Scarlett und der Lord. Rita Hajak. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rita Hajak
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742730350
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bevor sie endet? Sie ist eine der wichtigsten Segelregatten Großbritanniens und eine Mords Gaudi. Alles, was Beine hat, ist dort vertreten. Eine echte Attraktion«, bekundete er.

      Scarletts erhitztes Gesicht wurde noch eine Spur röter, aber sie nickte, obwohl sie befürchtete, dass er sich mehr davon versprach. In seinem ehrlichen Gesicht konnte sie lesen, wie in einem Buch.

      »Gerne, Dr. Miller. Wann holen Sie mich ab? Oder wollen wir uns in der Stadt treffen?«

      »Besser nicht, bevor wir uns verfehlen. Ich komme um elf Uhr. Das Mittagessen nehmen wir am Hafen ein. Da gibt es leckere Speisen.«

      »Dann bis morgen.« Scarlett reichte ihm die Hand.

      »Ich freue mich.« Lächelnd stieg er in seinen Wagen.

      Als sie durch die Tür trat, kam Jenny aus der Küche. »Ich habe den Verdacht, dass unser smarter Doktor verliebt in Sie ist.«

      »Das denke ich auch.« Scarlett grinste. »Aber da hat er keine Chance.«

      Jenny lachte. »Der Arme, er wird Ihnen nicht zu nahe treten. Er ist viel zu schüchtern. Deshalb klappt es nicht mit den Frauen. Alt genug wäre er, um eine Familie zu gründen.«

      »Ich werde ihm keine Avancen machen, Jenny.«

      Scarlett hatte ihre Sandaletten angezogen, als der Türgong ertönte. Noch ein Blick in den Spiegel, sie war zufrieden, in ihrem hellbraunen Leinenkleid. Absolut passend für die Regatta. Sie verabschiedete sich von ihrer Grandma und trat aus dem Haus. Dr. Miller hielt ihr galant die Wagentür auf. »Guten Morgen, Miss Scarlett, chic sehen Sie aus.«

      »Danke, guten Morgen«, antwortet sie und stieg ein.

      Die Kommunikation zwischen ihnen war nicht als lebhaft zu bezeichnen. Aber sie hatte es nicht anders erwartet. Dr. Miller war der Gegensatz zu Philipp. Gefühlsbetont, scheu, bescheiden, feine Gesichtszüge. Aber ein guter Arzt. Philipp hatte ein markantes Gesicht, sinnliche Lippen, sicheres Auftreten, von sich überzeugt. Kurz gesagt: männlich, gutaussehend, erotisch.

      Sie brauchten nicht lange, bis sie am Hafen ankamen. Nach langer Suche fanden sie einen Parkplatz, in den sie sich hineinquetschten. Die Regatta war in vollem Gange. Menschen schrien und winkten, andere saßen gemütlich an Tischen und ließen sich die angebotenen Speisen munden. Die Gaumenfreuden kamen hier auf ihre Kosten.

      Scarlett schlenderte mit Dr. Miller am Ufer entlang. Eine Weile schauten sie den Segelbooten hinterher.

      »Da ist ein Tisch freigeworden, Miss Scarlett, setzen wir uns dort hin. Der Ausblick ist ideal und es gibt hier gutes Essen.«

      »Gute Idee, Doktor.«

      »Sagen Sie bitte George zu mir.« Er errötete leicht.

      »Mache ich gerne, dann lassen Sie das Miss weg.«

      Er nickte.

      Das war alles, worüber sie sich unterhielten. George kümmerte sich um die Getränke. Sie waren beim Pasta essen, als eine junge Frau auf sie zugeeilt kam.

      »George? Wir haben uns lange nicht gesehen.«

      Er stand auf. »Lucie?«

      Sie nickte eifrig und umarmte ihn. Obwohl er überrascht wirkte, drückte er sie. »Lucie, wie schön, dich zu treffen. Darf ich vorstellen: Das ist eine liebe Bekannte, Scarlett Södermann, Lucie Brown. Wir kennen uns aus der Studienzeit.«

      »Inzwischen Dr. Brown, Neurologin«, sagte sie lachend und reichte Scarlett die Hand.

