmant gesagt«, flüsterte Astrid errötend.

      »Also – nehmen Sie an?« fragte Dr. Mertens.

      »Gern.« Diesmal brauchte Astrid erst gar nicht mehr zu überlegen.

      »Na dann auf zu neuen Taten«, rief Dr. Mertens scherzend und stand auf. Er griff sich seinen Koffer und Astrids Reisetasche. »Darf ich bitten…«

      Astrid lächelte nur. An der Seite von Dr. Mertens verließ sie das Restau­rant. Wenig später waren die beiden schon in der Tiefgarage des Flughafens und nach weiteren Minuten fuhren sie in Alexander Mertens’ Wagen vom Flughafen München-Riem ab.

      Astrid mußte dabei wieder an ihren Vater denken. Sie hoffte jetzt nur, daß er nicht doch noch, wenn auch mit Verspätung, am Flughafen erschien und nach ihr suchte. Der Gedanke, vom Flughafen aus einfach in der Klinik am See anzurufen, kam ihr zu spät. Das Beisammensein mit Alexander Mertens hatte eine solche Überlegung nicht aufkommen lassen.

      *

      Wer Dr. Hendrik Lindau kannte, seine Ruhe, Besonnenheit und Geduld, der wäre erstaunt gewesen, wenn er ihn jetzt gesehen hätte – auf einem schmalen Parkplatz neben der Schnellstraße und nur wenige Kilometer von Münchens Stadtgrenze entfernt. Bis hierher war er gekommen. Da hatte sein Wagen gestreikt. Vergeblich hatte er versucht, der Panne auf den Grund zu kommen. Dabei lief ihm die Zeit davon. Seine Ungeduld hatte sich von Minute zu Minute verstärkt. Zu allem Unglück war auf diesem Teil der Straßenführung auch weit und breit kein Telefon zu entdecken. Auf dem kleinen Parkplatz stand auch kein anderes Fahrzeug, dessen Fahrer ihm vielleicht hätte behilflich sein können. Mehrmals hatte Dr. Lindau versucht, vorbeikommende Autos anzuhalten, um Hilfe zu bekommen. Es war vergebliche Mühe gewesen.

      Einen leisen Fluch ausstoßend sah Dr. Lindau zum wiederholten Male auf seine Uhr. Zorn kroch in ihm hoch, als er feststellte, daß die Maschine, mit der Astrid kam, schon längst gelandet sein mußte. Es ging immerhin schon langsam auf halb drei Uhr nachmittags zu. Er fragte sich, was Astrid wohl tun würde, wenn sie ihn nicht am Flughafen vorfand. Bestimmt würde sie sehr enttäuscht sein, daß er nicht zur Stelle war, um sie, wie versprochen, abzuholen.

      »So ein Mist«, schimpfte er. Sein Ärger richtete sich aber auch gegen die Autofahrer, die trotz seines Winkens nicht anhielten. Wenn er nun jemanden im Wagen gehabt hätte, der dringend in eine klinische Behandlung mußte, der in Lebensgefahr schwebte…

      Dr. Lindau wollte gar nicht weiterdenken. Erneut versuchte er sein Glück. Er stellte sich an den Straßenrand und winkte. Doch kein Auto in Richtung München hielt an. Die Fahrzeuge, die von München herkommend nach Süden fuhren, beachtete er nicht. Die waren für ihn uninteressant, denn sein Ziel war ja der Flughafen.

      Wieder waren drei Fahrzeuge an ihm vorbeigerauscht. Dr. Lindau erfaßte leichte Resignation. »Sei mir nicht böse, Astrid«, murmelte er vor sich hin. »Ich kann ja nichts dafür.« Da kam weiter hinten wieder ein Wagen in Sicht. Er fuhr langsamer als all die anderen. Als er näher kam, konnte Dr. Lindau erkennen, daß eine Frau hinter dem Steuer saß. Hastig stellte er sich in Positur und winkte mit der rechten Hand. Und – es war fast nicht zu glauben – der Wagen verringerte sein Tempo, fuhr langsam an ihm vorbei und blieb zehn Meter weiter tatsächlich stehen.

