Weltenreise. Julia Beylouny. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julia Beylouny
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738004298
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neugierig in die Runde. „Ich würde sagen, ich besorge uns ein paar Drinks?“

      „Hey, Kate, was willst du trinken? Bonnie hat einen Ausweis dabei. Sie bekommt alles, was dein Herz begehrt.“

      „Für mich vielleicht später. Danke.“

      Bonnie rollte mit den Augen, bevor ihr Pferdeschwanz fast in Kriemhilds Gesicht klatschte. Die Musik dröhnte über den Pier und eine riesige Schlange tanzender Jugendlicher bewegte sich in die Mitte des Stegs.

      „Hallo, ihr Süßen!“ Jason drängte sich dreist zwischen die Mädchen und alle grinsten ihn an. Kriemhild schaute weg. Ihr war klar gewesen, dass sie James und ihm dort begegnen würde, aber das machte die Sache nicht angenehmer. Nachdem er sich den Begrüßungs-Lipgloss seiner Fangemeinde von der Wange gewischt hatte, kam er zu ihr.

      „Welch übergroße Freude, dich wiederzusehen. Hast du Lust auf einen Tauschhandel? Deinen Namen gegen einen Drink?“

      „Danke. Ich bin nicht durstig.“

      „Hey, Jason! Ihr Name ist Kate. Bekomme ich jetzt den Drink?“

       „Tut mir leid, Brooke. Dir hätte ich ein anderes Angebot gemacht.“

       Kriemhild drehte sich zur Seite und schaute aufs Meer hinaus. Die Sonne stand über der Bay. Nicht mehr lange und sie würde untergehen.

      Vielleicht sollte ich daheim sein, bevor es dunkel wird?, dachte sie. Es war keine gute Idee gewesen, herzukommen.

      „Wie gefällt euch denn dieser ultimative Eröffnungsgig?“ Jason stand mit geschwollener Brust vor seinen Anhängerinnen.

      „Es ist der Wahnsinn! Wie jedes Jahr, Jay!“

      „Danke, Kelly. Du solltest abwarten, bis wir die Leuchtraketen und das Feuerwerk abschießen.“

      Brooke stupste Kriemhild an. „Hey, hast du das gehört? Ein Feuerwerk! Ich kann’s kaum erwarten.“

      „Brooke, darf ich deine Kate entführen? Sicher hat sie den Pier noch gar nicht richtig gesehen.“

      Etwas beleidigt nickte sie auf seine Frage hin und zuckte mit den Schultern. Brooke gefiel anscheinend nicht, dass Jason sie kaum eines Blickes würdigte. Er fing eine Haarsträhne aus Kriemhilds Pony und legte sie hinter ihr Ohr. Sie wich zurück.

      „Kommst du? Wenn du willst, gehe ich das Stück mit dir. Der Pier ist etwa 150 Meter lang. Dort hinten hat man einen ausgezeichneten Blick rüber nach Martha’s Vineyard.“

      Sie wollte nein sagen, als ihr Handy piepte. Eine weitere Nachricht von Justus.

      Es war falsch, meinen Anruf zu unterdrücken. Ich weiß, dass du weg bist. Aber egal wo, ich finde dich, verlass dich drauf. Ich weiß zufällig, dass du mich liebst.

      „Weißt du was, Jason? Ich würde den Pier sehr gern sehen.“ Sie verstaute das Telefon in ihrer Tasche und schob sich hinter ihm her durch die Massen.

      Er trug eine kunterbunte Caprihose und ein fast komplett aufgeknöpftes weißes Hemd, um seine riesigen Tattoos geltend zu machen. Seine muskulösen Oberarme und das straffe Sixpack verrieten, dass Jason viel Zeit in hartes Training investierte. Doch all das imponierte Kriemhild nicht wirklich.

      Die Sache mit Justus machte ihr mehr zu schaffen, als sie zugeben wollte. Ein Kloß in ihrem Hals ließ sich einfach nicht hinunterschlucken. Sie zwängten sich durch die tanzende Menge, die das Holz des Piers zum Knarren brachte. Gleich hinter dem DJ war eine Cocktailbar. Ein riesiger Typ reichte Jason im Vorbeigehen einen Becher mit einem Getränk.

      „Hey, Joe, hast was gut bei mir!“, rief er grinsend.

      Nach etwa hundert Metern endeten die Partystände, die sich auf den Anfang und die Mitte des Stegs konzentrierten. Sie ließen das wilde Gedränge hinter sich. Jason zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und bot sie Kriemhild an. Sie ignorierte ihn, aber er nahm sich eine und zündete sie an, während er sie aus den Augenwinkeln musterte.

