Die Frauen von Schloss Summerset. Ed Belser. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ed Belser
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844287097
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können."

      "Und was ist dein Angebot, Morvin?"

      "Wir akzeptieren die neuen Grenzen und er lässt uns dafür in Ruhe. Margaret wird Schlossherrin auf Blackhill."

      Seine Frau kratzte sich schließlich die andere Augenbraue. "Wenn du denkst, das sei das Beste für uns und Margaret … "

      Morvin atmete auf. "Sicher, für uns alle. Ich meine, du solltest sie darauf vorbereiten."

      Er machte sich also bereit, dem alten MacAreagh seine Aufwartung zu machen. Er wählte seinen längsten Umhang aus, schloss ihn um seinen Leib, gurtete ihn fest und schlang das lange Ende über die Schulter. Das wuchtige Barett, das er schon lange nicht mehr getragen hatte, erhielt zum Schmuck drei neue Adlerfedern und sein Breitschwert steckte in frisch gewichstem Lederzeug. Er ließ seinen Pfeifer und die Diener antreten, die Pferde striegeln und besorgte sich eine Leibwache aus seinen besten Leuten. Die Zeltbauer sollten sich ausrüsten und für eine angemessene Übernachtung unterwegs sorgen.

      Morvins Frau hatte ihrer Tochter die Vorteile einer Verbindung mit Ronald MacAreagh dargelegt: "Du bist jetzt erwachsen, Margaret. Vater und ich dachten, dass es für dich das Beste ist, wenn du heiratest. Von diesen Fischersleuten hier kommt ja keiner dafür infrage."

      Margaret hatte keinen Augenblick daran gedacht. Sie war völlig überrascht, aber der Schrecken war ihr nicht in die Glieder gefahren. "Du meinst, heiraten? Richtig heiraten?"

      "Ja, Margaret, du gehst den Weg jeder Frau."

      Da beschlich sie doch ein mulmiges Gefühl. "Wen denn? Wen soll ich denn heiraten?"

      "Den Sohn des alten MacAreagh, Ronald. Nachfolger seines Vaters, wenn er einmal das Zeitliche segnet. Du wirst die neue Schlossherrin auf Blackhill."

      Margaret atmete schnell. "Das sind doch unsere Feinde. Vater schimpft doch immer über sie."

      Ihre Mutter nickte bedeutungsvoll. "Eben auch darum. Wir sichern so den Frieden zwischen uns."

      Margaret merkte, wie ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg. Sie dachte nicht einmal an die Verheiratung, sondern daran, dass man sie als Preis betrachtete, der für diesen Handel zu bezahlen wäre. Sie wagte jedoch nicht, dagegen aufzubegehren. "Aber was ist, wenn dieser … dieser Ronald mir nicht gefällt?"

      "Aber Margaret. Ronald wird der mächtigste Clan-Chief werden. Du wirst an seiner Seite das schönste Leben haben."

      Margaret schüttelte ihren Kopf. "Aber wenn ich ihm nicht gefalle?"

      "Dummes Mädchen! Du bist die Schönste weit und breit."

      Kaum zwei Tage später machte sich Morvin mit seinem Gefolge auf dem Weg. Zwei Zofen waren dabei, um Margaret zu pflegen, sie auszustatten und zu begleiten.

      Am dritten Tag ihrer Reise standen sie vor dem Hauptportal des Schlosses und begehrten Einlass. Man ließ sie warten.

      Nach einer Stunde erschien dann der Sekretär des Clan-Chiefs und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Man beschied ihm, dass man einen Vorschlag habe, der auch im Interesse von MacAreagh liege. Der Sekretär warf einen Blick auf die junge Frau neben Morvin und wies die Besucher an zu warten, er würde mit MacAreagh sprechen.

      Der Sekretär klopfte an die Türe zu MacAreaghs Arbeitszimmer und trat ein: "Da ist dieser Morvin mit großem Gefolge. Er faselte etwas von Zukunft und gegenseitigem Interesse. Ich glaube, er hat auch seine Tochter dabei. Eine Schönheit, das muss ich schon sagen."

      MacAreagh sprang entgegen den Erwartungen des Sekretärs auf. "Dein Vorschlag?"

      "Ich meine … empfangen."

      "Also: großer Saal, großer Tisch, alles vorbereiten; Essen, Wein, alles. Am unteren Ende Morvin. Ist Ronald da?"

      "Ja, Sir."

      "Er soll auch kommen. Achte darauf, dass er nicht barfuß erscheint. Am oberen Ende sitzen wir drei. Der Pfeifer soll zum Empfang blasen."

