Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rudolf Jedele
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737577434
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ausgeführt wurden, was einen ausgezeichneten Sitz des Reiters signalisierte. Alles in allem ein Reiter, der ohne jeden Zweifel einen ernst zu nehmenden Gegner abgeben würde.

      Shandra rutschte vom Baum und lief zurück an den Bach um sich zu bewaffnen. Shaitan ließ er frei laufen, ein einzelner schwarzer Hengst von Shaitans Schönheit und Ausstrahlung würde ganz sicher genug Ablenkung darstellen, um Shandra einen Vorteil durch Überraschung zu sichern. Während der Zeit, die verging bis Shandra seinen Sattel in einem Gebüsch versteckt, seinen Bogen gespannt und einen Köcher mit Pfeilen umgehängt hatte, war der fremde Reiter am Saum des Pappelhains angekommen, nun hörte Shandra das Knacken von Ästen, als der Reiter durch das dichte Unterholz kam und ebenfalls der Wiese am Bach zustrebte.

      Wenige Schritte von Shandra entfernt gab es eine ziemlich große Buschgruppe, in die ein paar Wildwechsel hinein und auch wieder hinaus führten. Gut ausgetretene Pfade von großen Antilopen, Hirschen oder Wildschweinen denen Shandra in die Büsche hinein folgen konnte, ohne eigene Spuren zu hinterlassen. Shaitan hatte seinen Herrn und Freund aus einiger Entfernung aufmerksam beobachtet und begriff, dass etwas geschehen würde, dass nicht alltäglich war. Seine natürliche Vorsicht wurde noch gesteigert und der Hengst konzentrierte sich wieder auf die Geräusche, die der fremde Reiter bei seiner Annäherung verursachte.

      Ein ziemlich unvorsichtiger Reiter, denn er machte viel zu viel Lärm bei seinem Weg durch das Unterholz. Oder ein unbekümmerter Reiter, einer der nicht mir etwas rechnete, das ihm gefährlich werden konnte. Jetzt kam er aus dem Schatten der Pappeln hervor und blieb am Rand der Wiese kurz stehen, bot so Shandra eine ausgezeichnete Gelegenheit ihn zu studieren, denn die Entfernung zwischen ihm und dem Fremden betrug kaum fünfzig Schritte.

      Als erstes stellte Shandra fest, dass es sich nicht um einen Reiter sondern um eine Reiterin handelte. Und zwar um eine sehr attraktive Reiterin. Sie hatte langes, dunkelbraunes und leicht gelocktes Haar, das sie offen trug, nur von einem Stirnband soweit gebändigt, dass es nicht ins Gesicht hing. Sie trug ein ledernes Reithemd, das allerdings die rechte Schulter und die rechte Brust unbedeckt ließ, was Shandra einen Anblick bescherte, auf den er mit einer einfach nur männlichen Regung reagierte. Die Reiterin war schlank und doch schien sie über hervorragende Proportionen zu verfügen, ihre langen Beine schmiegten sich an den Körper ihres Pferdes und sorgten so für den Eindruck, Pferd und Reiterin bildeten eine harmonische Einheit.

      So schön der Anblick der Reiterin auch war, der Anblick des Pferdes war es ebenfalls wert, länger hinzusehen.

      Ein Hengst. Das war unschwer an seiner ganzen Aufmachung zu erkennen.

      Ein großes Pferd, mindestens eine Handbreit höher als Shaitan und mit einem Körperbau, der Schnelligkeit, Ausdauer und dennoch genügend Wendigkeit signalisierte.

      Dazu ein Hengst in einer ausgezeichneten Verfassung. Der mächtige Hals mit dem dichten, schwarzen Behang, der muskulöse Rücken, die starke Hinterhand und der lange, seidig glänzende und ebenfalls schwarze Schweif, dazu die schlanken Beine, die sich leicht und sicher bewegten. Das glänzende Fell von der Farbe reifer Kastanien, alles zusammen ergab einen Anblick den ein Reiter wie Shandra absolut genießen konnte, auch wenn es sich bei der Fremden möglicherweise um einen Feind handelte.

      Außerdem, auch das erkannte Shandra in einem Augenblick, die Fremde war trotz ihrer eigenen Schönheit und der Schönheit ihres Pferdes nicht in friedlicher Absicht unterwegs, denn sie war bewaffnet wie eine Kriegerin.

      Sie trug ein Schwert auf dem Rücken und eine Lanze unter den linken Arm geklemmt. An den Füßen trug sie hochschäftige Mokassins und zumindest am Schaft des linken Stiefels war eine Messerscheide mit eingearbeitet und ein ziemlich kräftiges Messer stak in dieser Scheide. Ihre Beine waren nackt und um die Hüfte trug sie eine Art Lendentuch, das an den Seiten bis zum Gürtel offen war. Am Sattel hingen auf der einen Seite ein Bogen aus dunklem Holz und eine lange, zusammen gerollte Peitsche, ähnlich den Treiberpeitschen, wie Shandra sie bei den Mauren kennen gelernt hatte. Auf der anderen Seite hing ein Köcher am Sattel, aus dem mindestens zwanzig Pfeile mit einer graubraunen Befiederung ragten. Außerdem hing dort ein glänzender Helm mit Falkenflügeln als Helmzierde.

