Asitor10 - Asitor (Band1). Simon Savier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Simon Savier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738031102
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fanden die Steine ihren Platz.

       »Nun warten wir.«

       Angestrengt beobachtete sie die vier Ecken. Es leuchtete, grummelte und die Anstrengungen waren nun aus allen vier Richtungen zu hören. Ein dünner blauer Energiefaden bildete sich entlang der oberen Wand von Ecke zu Ecke.

       Sie warteten und warteten … Drei Minuten später warteten sie immer noch.

       »Ich bin beeindruckt«, sagte Dran sarkastisch. »Hätte mir nicht gedacht, dass es so spektakulär werden würde.«

       Quinn strafte ihn mit einem durchdringenden Blick.

       »Immer einen dummen Spruch auf den Lippen, nicht wahr?«, entgegnete Bras, dessen transparente schweißnassen Haare ihm zum Teil im Gesicht hingen, was ihm einen verwegenen Ausdruck verlieh. Er verbarg es nicht, wie genervt er von Drans ewiger Nörgelei war.

       Verdammt, warum tut sich nichts? Die Terranerin war fest davon überzeugt, dass die Steine irgendeine Wirkung erzielen mussten. Schließlich war es eine Vorrichtung. Eine Vorrichtung musste einen Zweck erfüllen. Zumal sie zu aktivieren waren. Das Rattern konnte nicht alles gewesen sein.

       Nun waren auch ihr die Optionen ausgegangen.

       »Vielleicht müssen wir einen Spruch aufsagen«, feixte Boone.

       Quinn rollte mit ihren schönen dunklen Augen, schlug die Hände vors Gesicht und ließ den Kopf hängen.

       »Wer weiß«, murmelte Boone und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen sinnierend zusammen. »Wie wäre es mit: Sesam öffne dich!«

       Im selben Augenblick begann der Boden zu vibrieren. Kurz darauf der ganze Raum.

       Die drei Personen, die es geschafft hatten, das Gleichgewicht zu halten, versuchten ihre Kollegen zu packen und zum Ausgang zu schleifen. Plötzlich versperrte eine rasant heruntergleitende massive Steinplatte kratzend den einzigen Ausweg. der ihnen zur Verfügung stand.

       »Was passiert hier?«, schrie Sora, um das Donnern zu übertönen.

       »Woher wusstest du, dass man diese Worte aussprechen muss?«, fragte Throna erstaunt und half Boone auf die Beine.

       Bevor der Terraner, dessen Mund weit offen stand, wieder etwas Überflüssiges von sich gab, antwortete Quinn.

       »Das hatte nichts mit seinem Spruch zu tun. Es waren die Leuchtsteine. Sie haben doch etwas bewirkt.« Ich wusste es.

       »Dass immer irgendwas einstürzen oder beben muss.« Boone legte sich flach auf den Boden. Seine Kollegen gesellten sich unfreiwillig dazu. »Wird allmählich zur Gewohnheit.«

       Sie beobachteten die Alesstri Lih’Ar und Bras, ob sie das unverkennbare Anzeichen des Todes in ihren Augen lesen konnten.

       Kein Ru’Uco.

       Es rüttelte, es schüttelte, es ächzte, es stöhnte und es kratzte an der Wand, dem Boden und den Nerven der Ten4. Man hatte den Eindruck, ein weidwundes Tier lag im Sterben, solche Geräusche quälten ihre Ohren.

       So schnell es begonnen hatte, so schnell war es zu Ende. Kein noch so geringer Ton war zu hören.

       Am Boden liegend und durch ihre über dem Kopf verschränkten Arme fragte die kleine Akilara Siri eingeschüchtert: »Und was jetzt?«

       Boone hob seinen Kopf vom Boden. »Sesams Tür ist wohl doch nicht aufgesprungen.«

       »Eigenartig«, bemerkte Throna. »Üblicherweise gibt es Konsequenzen, die sich in eingestürzten Gängen oder dergleichen manifestieren.«

       Lih’Ar machte suchende Bewegungen. Dabei wehten ihre gläsernen lange Haare wallend hin und her. »Wo ist eigentlich Tari abgeblieben?«

       Da erst wurde ihnen bewusst, dass keiner wusste, wo das liebenswerte kleine Tierchen war. Sie machten sich auf die Suche. Der Raum war schnell durchforscht. Keiner fand es.

