Leichenwasser. Christina Kreuzer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christina Kreuzer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741852022
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Vorsichtig pustete sie Boschi Luft ins Gesicht. Erst reagierte er nicht, dann drehte er sich plötzlich zur Seite und brummelte in das Kopfkissen. „Ich liebe Dich auch!“

      „Aufstehen Schatz!“ Boschi zeigte keinerlei Reaktion. „Du willst es also nicht anders haben!“ Jette fing an Boschi zu kitzeln. „Aufstehen!“

      „Haha!“ Boschi zuckte herum und stürzte sich auf Jette. „Das gibt Rache!“ Boschi hockte sich blitzschnell auf ihrem Bauch, hielt ihre Arme neben dem Kopf fest und leckte wie ein Hund Jettes Gesicht.

      „Igitt! Geh runter von mir!“, lachte Jette und versuchte sich zu befreien. „Ich geb auf!“

      Boschi hielt inne und küsste Jette zärtlich. Dann sprang er nackt aus dem Bett und streifte seine Jeans über. „Ich geh schnell duschen Schatz.“

      Jette lag noch eine ganze Zeit lang glücklich im Bett und dankte Gott für den wunderbaren Menschen, der ihr Leben verändert hatte. Ruhig schaute sie sich um, ihr Blick ging zufällig zur Uhr. „Scheiße! Schon 11 Uhr!“ Jette sprang auf, rannte nach unten in die Küche und zuckte überrascht zusammen.

      „Guten Morgen, mein Kind! Hast du gut geschlafen?“ Hilde von Jettenbach war unvermutet früh zurück aus dem Krankenhaus und packte gerade frische Semmeln aus.

      Jette wusste im ersten Moment nicht, wie sie reagieren sollte. Ihre Mutter hatte sicher bemerkt, das Boschi nicht auf dem Sofa geschlafen hatte. „Ah, gut. Wie geht es Paps?“, versuchte Jette abzulenken.

      „Besser! Am Montag darf er aufstehen und wahrscheinlich am Mittwoch nach Hause. Musste Robert schon wieder zurück nach Starnberg?“

      Jette wurde schlagartig rot im Gesicht. Mama anlügen half eh nicht. Boschi würde gleich frisch geduscht und freudestrahlend die Treppe herunter kommen. „ Nein Mama, er hat oben, bei mir geschlafen!“, gab Jette schüchtern zu.

      „Das hab ich mir schon gedacht. Du hast ihn ja, seit er hier ist, in einer Tour angehimmelt. Hast du dich in ihn verliebt?“

      „Ja! Er ist ein wundervoller Mann, Mama“, schwärmte ihr Jette freudestrahlend vor.

      „Ich finde, ihr seid ein hübsches Paar! Wie alt ist Robert eigentlich?“

      „Vierzig. Sag jetzt ja nicht, Boschi ist zu alt für mich?“ Jette sah ihre Mutter fragend an.

      „Keine Angst mein Kind. Nein, das Alter ist doch heutzutage unwichtig. Liebe kennt keine Altersunterschiede. Ich frage nur wegen der Babysöckchen, hihi!“

      „Mama! So weit ist es noch lange nicht. Wir kennen uns doch …“

      „Guten Morgen, meine Damen!“ Boschi kam vom Duschen. „Was ist noch nicht so weit?“

      „Äh, der Kaffee!“, bemerkte Hilde von Jettenbach gedankenschnell, während Jette grinsend eine Semmel aufschnitt. „Robert schau doch gleich mal, ob der Kaffee inzwischen durchgelaufen ist und bring die Kanne mit!“

      Boschi setzte sich an den Frühstückstisch und wunderte sich, weil sich Jette und ihre Mutter nicht weiter unterhielten. Boschi tastete mit den Fingern in sein Gesicht und blickte dann von oben nach unten auf seine Kleidung. „Hab ich noch Schaum auf dem Kopf? Ich bin frisch geduscht, hab alles richtig herum an und der Hosenschlitz ist auch zu, haha! Stimmt etwas nicht? Geht es Franz etwa schlechter!“

      „Hihi! Nein Boschi, alles OK bei Paps!“ Jette stand auf und küsste Boschi liebevoll auf die Wange. „Ich hab Mama nur von uns beiden erzählt, Schatz!“

      „Ach geh zu!“ Boschi war erst mal richtig perplex, wie offen Mutter und Tochter miteinander umgingen. Jetzt hatte es ihm die Sprache verschlagen. „Jette hätte wirklich noch ein wenig warten können, ihr Verhältnis preiszugeben. Was soll`s! Die Familie Jettenbach ist ehrlich zueinander und ich lieb Jette einfach zu sehr, um ihr böse zu sein. Jetzt gibt es keine Heimlichtuerei und man kann ganz offen reden“, dachte sich Boschi und war froh über Jettes mutiger Aktion. Die Stimmung beim Frühstück war danach locker und harmonisch und Boschi bemerkte, wie ihn Jette bei jeder Gelegenheit anlächelte. Sie war einfach verliebt und Boschi ging es nicht anders.

