»Gibt es Probleme?«, fragte Scarlett.
»Die gibt es zu jeder Zeit, auf einem Gut. Wir lassen uns den Tag nicht verderben«, entgegnete er.
Sie ließen die Pferde traben; sie kannten ihren Weg.
»Das wird einer der letzten schönen Tage sein. Das Wetter schlägt um. Dann regnet es tagelang, das ist normal«, sagte Philipp.
»Ich staune, über die Wetterlage hier in der Gegend, es ist mild«, entgegnete Scarlett.
»Das haben wir dem Golfstrom zu verdanken«, lachte er.
Nachdem sie die halbe Strecke hinter sich gelegt hatten, schlug Philipp vor: »Lass uns heute einen anderen Weg erkunden. Es gibt nicht weit von hier eine versteckte Bucht, die wenige kennen.«
Scarlett lachte. Dann lass uns einen schnelleren Gang einlegen.«
Die Pferde gingen in den Galopp über.
»Ist es noch weit?«, fragte sie.
»Wie sind gleich da.«
Minuten später erkannte sie von fern die Bucht. Das Felsgestein hing an dieser Stelle über.
»Ein verschwiegenes Plätzchen«, stellte Scarlett fest, als sie ankamen.
Philipp half ihr vom Pferd, hielt sie fest im Arm. Er schaute ihr in ihre warmen, rehbraunen Augen und strich über ihre rot goldene Mähne. »Du bist wunderschön, Scarlett.« Seine Stimme klang rau. »Lass uns hier verweilen und den Pferden Ruhe gönnen. Er gab ihnen einen Klaps und sie trotteten gelassen umher. Scarlett und Philipp standen unter der Felsenwand. Sie spürte, was auf sie zukam. Sie hatte darauf gewartet. Ihre Reitjacke hatte sie zur Seite gelegt. Darunter trug sie ein Top mit schmalen Trägern. Philipp hatte ein T-Shirt an, was seine Muskeln deutlich hervorbrachte.
In Scarlett regte sich eine unwiderstehliche Lust auf diesen Mann, der umwerfend sexy und erotisch auf sie wirkte. Sie vermutete, dass er das Gleiche dachte. Er legte sich in den warmen Sand, nicht ohne zuvor die Pferdedecke unter sie zu legen. Behutsam zog er sie zu sich herab. Ihr Haar verdeckte sein Gesicht. Mit beiden Händen schob er es nach hinten und küsste sie auf die Augen, die Nase, den Mund. Sie drückten sich aneinander und jeder musste den Herzschlag des anderen spüren. Ihr Unterleib zog sich lustvoll zusammen. Er streifte die Träger ihres Tops herunter. Langsam genießend, bis ihr wundervoller Busen frei lag. Er liebkoste ihre zarte Haut. Sie stöhnte. Es gab kein Halten mehr. Sie zerrten die Kleidung von sich und die Sehnsucht ließ sie ineinander verschmelzen. Wie zwei Verdurstende küssten und liebten sie sich. Später saßen sie zusammen gekuschelt am Boden und Philipp flüsterte ihr ins Ohr: »Ich liebe dich, Scarlett, es war schön mit dir.«
»Ja, Philipp, es war wunderschön.«
Sie schauten eine Weile auf das ruhige Meer.
Als sie zurückritten, schwiegen beide, berauscht von den ausgelösten Glücksgefühlen.
Auf dem Hof angekommen, sagte Scarlett: »Auf Wiedersehen, Philipp. Wir sehen uns übermorgen bei deinem Fest. Bis dahin werde ich mich um Grandma kümmern.«
»Mach das, Liebste.« Er küsste sie auf die Nasenspitze und führte die Pferde in die Box.
Scarlett schwebte auf Wolken. Philipp war ein wunderbarer Liebhaber. Er liebte sie, sagte er. Sollte sie das glauben oder war es im Rausch der Gefühle hervorgebracht?
Sie kannten sich erst vier Wochen. Konnte er da von Liebe sprechen? Liebte sie ihn? Sie mochte ihn. Er war unwiderstehlich. Ein toller Mann. Aber Liebe? Sie wusste es nicht. Obwohl ihr Herz schwer wurde, wenn sie daran dachte nach Deutschland zurückzukehren. Auf dem Fest werde ich ihm sagen, dass ich bald wieder abreise, nahm sie sich vor.
Sie stellte den Wagen in die Garage und ging strammen Schrittes in ihr Zimmer. Das intensive Gefühl seiner zärtlichen Umarmung, war noch nicht abgeklungen.