       »Ich fürchte, dass…«

       Condara Tyy wurde von ihrem artverwandten Kollegen unterbrochen. »Ich habe das gewiefte Kerlchen gefunden.« Throna sah an sich herab und öffnete seine Kutte. Ein kleiner wuscheliger Kopf kam zum Vorschein und blickte ängstlich hervor. »Es hatte sich offensichtlich während der Erschütterung in meiner geräumigen Innentasche verkrochen.« Behutsam holte er Tari hervor und gab ihn in Siris Obhut. Doch das Shantari blieb nicht bei der kleinen Tospari, sondern lief ausgerechnet zu Boone und hopste mit einem Sprung auf seine Schulter. Es schien sich an seiner Seite wohler zu fühlen und grinste ihn an.

       Mit einer Prise Abneigung sagte Boone: »Hey! Was fällt dir ein?« Er packte den Kleinen wie ein Kaninchen im Genick, hob ihn von seiner Schulter und übergab ihn Abby Quinn.

       »Du bist herzlos«, sagte sie und wandte sich mit dem Tierchen von ihm ab.

       Abermals blieb Tari nicht dort, wo er war und lief zurück zu Boone.

       »Ich glaube, hier mag dich jemand sehr«, sagte Quinn und zwinkerte ihm zu.

       »Das mag schon sein, aber ich halte Tiere nicht gerne auf meiner Schulter. Es sei denn, es handelt sich um einen Raben. Und jetzt verzieh dich, Kleiner und komm Nimmermehr zurück.« Diesmal gab er das Shantari der alesstrischen Glaziologin Lih’Ar. Wieder kam er zurück. Er versuchte es noch bei Tyy und Sora. Der Erfolg blieb aus. Wie ein Bumerang fand sich das Tierchen immer wieder auf Boones Schulter wieder. Schließlich resignierte er.

       Boone hatte einen neuen Weggefährten. Ob er wollte oder nicht. Er sah das Tier von der Seite an. »Wenn mein Kreuz krumm wird, mache ich dich dafür verantwortlich.« Was für eine lästige Klette. Warum ausgerechnet ich? Kannst du nicht jemandem anderen auf die Nerven fallen? Sie sahen einander mit großen Augen an. »Was soll’s? Hat ja kaum Gewicht.«

       Plötzlich öffnete sich vor ihnen ein verborgenes Tor. Keiner konnte es sich erklären, denn als sie zuvor nach einem Ausweg suchten, waren an den Wänden keinerlei Hinweise dafür zu erkennen.

       Zwei Steinplatten verschoben sich nach links und rechts. Sonnenstrahlen fluteten den dunklen Raum. Automatisch machten alle einen Schritt zurück.

       »Nun Celáhr, war das spektakulär genug für dich?« Nicht nur Quinns Stimme klang zynisch, auch ihr Gesichtsausdruck passte sich ihrem Organ an.

       Der Gidaner rümpfte lediglich die Nase und sah an ihr vorbei.

       Throna ging auf das Tor zu. Aber er blieb im Bereich des Ausgangs stehen. »Kommt her, das müsst Ihr Euch ansehen. Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde.«

       Die gemischte Truppe folgte, geblendet durch die ungewohnte Helligkeit, seiner Aufforderung. Als sie sahen, was Throna sah, waren sie nicht minder erstaunt.

       Eine gewaltige Stadt, die den Maya-Bauten der Erde ähnelte, jedoch völlig in Platin getaucht, erschien aus dem Nichts. Viele Gebäude, Statuen und alles was dazugehörte, erblickten sie aus etwa hundertfünfzig Meter Höhe.

       »Nichts mehr mit Felsen, Tunnel und leuchtenden Steinen«, staunte Bras und atmete erleichtert auf.

       Sah man talwärts, boten sich ihnen Terrassen dar, die gleichzeitig den Abstieg garantierten. Denn diese Terrassen waren dicht aneinandergereiht und durch Stufen verbunden.

       Sie stiegen problemlos hinab und waren binnen kurzer Zeit am sandigen Boden angelangt. Dennoch waren sie schnell durchgeschwitzt. Die Schutzanzüge hatten sie in der Höhle zu Beginn ihrer Höhlenwanderung zurückgelassen, da sie nicht damit gerechnet hatten, denselben Weg nicht zurückgehen zu können. Sehr lange konnten sie der Hitze ohne Anzug nicht standhalten.

       Am Fuß des Objekts erkannte man, dass sich der Ausgang an der Seite der obersten Plattform befand.

       »Eine eigenartige Konstruktion, findet Ihr nicht auch?« Boones Geschmack traf die Pyramide nicht.

       Condara Tyy betrachtete das Gebilde mit steigendem Interesse. »Was findest du daran eigenartig? Die LoShandi unserer Heimat sind das beinahe Abbild dieser Architektonik.«