Weltenreise. Julia Beylouny. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julia Beylouny
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738004298
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fürchte, in diesen Kleidern wirst du mindestens drei Neue seiner Art anlocken.“

       „Vielleicht hast du Recht. Darauf kann ich im Moment wirklich verzichten.“ Sie warf die Klamotten zurück in die Tüte. „Also bleibe ich bei dir. Wir schauen einen schnulzigen Film, essen Eiscreme und hoffen auf eine Speckrolle, die sämtliche Justusse der Welt vergrault.“

      „Du tust mir gut, mein Kind. Ich habe lange nicht mehr so gelacht! Geh nur und amüsier dich. Du hast viel durchgemacht in letzter Zeit. Aber eines noch: Sei vorsichtig am Strand, du weißt schon, ich mache mir Sorgen. Und damit meine ich nicht die Jungs.“

      „Ich weiß“, Kriemhild lächelte. „Aber keine Angst, ich meide das Wasser. Ich stelle allenfalls mal einen Zeh in die Wellen.“

      Kapitel 8

      Jason

      Am selben Nachmittag hing er lässig draußen auf dem Geländer der Veranda und zog an seiner Zigarette. James – den Volltrottel – hatte er noch einmal in die Stadt geschickt, um die letzten organisatorischen Sachen am Pier abzuchecken. Dazu war er gut genug. Das hatte er drauf. Für alles andere – die wichtigen Dinge – fehlte ihm irgendwie der Grips. Vor allem, was Weiber anging. Wenn Jason ihm nicht hin und wieder eine klarmachte, würde er gar nichts hinkriegen. Eine wie Brooke, die passte zu ihm. Er selbst würde sich um die Rothaarige kümmern, die war schließlich zwei Hausnummern zu groß für James.

      Er zog ein letztes Mal an der Kippe, warf sie zu Boden und zertrat den Glimmstängel. Erst am Morgen hatten sie das Strandhaus seiner Eltern bezogen und schon sah es aus, als hätten dort zehn Obdachlose einen ganzen Monat verbracht. Die meisten anderen Häuser standen noch leer – die Leute reisten frühestens kommende Woche an. Doch für ihn startete die Saison an dem Tag. Schließlich war Anfang Juni!

      Jason schaute hinab zum Strand und bekam große Augen. Da war die Kleine ja! Mit ‘ner Tüte voll Shoppingzeug. Er stützte sich auf das Holzgeländer und beobachtete sie. Kein Zweifel, die suchte nur nach ‘nem Typ wie ihm! Sie kannte sich mit Autos aus, was bedeutete, dass sie auch scharf auf eine Spritztour durch die Dünen war.

      Es gab kein Mädchen nördlich von Philadelphia und südlich von Boston, das nicht auf seine Karre abfuhr.

      Dann traf ihn beinahe der Schlag. Die Kleine ging auf das Haus der Gilberts zu! Wenn das hieß, dass sie keine fünfzig Meter weit entfernt von ihm wohnte, könnte er nachts den einen oder anderen Rundgang wagen. Er grinste. In weniger als zwei Stunden stieg die Party. Jason hatte vor, die Wette nicht nur zu halten, sondern sie noch am gleichen Abend zu gewinnen.

      Zum Pier hin beleuchteten Fackeln einen Weg. Die Musik passte; sie dröhnte ihm entgegen, als er den Wagen parkte. Hoffentlich hatte James nochmal mit dem Officer gesprochen. Zu dumm nur, dass in der Gegend alles kontrolliert wurde. Das einzig Gute an der Sache war, dass er Anfang des Jahres seinen Einundzwanzigsten gefeiert hatte. Da konnte er sich endlich offiziell einen kippen, ohne dafür einkassiert zu werden.

      Der DJ stand in der Mitte des Piers, eine angesagte Socke aus Manhattan. Discolights und Lampions sorgten für Stimmung. Jason sah viele Mädchen, die er noch vom letzten Sommer kannte, und bei der einen oder anderen war er sicher, dass er sie auch in dem Jahr wieder mit ins Strandhaus nehmen würde.

      „Da bist du ja, Mann!“ Er klopfte James auf die Schulter und suchte gleichzeitig nach der Rothaarigen. „Und, alles klar?“

      „Klar, Jason. Ich hab dem Barkeeper ‘ne Flasche von dem Zeug untergejubelt, das du besorgt hast. Alles easy. Deine Braut ist aber noch nicht in Sichtweite. Du bist sicher, dass sie kommt?“

      „Die kommt, darauf kannst du einen lassen.“

      Er zündete sich eine Zigarette an und blies den blauen Dunst aufs Meer hinaus.

      „Entschuldigen Sie bitte. Sind Sie die Verantwortlichen für diese Party?“

       Jason drehte den Kopf zur Seite und schaute einen uniformierten Polizisten an. So ein Idiot! James hatte es also tatsächlich verpennt.