      Morvin und sein Gefolge wurde über die Hauptstraße zum Schloss begleitet. Margaret betrachtete die Villen auf der einen Seite, die Häuser der Bauern und Handwerker auf der anderen Seite. Das dunkle Schloss mit den hoch aufragenden Mauern und ihren gestuften Zinnen wirkte bedrohlich. Sie war irritiert, fühlte sich verlassen, wäre am liebsten umgekehrt, doch konnte sie sich ihrer Neugierde nicht erwehren. Kurz vor der mächtigen Burg fiel ihr eine große weiße Villa ins Auge. Ein Dudelsackspieler kam ihnen entgegen und begleitete sie das letzte Stück zum Schlossportal.

      Wieder erschien der Sekretär in Begleitung von Dienern und teilte Morvins Tross auf. "MacAreagh ist einverstanden, Euch zu empfangen. Wer ist die junge Dame?", fragte er scheinheilig.

      "Das ist meine Tochter Margaret."

      "Man wird sich um sie kümmern. Folgt mir bitte."

      Morvin saß alsdann am unteren Ende des Tisches und wartete. Der Pfeifer tauchte wieder auf und spielte seine Melodien. Morvin überblickte den riesigen Raum. Die Tafel hätte leicht für zwanzig Gäste Platz geboten. Am anderen Ende des Tisches war für drei Personen gerichtet, wie er im schummrigen Licht erkennen konnte.

      Als der Pfeifer verstummte, sah er seinen Widersacher in Begleitung seines Sprösslings auftauchen: MacAreagh, der ihm sein Land abspenstig gemacht hatte, Acker um Acker, Weide um Weide, ungestraft, selbstherrlich, und so trat er auch auf. MacAreagh trug den großen Kilt an einem Stück, vom schweren Rock, um die Hüften geschlungen, befestigt mit breitem Leder an dicker, silberner Schnalle, hin zum Umhang über Oberleib und Schulter, fixiert mit großer Brosche mit einem geschliffenen Stein in dunklem Bernstein. Breites Lederzeug von der anderen Schulter zur Hüfte, links am Körper den breiten Säbel, auf dem Haupt das Barett mit drei lang gestreckten Federn des Goldadlers. Morvin meinte die Gestalt aufleuchten zu sehen, doch dabei hatten die Diener nur die Öllampen an den Wänden entzündet. Morvin erhob sich, doch MacAreagh kam ihm nicht entgegen.

      MacAreagh trat zu seinem Platz am Tisch, setzte sich langsam, sein Sohn und sein Sekretär bewegten sich auf seine Seite. Dann wies er über den Tisch. "Setzt dich! Bedien dich!" Sein Gesicht war ausdruckslos. "Willkommen auf Schloss Blackhill. Was willst du?"

      Morvin ließ sich nicht beeindrucken, schließlich hatte er etwas anzubieten: "Danke für deine Gastfreundschaft. Wir werden das unter vier Augen besprechen." Er erhob sich und stellte genugtuend fest, dass MacAreagh stutzte, es ihm jedoch gleich tat.

      Er ging zu einem der großen Kamine, in denen dicke Balken glommen. MacAreagh wies einen Diener an, Sessel beizustellen. Ein Tisch war rasch da, bestückt mit einem Krug Whisky und Gläsern. Beide setzten sich.

      Nach einer Stunde war der Krug halb leer, nach der zweiten ganz. Der Sekretär bekam Arbeit und seine Feder kritzelte hurtig über die Papiere. Der Siegelbewahrer wurde gerufen, der sein Töpfchen wärmte und die Vereinbarung mit zwei großen Tupfern Lack abschloss, in das MacAreagh und Morvin ihre Siegel pressten.

      Später saßen wieder alle an ihren Plätzen am großen Tisch. Morvin schickte nach Margaret, die flankiert von zwei Zofen den Raum betrat. Es war zum ersten Mal, dass sie ihren zukünftigen Ehemann erblickte. Eilends erhob er sich, als er alle Blicke auf sich gerichtet sah, und ging auf Margaret zu. Sie schaute ihm neugierig entgegen. Es gab eine kurze Begrüßung, ein paar Worte, gespannt belauscht von den anderen. Margaret ging zurück zu ihrem Vater, Ronald setzte sich wieder in seinen Stuhl. Später gab es noch Wein und Whisky und die beiden Gesellschaften trennten sich.

      "Und — gefällt sie dir?" Sein Vater schaute ihn gespannt an.

      Ronald stieß seine Stiefel von den Füßen. "Ganz gut. Sie ist ein bisschen schmal um die Hüften."

      Der alte MacAreagh versuchte dem Anblick der dicht behaarten Beine seines Sohnes auszuweichen. "Wird schon gut kommen, Ronald."

      Drei Monate später war Hochzeit.

      Margaret fand sich in der weißen Villa wieder. Da gab es zwar ein Ehebett, doch Ronald zog es meistens vor, im Schloss oder irgendwo unterwegs zu übernachten. Die Besuche von Ronald waren anfangs häufig und später immer seltener. Nicht