      Eine schöne, fremde und sehr unvorsichtige Kriegerin, die dort am Rand des Pappelwäldchens stehen geblieben war, denn in diesem Moment war ihr Hengst auf Shaitan aufmerksam geworden hatte sofort den potentiellen Rivalen, einen weiteren starken Hengst in ihm erkannt. Der Braune begann schnaubend zu tänzeln, stieg und schlegelte mit den Vorderbeinen die Luft, während seine Reiterin wie angegossen auf seinem Rücken saß und nicht einmal auch nur andeutungsweise in die Zügel griff, um den Braunen zur Ordnung zu rufen. Sie fühlte sich offenbar so sicher, dass sie ihrem Hengst die Spielchen im Angesicht eines Wildhengstes erlaubte. Sie fühlte sich sogar so allein, dass sie mit Shaitan zu reden begann, ihn eine schwarze Schönheit nannte und ihn fragte, ob er denn ganz allein sei, wo er seinen Herrn und wo sein Harem gelassen habe. Ein so schöner und starker Hengst war doch bestimmt Herr über eine große Stutenherde, oder?

      Natürlich antwortete ihr Shaitan nicht. Er führte sich aber tatsächlich wie ein echter Wildhengst auf, tanzte steigend und laut wiehernd vor den Fremden herum und lenkte die Kriegerin dadurch so sehr ab, dass sie vor Schreck fast vom Pferd gefallen wäre, als sie plötzlich von ihrer rechten Seite her, aus dem Gebüsch heraus von einer Männerstimme angesprochen wurde:

       „Es ist ziemlich leichtsinnig, sich in einem fremden Land dem Anblick eines Pferdes so hinzugeben, dass man vergisst, die Zeichen der Natur zu lesen. Wer bist du, Kriegerin, dass du dir diesen Luxus leisten kannst?“

      Die Frau zuckte zusammen, ihr Hengst kreiselte auf ihren Schenkeldruck hin herum und tat dann seinen Instinkten gehorchend einen Sprung zur Seite ehe er gleich darauf rückwärts weg tänzelte. Beide, Frau und Pferd starrten erschrocken an die Stelle, von wo die Stimme erklungen war.

      Dort am Gebüsch, nur noch fünf Schritte entfernt, stand plötzlich ein schlanker, aber bewaffneter Mann mit langem, kohlschwarzem Haar, das an den Schläfen zu Zöpfen geflochten war und sah mit intensiv blitzenden, smaragdgrünen Augen und einem kleinen Lächeln im Gesicht zu ihnen her. An beiden Seiten des Mannes aber standen zwei riesige, schwarzgraue Wölfe und deren gelbe Augen funkelten bedrohlich und ihre Körperhaltung signalisierte Angriffsbereitschaft.

      Shandra registrierte voller Bewunderung, wie die Frau auf die Bewegungen ihres Hengstes reagierte und wie sie diesen nun, da sich die Situation verändert hatte, mit leichtesten Korrekturen an die Schenkel nahm und wie das prachtvolle Pferd auf die Hilfen seiner Reiterin reagierte. Das war hohe Kunst, die Frau hätte in Shandras Escadrons mit reiten können.

       „Thors Hammer, was soll das! Wieso schleichst du hier herum und erschreckst harmlose Reisende?“

      Shandra bemerkte sehr wohl, dass die Finger der Frau jetzt ihre Lanze fester gepackt hielt als zuvor, denn die Fingerknöchel an ihrer Faust waren plötzlich weiß geworden. Auch der braune Hengst stand plötzlich wie ein Standbild, hatte nach einem halben Schritt rückwärts die Beine tief unter dem Körper und war somit bereit, aus dem Stand heraus nach vorne los zu springen. Wirklich, die beiden waren auf eine Art auf einander eingespielt, wie sie nur durch intensives Üben und durch das Wissen, worauf es ankam entstand.

       „Ich schleiche nicht herum, ich war längst da, als du ankamst und ich bin ein vorsichtiger Mann, deshalb wollte ich erst wissen, wer da wie eine Herde wilder Stiere durch den Wald rumpelt. Wenn du erschrocken bist, dann tut es mir leid, es war nicht meine Absicht. Aber es ist auch nicht meine Schuld, wenn du wegen der Schönheit eines Pferdes deine Umwelt aus den Augen verlierst. Aber nun sag schon, wer bist du, harmlose Reisende mit einer eingelegten Lanze und einem zum Angriff bereiten Hengst?“

      Die Reiterin konnte kein schlechter Mensch sein. Sie reagierte auf Shandras spöttischen Bemerkungen ganz auf die Art, wie es junge Mädchen und Frauen manchmal tun. Sie wurde erst blass, dann rot, dann schnippisch und antwortete:

       „Ich bin Alaxandra, vierte Tochter der Königin Siroba, Herrscherin über das Volk der Sarmat. Und wer bist du, der du dich einen vorsichtigen Mann nennst?“

      Normalerweise war Shandra nicht zurückhaltend, wenn es darum ging, seinen Namen zu nennen, doch an diesem