Das 4. Buch George. Elke Bulenda. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elke Bulenda
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844283785
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Offenbarung des Johannes. Dort wird die Apokalypse erwähnt, Armageddon. Und das betrifft nicht nur uns Asen, sondern überwiegend die Menschheit. Nichts wird mehr so sein wie vorher. Eine neue Weltordnung wird kommen und alle die du liebst, werden nicht mehr existieren! Bei dir bin ich mir nicht ganz so sicher, du bist schließlich ein Bluts... äh, ein Vampir. Du freust dich wahrscheinlich, wenn sich die Meere und Flüsse in Blut verwandeln, dann kannst du ein schönes Blutbad nehmen. Nein, im Ernst, es wird das verdammte Ende der dir bekannten Welt sein!«, versuchte er mir zu erklären. So langsam fiel der Groschen.

      »Du willst mir weismachen, die Offenbarung hätte mit Ragnarök, der Götterdämmerung zu tun?«

      »Du bist ein echter Blitzmerker! Ja, dort werden ebenfalls zwei Tiere erwähnt. Das Tier, welches aus dem Meer steigt, und das Tier aus der Erde. Nun, welche Tiere könnten das wohl sein? Und da wir nicht bei einem Quiz sind, sage ich es dir...«

      »Du meinst Jormungand, die Midgardschlange und den Fenrirwolf!«, kam ich ihm zuvor.

      Odin nickte anerkennend, obwohl er mich damit wohl eher auf den Arm zu nehmen beabsichtigte: »Bingo! Du bist echt clever! Jetzt fragst du dich gewiss, was das alles mit dir zu tun hat.« Er fuhr fort als ich nickte: »Loki will sich rächen und da er wegen dir in die Hölle geschickt wurde, nimmt er zuerst Rache an dir. Und da du dich mit dieser Menschenfrau eingelassen hast und dich durch den Kodex eurer Organisation der Menschheit verpflichtetest, nimmt er zu forderst genüsslich die Menschen aufs Korn. Wenn er sich dann mit der Menschheit den Hintern abgewischt hat, ja dann lässt er die Tiere kommen und nimmt sich uns vor. Wie du weißt, werde ich es nicht überleben. Aber ich lebe nun mal gerne, darum wirst du mir helfen. Wenn die Stunde gekommen ist, wird Heimdall ins Horn blasen und dann bist du gefragt! Du wirst antreten, ob du willst oder nicht. Dann bekommst du eine Aufgabe von mir, die du bedingungslos erfüllen wirst!«, forderte er von mir ein.

      »Hey, Moment mal! Du bist doch von uns beiden der Gott! Warum gehst du nicht auf die Erde und bläust Loki dermaßen den Buckel, dass er nicht mehr weiß, ob er Männlein oder Weiblein ist? Und was ist mit Thor, dem tollen Hecht? Warum macht er nicht die Drecksarbeit?«

      »Auf Thor komme ich gleich zurück... Tja, wenn es nur so einfach wäre! Wir Gottheiten haben eure schöne Welt als neutrales Gebiet anerkannt. Sozusagen ein Nichtangriffspakt. Zu viele beanspruchen das Diesseits als ihr Eigentum. Wenn wir erst einmal anfangen, darauf unsere Unstimmigkeiten auszutragen, wird davon nicht mehr allzu viel übrig bleiben! Hier in Asgard, hier können wir uns mit unseren Feinden bekriegen, doch dort unten, was du Erde nennst, ist für uns Gottheiten tabu. Comprende?«

      »Und was ist denn nun mit Thor?«, bedrängte ich ihn.

      »Thor hat keine Zeit! Er befindet sich in den Flitterwochen. Niemand will beim Honeymoon gestört werden. Du weißt sicherlich, wen er gefreit hat, oder?«

      Das schlug dem Fass den Boden aus! Thor tändelte mit meiner... äh, wie soll ich das formulieren... Mit meiner verstorbenen Frau herum. Zwar habe ich ihr in dieser Beziehung die Entscheidungsfreiheit gelassen, doch dass sie sich nicht insgeheim gegen eine Verbindung mit Thor ausgesprochen hat, kränkte mich fürchterlich. Dabei habe ich Edda so sehr geliebt! Und nun durfte ihr Witwer die Scherben aufkehren! Angefressen erhob ich mich, trank meinen Met aus und warf das Horn rein zufällig in die Richtung von Hugin, der inzwischen auf einem Helm hockte und mich aus kleinen, giftigen Augen anfunkelte. Entsetzt sprang er hoch und flatterte protestierend weiter auf einen Schild, der die Wand zierte.

      »Hast du nicht noch ein bisschen mehr Fronarbeit für mich, mein rachsüchtiger Gott? Soll ich dir vielleicht auch noch die Halle im Apricot-Ton streichen? Oder gar die Kartoffeln, oder Kohlen aus dem Feuer holen? Okay, ich muss wohl alles tun was du willst, denn du bist mein Göttervater. Was habe ich denn für eine Wahl? Keine! Überhaupt keine! Ich denke es wurde alles gesagt! Jetzt kannst du mich wieder zurückbringen!«

      »Nun werde mal nicht respektlos! Habe ich dich nicht aus der Hölle zurückgeholt, und dir obendrein jeden deiner Wünsche erfüllt? Wo wärst du jetzt ohne mich? Du würdest bis ans Ende der Zeit ewige Qualen leiden! Und hast du nicht die Frau bekommen, die du so heiß begehrtest? Habe ich dir nicht das Geschenk gemacht, einen geliebten Sohn zu bekommen, der dich so glückselig macht? Gegenseitigkeit, mein Lieber! Würdest du auch nur auf eines dieser Dinge verzichten wollen?«, fragte er mich drohend.

