Die Klinik am See Staffel 1 – Arztroman. Britta Winckler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Britta Winckler
Издательство: Bookwire
Серия: Die Klinik am See Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912307
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an ihrem Leiden zugrunde zu gehen, als einen rettenden Eingriff an sich vornehmen zu lassen.« Er winkte ab. »Hoffentlich wird sie bis morgen vernünftig«, fügte er hinzu und sah auf die Uhr. »Schluß für heute«, erklärte er energisch. »Wir fahren jetzt nach Hause und lassen uns überraschen, was Astrid uns zum Essen vorsetzen wird.«

      Minuten später verließen die beiden Ärzte die Klinik.

      »Ich darf nicht vergessen, morgen Benzin zu tanken«, sagte Alexander Mertens und startete zur Fahrt in den Ort hinein, zum Doktorhaus.

      *

      »Ich habe das Gefühl, du wirst nicht nur eine gute Kinderärztin werden, Astrid, sondern auch eine ebenso gute Köchin«, lobte Dr. Lindau zwei Stunden später seine Tochter. »Es hat vorzüglich geschmeckt. Finden Sie nicht auch, Herr Kollege?« fragte er Alexander Mertens.

      »Der Mann, der Ihre Tochter einmal zur Frau bekommt, ist ein ausgesprochener Glückspilz«, gab Dr. Mertens lächelnd zurück und warf Astrid einen Blick zu, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließ.

      Astrid errötete, gab aber den Blick zurück und das nicht weniger deutlich. »Danke, meine Herren«, sagte sie zu den Komplimenten. »Jetzt aber könnt ihr euch in die Stube setzen, denn dorthin serviere ich den Kaffee.« Sie stand auf und verschwand leichtfüßig in der Küche.

      »Tja, dann wollen wir mal…«, meinte Dr. Lindau. »Wir könnten uns inzwischen einen Kognak genehmigen. Sind Sie dabei?«

      Das war Alexander Mertens gern.

      »Sie mögen meine Tochter, wie?« konnte sich Dr. Lindau nun nicht mehr zurückhalten.

      »Ja, sehr sogar«, antwortete Alexander Mertens ohne zu zögern. »Schon vom ersten Augenblick an, als sie noch gar nichts von meiner Existenz wußte.« Ohne Aufforderung berichtete er kurz, wie er Astrid kennengelernt hatte.

      Ein Eintritt Astrids, die mit dem Kaffeetablett in die Wohnstube kam, unterbrach die kurze Unterhaltung zwischen den beiden Männern.

      Eine Weile war Schweigen im Raum. Es war Dr. Lindau, der es dann aber unterbrach. »Nun beginne ich langsam neugierig zu werden«, sagte er zu seiner Tochter gewandt.

      Die verstand, was der Vater meinte. Sekundenlang zögerte sie, sah zuerst Alexander Mertens an und dann den Vater.

      Der Erstere hatte plötzlich das Gefühl, daß seine Gegenwart störend wirkte. Entschlossen ergriff er das Wort. »Ich vermute, daß Sie Ihrem Vater von Ihrem Indienaufenthalt berichten möchten«, sprach er Astrid an. »Da will ich nicht stören und werde inzwischen einen kleinen Spaziergang machen.«

      »Das ist wirklich taktvoll von Ihnen«, warf Dr. Lindau anerkennend ein. Dieser junge Kollege wurde ihm immer sympathischer.

      Energisch schüttelte Astrid den Kopf. »Sie müssen nicht weggehen, Alexander«, erklärte sie mit fester Stimme. »Das, was ich zu berichten habe, können Sie gern hören.«

      Erstaunt sah Dr. Lindau seine Tochter an. Wollte sie wirklich von Indien erzählen, von den Gründen, die sie zur raschen Heimkehr bewogen hatten? Darin wäre ja auch ihre Beziehung zu Peter Diehl zur Sprache kommen. Und das sollte der Mann hören, dem Astrid allen Anzeichen nach ihre Sympathie, wenn nicht gar schon noch mehr, geschenkt hatte?

      Na schön, dachte Dr. Lindau, mir soll’s recht sein. Lächelnd sah er Dr. Mertens an und sagte: »Sie haben es gehört – kein Spaziergang also.« Fast verschwörerisch blinzelte er dem Gast zu.