      Dr. Lindau rannte los. Keuchend stand er Sekunden später neben dem Wagen. Durch das heruntergekurbelte Seitenfenster sah er eine junge Frau um die Dreißig.

      »Ja? Was ist?« kam die Frage aus dem Wageninneren.

      »Können Sie mir bitte helfen, meine Dame?« fragte Dr. Lindau. »Ich habe eine Panne und muß…«

      »Tut mir leid, aber ich bin kein Mechaniker und verstehe nichts von Motoren«, fiel die Frau hinter dem Steuer dem Anhalter brüsk ins Wort.

      »Sie sollen ja mein Auto nicht reparieren«, entfuhr es Dr. Lindau unwillig, »sondern mich nur bis nach München mitnehmen.« Er fuhr sich mit der Linken über sein mit winzigen Schweißperlen benetztes Gesicht. Daß er sich dabei mit etwas Öl von seiner Hand beschmierte, das bei dem Suchen nach dem Grund der Panne an seinen Fingern haften geblieben war, merkte er nicht.

      Doch die Frau hinter dem Steuer sah es. Für sie machte dieser Mann mit dem ölverschmierten Gesicht keinen sehr vertrauenerweckenden Eindruck. »Ich nehme grundsätzlich keinen Anhalter mit«, rief sie, gab Gas und fuhr davon.

      »Aber so hören Sie doch!« schrie Dr. Lindau voller Zorn und lief ein paar Meter hinter dem Wagen her, gab es aber gleich wieder auf. Langsam ging er wieder zurück und überlegte, was er nun tun sollte. Er fragte sich, ob Astrid am Flughafen warten würde, bis er kam. Oder ob sie mit dem Zug bzw. mit dem Bus nach Hause fuhr, wenn ihr das Warten zu lang würde.

      In diesem Augenblick fuhr Dr. Lindau erschrocken zusammen. Ein häßliches Kreischen und Quietschen von Bremsen riß ihn aus seinen Gedanken.

      *

      »Anhalten, Alexander, anhalten, schnell!« schrie Astrid Dr. Mertens zu, als sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Gestalt sah, die sie als ihren Vater erkannte. »Dort…, mein Vater.«

      Alexander Mertens reagierte sofort und trat das Bremspedal fast bis zum Anschlag durch, daß es kreischte und quietschte.

      Astrid sprang aus dem Fahrzeug, kaum daß es zum Stehen gekommen war, und lief über die Straße, auf der im Augenblick glücklicherweise kein anderes Auto weder von rechts noch links kommend zu sehen war.

      Dr. Lindau war herumgefahren. Er traute seinen Augen nicht, als er seine Tochter auf sich zulaufen sah. »Astrid«, rief er erfreut. »Bist du es oder ist das dein Geist?« Sein Zorn verebbte in Sekundenschnelle. »Wo kommst du denn her?«

      »Vom Flughafen, Paps«, antwortete Astrid und fiel ihrem Vater um den Hals. »Aber was machst du denn hier?« fragte sie. »Wie siehst du aus?« Hastig holte sie ein Taschentuch hervor und säuberte das Gesicht des Vaters. »Ich habe gewartet…«

      »Kann ich mir denken«, unterbrach Dr. Lindau seine Tochter und deutete auf seinen Wagen. »Eine Panne, deren Ursache ich nicht finden konnte.« Plötzlich stutzte er, als er den schlanken jungen Mann sah, der über die Straße kam. »Wer ist denn das?« fragte er. »Bist du mit ihm gekommen?«

      »Ja, Paps, das ist Alexander, der mich…«

      »Kann ich helfen?« Alexander Mertens trat näher und grüßte.

      »Dr. Mertens«, stellte Astrid vor, nickte Alexander lächelnd zu und deutete auf ihren Vater. »Mein Paps, Dr. Hendrik Lindau.«

      »Alexander«, murmelte Dr. Lindau erstaunt. Laut aber sagte er: »Freut mich.«

      »Die Freude ist auf meiner Seite, Herr Dr. Lindau«, gab Alexander Mertens lächelnd zurück und ergriff die dargebotene Hand.

      »Sie