Scarlett hatte nicht damit gerechnet, das Grandma sie bemerkte. Sie stand vor ihrer Tür und rief: »Kind, ist was passiert?«
Scarlett seufzte. Warum dachte sie jedes Mal, es wäre was passiert? »Komm rein, Grandma.«
Da stand sie ohne Stock in der Tür und sagte: »Ich brauche ihn nicht mehr.«
»Wen, Grandma?«
»Siehst du es nicht? Den Stock.«
»Das ist wunderbar. Fühlst du dich standfest genug?«, fragte Scarlett besorgt.
»Absolut. Warum rennst du in dein Zimmer und kommst nicht in den Salon?«
»Das Reiten ermüdet mich. Und ich mache mir Gedanken, wie ich Philipp sagen soll, dass ich bald gehen muss.«
»Ach, Scarlett, für mich ist das viel schlimmer. Ich werde dich vermissen. Von mir aus kannst du bleiben.«
»Sag das meinen Eltern. Auch wartet die Arbeit auf mich.«
Gloria winkte ab. »Ich weiß. Komm mit runter. Es ist bald Zeit für das Abendbrot. Lass uns vorher noch ein Teechen trinken.«
»Einverstanden. Du gehst beachtenswert leichtfüßig die Treppe hinunter, Grandma. Ich bin froh für dich, dass nichts zurückbleibt.«
»Wem sagst du das. Ein Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, wäre nicht mein Ding.«
Auf dem Tisch im Salon stand die Glaskanne mit Tee, auf der Wärmeplatte. Scarlett befüllte zwei Tassen.
»Wie steht es mit dir und Philipp?«
Scarlett fand, dass ihre Beziehung zu ihm ihre Sache war. »Ich mag ihn. Mehr kann ich nicht sagen. Wenn ich erstmal weg bin, ist das kein Thema mehr.«
»So, so«, sagte Gloria.
Was ziehe ich an?, dachte Scarlett und lief in ihrem Zimmer auf und ab. Es ging um Pferde. Manche Gäste werden in Reitkleidern erscheinen, andere in salopper Kleidung oder elegant. Sie entschied sich für das kornblumenblaue Kleid mit dem schmalen Oberteil und dem glockigen Rock. Dazu Pumps, mit einem dickeren Absatz. Ihre widerspenstigen, gewellten Haare steckte sie mit einigen Kämmchen zurück und ihre vollen, schön geschwungenen Lippen bemalte sie mit einem warmen Rotton.
Grandma rief von unten: »Scarlett, Dr. Miller hat angerufen, er ist gleich da.«
»Auch das noch. An ihn habe ich nicht mehr gedacht«, murmelte sie. »Komme sofort.«
Sie kam die Treppe herunter, als er vorfuhr. Grandma und Jenny standen im Flur.
»Sie sehen wunderschön aus«, sagte Jenny aus ehrlichem Herzen und öffnete die Tür.
»Meine Enkelin, zauberhaft.«
Der Doktor hatte die Worte von Gloria gehört. »Ich stimme Ihnen zu. Wirklich entzückend«, gab er von sich.
»Genug des Lobes. Fahren wir, George.«
»Viel Spaß!«, riefen die Frauen hinterher.
»Ich fahre gerne mit Ihnen, aber Sie sind nicht als Aufpasser angestellt.«
»Ich verstehe. Sie sind volljährig, denke ich.«
Sie sah an seinem Gesicht, dass ihm dieser Hinweis nicht gefiel. Aber das war ihr egal. Er war ein Bekannter, mehr nicht. Das musste ihm klar sein.
Als sie die vielen Menschen sah, wäre sie gerne umgekehrt. Außer Philipp und Dr. Miller kannte sie niemand.
Als Philipp sie ankommen sah, lief er ihnen entgegen. Fragend schaute er Scarlett an. »Seien Sie Willkommen«, grüßte er. »Doktor, stürzen Sie sich ins Vergnügen. Sie werden bekannte Gesichter treffen.« Er nahm Scarlett am Arm und führte sie weg von dem Trubel. »Warum kommst du mit ihm in Begleitung?«
»Ist nicht meine Schuld, Philipp. Grandma hat es arrangiert. Sie war der Meinung, es schickt sich nicht, alleine zu gehen. Es ist alles gut. Ich habe ihm klargemacht, dass er mir lediglich als Fahrer dient.«
Philipp