      „Ja, der bin ich. Jason McAlloy. Stimmt irgendwas nicht, Officer?“

      „Bisher ist jedenfalls nichts passiert. Ich wollte Sie nur noch einmal auf die üblichen Gesetze aufmerksam machen. Sie kennen die Bestimmungen, was Alkohol und Drogen angeht?“

       „Sicher. Hat mein Kollege James Sie nicht informiert wegen der Party?“

      Kapitel 9

      Kriemhild

      „Oh mein Gott! Oh mein Gott! Ich denke, ich muss nochmal nach Hause und mich komplett umstylen. Hast du kurz Zeit? Kommst du mit? Wieso musstest du hier ausgerechnet im Sommer aufschlagen? An Halloween ist auch viel los. Oder an Thanksgiving. Der Sommer wird meiner Meinung nach ohnehin überbewertet. Was tu ich jetzt also mit dir? Lass dich ansehen!“

      Brooke nahm sie bei den Händen und schwenkte ihre Arme umher. Ihr Geplapper verunsicherte Kriemhild noch stärker, als sie ohnehin schon war. Sie kam sich tierisch albern vor in ihrem Aufzug. „Du hast Recht. Ich sollte mich besser umziehen. Eine Jeans tut’s auch.“

      „Was? Darling, eine Jeans? Woher kommst du noch gleich? Vom Mond? Du bist das heißeste Ding, das hier weit und breit herumläuft. Und darauf solltest du stolz sein! Wieso hat Gott mir diesen Körper nicht geschenkt? Ich wüsste genau, wie ich ihn einzusetzen hätte! Los, komm, wir sind eh zu spät. Aber hey, du hast mir wirklich noch nicht gesagt, woher du kommst.“

      „Aus Bremerhaven“, erwähnte Kriemhild beiläufig.

      „Bremerhaven? Wo liegt das, in Kalifornien? Wahnsinn, ein Mädchen von der Westküste! Dafür bist du ziemlich blass, findest du nicht?“

      „Brooke, Bremerhaven liegt an der Nordküste. Und zwar von Deutschland.“

      Das Mundwerk ihrer neuen Freundin stand mal für fünf Sekunden lang still.

      „Deutschland? Verstehe. Europa. Ich dachte immer, Europäer seien blond und blauäugig?“

      „Tja. Man lernt immer dazu.“

      Brooke zog sie aus dem Haus. Kriemhild setzte ihren Strohhut auf und schob den Rock weiter runter. Er reichte nicht mal bis zu den Knien. Darin lag sicher ihr Unwohlsein. Tante Margret stand mit verschränkten Armen auf der Veranda, zwinkerte ihr zu und lächelte. So schlimm konnte es also nicht sein.

      Brooke trug ihre Haare offen. Ihr gelber Bikini strahlte geradezu auf ihrer knackig braunen Haut. Wie unterschiedlich wir doch sind, dachte Kriemhild, als sie sie musterte. Allein optisch passten sie überhaupt nicht zusammen. Wenn Sara nur dagewesen wäre …

      „Also. Ich werde dich jetzt mal aufklären, was unsere Beachpartys angeht. Ich bin sicher, dass du noch nie Vergleichbares erlebt hast. Unten am Pier treffen wir auf Kelly, Bonnie und Jen. Nenn sie bloß nicht Jennifer! Es könnte sonst durchaus passieren, dass sie einen hysterischen Anfall bekommt. Obwohl, lass uns abwarten, wie die Jungs drauf sind. Wenn es dazu kommen sollte – was ich natürlich nicht hoffe – dass sie sich den gleichen angelt wie ich, dann darfst du sie Jennifer nennen. Wie alt bist du? Einundzwanzig? Wenn nicht, ist Alkohol tabu. Ich weiß zwar nicht, wie das bei euch in Europa geregelt ist, aber … Vergiss es. So, wie du aussiehst, wird niemand nach deinem Alter fragen.“ Kriemhilds Ohren schmerzten, als sie den Pier erreichten. Das war schlimmer als die Gilmore Girls. Vor ihnen stand eine Gruppe Mädels. Kelly, Bonnie und Jen. Sie begrüßten sie mit einem Lipgloss-„Hi“ und Kriemhild wünschte, ein Loch im Boden würde sich auftun und sie verschlingen. Irgendwie fühlte sie sich fehl am Platz.

      „Das ist Kate“, begann Brooke. „Sieht sie nicht hammermäßig aus? Sie kommt aus Europa, daher ihre blasse Haut. Aber unser Sommer wird sich dieses Problems annehmen. Hab ich Recht, Mädels?“

      Die stylischen Girls musterten sie. Vielleicht hätte Kriemhild sich wohler gefühlt, wenn sie nicht noch oberflächlicher