Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rudolf Jedele
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737577434
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      Widerspenstige Frauen gingen ihm auf die Nerven und etwas Bockbeinigeres als diese schöne Amazone war ihm noch nicht oft begegnet. Als sie eingeschlafen war, begann er sich um den braunen Hengst zu kümmern und der Bursche war froh darum. Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt, danach war Schluss mit Lustig. Er ließ sich erstaunlicherweise leicht dazu überreden, Wasser aus einem getrockneten Pansenmagen zu trinken, doch für nichts auf der Welt hätte er seinen Platz neben seiner Herrin verlassen. Er bewegte sich gerade mal so viel von der Stelle, wie notwendig war, um den Schatten über der Amazone zu erhalten, mehr ging nicht. Selbst dann nicht, als Shaitan heran getrabt kam und ihn aus der Nähe beäugte und beschnupperte und dann - typisch Hengst – mit stampfendem Vorderbein eine Herausforderung anbrachte. Der Braune hatte eine Aufgabe seiner Herrin gegenüber übernommen und weigerte sich, diese aufzugeben.

      Die Sonne war schon über den Zenit hinaus, als Alaxandra sich zum ersten Mal wieder bewegte. Shandra hatte mittlerweile ein paar fette Steppenhühner gefangen und garte zwei davon in einer mit Glut gefüllten Grube neben dem Feuer, das seit geraumer Zeit brannte. Er hatte die Steppenhühner mit Heu und Kräutern gefüllt und eben einen der Erdöfen offen gehabt um den Garungszustand der Hühner zu überprüfen. Vielleicht war es der verführerische Duft gewesen, der die Amazone aufwachen ließ oder aber sie war einfach erholt genug, um wieder wach zu sein. Sie räkelte sich wie eine große Katze, sie gähnte noch einmal herzhaft, dann erhob sie sich auf die Knie, kroch zu Shandra ans Feuer, schmiegte sich schnurrend wie eine Katze an den fremden Krieger und fragte:

       „Es riecht so gut hier, was gibt es denn zu essen, vorsichtiger Mann aus den Bergen?“

       „Salz? Brot? Was war es noch, was du wolltest?“

       „Salz und Brot sind ein guter Anfang. Doch zuerst sag mir, was hast du mit mir gemacht, dass ich so lange ohne Bewusstsein war?“

       „Ich habe dir einen Stein an den Kopf geworfen, um dich nicht umbringen zu müssen. Dummerweise hat dich der Stein an einer vielleicht schon ziemlich empfindlichen Stelle getroffen. Ich schätze, du hattest so etwas wie eine Gehirnerschütterung.“

       „Du hast mich mit einem Steinwurf besiegt? Mit einem simplen, blöden Stein? Ich fasse es nicht. Und was bedeutet, ich hatte eine Gehirnerschütterung? Eine Gehirnerschütterung vergeht nicht in weniger als einem halben Tag, das war etwas anderes?“

       „Ich wüsste zwar nicht was, aber wenn du meinst, dann belassen wir es doch dabei, nicht wahr?“

      Alaxandra war während der Unterhaltung aufgestanden und zu Shandra herüber gekommen. Doch zuerst hatte sie ihre Arme um den Hals ihres Braunen geschlungen und ihm mit zärtlicher Stimme dafür gedankt, dass er ihr Schatten gespendet hatte. Dann erst setzte sie sich zu Shandra und sah ihn lange und sinnend an. Sie studierte den Mann und es gab eine Menge zu studieren, denn Shandra hatte sich während der Mittagshitze des größten Teils seiner Kleidung entledigt und trug nun außer einem Lendenschurz aus weichem Rehleder nichts mehr am Körper, das etwas verhüllt hätte. Die Amazone konnte also einen Körper bestaunen, wie sie ihn noch nicht bei einem Mann gesehen hatte. Es war der Körper eines Jägers und Kriegers, denn an diesem Körper gab es keinen Muskel, der nicht perfekt entwickelt gewesen wäre. Alaxandra konnte unschwer erkennen, dass an diesem Mann alle Bewegungsorgane, Bänder, Sehnen und Muskeln auf maximale Belastbarkeit entwickelt waren und sie mit Reflexen rechnen musste, die es ratsam werden ließen, einen Kampf mit diesem Mann – egal mit welchen Waffen – zu vermeiden. Von einer Art des Kampfes abgesehen, diese aber reizte sie umso mehr, je länger sie Shandra betrachtete. Sie behielt ihre Erkenntnisse und Überlegungen für sich, stattdessen stand sie erneut auf und ging die wenigen Schritte zum Flussufer hinunter. Dort entledigte sie sich rasch aller Kleider und sprang dann kopfüber ins Wasser um sich abzukühlen, ein wenig zu schwimmen und sich zu säubern.