      Nach dem Frühstück packte Boschi seine wenigen Sachen zusammen, während Jette und ihre Mutter den Tisch abräumten. Boschi musste sich schweren Herzens verabschieden. „Jette, kommst du noch mit nach draußen?“

      „Wieso? Musst du schon weg? Bleib doch noch bis Sonntag“, sagte Jette überrascht.

      „Ich muss Jette! Meine Minka vermisst mich bestimmt schon und wartet auf ihr Futter. Ich bin ja mitten in der Nacht los und konnte den Nachbarn nicht Bescheid geben, mal nach der Katze zu schauen.“

      Besorgt dachte Jette an Boschis Hauskatze. „Ach so, ja natürlich! Schade, ich hab ja ganz vergessen, das zuhause eine weitere Liebschaft auf dich wartet!“

      Boschi verabschiedete sich von Frau von Jettenbach mit einer Umarmung. Jette begleitete ihn nach draußen zu seinem VW Käfer. Zum Abschied küssten sie sich leidenschaftlich, Boschi spürte ein verlangendes Zittern in Jette und er versuchte seine aufkommende Erregung zu unterdrücken. Boschi löste die Umarmung und strich Jette die langen blonden Haare aus dem Gesicht. „Ich liebe dich!“

      „Ich liebe dich auch, Boschi!“, schluchzte Jette und war den Tränen nahe. Boschi stieg in sein Auto und kurbelte schnell die Scheibe der Beifahrertür herunter.

      „Jette, warte! Fast hätte ich es vergessen. Äh, du musst ja am Montag auch wieder arbeiten. Könntest du vielleicht schon am Sonntag losfahren. Ich möchte gerne am Abend für dich kochen.“

      „Du kannst Kochen?“ Jette schmunzelte bei der Vorstellung. Boschi in Kochschürze! „Ich freue mich Schatz. Soll ich vorsichtshalber Pizza mitbringen, hihi!“

      „Da gibt`s gar nichts zu lachen! Warte nur, du wirst dich wundern!“, rief Boschi durch das Fenster, startete den Motor und fuhr hupend los.

      *

      Am Nachmittag besuchte Jette, zusammen mit ihrer Mutter, ihren Vater im Krankenhaus. Ihm ging es wesentlich besser. Er wollte unbedingt aufstehen, machte bereits Späße und hielt das Pflegepersonal auf Trab. Jette hatte mit ihrer Mutter vereinbart, ihren Vater noch nichts von der Beziehung zwischen ihr und Boschi zu erzählen. Wenn er wieder gesund war, wollte es ihm Jette unbedingt selbst sagen. Am Abend ging sie mit ihrer Mutter chinesisch essen. Jette konnte die ganze Zeit keinen klaren Gedanken fassen. In ihrem Kopf drehte sich alles um ihre Liebe zu Boschi. Später, vor dem Einschlafen, als sie allein in ihrem Bett lag, wünschte sie sich, er wäre bei ihr. Vergeblich schnüffelte sie am Kopfkissen, ob es vielleicht noch den angenehmen Geruch von Boschi behalten hatte. Sie vermisste ihn schon jetzt. „Hoffentlich ist es bald Sonntagabend!“, dachte Jette mehrmals, bevor sie endlich einschlief.

      *

      Jette besuchte am Sonntagmorgen nochmal ihren Vater im Krankenhaus, dem es von Tag zu Tag besser ging. Beruhigt über seinen Gesundheitszustand stieg sie in ihr Auto und fuhr zurück nach Percha, in der Nähe von Starnberg, in ihre kleine Zweizimmerwohnung, um sich für Boschi hübsch zu machen. Sie konnte es kaum erwarten Boschi in die Arme zu schließen und wusste natürlich wieder mal nicht, was sie anziehen sollte. Die Hitzewelle der letzten Tage hielt weiter an und die Wettervorhersage sagte 29 Grad mit einzelnen Gewittern voraus. Jette entschied sich schließlich für einen kurzen Jeansrock und einem floralen T-Shirt, dazu flache Ballerinas. Einen schwarzen Bikini zog sie anstatt Unterwäsche drunter, denn Boschis Haus besaß eine große Terrasse und vielleicht konnte sie ja vor dem Abendessen noch ein wenig Sonne tanken. Jette war viel zu früh dran. Es war erst vier Uhr, als sie bei Boschi ankam. Sie hoffte, er war ihr nicht böse über den vorzeitigen Besuch.

      Boschi lag auf einer Holzliege unter einem riesigen, terracotta farbenen Sonnenschirm im Schatten. Er hatte sich gerade ein kühles Weißbier eingeschenkt und eine seiner filterlosen Zigaretten angezündet. Damit er nicht die ganze Zeit am Herd stehen musste und genügend Zeit