      „Was für Tugenden hast du sonst noch?“

      Dieser dämliche Justus!, dachte sie. Wieso bildete er sich ein, sie würde ihn lieben?

      Ein paar knutschende Jugendliche kamen ihnen entgegen, aber sonst war dort kaum jemand.

      Die Wellen trugen kleine Schaumkronen. Nicht gerade das ideale Strandwetter, wie Kriemhild fand. Jason legte seinen Arm um ihre Schulter. Sie schüttelte ihn ab.

      „Hey, werd mal locker, Kate. Vielleicht ‘nen Schluck Cola?“ Er blies ihr den Rauch seiner Kippe ins Gesicht. Ohne ihn anzusehen, nahm sie den Becher aus seiner Hand und trank. Zwei ziemlich große Schlucke. Es schmeckte scheußlich.

      „Na siehst du, geht doch. Das mit heute Morgen tut mir übrigens leid. Wir wollten dir auf der Straße keine Angst einjagen.“

       „Habt ihr auch nicht.“

      „Was ich dir noch sagen wollte, du siehst echt heiß aus. Ich wette, am ganzen Strand bis runter nach Woods Hole gibt es kein Mädchen, das es mit dir aufnehmen kann.“

      Ob Justus Sara so lange unter Druck setzen würde, bis sie ihm verriet, wo sie sich aufhielt?

      Am Ende des Piers tauchten James und ein dritter Junge auf, dem Kriemhild bis dahin nicht begegnet war. Sie standen mit den Händen in den Taschen da und schauten sie an, als warteten sie auf etwas. „Hier, trink noch was, ich mag nicht mehr.“

      Sie nahm ein paar Schlucke und schmiss den halbvollen Becher ins Meer, was sonst gar nicht ihre Art war. Jason reagierte ziemlich verärgert und pöbelte sie gleich an.

      „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dich für Umweltschutz interessierst?“, antwortete Kriemhild. Urplötzlich machte sich Übelkeit in ihrem Magen breit. Sie hatte bereits zu viel Zeit mit ihm vergeudet. Von Martha’s Vineyard war auch nichts zu sehen. Es war zu diesig. Sie erreichten das Ende des Stegs. Die Sonne versank eben im Westen, es wurde windig und sie fröstelte.

      Ein plötzlicher Schwindel ließ sie taumeln, als sie sich umdrehte, um zurückzugehen.

      „Wo willst du denn hin?“ Jason hielt ihren Arm fest, während James und der andere näher kamen. Sie stießen ihre Schultern gegeneinander und lachten.

      „Ich hatte gehofft, du kommst eine Runde mit mir schwimmen, Katie?“

      Jason zog Kriemhild an sich. Seine Stimme hallte blechern in ihr nach. Ihr war übel.

       „Lass mich los!“ Die Worte fielen lallend von ihren Lippen. „Mir geht es nicht besonders. Außerdem kann ich nicht schwimmen.“

      Sie griff nach dem Holzgeländer, um nicht umzufallen. Was geschah mit ihr?

      „Setz dich her zu mir. Du solltest dich ein wenig ausruhen.“

      Jason zog sie hinab auf die Holzbohlen, während sie versuchte, mit aller Kraft stehen zu bleiben. Ihre Knie waren aus Gummi. Vor Kriemhilds Augen begann sich alles zu drehen.

      Kapitel 10

      Samuel

      Wo sonst hätte er sich an dem Abend aufhalten sollen, um sie abzufangen, ohne dabei ihre Aufmerksamkeit zu erregen? Seinen Platz in den Dünen würde er jedenfalls vermissen. Irgendwann, in weiß Gott wie vielen Jahren. Er wusste, dass es falsch war dort zu sein, auch ohne Amys Drohungen. Samuel schwor sich, auf Abstand zu bleiben. Vielleicht stellte Kate sich ja nicht ganz so dumm an, wie er befürchtete, und blieb ihrerseits auf Abstand zu dem triebgestörten Jason. Aber wer wusste das schon?

      Samuel verstand nicht, was die Mädchen an einem Typen wie Jay fanden. Doch es war nicht der richtige Zeitpunkt, um über die menschliche Psyche zu grübeln. Er würde sie ohnehin nie verstehen.

      Dann sah er sie. Brooke wich keinen Zentimeter von ihrer Seite. Sie liefen über den Strand, Richtung Pier. Sein Herzschlag verriet ihm, dass es längst zu spät war. Sein Herzschlag und der Gedanke, wie es wäre, wenn er doch nicht