      Ich lasse die beiden alleine. Sicher haben sie sich mehr zu berichten, als George und ich, dachte Scarlett. Zeit, zu verschwinden. »Ich gehe nach Hause, George, ich fühle mich nicht gut.«

      »Ich fahre Sie, Scarlett. Muss ich mir Sorgen machen?«

      »Überhaupt nicht. Ich habe schlecht geschlafen und gehe zu Fuß, das entspannt.«

      »Tut mir leid. Kommen Sie gut nach Hause.«

      »Kein Problem, viel Vergnügen«, sagte sie und marschierte los. Sie hatte das Gefühl, dass die zwei sich näher kannten.

      Scarlett war am Nachmittag mit Philipp zum Reiten verabredet. Zuvor musste sie sich ausruhen. Dass sie schlecht geschlafen hatte, war nicht gelogen.

      Es war dreizehn Uhr, als sie zuhause eintraf. Grandma hatte sich zu einem Nickerchen zurückgezogen. Von Jenny war nichts zu sehen.

      Scarlett legte sich in ihrem Zimmer aufs Bett und telefonierte mit ihrer Mutter, die wenig Zeit hatte.

      »Der Laden läuft gut«, erklärte sie erfreut. »Um die Mittagszeit gehen viele Essen raus. Die ideale Zeit zum Reden, wäre um sechzehn Uhr.«

      »Da bin ich unterwegs«, antwortete Scarlett.

      »Ich freue mich, wenn du anrufst. Egal zu welcher Zeit. Dein Vater hat gestern Abend mit Grandma gesprochen. Wir sind froh, dass es ihr besser geht. Hab’s gut, Liebes. Bis bald.«

      »Danke, Grüße an Papa.« Scarlett wählte noch die Nummer von Micha, aber er meldete sich nicht. Sie fiel in einen leichten Schlummer.

      Kapitel 5

      »Hast du mit Scarlett gesprochen?« Henry Södermann sah seine Frau fragend an, als sie in die Küche kam.

      »Das habe ich. Deine Tochter lässt dich schön grüßen.« Sie griff nach zwei belegten Teller und fragte: »Wohin?«

      »Tisch sieben.«

      Zwei Minuten später kam sie zurück.

      »Wir hätten Sie hier gebraucht«, sagte Henry und rührte in der Pfanne. »Bernd, richte die Steaks an, die Zwiebel sind fertig.«

      »Grandma geht es viel besser. In vier Wochen muss Scarlett ohnehin zurück, damit sie ihre Arbeitsstelle pünktlich antreten kann«, antwortete Lina.

      »Da ist sie uns keine Hilfe im Restaurant. Sie muss sich um ihre hörgeschädigten Kinder kümmern«, meinte Henry.

      Lina zuckte mit den Schultern. »Es wäre an dir gelegen, deiner Mutter beizustehen, Henry.«

      »Ich kann dich nicht alleine im Restaurant lassen. Wenn die Zeiten ruhiger sind, fliegen wir beide, für eine Woche, zu ihr.«

      »Ausspannen, das wäre schön«, stöhnte Lina.

      Der Beikoch schob Henry die Teller mit den Steaks hin. Er schaufelte Zwiebel, Kartoffel und Gemüse darauf, appetitlich angerichtet. »Tisch drei«, sagte er.

      »Lass uns weitermachen, wir reden heute Abend.« Er nickte Lina zu.

      Kapitel 6

      Scarlett wachte auf. Eine Stunde war vergangen. Sie erfrischte sich und zog die Reithose über, die Philipp ihr mitgeben hatte. Sie schaute zu Grandma ins Zimmer, aber die alte Dame schlief noch. Jenny kam ihr im Erdgeschoß entgegen. »Viel Spaß«, wünschte sie und verschwand in der Küche.

      Scarlett nahm den Rover und fuhr zum Gut.

      Die Pferde standen gesattelt im Hof, von Philipp jedoch keine Spur.

      John, der Pferdepfleger kam aus der Stallanlage. »Hallo, Miss Scarlett.«

      »Hallo, John. Ist Lord Sinclair bei den Pferden?«

      »Ich weiß es nicht. Nachdem er mich angeblafft hatte, weil es ihm nicht schnell genug ging, stürmte er davon.«

      »Ich werde nachsehen. Sprechen Sie nicht so abfällig über Ihren Arbeitgeber, John. Sie erhalten einen anständigen Lohn für Ihre Arbeit.«

      Er zuckte mit den Schultern und ging zurück in den Stall.

      Scarlett eilte zum Wohnhaus. Sie hörte Philipp lautstark mit der Hausdame diskutieren. Als er sie erkannte,