      Astrid bemerkte diesen kurzen Blickwechsel, und ein warmes Gefühl durchzog ihren Körper. Sie nahm noch einen Schluck Kaffee und begann dann mit ihrem Bericht, der schon fast einer Beichte nahekam. Sie hatte keine Hemmungen, von Peter Diehl und ihrer damaligen Zuneigung zu ihm zu erzählen, die ja mehr oder weniger der Hauptgrund dafür gewesen war, daß sie ihn nach Indien begleitet hatte. Mit knapp gehaltenen Worten schilderte sie dann die Vorfälle in Kalkutta und Peters Verhalten, das nicht nur Enttäuschung in ihr ausgelöst hatte, sondern letztlich ihren Gefühlen für den Mann ihrer ersten Liebe den Rest gegeben hatte. »Ja, so war es«, schloß sie, »und deshalb wollte ich so rasch wie möglich wieder heim.«

      Wie auf Kommando sahen sich Dr. Lindau und Alexander Mertens an. »Tut mir leid für Sie, Astrid«, murmelte der Letztere, nur um etwas zu sagen.

      »Ach was…« Astrid lachte leise auf. »Aus und vorbei. Ich glaube, daß viele Frauen in meinem Alter zuerst eine Enttäuschung in der Liebe erleben müssen, ehe sie den wahren Wert einer tiefen Zuneigung erkennen können. Ich jedenfalls kann sagen, daß ich keineswegs unglücklich bin. Das Gegenteil ist der Fall – ich bin glücklich, weil ich wieder daheim bin, bei meinem Paps und…« Errötend brach sie ab, sah aber Alexander Mertens in die Augen.

      Da ergriff Dr. Lindau das Wort. »Gut, das liegt jetzt hinter dir, mein Mädchen«, sagte er. »Was aber liegt vor dir?« wollte er wissen. »Du vollendest doch dein Studium?«

      »Aber ja, Paps«, antwortete Astrid, »aber nicht in Heidelberg, sondern in München.«

      »Das ist eine freudige Überraschung«, stieß Dr. Lindau hervor. »Dann werde ich dich Gott sei Dank wieder öfter zu Gesicht bekommen.«

      In Dr. Mertens Augen war plötzlich ein frohes Leuchten. »Ich Sie doch hoffentlich auch?« fragte er leise.

      Über Astrids Züge legte sich ein heller Schein. »Ihr werdet mich dann beide öfter sehen«, erklärte sie.

      »Und wenn du deinen Doktor gemacht hast, dann…«

      »Dann hatte ich mich entschlossen, wieder nach Indien zu gehen«, fiel Astrid ihrem Vater ins Wort. »Für ein paar Jahre nur.«

      »Waaaas? Nach Indien?« Dr. Lindau machte große Augen.

      »Das…, das… ist doch nicht Ihr Ernst?« Irritiert sah Alexander die junge Frau an.

      Hinter Dr. Lindaus Stirn wirbelten die Gedanken durcheinander. »Es fällt mir schwer, das zu glauben«, murmelte er.

      Astrid sah ihren Vater lächelnd an. Sie wußte, was jetzt in ihm vorging, denn sie kannte seine Pläne hinsichtlich des Anbaus einer Kinderstation an die Klinik am See und ihr als Kinderärztin in dieser Station. »Paps, hast du nicht gehört, daß ich sagte, ich hatte den Entschluß, und nicht, daß ich ihn habe?« hielt sie ihm fragend vor. »Das sind zwei verschiedene Auslegungen.«

      Verwirrt starrte Dr. Lindau seine Tochter an. Sekunden später begriff er. »Jetzt verstehe ich, Mädchen«, rief er freudig aus. »Du hattest den Plan, hast es dir aber wieder anders überlegt. Richtig?«

      »Vollkommen, Paps«, bestätigte Astrid lachend.

      »Du kannst einem aber ganz schön einen Schreck einjagen«, meinte Dr. Lindau und feixte verstohlen. »Darauf muß ich jetzt aber etwas trinken«, setzte er hinzu, sah Alexander Mertens an und fragte: »Wie wär’s mit einer Flasche Wein?«

      »Keine Einwände«, kam die Antwort.

      »Ich hole eine«, erklärte sich Astrid bereit.

      »Du bringst die Gläser, und ich hole den Wein«, bestimmte Dr. Lindau und war Sekunden später auch schon verschwunden.

      Astrid holte drei Gläser aus einem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Sie kam dabei dicht an den sitzenden Alexander Mertens heran.

      Der sprang hoch und griff nach Astrids Arm. »Ich freue mich, nein, ich bin richtig glücklich darüber, daß Sie sich das mit Indien anders überlegt haben«, stieß er hervor und sah Astrid in die Augen.

      »Weshalb denn?« kam es leise über Astrids Lippen. Ihre Blicke suchten die Alexanders.

      Der gab seinem Herzen einen Stoß. »Weil ich Sie nicht verlieren möchte, denn ich… ich… liebe Sie, Astrid«, flüsterte er.

      »Wirklich?« Kaum hörbar fragte es Astrid, obwohl sie es schon seit Stunden fühlte.

      »Ja, wirklich und immer«, antwortete Alexander Mertens.

      Im nächsten Augenblick fanden sich seine und Astrids Lippen