      »Nein! Nein! Natürlich nicht! Ich würde alles für meine Familie tun! Das weißt du. Und du hast recht, einer muss dem Bösen Einhalt gebieten, das ist ja nichts Neues für mich. Mir wäre es recht, wenn du mich jetzt wieder zurückbringst. Odin, ich werde gehorchen, dies ist mein Schwur!«

      »So sei es! Hast du mir eventuell noch etwas zu sagen?«, meinte Odin und nickte mir befriedigt zu.

      »Äh, ja... Jetzt wo du es erwähnst, grüße meine Sippe von mir. Schade, es hätte mich sehr gefreut, sie wiederzusehen.«

      »In Ordnung, ich werde alle von dir grüßen. Übrigens, durch Eddas Entscheidung hat deine Familie jetzt einen viel besseren Tisch bekommen. Ich hoffe, es freut dich das zu hören. Und nun entlasse ich dich wieder in dein langweiliges Leben, nach dem du dich so sehr sehnst.«

      »Halt, stopp! Lass mich nicht wieder aus den Wolken fallen, klar? Und reiten will ich auch nicht und schon gar nicht geritten werden. Wäre schön, wenn du mich einfach ganz sanft unten absetzen würdest. Ganz ohne Stress und Tralala. Geht das?«, fragte ich nach. Es konnte nur im Sinne Odins sein, mir nicht wieder sämtliche Gräten zu brechen. Jederzeit könnte Loki zuschlagen.

      »Wirf ihn runter, wirf ihn runter!«, krächzte der beleidigte Hugin fordernd und verlor beinahe das Gleichgewicht.

      »Hugin, halt deinen Schnabel!«, bellte Odin. »Aha! Ragnor, sieh an, du hast dazugelernt! Obwohl das mit dem ›Zuerst denken, dann reden‹ immer noch nicht so gut funktioniert.« Dann schlug Odin einen vertraulicheren Ton an. »Äh, ich weiß, dass du mir einen kleinen Hausaltar bei dir zuhause eingerichtet hast. Da kannst du den aufblasbaren Ring drauflegen. Den Ring werde ich mir dann holen.«

      »Wenn du willst, kann meine Frau sich mal deine Sache da hinten angucken. Sie ist nämlich Ärztin«, schlug ich ihm vor.

      »Oh nein, kein sterbliches Wesen guckt sich Odins nackten Hintern an, ist das klar?«

      »Okay, okay, das war ja nur mal ein Vorschlag. Gut, ich werde dir den Ring besorgen. Hä, hä... Sozusagen ein aufblasbarer Ring der Nibelungen...«

      »Sehr witzig! Es wird Zeit zu gehen! Dann wünsche ich dir eine gute Heimkehr!«, verabschiedete sich Odin und winkte mich genervt davon. Wie vom Protokoll verlangt, verneigte ich mich, wobei ich bemerkte, wie ich mich in Luft auflöste. Klammheimlich war ich erfreut darüber, dass ich entmaterialisierte, und nicht der Boden unter mir.

      Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem heimischen Rasen und wurde von einer stinkenden Hundeschnauze abgeschlabbert. »Argh! Charlie, aus!«, wehrte ich mich. Dem Anschein nach war ich schneller gereist als mein Magen; mir war hundeelend und so drehte ich mich schnell vom Köter weg und übergab mich. Dies passierte mir nicht zum ersten Mal. Also, ist klar, übergeben habe ich mich schon oft, aber auch schon durch die Nachwirkung einer Teleportation. Meine damalige Geliebte besaß diese Fähigkeit und nahm mich mal mit, während sie sich schnell wie das Licht, durch Zeit und Raum bewegte. Danach lehnte ich dankend ab.

      »Ragnor? Warum liegst du hier auf dem Rasen herum? Geht es dir nicht gut?«, fragte Annie, vom anderen Ende der Hundeleine.

      »Urgh, es geht schon wieder. Komisch, sonst stellt mir immer Barbiel diese Frage!«, röchelte ich. »Annie? Ich habe dir deine Gartenkugel zurückgebracht.«

      »Wenn du dafür durch die Hölle gehen musstest, dann hat es sich eindeutig nicht gelohnt. Es ist doch nur eine Gartenkugel und nicht das Goldene Vlies«, schüttelte sie den Kopf. Das liebe ich so an Annie. Diese Frau ist durch und durch pragmatisch veranlagt.

      »Mag schon sein, aber hier geht es ganz allein ums Prinzip! Ich habe den Dieb gestellt«, entgegnete ich und zog das restliche Diebesgut aus der Tasche.

      »Lass mich raten. Es war der Franzose, Dracon, mit der schlechten Gesichtshaut und der heiseren