      Das Wasser war kühl und sauber und erfrischte und sie fühlte sich pudel wohl dabei, in den Wellen des kleinen Flusses herum zu plantschen. Sie schwamm in kräftigen Zügen ein gutes Stück flussaufwärts, dabei entdeckte sie in der Uferböschung Kräuter, die sie auch von ihrer Heimat her kannte. Seifenkraut bildete einen wundervoll weichen Schaum, mit dem sich besonders die Haare sehr gut waschen und pflegen ließen. Sie ließ sich von der Strömung wieder bis zum Lagerplatz treiben, paddelte ans Ufer, tauchte kurz unter und begann dann ihre Haare zu waschen und sich auch sonst am ganzen Körper zu reinigen. Anschließend spülte sie den Kräuterschaum ab kletterte aus dem Fluss, stellte sich nackt wie sie war in die Sonne, streifte sich das Wasser mit den Händen vom Körper und ließ sich von der Luft und den Sonnenstrahlen trocknen.

      Shandra hatte sie natürlich ebenso beobachtet und studiert, wie er von ihr beobachtet und studiert worden war. Er kam zu einem Ergebnis, das dem Alaxandras ziemlich ähnlich war. Allerdings nicht so ähnlich, dass er zwingend ins Wasser gemusst hätte, stattdessen begann sich sein Lendenschurz in einer Art kleines – und doch wieder auch gar nicht kleines – Zelt auszubeulen.

      Alaxandra wiederum registrierte diese durch und durch männliche Reaktion auf den Anblick ihres nackten Körpers mit Genuss. Mehr noch, sie zögerte auch nicht, den ersten Schritt zu tun und es dem jungen Krieger ganz leicht zu machen.

      Amazonen waren nie prüde gewesen und sie dachte nicht im Traum daran, denn Anfang damit zu machen.

      Kurze Zeit später lag Shandra auf dem Rücken und wurde von der Amazone in einem wilden Ritt durch die Sphären der Lüste getrieben. Sie ritt ihn stöhnend und jauchzend, nannte ihn einen starken Hengst und nahm, was immer Shandra ihr zu bieten hatte. Also genug, auch für eine Frau, deren letztes erotisches Abenteuer mehrere Monate zurück lag.

       „Sind alle Amazonen wie du?“

       „Ich weiß zwar nicht genau, was du mit dieser Frage meinst, aber ich die Anführerin einer Hundertschaft – wir nennen das eine Schwadron – und das nur, weil ich in allem besser bin, als meine Kriegerinnen.“

      Alaxandra lächelte ein wenig spitzbübisch, als sie Shandras Frage beantwortete, doch dann fuhr sie bereits wieder ernst fort:

       „Nun solltest du mir aber endlich meine Fragen beantworten. Ich weiß immer noch nicht, wie du heißt, wer du bist, woher du kommst und was für Ziele du hast.“

       „Das sind ja auch viele Fragen auf einmal, die kann kein Mann einfach so beantworten. Aber was ich dir sagen kann, habe ich dir gesagt. Ich bin ein Mann der Berge. Mein Name ist Shandra und ich bin ein Jäger aus dem Hochland nordwestlich von Ronda. Ich bin auf dem Weg nach Osuna, spätestens dort treffe ich mich mit ein paar Freunden. Es kann aber auch schon früher passieren. Das Treffen meine ich. Und weshalb bist du allein und so weit von deiner Heimat in Al Andalus unterwegs?“

       „Ich bin nicht allein. Ich habe genügend Begleitung. Ich bin nur ein wenig allein voraus geritten, weil mir etwas langweilig war. Ich sagte bereits, dass ich die Anführerin von hundert berittenen Kriegerinnen der Sarmat - Amazonen bin und meine Kriegerinnen werden mich spätesten bis Sonnenuntergang eingeholt haben, wenn ich hier bleibe. Unsere Schamana zu Hause hatte vor etwa zwei Jahren eine Vision. Es soll hier in Al Andalus einen mächtigen und überaus starken Kriegsherrn geben, der den Invasoren von den nebligen Inseln eine überaus schmerzhafte Abreibung verpasst hat. Unsere Schamana hat angeordnet, dass eine unserer Schwadronen nach Westen reiten und sich diesem Kriegsherrn anschließen muss, damit wir von ihm lernen.

       Der Kriegsherr nennt sich Shandra el Guerrero. Hast du schon von ihm gehört?“

       „Ich kenne einen Mann, der sich Shandra el Guerrero nennt. Allerdings weiß ich nicht, ob man ihn als großen Kriegsherrn bezeichnen kann. Ich kenne ihn nur als einen Mann, der den Frieden liebt und versucht im Einklang mit der Natur zu leben.“

      Alaxandra starrte Shandra konsterniert an. Sie wollte nicht glauben, was sie soeben gehört hatte. Sie war seit fast zwei Jahren unterwegs, um der Vision der Schamana zu folgen und nun sollte sie anstatt auf einen wilden Krieger auf einen, die Natur liebenden Philosophen treffen? Zum ersten Mal auf ihrer Reise hatte sie überhaupt einen Hinweis darauf bekommen, dass